Auf rasanter Fahrt mit den Huskys

Auf rasanter Fahrt mit den Huskys

Auf rasanter Fahrt mit den Huskys

Im Wald herrscht idyllische Stille, nur das Geräusch von 40 Hundepfoten, die durch den Schnee preschen, ist zu hören. Schnell, jedoch sanft gleitet der Wagen zwischen den Bäumen hindurch. Im nächsten Moment durchbricht das Gespann die letzte Reihe Bäume und überquert ein offenes Feld mit weiter Aussicht auf die schneebedeckten Berge. Etwa so fühlt es sich an, das unvergessliche Erlebnis, welches Ruedi Grütter mit seinen Huskywagenfahrten in Heimberg anbietet.  

Text: Laura Scheidegger  |  Fotos: zvg

Angefangen hat alles vor gut 30 Jahren mit fünf Huskys. Ruedi Grütter, gelernter Tierpfleger und Hundeausbildner, übernahm die Hunde, die von ihrem vorherigen Besitzer bei dessen Wegzug einfach zurückgelassen wurden, und brachte sie in sein Tierheim in Heimberg. Um die Huskys bei Laune zu halten und zur eigenen Freude, begann er, mit den Hunden Schlitten zu fahren. Mit der Zeit kamen jedoch von unterschiedlichen Stellen immer mehr Huskys hinzu, da viele Leute diese abgeben mussten. Dieses Muster sieht Ruedi Grütter gerade mit Huskys häufig, wie er erklärt: «Jemand schafft sich einen Husky an, diese Hunde sind jedoch nicht ganz einfach in der Haltung und wollen beschäftigt werden. Also holt man noch ein, zwei weitere Tiere dazu, damit man mit ihnen Schlitten fahren kann.» So hat man bald ein ganzes Rudel und die erste Beschwerde von den Nachbarn lässt in der Regel nicht lange auf sich warten. «Denn in der Nacht singen die Tiere», sagt Grütter und fügt an, dass er die Laute der Huskys absichtlich und aus gutem Grund als Singen bezeichnet. «Ich wohne gleich unter dem Tierheim und höre die Hunde in der Nacht. Wenn ich es bellen oder heulen nennen würde, würde ich mich plötzlich nur aufregen», gibt er lachend zu bedenken. 

Die lange Suche nach einem Ort für die Schlittenfahrten

Die Haltung eines Husky-Rudels und das Schlittenfahren sind jedoch teure Unterfangen und bald merkte Ruedi Grütter, dass er irgendwie Einnahmen generieren musste. So entschloss er sich, die Hundeschlittenfahrten kommerziell anzubieten. Mit dieser Entscheidung begann jedoch auch eine dreijährige Suche nach einem passenden Ort, wo die Fahrten stattfinden konnten. Eine der Hauptschwierigkeiten während dieser Suche waren die strengen Bauvorschriften bei Arealen, die gross genug für das Projekt waren. Denn um die Schlittenfahrten überhaupt durchführen zu können, brauchte Ruedi Grütter unter anderem einen Zwinger für die Hunde wie auch Schlafmöglichkeiten für die Gäste und das Team. Schliesslich fand er in Oberwald im Wallis den perfekten Austragungsort für die Hundeschlittenfahrten. Denn im Holiday-Camp im Ort konnte Ruedi Grütter ein kleines Husky-Dorf errichten und seine Gäste in Schlaffässern unterbringen, damit das Abenteuer bereits in aller Früh am nächsten Morgen starten konnte. 

Eine neue Ära mit dem Wagen 

So bot er während mehreren Saisons erfolgreich Hundeschlittenfahrten an. Auf vier Schlitten mit Gespannen von je acht bis zehn Hunden verteilt, bot er so rund hundert Leuten pro Woche ein einmaliges Erlebnis. Doch seit letztem Winter ist leider Schluss mit den Schlittenfahrten. «Auf Dauer wurde es einfach zu anstrengend!», berichtet Ruedi Grütter. «Ich bin nicht mehr der Jüngste und das Pendeln zwischen Heimberg und dem Wallis jede Woche ging mit der Zeit recht auf die Knochen.» Ein wichtiger Grund, warum sich Ruedi Grütter gezwungen sah, die Schlittenfahrten nicht mehr anzubieten, war jedoch der Mangel an gutem Personal. «Plötzlich hatten wir grosse Mühe, gute und motivierte Leute zu finden. Die Arbeit war saisonal nur im Winter und recht anstrengend.» Er benötigte aber unbedingt zusätzliches Personal, da er nicht sein ganzes Team mit ins Wallis nehmen konnte, denn auch die Tiere in Heimberg wollten Betreuung. 

