Margret Baumann: Ihr Stil ist die Vielfalt

Margret Baumann: Ihr Stil ist die Vielfalt

Margret Baumann: Ihr Stil ist die Vielfalt

Die Oberhofner Künstlerin Margret Baumann arbeitet mit den unterschiedlichsten Materialien und widmet sich diversen Motiven. Dabei beschränkt sie sich nicht auf einen bestimmten Stil, sondern möchte sich stets neu ausdrücken. Zusammen mit Eva Klaus gibt sie zusätzlich im eigenen Verlag Kinderbücher heraus. So ist in Margret Baumanns künstlerischem Schaffen eines immer präsent: Geschichten erzählen.

Text: David Heinen | Bilder: zvg

Oberflächlich betrachtet wirken die Werke von Margret Baumann sehr fröhlich, eher kindlich, vielleicht schon fast naiv. Allerdings, wie so häufig, trügt der erste Blick. «Bei mir ist nicht einfach alles nur heile Welt, doch die Irritationen sind meistens versteckt. Selbst bei den fröhlichsten Bildern scheint oft noch etwas Zusätzliches durch.» Trotz dieser tiefgründigen Ebene möchte Margret Baumann mit ihren Bildern vordergründig Freude bereiten. Kunst bedeutet für sie, sich auszudrücken und sich mit allem, was auf der Welt passiert, auseinanderzusetzen. Es handelt sich bei ihren Gemälden um nonverbale Geschichten, durch die sie mit den Betrachtenden in einen Dialog treten will. Für die 70-jährige Oberhofnerin sind ihr direktes Umfeld und die Region eine grosse Inspiration, und so überrascht es nicht, dass auch der Thunersee auf einigen ihrer Bilder auftaucht.


Ohne Kunst geht es nicht

Schon von klein auf kam Margret Baumann mit Kunst in Berührung. Ihre Mutter, die Schneiderin war und die Kunstgewerbeschule in Zürich besucht hatte, nahm die Kinder oft mit an Kunstausstellungen. Das Malen und Zeichnen war entsprechend bereits im Kindesalter eine grosse Leidenschaft von Margret Baumann, doch erst in der Oberstufe hatte sie dann einen Lehrer, der ihr Talent erkannte und förderte. «Er besuchte sogar meinen Vater und zeigte ihm meine Bilder. Das war mir zwar nicht so recht, aber ab dann startete ich so richtig durch.» Doch sie hat sich nie hauptberuflich der Kunst gewidmet, Beruf und Familie waren immer wichtige Elemente, um sich zu erden und den Kontakt zur Welt ausserhalb des Ateliers nicht zu verlieren. Nach der Schulzeit besuchte sie das Kindergartenseminar und arbeitete daraufhin einige Jahre als Kindergärtnerin im Limpachtal. Doch so ganz ging sie in diesem Umfeld nicht auf und suchte bald eine neue Herausforderung. So kam es, dass sie in Bern auf eine Werkstatt stiess, in der sich ein älterer Herr der Restauration von Harmonien widmete. Da sie sich für diese imposanten Tasteninstrumente interessierte, liess sie sich kurzum in deren Reparatur ausbilden und arbeitete auch einige Jahre in der Werkstatt. Parallel besuchte sie intensiv Kurse an der Kunstgewerbeschule, wo sie mannigfaltig Inspiration fand und sich neue Techniken aneignete. «Dort lernte ich das notwendige Rüstzeug, danach wollte ich aber eigene Sachen machen.» Inzwischen war Margret Baumann zweifache Mutter geworden und gab noch sporadisch Vertretungen als Kindergärtnerin in Thun. Mit 45 Jahren unternahm sie dann einen neuen beruflichen Schritt: Sie absolvierte eine vierjährige Ausbildung als Psychiatriepflegefachfrau in Münsingen. Bis zu ihrer Pensionierung arbeitete sie daraufhin im Psychiatrischen Dienst in Interlaken. In all den Jahren hat Margret Baumann jedoch den Pinsel nie aus der Hand gegeben und sich intensiv ihrem künstlerischen Schaffen gewidmet. Und auch einer anderen Sache ist sie treu geblieben: Abgesehen vom kurzen Abstecher ins Limpachtal wohnte sie die ganze Zeit in Oberhofen.

