Aus dem Dornröschenschlaf geweckt

Aus dem Dornröschenschlaf geweckt

Aus dem Dornröschenschlaf geweckt

Zum Glück nicht 100 Jahre lang blieb die ehemalige Dependance «Unter den Tannen» des Hotels Bären in Sigriswil einem langen Schlaf gleich verborgen, bevor sie zu neuem Leben erweckt wurde.

Text: Monica Schulthess Zettel  |  Fotos: Thomas Abplanalp, David Birri, Monica Schulthess Zettel

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Die Vorgeschichte 

Die Geschichte des Hotels Bären in Sigriswil geht weit zurück. Bereits Ende des 15. Jahrhunderts wird die Wirtschaft Bären erstmals schriftlich erwähnt. Sie war eine weitherum bekannte Gaststätte, wo unter anderem Hochzeiten und Taufen gefeiert wurden und man sich nach Beerdigungen zu Speis und Trank traf. Ungefähr im Jahr 1890 wurde nachträglich die Dependance, ein Nebengebäude mit etwas Abstand zum Hotel, gebaut. Wie das Hotel selbst wurde auch dieses Haus als Jugendstilgebäude errichtet. Man kennt diesen Stil auch als Schweizer-Häuschen-Stil, der sich unter anderem durch Stichsägeornamente aus Holz auszeichnet. Diese verzieren Dach, Fenster und auch die Erker, sodass je nach Tageszeit und Sonnenstand zusätzliche Muster durch Licht und Schatten entstehen. Die Schindeln an der Fassade blieben nicht naturbelassen, sondern wurden farbig gestrichen.

Zwischen den beiden Gebäuden war ein grosser Garten mit Schatten spendenden Bäumen angelegt. Die Hotelgäste konnten in diesem kleinen Park verweilen, und während einiger Zeit prägte zusätzlich ein grosser, runder Brunnen mit einer Wasserfontäne das Bild.

In der Dependance wurde einige Zeit lang auch eine Kegelbahn betrieben, wie auf dem untersten Bild auf der vorangehenden Seite zu sehen ist. Mit der Zeit wurden die Zimmer in der Dependance jedoch nicht mehr benötigt – das historische Gebäude fiel sozusagen in einen Dornröschenschlaf. Einzig das massive Sockelgeschoss wurde noch vom örtlich ansässigen Gewerbe genutzt.

Die Idee 

Der Sigriswiler Architekt Thomas Abplanalp hegte schon länger den Wunsch, diesem Gebäude neues Leben einzuhauchen, zumal es an zentraler Lage mitten im Dorf liegt. Von der a+b Liegenschaften AG, deren Mitbegründer er ist, konnte das Gebäude vom damaligen Besitzer Peter Schmid erworben werden – ein Gebäude mit vielen Überraschungen, nicht nur freudiger Art. Der Zahn der Zeit hatte kräftig daran genagt. Die Fassaden waren von Efeuranken überwuchert, Äste waren durch das Dach ins Innere gewachsen, und auch die Witterung hatte dem Haus mit Regen, Schnee und Kälte zugesetzt.

Die Sanierung 

Man war eigentlich davon ausgegangen, dass vieles zu erhalten sei, doch die Bausubstanz war dermassen schlecht, dass schlussendlich nur gegen Süden und Osten ausgerichtete Fassadenteile sowie die beiden Erker erhalten werden konnten. Um das Gebäude nach dem Teilabriss wieder originalgetreu aufbauen zu können, wurden die architektonischen Details zuvor aufgenommen. Erhalten werden konnten unter anderem die Fenster und einige Türen, welche aufwändig restauriert wurden. Auch die farbig gestrichenen Holzschindeln wurden untersucht und es stellte sich heraus, dass diese im Verlauf der Jahrzehnte drei bis vier Farbanstriche erhalten hatten. Beim Neubau entschied man sich daher für den ursprünglichen Farbton, für ein sehr helles Pastellgrün. Auch das Satteldach wurde neu erstellt und mit orangen Ziegeln eingedeckt. Damit die neu angebrachten Dachfenster optisch so wenig wie möglich stören, wurden spezielle Lamellenfenster eingebaut. Die Wasserrinnen sind aus Kupferblech gefertigt und passen farblich zu den Dachziegeln.

Das Treppenhaus

Total geändert hat sich das Treppenhaus, das einen grossen Kontrast zur Fassade bildet. Der Eingang ist mit einem Baukörper aus Eisen mit gerostetem Dach auf der Oberseite definiert, wo Briefkästen und eine Gegensprechanlage integriert sind. Im Innern des Hauses wurde der ganze Kern des Treppenhauses in Massivbauweise mit Sichtbeton erstellt, sodass Grau als Farbton vorherrscht. Die verlegten Bodenplatten weisen ein dunkleres Grau auf und die Treppen, beziehungsweise die Stufen sind ganz in Schwarz gehalten. Für Licht sorgen an Wänden angebrachte Leuchtkörper sowie versteckte Lichtquellen, die die Treppenstufen der Wand entlang durch einen schmalen Spalt beleuchten.

Die Wohnungen und der laden

Die Wohnungen wurden nach den Wünschen der Käufer ausgeführt, wobei zurzeit jene im Hochparterre noch zum Verkauf ausgeschrieben und deshalb nicht fertig ausgebaut ist. Da es sich dabei um die zum Garten hin angelegte Wohnung handelt, wurde der Aussenbereich noch nicht fertig bepflanzt, damit die künftigen Besitzer diesen nach ihren Bedürfnissen gestalten können.

Die Eigentumswohnungen wurden nach den Wünschen und finanziellen Möglichkeiten der Eigentümer ausgebaut und fertiggestellt. Durch die erhaltenswerte Fassade und die vorgegebenen Fenster konnten die Grundrisse nicht beliebig angepasst werden und auch die Raumhöhe war nicht wirklich veränderbar. Trotzdem sind grosszügige Räumlichkeiten entstanden, mit zum Teil offenen Küchen zu den Wohnzimmern hin und grosszügigen Badezimmern, wie sie in der heutigen Zeit bevorzugt werden. In den Wohnungen selbst fühlt man den Charme des Hauses vor allem bei den sanierten Fenstern, wo auch die originalen Fenstergriffe erhalten blieben. Zudem weist die Dachwohnung durch die Lukarnen viele Dachschrägen auf.

Eine der Wohnungen wird als Physio- und Hypnosetherapie-Praxis genutzt, und im Erdgeschoss ist ein Geschäft für Optik und Akustik in den vorgesehenen Laden eingezogen, was die Umgebung hier im Dorf zusätzlich aufwertet. Zudem führt neu ein Trottoir um das Anwesen, sodass sich Fussgänger nun sicherer durchs Dorfzentrum bewegen können.

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