Doch ganz aufgegeben hat Ruedi Grütter die Hundefahrten nicht. Er hat einfach die Unterlage gewechselt, denn nun fährt er seine Huskys mit dem Wagen aus. Im Moment hat er noch zwanzig einsetzbare Huskys und vier Oldies. Auf dem Wagen können zwei Personen gemütlich sitzen und die Fahrt geniessen. Doch genau wie früher die Schlittenfahrten, sind auch die Wagenfahrten stark saisonal. Denn bevor die Temperaturen nicht unter 15° Celsius gesunken sind, können die Huskys nicht eingesetzt werden, zu gross ist die Gefahr, dass die Hunde einen Hitzestau erleiden. Die Saison startet somit normalerweise Ende Oktober oder Anfang November und dauert bis ca. Ende April. 

Entlang der Aare und durch den Blätterwald 

Wenn Interessierte erfahren, dass die Schlittenfahrten nicht mehr angeboten werden, sind viele im ersten Moment enttäuscht. Schliesslich verbindet man Huskys irgendwie automatisch mit diesem ikonischen Fortbewegungsmittel. Schlussendlich seien sie jedoch alle restlos von den Wagenfahrten begeistert, meint Ruedi Grütter und erklärt auch gleich die Vorteile: «Mit den Schlitten konnten wir nur auf vordefinierten Pisten fahren, mit dem Wagen sind wir viel freier und müssen nicht immer den genau gleichen Weg nehmen.» Zudem ist der Wagen um einiges schneller als der traditionelle Schlitten, mit ihm erreicht man Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 35 Kilometer pro Stunde. Die Umgebung von Heimberg bietet die perfekte Kulisse für die idyllischen Wagenfahrten mit Huskys. Eine von Ruedi Grütters Lieblingsrouten verläuft über die nahen Felder und dann hinunter zur Aare. Die Huskys folgen dann eine Weile dem Flusslauf, bevor Ruedi Grütter sie durch Wälder wieder zurücklenkt. «Besonders im Winter ist diese Tour unglaublich schön und friedlich! Man hört dann im Wald nichts ausser dem Knirschen des Schnees unter den Pfoten der Hunde.»

Videokonferenz mit dem Vierbeiner

Neben den Wagenfahrten betreibt Ruedi Grütter zusammen mit seinem Team ein reguläres Tierheim und Tierferienheim für Hunde, Katzen und Kleintiere. Sollte während den Ferien die Sehnsucht nach dem Vierbeiner zu gross werden, hat Ruedi Grütter eine Lösung bereit: Eine Kamera nimmt den Aussenbereich der Hunde auf, das Filmmaterial kann auf der Homepage des Tierheimes angesehen werden. «Ich habe auch schon Anrufe aus Amerika erhalten, in denen mir Besitzer überglücklich mitgeteilt haben, dass sie gerade ihren Hund draussen haben beim Spielen beobachten können.»

Alle Mitarbeiter sind ausgebildete Tierpfleger und der Betrieb bildet zudem Lehrlinge aus. Auch Ruedi Grütters Tochter Cyrine arbeitet im elterlichen Betrieb und übernimmt diesen nun schrittweise von ihrem Vater. «Es ist schön zu sehen, wenn jemand mit viel Herzblut die Tradition weiterführt», meint Ruedi Grütter stolz. 

«Besonders im Winter ist diese Tour unglaublich schön und friedlich! Man hört dann im Wald nichts ausser dem Knirschen des Schnees unter den Pfoten der Hunde.»

Kontakt
Tierferienhof Rotachen
Familie Grütter Brenzikofenstrasse 81, 3627 Heimberg

Öffnungszeiten
Mo – Sa: 8.00 –11.30 Uhr und 14.00 –17.30 Uhr 

Reservationen für Wagenfahrten 
Telefon 033 437 87 84

www.huskytouren-gruetter.ch
www.tierferienhof.ch


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