Etienne Clare  –  ein  vielseitiger, selbstloser Thuner Künstler

Etienne Clare  –  ein vielseitiger, selbstloser Thuner Künstler

Etienne Clare  –  ein vielseitiger, selbstloser Thuner Künstler

Etienne Clare wurde 1901 in Paris geboren und wuchs in Bern auf. Nach dem Besuch der Kunstgewerbeschule Bern und einem zweijährigen Aufenthalt in Deutschland kam er 1924 nach Thun. Nach Zwischenaufenthalten in Oberhofen und Gunten kehrte er 1953 nach Thun zurück, wo er sich einer grossen Beliebtheit erfreute. Mit ausdrucksstarken Holzschnitten erlangte er schweizweit Bedeutung. Er starb 1975 in Thun.

Text: Hans Suter

An der Landesausstellung von 1914 in Bern steht der Dreizehnjährige fasziniert vor Bildern von Ferdinand Hodler, die ihm seinen künftigen Weg weisen. 1917 und 1918 besucht er die Kunstgewerbeschule Bern. Von 1920 bis 1922 weilt der junge Künstler in Deutschland. In Abendkursen an der Wandsbeker Kunstschule bildet er sich weiter. Er wird Buchverkäufer in Lauenburg an der Elbe, Hafenarbeiter und Schiffsmaler in Hamburg. 1924 lässt er sich als selbständiger Grafiker in Thun nieder. Er heiratet Wilhelmine Dornberger. Nun beginnt ein reiches künstlerisches Schaffen, das von Zeit zu Zeit durch Reisen unterbrochen wird: ins Mittelmeergebiet und nach Nord- und Südamerika. Von 1939 bis 1945 leistet Etienne Clare Aktivdienst, wobei er unter anderem malerische Tarnungsarbeiten ausführt. 1941 zieht er ins alte «Heidenhaus» am Fusse des Rebberges in Oberhofen (s. Abbildung 2, Seite 102). Sechs Jahre später stirbt seine Ehefrau nach langer schwerer Krankheit an multipler Sklerose. Eine schwierige Aufgabe erwächst nun dem Künstler mit fünf Kindern; der älteste Sohn bleibt beim Vater, die anderen vier Söhne werden von befreundeten Familien aufgenommen. Im selben Jahr nimmt Etienne Clare Wohnsitz am Oertlibach in Gunten. 1949 darf er Sgraffiti für die kantonalbernische Ausstellung KABA in Thun gestalten. 1953 kehrt er nach Thun zurück und bezieht ein Atelier im Künstlerhaus an der Freienhofgasse 7, wo auch die Maler Paul Gmünder und Knud Jacobsen, der Goldschmied und Eisenplastiker Hans Ittig und der Innenarchitekt Gottfried Rösch ihre Ateliers haben. Es entstehen schöne Künstlerfreundschaften. Die Künstler treffen sich oft zu Gesprächen unten im Hause im Café Meier. Paul Gmünder hält diese Begegnungen 1968 in einem Gemälde mit dem Titel «Malerdiskussion im Café» fest (s. Abbildung 2). 1959 wird Etienne Clare Mitbegründer der Galerie Aarequai von Emil von Gunten in Thun, 1962 wird er Mitglied der Thuner Kunstkommission, 1963 der Gesellschaft der Schweizer Maler, Bildhauer und Architekten GSMBA und 1964 der Schweizerischen Holzschneidervereinigung XYLON. Später schliesst er sich auch noch der Internationalen Holzschneidervereinigung XYLON an. 1965 heiratet er Maria Fuchs. Etienne Clare ist vielseitig künstlerisch tätig, zeichnet gerne mit dem Bleistift und der Ölkreide, malt Aquarelle, Tempera- und Ölbilder, gibt drei Lithografien-Mappen mit Thuner Motiven heraus und gestaltet viele Holzschnitte. Er erhält öffentliche und private Wandschmuckaufträge, vor allem für Mosaike, Sgraffiti und Reliefs in Thun, Einigen, Spiez, Fahrni und andernorts. 1970 gestaltet er ein Wandbild im Knabenschützenhaus in Thun (s. Abbildung 1 auf Seite 104) und 1973 in einer dreiwöchigen Zusammenarbeit mit Knud Jacobsen ein grosses, farbenfreudiges Wandgemälde im Kursaal Thun; dies uneigennützig ohne Honorarforderung. Während vieler Jahre malt er zudem die Gemälde für das Gesslerschiessen der Thuner Kadetten und Kadettinnen und die Bilder mit Karl dem Kühnen für das Armbrustschiessen der ehemaligen Thuner Prögeler. 1975 stirbt Etienne Clare in Thun. 

