Originelle Flickenteppiche aus Buchen
Originelle Flickenteppiche aus Buchen
Für Silvia Urfer aus Buchen heisst Weben gestalten. Dabei verwendet sie alte Textilien und lässt diese in Form von Teppichen wieder neu aufleben. Aus vielen Beobachtungen aus der Natur entstehen Ideen und die verschiedensten Teppiche. Ein Vergnügen für Augen und Füsse und ein perfektes Accessoire für den Wohlfühl-Wohnraum.
Text: Christine Hunkeler | Fotos: Christine Hunkeler, zvg
Während der Bildhauer früher hauptsächlich Vorlagen für seine Plastiken skizzierte, entstanden ab 1987 eigenständige kreative Zeichnungen.
Wiederverwenden von Textilien und auf Nachhaltigkeit setzen. Das war die Idee von Silvia Urfer vor ein paar Jahren. Dies hat sie in der Zwischenzeit umgesetzt. Seit vier Jahren ist sie in Buchen zu Hause und hat dort ihr eigenes Atelier, wo sie auf ihrem Webstuhl mit alten und nicht mehr verwendeten Textilien originelle Flickenteppiche herstellt. Silvia ist in Thierachern in einem «kreativen Pool» aufgewachsen, wie sie selber sagt. Ihre Mutter war Damenschneiderin und Handarbeitslehrerin und wenn für den Schulunterricht jeweils die Arbeiten vorbereitet wurden, waren Klein-Silvia und ihre Schwester nicht weit davon entfernt. Mit ihrem Vater war sie viel draussen und hat das «Handwerkeln» mit Holz usw. gelernt. So erstaunt es nicht, dass Silvia Urfer nach ihrer ersten Ausbildung zur Lehrerin den kreativen Weg eingeschlagen hat. Es folgten verschiedene Designausbildungen und Weiterbildungen. Bei einer passionierten Seniorin durfte sie auf einem ausgeliehenen Webstuhl erste Weberfahrungen sammeln und danach die unterschiedlichen Techniken der Webkunst erlernen. Bis heute wird sie von Frau Stucki mit Hingabe auf ihrem Weg der faszinierenden Webwelt begleitet.
Wie Silva erzählt, hat sie dank einer wunderbaren Fügung ihren ersten Webstuhl geschenkt erhalten, zwei weitere sind seitdem dazugekommen. Über viele Jahre hat sie mit ihrer Mutter eine grosse Stoffsammlung angelegt und sammelt weiterhin grössere Altstoffe (Duvets und Leintücher). Ihr Keller ist voller Stoffe, die man sonst weggeworfen hätte. So haucht sie Vergangenem neues Leben ein.
Ständig entwickelt sie neue Techniken und Designs und sie hat auch mit dem Färben von Stoffen begonnen. Gerne experimentiert sie mit Naturfarben wie Zwiebeln, Pfingstrosen, Gras, Cassis und vielen mehr. Das Ganze ist nicht so einfach, aber faszinierend und spannend, sich von der Natur inspirieren zu lassen, die Farben im Stoff festzuhalten und danach zu verweben. In der Natur entstehen Ideen und Teppichentwürfe. Inspiriert durch Sonnenauf- und untergänge, Nuancen von Wasser mit den Spiegelungen von Schilfhalmen, Herbstlaub oder einen Winterspaziergang entstehen die verschiedensten Farbkombinationen auf ihren Teppichen.
Ein handgewobener Teppich ist immer ein Unikat mit Erinnerungen aus vergangenen Zeiten: Mein alter Kindervorhang, ein Duvetbezug mit Maussujet oder Mutters Patchworkstoff werden zu einem neuen Teppich verwoben. Recycling und Upcycling.
Bevor jedoch mit dem Weben der alten Textilien begonnen werden kann, gibt es ein paar Schritte zur Vorbereitung. Zuerst werden auf dem Webstuhl über 300 Fäden eingefädelt und gespannt. Zudem muss man die Stoffe zuschneiden, dann zu einem Schlauch zusammennähen, allenfalls färben, waschen und trocknen. Danach werden die Schläuche in lange schmale Streifen geschnitten und zu einem Knäuel aufgerollt. Und los geht die Gestaltungsreise! Ein Teppich entsteht. Er wächst langsam, aber stetig – beruhigende, fast meditative Bewegungen und Geräusche.
Eine alte Handwerkstechnik
Das Weben ist eine der ältesten Handwerkstechniken der Menschheit zur Herstellung von Textilien. Webstühle sind seit der Zeit der Pfahlbauer belegt. Im Laufe der Zeit hat sich die Technik, das gekreuzte Übereinanderlegen von Fäden, nicht grundlegend verändert, wohl aber verfeinert. Leinwandbindung nennt sich die einfachste Art des Webens. Die Kett- und Schussfäden sind hier eng verkreuzt und jeder Kettfaden liegt abwechselnd über und unter einem Schussfaden.
In einem Webstuhl werden die Kettfäden in Längsrichtung aufgespannt. Sorgfältig muss jeder einzelne Kettfaden vom Kettbaum her durch die Litze eingefädelt und durch das Webblatt geführt werden, bevor er am «Warenbaum» angeknüpft werden kann. Durch den seitlichen Eintrag von Schussfäden rechtwinklig zu den Kettfäden wächst beim Weben das Gewebe, das auf den walzenförmigen Warenbaum aufgewickelt wird.
Bevor jedoch mit dem Weben der alten Textilien begonnen werden kann, gibt es ein paar Schritte zur Vorbereitung.
Im 19. Jahrhundert wurden in Schlafräumen oder um den Esstisch herum Teppiche platziert. Schon zu dieser Zeit wurden nicht mehr verwendete Kleider oder Bettanzüge zu Teppichen verwoben und dienten einem so noch jahrzehntelang. Das Kunsthandwerk wie auch die Webstühle wurden von einer Generation zur nächsten weitergegeben. Silvia Urfer bietet in ihrem Atelier Führungen an und sporadisch finden auch Kurse und Ausstellungen statt. Wer sich passend zu seiner Einrichtung einen Teppich wünscht, kann diesen nach Mass und eigener Farbkomposition bei ihr bestellen. Wer gerne einmal selber weben möchte, kann dies in Form eines Workshops, aber auch in einer Ferienwoche «Auszeit im Bauernhaus» in der integrierten Ferienwohnung tun. Auch Gutscheine sind erhältlich. Silvia lässt Teppichwünsche wahr werden!
Möchten Sie Ihren alten Stoffen einen neuen Zweck geben und sie zu neuem Leben erwecken? Selber spezielle Masse und die passenden Farben bestimmen? Einen Wohnteppich oder Badezimmerteppich we-
ben lassen? Nichts ist Unmöglich. Und auf Wunsch können Sie sogar selber mitweben!
Kontakt
SUM’s Webatelier
Silvia Urfer und Ueli Mühlematter
Hürlishäusern 5,
3623 Buchen
Tel. 079 932 72 01
E-Mail: silvia.urfer@gmx.ch