Keine Grenzen

Wie der kurze Überblick über das Leben Margret Baumanns zeigt, ist sie eine Suchende, die sich nicht einfach mit dem Vorhandenen zufriedengibt. Entsprechend lässt sie sich auch in ihrem künstlerischen Schaffen keine Grenze setzen. Das zeigt sich deutlich bei den verwendeten Methoden und Materialien. So stellt sie aus alten Tischtüchern selbst Leinwände her, woraus dann Miniaturbilder entstehen. Daneben kauft sie auch Leinwände ein und stellt grossflächige Malereien her. Doch nicht nur Gemälde, auch die unterschiedlichsten Karten entwirft Margret Baumann. Egal ob Acrylfarben, Kreide, Bleistift, farbig oder schwarz-weiss, abstrakt oder figurativ, es gibt kaum eine Methode, die nicht in ihren Werken zu finden ist. Einzig mit Ölfarben ist sie nie richtig warmgeworden. «Das habe ich auf der Kunstgewerbeschule ein paar Mal versucht. Mir ist der Ausdruck wichtig, und mit Ölfarben gelingt mir das nicht.» Genauso bestechen ihre Werke durch eine grosse Motivvielfalt. Allerdings lässt sich diesbezüglich ein gewisses Muster erkennen: Es dominieren Motive aus der Natur, und eher selten begegnen einem Menschen und kulturelle Artefakte. Das habe sich jedoch erst mit der Zeit so ergeben, früher habe sie viel häufiger Menschen gemalt und gezeichnet. Sehr präsent sind im Werk von Margret Baumann Tiere. «Mithilfe von Tieren kann man sehr gut Emotionen ausdrücken.» So wirken die Tiere bei ihr meist schon fast menschlich. Wer schon mal bei Margret Baumann zu Hause in Oberhofen war und die eindrückliche Aussicht genossen hat, den kann ein zusätzliches häufiges Motiv neben dem Thunersee nicht überraschen: der Niesen. In den unterschiedlichsten Gestalten ist der Thuner Hausberg immer wieder anzutreffen. Abgekürzt könnte man sagen, dass das bestimmende Element in Margret Baumanns Schaffen die Vielfalt ist. «Ich probiere sehr gern aus, sonst wird es mir langweilig. Man muss nicht aus 100 Metern erkennen, dass ein Bild von mir ist, weil es einen bestimmten Stil verkörpert.»


Eine weitere Passion von Margret Baumann sind Bücher. So führt sie einerseits Auftragsarbeiten aus, bei denen sie Covers oder Inhalte illustriert. «Das sind spannende Herausforderungen für mich, da ich nicht nur meinen eigenen Ansprüchen gerecht werden muss.» Anderseits führt Margret Baumann seit 2009 zusammen mit Eva Klaus einen eigenen Kinderbuchverlag. Die beiden sind schon sehr lange befreundet, hatten jeweils gegenseitig die Kinder gehütet und mit ihnen viel gesungen und ihnen Geschichten erzählt. Während einer langen Wanderung vom Tessin zurück an den Thunersee entschieden sie sich, diesen Fundus an Liedern und Geschichten in Buchform herauszubringen – das war die Geburtsstunde des Verlags Lauitor Thun. Bald darauf veröffentlichten sie mit «Chumm mir wei ga wandere», inspiriert vom bekannten Kinderlied, ihr erstes eigenes Kinderbuch. In enger Zusammenarbeit schreibt Eva Klaus jeweils die Texte, während Margret Baumann die Geschichten illustriert. So haben sie inzwischen gut zehn Projekte – neben Büchern beispielsweise auch schon drei Kartenspiele – verwirklicht, die die Kinder stets zu Eigenständigkeit und Initiative anregen sollen. Zusammen mit Eva Klaus ist Margret Baumann viel auf Kunsthandwerkausstellungen, um ihre Bücher vorzustellen und Beziehungen zu knüpfen. Wer Margret Baumanns Gemälde live erleben will, kann dies vom 9. August bis am 29. November in der Stuckimatte in Steffisburg tun. 

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