Wenn aus Farbstaub Kunst entsteht

Wenn aus Farbstaub Kunst entsteht

Wenn aus Farbstaub Kunst entsteht

Philipp Klopfensteins Leidenschaft ist das Airbrushen. Im jugendlichen «Grössenwahn», wie er selber sagt, hat er sich selbständig gemacht und feiert dieses Jahr sein 20-Jahr-Jubiläum. Vom Homberg ist er soeben privat wie auch mit seinem Atelier nach Oppligen gezogen.

Text: Christine Hunkeler

Bei einem Spaziergang ist Philipp Klopfenstein mit einundzwanzig Jahren einem Airbrusher, der gerade ein Bild anfertigte, in der Berner Innenstadt begegnet. Sofort war Philipp Feuer und Flamme und erkannte die unzähligen Möglichkeiten, die ihm das Airbrushen ermöglichten. Er hat damals nicht lange gefackelt und sich kurzerhand selber eine Ausrüstung angeschafft. Philipp beschloss, dass das Airbrushen zu seinem Hobby Nummer eins werden sollte. Es folgte ein erster ungeduldiger Versuch, verständlicherweise auch gleich der dazu passende Rückschlag, und so rasch, wie sich Philipp die Ausrüstung angeschafft hatte, so rasch verschwand sie wieder in einer Ecke. Drei Monate später machte sich Philipp nun mit der nötigen Geduld nochmals ans Werk. Ihm ist in der Zwischenzeit klar geworden, dass Airbrushen nichts mit Malen oder Pinseln zu tun hat, sondern dass es sich hier um ein ganz anderes Handwerk handelt. Plötzlich funktionierte es, und im jugendlichen «Grössenwahn» wie er selber sagt, hat er sich nach eineinhalb Jahren Hobbybrushen 1996 als freischaffender Künstler selbständig gemacht. Als gelernter Hochbauzeichner mit Zusatzlehre als Zimmermann wollte Philipp noch etwas anderes als «08/15» in seinem Leben haben. 1996 fand dann auch bereits seine erste Ausstellung in der Stoffbude in Thun statt. 

Airbrushtechnik

Wann genau die Airbrushtechnik ihren Ursprung hatte, ist umstritten. Wie aber verschiedene Höhlenmalereien beweisen, wurde diese Technik bereits in der Steinzeit angewendet. Die Spritzpistole, wie wir sie heute kennen, geht auf eine Erfindung eines amerikanischen Arztes im Jahr 1890 zurück. Ziel dieser Erfindung war eigentlich die Möglichkeit der Zerstäubung von Medikamenten im Rachenraum. Darauf aufbauend, entwickelte sein Sohn einen Zerstäuber für Lacke. Diese Farbspritzpistole ersetzte danach das zeitaufwändige und mühsame Lackieren mit dem Pinsel.

In der Airbrushtechnik werden in der Regel spezielle ungiftige Farben auf der Acryl-Wasser-Basis verwendet, bei denen eine ganz bestimmte Pigmentgrösse eingehalten und gewährleistet wird. Je feiner und genauer die Pigmentierung in der Farbe ist, umso genauer und feiner kann mit dieser Farbe gearbeitet werden. Grundsätzlich ist es aber so, dass jede Farbe oder Flüssigkeit gesprüht werden kann, die flüssig genug ist. «Man könnte also, anstatt aus dem Kaffeesatz zu lesen, ihn auch gleich als Bild aufsprühen …», meint Philipp.

Die ganz ersten Bilder, welche mit der Airbrushtechnik gemalt wurden, hatten es sehr schwierig, einen geeigneten Ausstellungsplatz zu finden. Kunstliebhaber und Museen haben die Künstler jeweils mit dem Argument abgewiesen, dass die Bilder nicht mit künstlerischen Mitteln gemalt worden sind. Die Airbrushtechnik stiess jedoch durch die Stile Bauhaus und Pop Art in den Bereich Kunst vor und im Jahr 1970 wurde Airbrushdesign endlich als Kunstrichtung anerkannt. Weltbekannte Airbrush-Künstler sind zum Beispiel Paul Wunderlich oder auch der Schweizer H. R. Giger, der 2014 in Zürich gestorben ist. Die Airbrushpistole ist für Philipp das Hauptwerkzeug; er benützt aber wo nötig gerne auch mal einen Pinsel oder das passende Malwerkzeug. 

Seit 1996 findet man Philipp regelmässig an Messen, Märkten, Gewerbeausstellungen, Live-Auftritten und auch mal bei einem Bodypaintingact im In- und Ausland. 

Im Jahr 2002 holte Philipp den Schweizermeistertitel im Airbrush in der Sparte «Illustration» und 2006 in der Sparte «Custom Painting». Ein grosses Werk von Philipp findet man auch bei der Mittelstation Wallegg als Ausgangspunkt vom Luchs-Trail an der Lenk, ebenso seine lebensgrossen Attrappen von Luchs und Co.

Philipp macht fast jedes Sujet, aber Comics, Tierporträts oder Aktbilder liegen ihm besser als Fahrzeuge, da man da doch sehr genau «arbeiten» muss. Bis heute hat er nie bereut, dass er sein Hobby zu seinem Beruf gemacht hat. Es «fägt» auch nach zwanzig Jahren immer noch, erzählt er. Ein grosser Teil seiner Arbeit besteht aus Kundenwünschen. Die Mehrheit der Auftraggeber wissen genau, was sie wollen. Es beginnt beim T-Shirt über den Klodeckel bis zu farbigen Wänden in Kinderzimmern oder auf Motorrädern und Motorhauben. Im Moment sind Kinderzimmerwände sehr beliebt; von den Motiven her ist vom bösen Hai bis zum verliebten Schmetterling alles möglich. Etwas vom Eindrücklichsten, was er in seiner Karriere als Künstler machen konnte, war eine Unterwassermalerei durch ein Treppenhaus, die über vier Stockwerke ging. Oder Reisen nach Chicago und Indien, wo er für die Firma Studer direkt vor Ort an der Messe eine Maschine besprühen konnte. Wenn er zur Zeit für sich etwas brusht, so sind das sogenannte Organismen. Er beginnt irgendwo; eine Idee steckt meistens keine dahinter. Es entsteht ein Gerüst aus Strichen und Formen, die er immer weiter wachsen lässt, bis sie sich zu einem einzigartigen Organismus vereinen. 

Kontakt
Philipp‘s Airbrush Studio
Rotachenweg 6
3629 Oppligen
Tel. 033 222 21 20
philipp@airbrushphilipp.ch
www.airbrushphilipp.ch


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