Das neugierige Rotkehlchen

Das neugierige Rotkehlchen

Das neugierige Rotkehlchen

Das Rotkehlchen ist ein kleiner, lebhafter Singvogel, welchen man besonders im Winter häufig an Futterstellen antrifft. Was es über diese kecken Vögel zu wissen gibt und wie Sie diese und andere Wintervögel in den Wintermonaten unterstützen können, lesen Sie hier.

Text: Anja Rüdin  |  Fotos: zvg

Der Grund für die Namens­gebung könnte beim Rotkehlchen kaum offensichtlicher sein. Die orangerote Färbung von Gesicht, Kehle und Brust ist nicht nur zentral für die Namensgebung, sondern macht diese kleinen Vögel auch leicht erkennbar. Die auffällige Farbe im Gesichts- und Brustbereich steht in Kontrast zu der olivbraunen Oberseite. Es gibt keine geschlechtsspezifische Färbung, Männchen und Weibchen sind rein äusserlich nicht zu unterscheiden. Nur als Jungvögel haben die Tiere noch eine braun gefleckte Brust. Mit einer etwas rundlichen Gestalt und  den langen, dünnen Beinen werden Rotkehlchen etwa 13,5 bis 14 Zentimeter gross und haben eine Lebenserwartung von rund fünf Jahren.

Das Rotkehlchen ist sowohl im Wald wie auch in Siedlungen anzutreffen. Der Lebensraum dieser Vögel erstreckt sich von Nord­afrika über Europa bis nach Kleinasien sowie auf einige Mittelmeerinseln. Lediglich in Skandinavien, Island und einigen Gebieten Spaniens sind sie in Europa nicht anzutreffen. Es hält sich vor allem im Gebüsch, in Hecken oder im Unterholz auf. Zudem bevorzugt es für seine Reviere schattige und wassernahe Gebiete, denn das Rotkehlchen badet zu allen Jahreszeiten sehr gerne – im Winter notfalls auch im eisig kalten Wasser. Morgens wäscht es sich das Gefieder flügelschlagend an tau- oder regennassen Blättern, um sich anschliessend kräftig zu schütteln und zu putzen. Abends zieht das Rotkehlchen jedoch das Bad an flachen Uferstellen oder in Tränken vor.

Mit einer etwas rundlichen Gestalt und den langen, dünnen Beinen werden Rotkehlchen etwa 13,5 bis 14 Zentimeter gross und haben eine Lebenserwartung von rund fünf Jahren.

Zänkische Einzelgänger

Auch wenn Rotkehlchen süss aussehen und dem Menschen gegenüber sehr zutraulich sind, sind die Vögel untereinander zänkisch und unverträglich. Besonders beim Futterhäuschen wird jeder andere Vogel, sei es ein Artgenosse oder nicht, energisch vertrieben. So verwundert es nicht, dass Männchen und Weibchen im Winter getrennt voneinander feste Reviere etablieren und diese auch zu verteidigen wissen. Aggressionen gegen Rivalen werden erst im Reviergesang ausgedrückt, bleibt dies jedoch erfolglos und auch das Aufplustern beeindruckt nicht, verkrallen sich die beiden Kontrahenten ineinander und versuchen, sich gegenseitig auf dem Boden festzuhalten. Sogar interessierte Weibchen stossen in der Paarungszeit vorerst auf die Abwehr des Männchens, welches durch sein Imponiergehabe einschüchtern will. Das Weibchen reagiert darauf mit Infantilismus und versucht, das Männchen durch Betteln oder Zittern des Schwanzes und der Flügel zu beruhigen. Dieses Ritual wiederholt sich oft tagelang, bevor das Männchen schliesslich aufhört und das Paar sein Revier für die kommende Brutzeit zusammen verteidigt.

Nicht brütende Männchen suchen sich manch­mal gemeinsame Schlafplätze. So kommen teils bis zu 35 dieser Vögel zusammen und finden in dichtem Gebüsch – in ­besonders strengen Wintern suchen Rotkehlchen Hühnerställe, Taubenschläge oder ähnliches auf – Ruhe. Übrigens sind die ­kecken Vögel normalerweise tag- und ­dämmerungsaktiv, nur in Ausnahmefällen halten sie die nächtliche Ruhe nicht ein.

