Kalligrafie trifft auf Kunst

Kalligrafie trifft auf Kunst

Kalligrafie trifft auf Kunst

Mercédès Pasche kombiniert Kalligrafie mit Acrylmalerei. Es entstehen ausdrucksstarke Bilder, vollendet durch die Struktur der Oberflächen und der Effekte, je nach Lichtein- fall. Nebst den Bildern werden auch kunstvolle Gegenstände wie Kisten, Möbel oder Foulards hergestellt. 

Text: Christine Hunkeler   |  Fotos: Christine Hunkeler

Ursprünglich stammt Mercé- dès Pasche aus dem fran- zösischsprachigen Teil des Wallis und seit ihrer Kindheit begleitet sie das Schreiben. Gedichte zu schreiben diente ihr in einer nicht so einfachen Kindheit als Über- lebensstrategie. Ihre Lehre hat sie als Papeteristin in Vevey absolviert und wurde von Papier und Schrift auch in dieser Zeit begleitet. Mercédès Pasche ist Mutter einer erwachsenen Tochter. Seit bald einem Jahr lebt sie mit ihrem Mann in Thun. Der Schadaupark war das erste was sie vor Jahren in der Thunersee Region auf einem Ausflug gesehen hat. Von diesem Moment an hat sie der Gedanke, einmal in dieser Gegend zu wohnen, nicht mehr losgelassen. Nun ist sie da; das «Oberlandmeitschi mit welschem Akzent», wie sie selber sagt.

Während rund 20 Jahren besuchte Mercédès Pasche verschiedene Kunstmalkurse in Bern und hat sich vieles auch autodidaktisch angeeignet. In der Aquarelltechnik, Kohle und allem weiteren Möglichen hat sie nicht die wirkliche Begeisterung gefunden. Sie fühlte sich nicht frei damit. Ihre Tochter wurde grösser und sie meisterte in dieser Zeit die Ausbildung zur Sterbebegleiterin. Rund sieben Jahre lang hat sie als Freiwillige beim Verein zur Begleitung Schwerkranker in Bern gearbeitet. In dieser Zeit hat sie sehr viel gelernt und konnte auch für ihren Weg viel Wertvolles mitnehmen. Sie hat bemerkt, wie wichtig Wörter sind, wie sie helfen können, wichtige Botschaften trotz einer schwierigen Zeit zu transportieren. Mercédès Pasche entschied sich danach, die Kalligrafieschule zu besuchen. Aus den verschiedenen gelernten Kalligrafie-Richtungen entwickelte sie schlussendlich ihr eigenes, für sie harmonischeres Alphabet. 


Kalligrafie

Die Kalligrafie ist die Kunst des «Schönschreibens» von Hand. Dazu werden Schreibwerkzeuge wie Federkiel, Pinsel oder Filzstift verwendet, damit die Buchstaben in schön geschwungener Schrift auf Papier oder Leinwand gebracht werden können. In der Kalligrafie ist die Erzielung perfekter ästhetischer Ausgewogenheit und das Sichtbarma- chen von Emotionen wichtiger als die Leserlichkeit. 

In der Kulturgeschichte ist das Ansehen der Kalligrafie überall dort gegeben, wo das Abschreiben heiliger Texte selbst als sakraler Vorgang eingestuft wird: So etwa traditionell im Christentum bei der Kopie der Bibel oder im Islam. Für die chinesische und japanische Schriftkultur ist die Kalligrafie noch heute wichtig und inspirierend.

Die Kalligrafie spielte in der abendländischen mittelalterlichen Kultur eine kaum zu überschätzende Rolle als einzig bekannte Form der Übermittlung von Literatur. Um allerdings die Texte immer klar lesbar zu halten, wurde die Schrift nur in gewissen Massen kalligrafisch verändert, zum Beispiel in Form von Abkürzungen und dem Ineinanderschreiben von Buchstaben. In Europa erstreckte sich der eigentliche Buchschmuck immer auch auf die Bilder und Illustrationen, da im Christentum kein Bilderverbot gilt, anders als im Islam oder Judentum.

Seit Beginn der Neuzeit hat die Kalligrafie in Europa stark an Bedeutung verloren, jedoch ist sie noch lebendig in Form von Kunst oder Hobby und mit der Einführung der Heimcomputer hat sie sogar einen gewissen Aufschwung erlebt. Praktische Anwendung findet sie auch bei der Gestaltung von Urkunden und Plakaten.

