Im Reich der Flechtkunst
Im Reich der Flechtkunst
In Therese Leutwylers Flechtmuseum in Thun finden sich unzählige faszinierende Flechterzeugnisse, die zeigen, wie vielseitig dieses Handwerk ist. Die neue Sonderausstellung lädt zum Verweilen und Staunen ein. Vor allem auch dank den spannenden Führungen der Inhaberin, von deren Begeisterung für die alte Tradition man sich schnell anstecken lässt.
Text: Blanca Bürgisser | Bilder: zvg
Während der Bildhauer früher hauptsächlich Vorlagen für seine Plastiken skizzierte, entstanden ab 1987 eigenständige kreative Zeichnungen.
Das Flechten liegt in Therese Leutwylers Familie. Nach ihren Grosseltern und ihrem Vater führt die Thunerin die familieneigene Korbflechterei bereits in dritter Generation. Gegründet hat den Betrieb vor über 100 Jahren ihr Grossvater. Nach dessen Tod führte ihre Grossmutter das Geschäft als Witfrau weiter. Da es Frauen damals noch verwehrt war, selbstständig einen Betrieb zu führen, musste auf Rechnungsformularen immer «Witwe Rosa Leutwyler» stehen. 1964 ging der Betrieb auf Therese Leutwylers Vater Othmar Leutwyler über. Dieser führte zusätzlich zur Eigenproduktion den Verkauf von Handelsware ein. 25 Jahre später übernahm Therese Leutwyler selbst die Eigenproduktion und führt die Korbflechterei bis heute.
Vom Beruf zur Leidenschaft
Eine Herzensangelegenheit
Da sie oft Flechtstücke erhält, die nicht ins Museum passen oder die sie bereits besitzt, führt Therese Leutwyler mittlerweile auch eine Flechtbrockenstube. Das Geld aus dem Verkauf hilft ihr bei der Finanzierung des Museums, für welches sie keinen Trägerverein hat und alles selbst organisiert und finanziert. Vieles davon ist Wochenendarbeit. Neben der Einrichtung des Museums verbringt sie vor jeder neuen Ausstellung jeweils Tage mit Recherchieren. Daneben arbeitet die Korbflechterin in ihrer Werkstatt und betreibt den dazugehörenden Laden. Neben Auftragsarbeiten und Reparaturen fertigt sie auch immer wieder eigene Geflechte. Dabei hat sie bis heute nichts von ihrer Leidenschaft verloren: «Man kann ohne Nagel, ohne Schraube und ohne Leim ein Behältnis schaffen, das so viel hält, wie man tragen kann. Das beeindruckt mich auch nach all diesen Jahren», schwärmt Therese Leutwyler. Ihre Begeisterung und ihr Wissen gibt Therese Leutwyler auch an die nächste Generation Korbflechter:innen weiter. Zusammen mit zwei Kollegen hat sie beim Aufbau der Berufsschule geholfen. Dies hat dazu geführt, dass Korb- und Flechtwerkgestalter:in heute ein anerkannter EFZ Lehrberuf ist.