Gesangskünstler auf Futtersuche

Zu den Hauptnahrungsquellen der Rotkehlchen gehören Insekten, Spinnen, Würmer sowie Schnecken. Ergänzend nehmen sie Früchte, Beeren und weiche Samen zu sich. Während der Brutzeit besteht die ­Nahrung fast ausnahmslos aus tierischen Bestandteilen, erst im Spätsommer, Herbst und Winter kommen pflanzliche dazu. Rotkehlchen lassen sich bei der Suche nach Futter gut beobachten, denn sie bewegen sich dabei in kleinen Sprüngen auf der Erde vorwärts. Durch Umdrehen, Ablesen von Laub oder die Ansitzjagd mit anschliessendem Herunter­stossen fängt das Rotkehlchen gekonnt Insekten.

Bei der Fütterung der Jungen spielen akustische Signale eine entscheidende Rolle. Nestlinge rühren sich nämlich bei Erschütterung des Nestes nicht. Erst der schnatternde Fütterruf der Altvögel löst das Aufsperren der Schnäbel bei den Jungen aus. Ansonsten fällt das Rotkehlchen hauptsächlich durch seinen Alarm- und Störungsruf auf, das sogenannte «Schnickern» oder «Ticksen». Geschulte Ohren können unterschiedliche Rufe für verschiedene Feinde unterscheiden. Der Gesang der ­bunten Vögel besteht aus 275 nachgewiesenen fortlaufend ändernden Motiven und ist damit sehr variabel. Die Rufe der Rotkehlchen beginnen etwa eine Stunde vor Sonnenaufgang und sind auch eine Weile nach Sonnenuntergang noch zu hören. Besonders in der Dämmerung sind sie sehr aktiv. Mit Ausnahme der Mauserzeit singen Rotkehlchen das ganze Jahr über.

Um es dem Rotkehlchen und anderen Vögeln im Winter möglichst angenehm zu machen, gibt es für Garten­besitzer ein paar kleine Dinge zu beachten.

Neugieriger Sympathieträger

Dank seinem auffälligen Erscheinungsbild und der Häufigkeit, mit der man es zu sehen bekommt, ist das Rotkehlchen ein besonderer Sympathieträger. Hierzulande gehören Rotkehlchen zu den häufigsten Brutvögel, und dank ihrer Zutraulichkeit gegenüber dem Menschen sind sie oft zu beobachten. Es wagt sich an grössere Tiere und Menschen heran, die es aktiv aufsucht, weil sich in ­deren Nähe oft Insekten befinden. Beispielsweise kommen sie bei der Gartenarbeit ­neu- gierig heran, um zutage geförderte Bodentiere zu erhaschen. Und auch im Winter ­nutzen sie gerne vom Menschen aufgestellte Futterstellen. Um es dem Rotkehlchen und anderen Vögeln im Winter möglichst angenehm zu machen, gibt es für Gartenbesitzer ein paar kleine Dinge zu beachten.

Besonders in harten Wintern kann man Rotkehlchen und auch andere heimische Vögel praktisch den ganzen Tag bei der ­Futtersuche beobachten. Dabei werden Blumentöpfe nach Insekten durchkämmt sowie Futterspender und Meisenknödel aufgesucht. Urbane Rotkehlchen versuchen auch schon einmal, offen gelagerte Lebensmittel zu erreichen. Gartenbesitzer können zudem darauf achten, Unterholz und kleine Laubhaufen im Garten liegen zu lassen, an denen Vögel auf der Suche nach Futter auch im Winter noch kleine Insekten und Larven finden können. Zudem sollte das Futterhaus mit hochwertigem Futter gefüllt und stets sauber gehalten werden. Und auch eine Schale mit Frischwasser ist sowohl im Sommer wie auch im Winter genauso wichtig. Mit diesen Tipps können Sie sich auf ­gemütliche Stunden am Küchenfenster freuen, in denen Sie das Rotkehlchen und weitere heimische Vögel bei ihrem Besuch am Futterhäuschen beobachten können.

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