Paul Gmünder –  eine originelle Thuner Künstlerpersönlichkeit

Paul Gmünder – eine originelle Thuner Künstlerpersönlichkeit

Paul Gmünder – eine originelle Thuner Künstlerpersönlichkeit

Der 1891 geborene Künstler Paul Gmünder kam im Jahre 1929 mit seiner Familie nach Thun. Schon bald erfreute er sich mit seinen Gemälden von Thun und der Umgebung sowie mit Kinderporträts einer grossen Beliebtheit. Mit seiner gebogenen Pfeife im Mund und mit seinem trockenen Humor wurde er zu einem stadtbekannten «Original». Während einer langen Zeit wirkte er erfolgreich in einem Atelier zuoberst in einem Künstlerhaus an der Freienhofgasse. Er starb hochbetagt 1984 in Thun. 

Text: David Heinen  |  Fotos: zvg

Paul Gmünder wurde am 7. Februar 1891 in St. Chrischona bei Basel geboren. In St. Gallen absolvierte er eine Lehre als Stickerei-Zeichner. In den Jahren 1911 und 1912 war er beruflich in Berlin tätig. Dann besuchte er das Lehrerseminar Muristalden in Bern. 1916 erwarb er das Primarlehrer- und das Zeichenlehrerdiplom. Es folgte eine Weiterbildung an der Kunstgewerbeschule Basel. Dort lernte er die Musikstudentin Martha Schmied aus dem elsässischen Mülhausen kennen. 1921 heirate- ten sie. Während neun Jahren wirkte Paul Gmünder als Lehrer an der Gesamtschule Otterbach bei Linden im Emmental. Dann zog die Familie mit zwei Töchtern und zwei Söhnen nach Hünibach und 1929 nach Thun.  

Mit dem Umzug ins Berner Oberland entschloss sich Paul Gmünder zu einer neuen beruflichen Tätigkeit als freischaffender Künstler. Ein mutiger Entschluss in einer wirtschaftlichen Krisenzeit! Martha trug mit Geigenunterricht zum Unterhalt der Familie bei, Paul gab Kurse an der Volkshochschule Thun. Schon bald erfreute sich seine Malerei einer grossen Beliebtheit. Er erhielt viele Porträtaufträge, v.a. für Kinder. Aber auch die eigene Familie und sich selbst stellte er oft dar. Weitere Themen sind Blumenstillleben und Ansichten von Thun und der Umgebung, aus Ferienorten im Berner Oberland, dem Tessin und Italien, reizvolle Landschaften und stille Winkel in lichten Aquarell- und satten Ölfarben. Er schuf ferner viele Steinzeichnungen (Lithografien).  

Paul Gmünder verstand es, Menschen in ihrer Individualität rasch zu erfassen und darzustellen. Auch Kinder sassen ihm gerne Modell. Er erzählte ihnen dabei lustige Geschichten. Mit seiner gebogenen Pfeife im Mund und seinem trockenen Humor wurde er bald zu einem Thuner Stadtoriginal. Er war bedächtig, bescheiden, offen, stets freundlich und gutherzig. Nichts brachte ihn aus der Ruhe. Auch bei seinen Malerkollegen war er beliebt. Während einer langen Zeit wirkte er in einem Atelier zuoberst in einem Künstlerhaus an der Freienhofgasse, in dem auch der Goldschmied und Eisenplastiker Hans Ittig, der Maler und Holzschneider Etienne Clare und der Maler und Grafiker Knud Jacobsen tätig waren. Alle pflegten sie eine schöne Freundschaft. 

Die Kunst von Paul Gmünder erschliesst sich spontan. Sie ist volksnah und knüpft an Albert Anker an. Die figürlichen Darstellungen zeigen jedoch nicht die Perfektion des grossen Meisters, sie sind lockerer, freier. Oft verweilt man mit Schmunzeln vor seinen Bildern. Trefflich kennzeichnet die Gattin sein Schaffen: «Es ist eine ganz stille Kunst, die unmittelbar zur Seele spricht.» Er selbst schreibt: «Nicht grosse Erschütterungen, sondern die stillen Freuden eines Familienlebens, vor allem die Liebe zu den Kindern und der Natur, drückten mir den Pinsel in die Hand.»

Paul Gmünder war nicht nur als Maler ein Poet, sondern auch als Schriftsteller. 1932 gab er im Selbstverlag das köstliche Büchlein «Ein Stündchen hinter Susi her» heraus, 1936 folgte «Susi geht in die Schule». In humorvollen Versen und Zeichnungen hielt der stolze Vater Szenen aus der Kindheit seiner jüngsten Tochter fest. Beide Büchlein sind vergriffen.

1971 ehrte die Stadt Thun den Künstler zum 80. Geburtstag mit einer grossen Einzelausstellung im Schloss Schadau. 1981 veranstaltete die Kunstkommission Steffisburg zu seinem 90. Geburtstag in der Villa Schüpbach eine Jubiläumsausstellung. Der Künstler erreichte ein hohes Alter bei guter körperlicher und geistiger Gesundheit. Bei- spielhaft umsorgte und pflegte er während mehrerer Jahre seine kranke Gattin. Er starb, 93-jährig, am 12. Februar 1984 in Thun. 

Aarebecken in Thun mit Schloss und Kirche, ohne Datum, Aquarell, 26,5x38 cm, Kunstsamm- lung Hans & Marlis Suter, Schenkung von Martha Trächsel-Schmitter.

Am Aarequai mit Thunerhof, 1967, Aquarell, 34x26 cm, Geschenk von Hans und Marlis Suter an den Förderverein des Kunstmuseums Thun.

Rose in Karaffe, 1963, Öl auf Leinwand, 42x26 cm, Kunstsammlung Hans & Marlis Suter.

Feldblumensträusschen im Glas, um 1955, Öl auf Leinwand, 30x23 cm, Kunstsammlung Hans & Marlis Suter.

Schiffländte in Thun (mit Dampfschiff «Beatus»), um 1940, Öl auf Karton, 37x47 cm, Kunstsammlung Hans & Marlis Suter.

Annerösi vom Kurzenberg, um 1928, Öl auf Karton, 34x27 cm, Kunstsammlung Hans & Marlis Suter.

Bärbeli, 1950, Öl auf Leinwand, 30x32 cm, Kunstsammlung Hans & Marlis Suter.

Schüelerle, ohne Datum, Öl auf Pavatex, 49,5x39,5 cm, Kunstsammlung Hans & Marlis Suter.

Die Schulreise, um 1950, Öl auf Karton, 53x40 cm, Kunstsammlung Hans & Marlis Suter.

Selbstbildnis, 1967, Öl auf Leinwand, 108x74 cm, Kunstsammlung Hans & Marlis Suter.

Thunersee mit Niesen, ohne Datum, Öl auf Leinwand, 40x50 cm, Kunstsammlung Hans & Marlis Suter, Schenkung von Mathilde Frutiger-Gmünder.

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