Der letzte Trüel in Spiez

Der letzte Trüel in Spiez

Der letzte Trüel in Spiez

In Spiez zeugt der Mööslitrüel von einer langen Weinbautradition in der Region.

Text & Fotos: Monica Schulthess Zettel

Im Trüel wurden vor langer Zeit Trauben zu Wein gepresst, weshalb dieses Wort heutzutage nicht mehr sehr gebräuchlich ist. In der Ostschweiz verwendete man den Begriff Trotte, im Bündnerland das Wort Torkel. Der gebräuchlichste ist der Kelter, welcher vom lateinischen Wort calcare abstammt, was ins Deutsche übersetzt Nie- dertreten bedeutet und Bezug nimmt, dass vor der Einführung von Pressen barfüssig Trauben zerstampft wurden. 

Der Mööslitrüel ist die letzte von ungefähr 17 Pressen, die früher rund um Spiez im Einsatz waren. Er ist ein Geschenk der Rebbau-Genossenschaft Spiez an das Heimat- und Rebbaumuseum Spiez, dessen eigentliches Museum sich in einem Simmentaler- haus befindet, bei welchem es sich um ein ehemaliges Winzerhaus handelt, das im Schweizerischen Inventar der Kulturgüter aufgelistet ist. Neben dem Bauerngarten findet sich zudem ein 1720 erbauter Speicher. 

Die Geschichte des Spiezerweins

Der Rebbau in der Thunerseeregion wird im Jahre 994 erstmals erwähnt. Auch in Spiez waren in den folgenden Jahrhunderten praktisch alle verfügbaren Hänge mit Reben bestockt. Während heutzutage Wein ein Genussmittel ist, wurden früher sogenannte «Brotweine» produziert, da sich die Menschen vorwiegend von Getreideprodukten wie Brot ernährten. Um grosse Mengen des kalorienreichen Getränkes produzieren zu können, wurde der Ertrag nicht wie heute reduziert.

Aus krisenbedingten und wirtschaftlichen Gründen, aber auch wegen der schädlichen Reblaus und einer Pilzkrankheit wurde um die Jahrhundertwende 1900 der Weinbau in Spiez nach und nach eingestellt. Waren im 18. Jahrhundert noch 130 Jucharten be- stockt, so waren es im Jahre 1910 nur noch ungefähr fünf Jucharten. Erst rund dreissig Jahre später wurde mit dem Anbau neuer Reben begonnen, sodass heute in Spiez 11,5 Hektaren bewirtschaftet werden.

Die Vorderseite des Gebäudes mit Terrasse und seitlichem Eingang links hinten.

Die sich im Schatten befindende Rückseite des Gebäudes mit Eingang (ca. 1956 fotografiert).

Renovation

Der Mööslitrüel wurde gemeinsam mit dem Bauernhaus in Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege saniert, «…und am 2. Mai 1987 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden», wie Alfred Stettler im Buch «Der Weinbau in Spiez am Thunersee» schreibt. Bei der Renovierung mussten verschiedene Auflagen berücksichtigt werden, sodass die Lücken zwischen den Balken nicht isoliert werden konnten, weshalb es drinnen je nach Jahreszeit ziemlich kühl sein kann. Einzig bei den drei schmalen Fensteröffnungen bei den Sitzgelegenheiten durfte im Gebäudeinnern je eine durchsichtige Kunststoffplatte angebracht werden, damit der Wind weniger hineinziehen kann. Zehn Jahre später wurde dann die Galerie eingebaut, damit der Raum besser genutzt werden kann.

Ausstattung und Vermietung

Im Speicher finden sich nebst der fast raum- ausfüllenden Presse verschiedene Gegenstände, die mit dem Rebbau zu tun haben. Seien es  alte, hölzerne Bottiche, verschieden grosse Ballonflaschen mit Korbumman- telung, Rückenbrenten, eine etwas «modernere» Weinpresse, Seile, Harassen und vieles mehr. Zudem schmücken leere Weinflaschen in verschiedenen Grüntönen den Raum. Im Erdgeschoss wird auf zwölf Informationstafeln «das Jahr im Rebberg» veranschaulicht, und auch auf der Galerie findet man Wissenswertes zum Thema Wein und seiner Entstehung beziehungsweise Produktion.

Der Speicher kann für verschiedene Anlässe während der Sommersaison gemietet werden, die aufgestellten Tische und Bänke bieten Platz für rund 40 Personen. Auf Wunsch wird vom Heimat- und Rebbau- museum Spiez auch für Speis und Trank gesorgt, wobei natürlich ein feiner Spiezerwein nicht fehlen darf. 

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