Keramik, die Freude bereitet

Keramik, die Freude bereitet

Keramik, die Freude bereitet

Das Atelier von Daniel und Sandra Stähli ist voller wunderbarer Keramikkreationen. Fröhliche Vögel strahlen um die Wette mit bunt bemalten Tassen und Tellern. Kein Stück ist gleich wie das andere und jedes einzelne wird voller Leidenschaft von Hand hergestellt.

Text: Blanca Bürgisser | Bilder: Luca Däppen, Blanca Bürgisser

Die Gegend um Steffisburg hat eine lange Töpfertradition. Früher gab es dort über 100 Töpfereien. Grund dafür war das grosse Tonvorkommen in der Umgebung. So war die nächste Ziegelei nicht weit und der Weg, um Ton zu besorgen, entsprechend kurz. Auch in der Familie Stähli hat das Töpfern Tradition. Bereits der Vater und zwei älteren Brüder von Daniel Stähli waren Töpfer. Und so hat auch er nach einer Lehre als Maurer noch eine Lehre im elterlichen Betrieb angehängt und dabei seine Leidenschaft gefunden. «Das ist der schönste Beruf», schwärmt der Steffisburger. Während seiner Lehrzeit hat er auch seine Frau Sandra kennengelernt, die zur selben Zeit bei seinem Vater die Lehre zur Keramikmalerin absolviert hat. 1994 übernahmen die beiden den Familienbetrieb und führen ihn seitdem gemeinsam.


Kein Tag wie der andere

Einen typischen Tag im Atelier von Daniel und Sandra Stähli gibt es nicht. Jeder Tag sieht anders aus. Ein Grund dafür ist, dass sich die beiden auf personalisierte Einzelstücke spezialisiert haben. So stellen sie beispielsweise viele Geburten- und Kinderteller her. Hier können die Kund:innen jedes Detail wählen, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Von Tieren bis zu Spielzeugen ist alles möglich. Dadurch wird jedes Stück ein Unikat. Aber auch der Töpferprozess sorgt für einen abwechslungsreichen Arbeitsalltag. Zuerst werden die Objekte auf der Scheibe gedreht und in die richtige Form gebracht. Dann müssen sie etwas trocknen, bevor sie abgedreht werden, wobei die Form verbessert und ein Füsschen gemacht wird. Das Füsschen sorgt dafür, dass das Objekt später nicht durch die Glasur am Ofen kleben bleibt. Nach dem Abdrehen folgen die Garnituren, zum Beispiel die Henkel. Danach folgt das Engobieren, das heisst das Auftragen der Grundfarbe. Als Nächstes kommt das Objekt zu Sandra in die Malerei. Dabei arbeitet die Keramikmalerin nicht etwa mit Pinseln, sondern mit Malhörnern. Das sind kleine Tongefässe mit einem Federkiel als Spitze, durch die sie die Farbe aufträgt. Bei komplexeren Motiven skizziert Sandra jeweils zuerst mit Bleistift auf das Gefäss. Dabei ist Vorsicht geboten, denn in diesem Stadium ist es noch zerbrechlich. Nach dem Malen kommt das Gefäss das erste Mal in den Ofen, und zwar bei 950 Grad. Bei dieser Hitze verschwindet übrigens auch die Bleistiftskizze. Nach dem Abkühlen folgt die Glasur. Diese versiegelt den Ton und sorgt dafür, dass er keine Flüssigkeit mehr aufnimmt. Nach dem Glasieren folgt der zweite Brand, dieses Mal bei 1020 Grad.

Pionierarbeit

Die fertigen Keramikstücke verkauft das Ehepaar nicht nur im eigenen Laden, der sich gleich beim Atelier befindet, sondern auch auf verschiedenen Märkten. Ein besonderes Highlight sind Keramikmärkte, auf denen ausschliesslich Töpfer:innen ausstellen. «Da ist das Publikum immer sehr keramikinteressiert und schätzt das Handwerk», erzählt Daniel begeistert. «Wir haben auch keine Konkurrenz untereinander, weil wir alle einen unterschiedlichen Stil pflegen. Die Vielfalt ist riesig», ergänzt Sandra. So sind die Märkte auch für die beiden jeweils voller Inspiration. Früher gab es solche Keramikmärkte in der Schweiz selten. Als Daniel 1991 zum 20-jährigen Bestehen der Töpferei einen Markt in seinem Garten organisierte, war dies einer der ersten in der Schweiz. Und die Begeisterung war riesig – nicht nur bei der Kundschaft, sondern auch bei den anderen Töpfer:innen. Und so kam es, dass Stählis Jahr für Jahr den Markt durchführten und dieser stetig grösser wurde. Als der Platz knapp wurde, wechselten sie in den Deltapark. «Das war wunderschön, im Park direkt am See», erinnern sie sich. Als dies nach Umbauarbeiten nicht mehr möglich war, erhielt Daniel fast zeitgleich vom Töpfermeisterverband die Anfrage, ob er dessen Markt weiterführen möchte. Seine Zusage kam ohne zu zögern: «Ich fand das so wichtig, für uns ebenso wie für die Kundschaft.» Und so organisiert er bis heute den Keramikmarkt im Schlosspark Jegenstorf, der immer am Pfingstwochenende stattfindet. Daneben trifft man die beiden auch auf dem Keramikmarkt in Morges und auf dem Hääfelimäärt an der Herbstmesse in Basel. Auch auf dem Wochenmarkt im Bälliz stellen sie regelmässig aus. Und am Zibelemärit in Bern und am Weihnachtsmarkt Thun kann man die Keramik erwerben. In der Weihnachtszeit läuft es jeweils besonders gut. Kein Wunder, ihre Kostbarkeiten sind Geschenke von Herzen.


Ganz besondere Vögel

Egal ob bei Märkten oder im eigenen Geschäft: Immer beliebt sind Daniels Seelenvögel. Diese lächelnden Vögel gibt es in verschiedenen Farben und Grössen. Mit ihrer verspielten Art bereiten sie einfach Freude. Und auch Daniel hat bis heute noch Freude beim Drehen der Vögel. Weil er alle Teile einzeln auf der Scheibe dreht und dann zusammensetzt, ist jeder Vogel einzigartig. Ihren Namen verdanken die Seelenvögel einem Zufall. Weil die Vögel hohl sind, muss ein kleines Loch in den Ton gestochen werden, damit sie im Ofen nicht explodieren. Dies führte dazu, dass jeweils ein kleines Kügelchen im Inneren blieb. Als ihn eine Kundin fragte, wieso der Vogel so klingelt, antwortete er, das sei die Seele. Und in diesem Moment wusste er, das ist der Name für seine Vögel.


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