Traumzeit oder Töchter der Erde

Traumzeit oder Töchter der Erde

Traumzeit oder Töchter der Erde

Wenn der Mensch durch seine Kreativität zu seiner heilenden Kraft findet, so könnte dieser Mensch Theresa Hug sein. Man sieht es in ihren strah- lenden Augen. Sie modelliert nicht nur dreidimensionale Figuren, sondern sie lässt auch aus ihren Träumen grossformatige Bilder mit Acryl auf Leinwand entstehen.

Text & Fotos: Christine Hunkeler

Theresa Hug aus Sigriswil ist nicht nur Künstlerin, sondern auch Gründerin der Schule für heilende Künste. Sie hat langjährige Erfahrung als Therapeutin in eigener Praxis und als Ausbildungsleiterin und Trainerin für Atem-, Kunst- und Imaginationstherapie. Theresa Hug ist auch Mutter und Grossmutter.

Wenn man sich den Weg und das Leben von Theresa Hug anschaut, so ist das sehr bewegend. Als Kind war es der Tanz, für den sie sich begeisterte. Zuerst sollte es aber ein solider Beruf sein; so besuchte sie Weiterbildungen in Pantomime, Malerei und Ausdruckstanz erst nach Abschluss des Lehrerinnenseminars. 1980 hat sie mit ihrem damaligen Mann das Strassentheater Famurgan gegründet und war einige Zeit in den grossen Städten in der Schweiz und in Deutschland unterwegs. Von der Stadt Bern erhielten sie damals den Kleintheater-Preis.
Bereits 1982 wurden die Pantomime und der Tanz zu Gunsten der Malerei aufgegeben. Es folgten verschiedene Einzel- und Gruppenausstellungen: unter anderem in der Galerie Zähringer Bern, im Atelier Theater Bern, in der Galerie im Chäller Bern und an weiteren Orten.

«Wie kann der Mensch in seinem Leben und in der Welt heilend Einfluss nehmen?» Dies war immer eine Leitfrage von Theresa Hug. 1988 hat sie nach einer Ausbildung in Kunsttherapie die Schule für heilende Künste gegründet und den Spagat – zeitlich gesehen – zwischen Ausbildnerin, Therapeutin und Künstlerin geschafft. 

Malen
Das Malen hat sich Theresa Hug autodidaktisch angeeignet. Für sie war es immer wichtig, dass sie nicht aus einem Konzept heraus oder nach einer vorübergehenden Modeströmung malte, sondern dass sie sich von den inneren Impulsen führen lassen konnte. Sie setzt das auf Leinwand um, was sich schlussendlich ihrem Geist und ihrer Hand aufdrängt.

Seit zehn Jahren arbeitet Theresa Hug am Zyklus «Traumzeit». Dieser Zyklus wird zwölf Bilder umfassen, und es war von Anfang an klar, dass diese Bilder nicht in erster Linie zum Verkauf bestimmt sind, sondern vielen Interessierten gezeigt werden sollten. Es sind Bilder, die ihren intensivsten Traumphasen entspringen. Auf einer Fläche von 2,40 Meter in der Höhe und 1,60 Meter in der Breite lässt sie die Bilder mit Acryl auf Leinwand zum Leben erwachen. Für ein Bild in dieser Grösse benötigt sie rund ein bis zwei Monate. Sie bezeichnet sich selbst als Hebamme, wenn sie an einem Bild dran ist und es malerisch umsetzt. Mit diesen Bildern will sie versuchen, die Kommunikation unter den Menschen anzuregen. Sobald dieser Zyklus fertiggestellt ist, will Theresa Hug damit als Pilotprojekt auf Tournee gehen. Unterstützt wird sie von einer Kuratorin. Die Bilder sollen während der Tournee in Dialog gestellt werden mit Tanz und Musik. Geplant ist der Tourneestart im 2017, beginnend in der Berner Kirche St. Peter und Paul im April.

Dreidimensionale Figuren
Seit zweieinhalb Jahren arbeitet Theresa Hug wieder intensiver dreidimensional und ist, wie sie sagt, dabei nach wie vor am Perfektionieren. Sie nennt diesen Zyklus «Töchter der Erde». Aus Holz, Leder, Draht, Karton und Kunststoff wird zuerst das innere Skelett, welches für die Stabilität benötigt wird, hergestellt. Danach beginnt die eigentliche Modellierarbeit und mit freien Händen werden diese Figuren geformt. Wenn alles trocken ist, werden mit Schleifpapier und Feilen die Konturen der Figuren verfeinert. Für die Bekleidung werden Naturfasern wie Leinen, Baumwolle, Seide oder Sackstoff Quadratzentimeter um Quadratzentimeter mit Leim einmassiert – manchmal nächtelang –, damit die Figur damit umhängt werden kann. Bis zu einer Woche Zeit wird benötigt, bis eine Schicht trocken ist. Mit Acrylfarbe wird am Schluss der letzte Schliff gegeben. 

Nach der Fertigstellung erhält die Figur den passenden Vor- und Nachnamen. Jede dieser Frauenfiguren, die Theresa Hug modelliert, steht für eine weibliche Weisheit oder Qualität. So steht Lomasi Blumenfeld zum Beispiel für die Aspekte der Freude an der Schönheit und das Wissen um das göttliche Licht in der gesamten Schöpfung, Malaika Erntedank für die Fähigkeit zur Dankbarkeit und zur Freigebigkeit, Greta Hofgarten für die Liebe zu erdverbundener Arbeit und Fiona Wintermond für geistige Klarheit und Unbestechlichkeit. 

Für eine kleine Figur ist Theresa Hug bis zu neunzig, für eine grosse Figur sogar bis zu hundertzwanzig Stunden im Einsatz. Sie verrechnet für eine Stunde Arbeit gerade mal bescheidene dreissig Franken. 

Theresa Hug, Sellmatte 8, 3655 Sigriswil
 info@theresahug.ch
www.theresahug.ch


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