Bilder

Die moderne Kalligrafie hatte für Mercédès Pasche schon während ihrer Lehrzeit eine anziehende Wirkung. So ist es nicht verwunderlich, dass irgendwann auch Wörter auf ihren Acrylbildern auftauchten. Die beiden Techniken (Kalligrafie und Acrylmalerei) lassen sich gut kombinieren, sodass ausdrucksstarke Bilder daraus entstehen, vollendet durch die Struktur der Oberflächen und der Effekte je nach Lichteinfall. Die Bilder von Mercédès Pasche beinhalten stets eine Botschaft und man findet darin Ausdrücke aus ihrer Lebensphilosophie: «Liberté» (Freiheit), «Tolerance» (Toleranz), «Respect» (Respekt), «Paix» (Friede), «Terre» (Erde), «Joie de vivre» (Lebensfreude) und vieles mehr.  Seit zwei Jahren kommt auch der Patina-Effekt zum Zug. Hier werden Silbertöne, aber auch Stahl und Schwarz verwendet, um diesen Effekt wirkungsvoll auf Leinwand oder Papier zu bringen. Patina ist eine durch natürliche, oder in diesem Fall, künstliche Alterung entstandene Oberfläche.  Möbel Für Mercédès Pasche war irgendwann klar, dass sie aus alten Holzweinkisten etwas Praktisches machen möchte. So lässt sie daraus kleine Möbel, Beistelltische, Serviertabletts und Etageren entstehen. Wenn sie die Kisten erhält, werden sie geputzt, geschliffen und gebeizt. Danach werden Wörter mit Acrylfarbe, Silber oder Pulverpigment aufgetragen und ganz am Schluss lackiert. In den alten Holzweinkisten steckt viel Weisheit, nicht umsonst existiert der lateinische Satz «In vino veritas» (Im Wein liegt die Wahrheit). Dieser Satz wurde einst von Alkaios von Lesbos verfasst. Ein römischer Historiker beschrieb, wie Germanen bei Ratssitzungen immer Wein tranken, weil sie glaubten, niemand könne effektiv lügen, wenn er betrunken ist.

Die Griffe für die Schubladen bohrt ihr Mann und die Aussenhüllen der zukünftigen Möbel zimmert ein Schreiner. Das Talent, selber mit Holz umzugehen, hat Mer- cédès Pasche vermutlich von ihrem Vater geerbt; er war Schreiner.

Schals und Foulards

In Zusammenarbeit mit Shava Creation entstand die «Calligraphy Collection 2018» mit Foulards aus feinstem Kaschmir. Mercédès Pasche hat dazu zwei Bilder erarbeitet. Sie würdigt damit sieben eigenwillige Frauen: unter anderen die Künstlerinnen Jane Austen und Camille Claudel, die Wissenschaftlerin Marie Curie oder die US-amerikanische Bürgerrechtlerin Rosa Parks. Die Bilder wurden digital fotografiert und in einem Atelier in Nepal als Sujets in hochwertiges Kaschmir und neu auch in Seide eingewoben. Die Kollektion besteht aus Schals mit verschiedenen Zitaten zum Thema «Liberté et tolerance» (Freiheit und Toleranz). Sie huldigt der Stärke dieser Frauen mit bedeutungsvollen Begriffen in ihrer Muttersprache wie «Femmes du Monde» (Frau von Welt), «Energie féminine» (weibliche Energie), «Espoir» (Hoffnung), «Amour» (Liebe) usw. Die Schals sind exklusiv bei Shava Creation in Münsingen zu nicht ganz günstigen Preisen erhältlich.

Mercédès Pasche hat bereits an verschiedenen Orten ausgestellt. So in Vevey, in Oberdiessbach, in Bulle im Kanton Freiburg und im Lenkerhof an der Lenk. Seit einigen Jahren gibt Mercédès Pasche ihre Begeisterung für Kunst auch in Kursen weiter. Die Tageskurse finden regelmässig samstags in ihrem Atelier statt. Diese richten sich an Anfängerinnen und Fortgeschrittene in Acrylmalerei. Die Kurse sind so aufgebaut, dass jeder Teilnehmer am Abend ein selbst erstelltes Bild mit nach Hause nehmen kann. Eine Seniorengruppe nimmt seit Jahren regelmässig an ihren Kursen teil.

Das Atelier und die Kunstgalerie können auf Anmeldung jederzeit besucht werden.

Kontakt

Mercédès Pasche 

Schulstrasse 51, 3604 Thun

Telefon 079 291 56 76

E-Mail: m@pasche-art.ch

www.pasche-art.ch

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