Der Künstler war ein Meister in der Gestaltung von grosszügigen, ausdrucksstarken Holzschnitten mit Konzentration auf das Wesentlichste. Dies brachte ihm schweizweit Anerkennung ein. Mit sicherer Hand führte er das Kerbmesser, das Hohleisen und den Stichel. Er schuf Schnitte, die die Schönheiten und Traditionen von Thun zeigen, südliche Hafenbilder, Reiter in Spanien und in der Camargue, Fischer, Pierrots, Tänzerinnen, Katzen, Esel, Stiere. Er gestaltete auch religiöse Themen, zum Beispiel den barmherzigen Samariter (s. Abbildung 3, Seite 101). Im Holzschnitt «Assisi» (s. Abbildung 1) schreiten zwei katholische Priester in eine hochgewölbte Halle hinein. Sie tragen die schwarze Soutane und einen runden Hut mit flügelhaft ausladender Krempe. Wuchtige Arkaden stehen neben Säulen und hohen Wänden. Runde und gerade Elemente bilden spannungsvolle Gegensätze und erhöhen die Wirkung der kontrastierenden Schwarz- und Weissflächen. Die Arbeit erweckt zudem den Eindruck einer räumlichen Tiefe. Etienne Clare war mit seiner gütigen, ruhigen und beschaulichen Art bei seinen Künstlerkollegen und -kolleginnen sehr beliebt. Er war selbstlos und stets hilfsbereit, gefestigt durch die Überwindung schwieriger Zeiten und harter Schicksalsschläge. 

Im Jahr 2002 holte Philipp den Schweizermeistertitel im Airbrush in der Sparte «Illustration» und 2006 in der Sparte «Custom Painting». Ein grosses Werk von Philipp findet man auch bei der Mittelstation Wallegg als Ausgangspunkt vom Luchs-Trail an der Lenk, ebenso seine lebensgrossen Attrappen von Luchs und Co.

Philipp macht fast jedes Sujet, aber Comics, Tierporträts oder Aktbilder liegen ihm besser als Fahrzeuge, da man da doch sehr genau «arbeiten» muss. Bis heute hat er nie bereut, dass er sein Hobby zu seinem Beruf gemacht hat. Es «fägt» auch nach zwanzig Jahren immer noch, erzählt er. Ein grosser Teil seiner Arbeit besteht aus Kundenwünschen. Die Mehrheit der Auftraggeber wissen genau, was sie wollen. Es beginnt beim T-Shirt über den Klodeckel bis zu farbigen Wänden in Kinderzimmern oder auf Motorrädern und Motorhauben. Im Moment sind Kinderzimmerwände sehr beliebt; von den Motiven her ist vom bösen Hai bis zum verliebten Schmetterling alles möglich. Etwas vom Eindrücklichsten, was er in seiner Karriere als Künstler machen konnte, war eine Unterwassermalerei durch ein Treppenhaus, die über vier Stockwerke ging. Oder Reisen nach Chicago und Indien, wo er für die Firma Studer direkt vor Ort an der Messe eine Maschine besprühen konnte. Wenn er zur Zeit für sich etwas brusht, so sind das sogenannte Organismen. Er beginnt irgendwo; eine Idee steckt meistens keine dahinter. Es entsteht ein Gerüst aus Strichen und Formen, die er immer weiter wachsen lässt, bis sie sich zu einem einzigartigen Organismus vereinen. 

Der Künstler war ein Meister in der Gestaltung von grosszügigen, ausdrucksstarken Holzschnitten

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