Willi Waber – ein vielseitiger autodidaktischer Thuner Künstler
Willi Waber – ein vielseitiger autodidaktischer Thuner Künstler
Willi Waber bildete sich autodidaktisch im Zeichnen und Malen aus, nahm Gesangsunterricht und wurde ein geschätzter Bariton. Er war Lehrer in Wachseldorn und im Aarefeldschulhaus in Thun. Als Maler schuf er vor allem Ölbilder und mehrfarbige Linolschnitte. Thematisch finden sich Landschaften aus Thun und Umgebung sowie von Reisen ins Ausland.
Text: Hans Suter
Willi Waber wurde am 12. Juni 1915 in Thun geboren. Hier besuchte er das Progymnasium, anschliessend das staatliche Lehrerseminar Hofwil bei Bern. Im Seminar wurden seine musischen Begabungen gefördert. Er erlernte das Geigenspiel. Der beliebte Lehrer Emil Prochaska weckte seine Begeisterung für das Zeichnen und Malen.
Nach der Patentierung im Jahre 1936 fand der junge Lehrer wie viele andere zeitbedingt zunächst keine Anstellung. Er nahm Unterricht in Gesang und wurde ein geschätzter Bariton. Im Zeichnen und Malen bildete er sich autodidaktisch weiter. Von den Malern Alfred Glaus, Roman Tschabold, Fred Stauffer, Paul Gmünder und Fritz Bütikofer erhielt er gute Ratschläge. Er befasste sich ferner eingehend mit dem künstlerischen Schaffen von Cézanne, Braque, van Gogh und Klee. So fand er zu seinem eigenen Künstlertum.
1941 erhielt Willi Waber eine Anstellung als Lehrer in Wachseldorn. Von 1946 bis zur Pensionierung im Jahre 1980 war er Lehrer im Aarefeldschulhaus in Thun. 1960 wurde er Mitglied der Gesellschaft der Schweizer Maler, Bildhauer und Architekten GSMBA, und von 1963 bis 1978 war er Mitglied der Städtischen Kunstkommission von Thun. Während vieler Jahre amtete er zudem als Präsident des Lehrergesangsvereins Thun und wirkte im Lehrerkabarett «Zapfezieher» mit.
Im Jahre 1985 veranstaltete die Kunstkommission der Stadt Thun im Schloss Schadau eine Jubiläumsausstellung zum 70. Geburtstag des Künstlers. Aus dem Ausstellungskatalog zitiere ich Fritz Lehner, Lehrer und Gemeinderat von Thun: «Willi Waber wirkte als Lehrer und Maler gleichzeitig in zwei Arbeitsgebieten. Dabei stand das Arbeitspensum des Brotberufes Lehrer fest. Daneben blieb jedoch ein weites Feld frei für den künstlerischen Einsatz. Doch führte diese Doppelspurigkeit von Brotberuf und Kunst gelegentlich zu Konflikten. Da jedoch eine Minderung der Qualität des künstlerischen Werkes nie in Frage kam, wirkten sich diese Spannungen höchstens auf die Anzahl der Werke aus. Der Künstler formulierte die Situation so: ‹Mit der rechten Hand war ich Lehrer, mit der linken Maler. Dabei bin ich Rechtshänder.›»
Willi Waber war maltechnisch vielseitig tätig. Am wichtigsten war ihm die Ölmalerei. Seine Gemälde zeichnen sich durch eine Ausgewogenheit in Form und Farbe aus. Er legte grossen Wert auf einen straffen Bildaufbau in kräftigen Farben, die er grossflächig auf die Leinwand auftrug. Die Aquarelle und Gouachen zeigen dagegen eine lockerere Gestaltung, die Pastelle feine Farbabstufungen. Gerne schuf er ferner mehrfarbige Linolschnitte mit einer Reduktion auf das Wesentlichste sowie Lithografien.
Thematisch finden sich neben Darstellungen von Kindern und Blumen vor allem Landschaften aus der Umgebung von Thun, vom Thuner Westamt, vom Thunersee, Simmental, Jura sowie Reiseeindrücke von Italien, Frankreich, Spanien, Griechenland und Ägypten. Ihn interessierte auch die rhythmische Gestaltung von Linien, zum Beispiel von der Stockhornkette in Form einer Silhouette. Er experimentierte ferner mit abstrakten drucktechnischen Studien und kam zur Erkenntnis: «Malen bedeutet umsetzen, verdichten von Erlebnissen und Geschautem. Verdichtung entmaterialisiert und kann zur Abstraktion führen.»
Ab 1954 beteiligte sich Willi Waber regelmässig an den Thuner Weihnachtsausstellungen, ab 1963 auch an den Weihnachtsausstellungen in der Kunsthalle Bern. Mehrfach zeigte er sein Schaffen in Einzelausstellungen in den Thuner Galerien
Aarequai bei Emil von Gunten, Rosengarten bei Rose Ueltschi und im Warenhaus Kyburg sowie in Galerien in Interlaken, Bern und Langenthal. 1956 war er an der Nationalen Kunstausstellung in Basel vertreten und 1961 an der Nationalen Kunstausstellung in Luzern. Willi Waber starb am 6. Februar 1999 in Thun.
Der Niesen bei Föhn, 1957, Öl auf Leinwand, 108x98cm, Kunstsammlung Hans & Marlis Suter.
Ohne Titel (Aarebecken in Thun), ohne Datum, Farblinolschnitt 68/80, 36x46,5cm (Lichtes Mass), Kunstsammlung Hans & Marlis Suter.
Landschaft im Seeland, 1955, Mischtechnik, 26,5x35,5 cm (Lichtes Mass), Kunstsammlung Hans & Marlis Suter.
Vorfrühling am See, 1983, Farblinolschnitt 53/200, 1983, 32,5x40cm (Lichtes Mass), Kunstsammlung Hans & Marlis Suter.
Felsblöcke, 1967, Öl
auf Karton, 60,4x47cm, Kunstmuseum Thun.
Winterlandschaft Thun, ohne Datum, Öl auf Pavatex, 53,3x65cm, Kunstmuseum Thun.
Ohne Titel, ohne Datum, Gouache auf Papier, 26x34,5cm, Kunstmuseum Thun.
Ohne Titel (Landschaft mit See), 1968, Aquarell, 29,5x42cm, Kunstsammlung Hans & Marlis Suter.