Der «Zorro» unserer Wälder
Der «Zorro» unserer Wälder
Als «Tier des Jahres 2022» ist der Gartenschläfer ein sympathischer Botschafter für wilde Wälder und naturnahe Kulturlandschaften. Da die Populationen dieser Art in weiten Teilen Europas stark zurückgehen, ist es besonders wichtig, mehr über den nacht-aktiven Nager zu erfahren.
Text: Anja Rüdin | Fotos: Frederic Desmette, P. M. Guinchard, Erich Linz, Jean-François Noblet, Severin Nowacki, zvg
Auf dem Rückzug
Neugeborene Gartenschläfer erkunden ihre Umgebung schon nach einigen Wochen.
So können wir uns also freuen – bald ist das «Spiezerli» wieder auf dem Thunersee unterwegs. Auf der Website www.spiezerli.ch können Sie sich über den Zeitplan informieren und zusätzliche spannende Informationen zum Dampfer nachlesen. Ausserdem besteht auch immer noch die Möglichkeit, sich durch eine Spende am Projekt zu beteiligen – jeder Franken kann gebraucht werden. Es steht der Thunerseeregion sicherlich gut zu Gesicht, dass ein solches Stück Schifffahrts- und auch Tourismusgeschichte gepflegt wird und nicht finanziellen Überlegungen geopfert wurde. Gute Fahrt!
Poltergeister
Ruhiger Winter, turbulenter Sommer
Sobald im Herbst die Temperaturen zu sinken beginnen, begeben sich die Gartenschläfer in den Winterschlaf. Von November bis April verkriechen sie sich in ihren Winterquartieren – dazu können Erd- und Felsspalten, Baumhöhlen oder auch Scheunen, Ferienhäuser und Vogelnistkästen dienen. Während des Winterschlafes reduzieren die putzigen Nager ihre Körperfunktionen auf ein Minimum. Dabei verhindert eine Art natürlicher Thermostat, dass die Körpertemperatur der ruhenden Gartenschläfer nicht zu stark sinkt.
Augen zu, Ohren heruntergeklappt, Schwanz eingerollt – so kuscheln sich die Bilche mit «Zorro»-Maske für die Wintermonate ein. Während dieser Zeit büssen Gartenschläfer etwa die Hälfte ihres Körpergewichtes ein, und auch sonst fordert der Winter seinen Tribut: Knapp die Hälfte der Jungtiere überlebt die kalte Jahreszeit nicht. Umso wichtiger sei es, ruhende Gartenschläfer nicht zu berühren oder umzuplatzieren, wenn man sie zum Beispiel in einem Nistkasten oder einer Holzbeige entdecke, betont Rico Kessler: «Wenn die Tiere erwachen und zu viel Energie verbrauchen, überleben sie den Winter nicht.»
Sobald die Gartenschläfer im Frühling ihren Winterschlaf beenden, beginnt direkt ihre Fortpflanzungszeit. Nach rund drei Wochen Tragezeit kommen in einem kugeligen Nest aus Gras, Laub, Moos und Federn vier bis sechs Junge zur Welt. Das Aufziehen des Nachwuchses übernehmen die Weibchen, Herr Gartenschläfer kümmert sich nicht um die Jungen. Nach einem Monat Säugezeit wagen sich die jungen Gartenschläfer erstmals in der Obhut ihrer Mutter aus dem Nest hinaus und erkunden die Aussenwelt. Nur wenige Wochen später löst sich die Familie auf und die jungen Gartenschläfer werden selbstständig. Es kann jedoch vorkommen, dass einige der Jungtiere vor dem ersten Winterschlaf noch einmal zusammenfinden.
In freier Natur
Die nachtaktiven Gartenschläfer in freier Natur zu beobachten, stellt ein schwieriges Unterfangen dar. Dennoch sind Sichtungen auch in der
näheren Umgebung möglich: «Die letzte gemeldete Gartenschläfer-Beobachtung in der Region Thun gelang 2021 im Gantrischgebiet. Auch aus den höheren Lagen südlich des Thunersees gibt es aktuelle Beobachtungsmeldungen», erzählt Rico Kessler. Gelegentlich begegnet man den kleinen Nagern auch in einer Alp- oder Maiensässhütte, die als Sommerversteck oder zum Überwintern genutzt werden, weiss der Experte von Pro Natura. «Mit einem einfachen Spurentunnel kann man selber erforschen, ob Gartenschläfer in der Nähe sind. Eine Anleitung gibt es auf pronatura.ch.»
Alles still! Es tanzt den Reigen Mondenstrahl in Wald und Flur, Und darüber thront das Schweigen Und der Winterhimmel nur.