Naturseifen aus sorgfältiger Handarbeit

Naturseifen aus sorgfältiger Handarbeit

Naturseifen aus sorgfältiger Handarbeit

Jedes Seifenstück ist ein Unikat. Sandra Rothermann aus Amsoldingen widmet sich der Herstellung hand­gefertigter Naturseifen. Durch die Arbeit mit Pflanzenfarben, Tonerden und verschiedenen Giesstechniken entstehen wunderschöne Effekte, und manchmal sogar Seifen wie kleine Gemälde.

Text: Christine Hunkeler  |  Fotos: Christine Hunkeler, zvg

Für Sandra Rothermann war die Thunerseeregion lange ein Wunschwohnort. Regelmässig reiste sie aus dem Kanton Solothurn ins Berner Oberland, um ihrem Hobby, dem Gleitschirmfliegen, nachzugehen. Seit fast sieben Jahren wohnt sie nun mit ihrem Mann in Amsoldingen. Als Haupterwerb arbeitet sie Teilzeit an der Universität Bern. Während ihrer Berufstätigkeit in der Industrie und des Studiums zur Betriebswirtschafterin suchte sie einen Ausgleich, der ihr Spass und Freude bereitet. Wie sie erzählt, hat sie diesen in der ­Naturkosmetik gefunden. Für sie ist es eine Passion geworden, selbst natürliche Kosmetik herzustellen, die ohne unnötige synthetische Rohstoffe auskommt. Ihre Spezialität ist die Produktion von Kleinmengen mit biologischen Rohstoffen, die in ihrem Produktionsraum in Steffisburg entstehen. Ihr Wissen gibt sie gerne in Kursen weiter und freut sich über das steigende Interesse an natürlichen Produkten.

Das Herstellen von Naturseifen ist spannend und eine eigene kleine Wissenschaft. Das Kreieren von Rezepten und Designs, das Färben mit Pflanzen und das Kombinieren von Düften führen immer wieder zu neuen Ideen und Experimenten. Die Inspirationen dazu holt sich Sandra Rothermann in Gesprächen mit Familie und Freunden, draussen in der Natur, in der Literatur und auch über das Internet bei anderen Naturseifenherstellenden aus der ganzen Welt. 

Für die Seifenherstellung nach dem Kaltverfahren wird Lauge (bestehend aus Wasser und Natriumhydroxid) mit verschiedenen Ölen gemischt. Dabei ist die Stärke der Lauge von der gewünschten «Überfettung» abhängig. Je grösser die Überfettung ist, desto mehr Öl bleibt unverseift, wodurch eine rückfettende, pflegende Wirkung erzielt wird. Während des Verseifungsprozesses werden die Triglyceride (Fettsäuren) aus ihrem Verbund befreit, es entstehen Moleküle, die sich gerne mit Wasser verbinden, und andere, die fettliebend bleiben. Die noch flüssige Seife wird in eine Form gegossen, in der sie sich zuerst erwärmt und später aushärtet. Nach 24 bis 48 Stunden kann die Seife aus der Form genommen und zugeschnitten werden. Danach reifen die Seifenstücke vier bis sechs Wochen, bevor sie zum Verbrauch bereit sind.

Sandra Rothermann kauft die Rohstoffe für ihre Seifen möglichst regional und in Bio-­Qualität ein. Neben den hochwertigen Pflanzenölen sind die ätherischen Öle die kostbarsten Bestandteile der Seifen. Verwendet werden nur reine ätherische Öle, auf künstliche Düfte verzichtet sie bewusst. Zum Färben der Seifen verwendet Sandra Rothermann am liebsten Pflanzenfarben wie Sanddornöl, Annattosamen oder Aktivkohle (verbrannte Kokosschale), aber auch Tonerden für die erdigen Farbvarianten. Auf mineralische Farben wird zurückgegriffen, wenn intensive, leuchtende Resultate gewünscht werden. Sorgfältige Handarbeit und Transparenz sind für sie sehr wichtig. So sind sämtliche Inhaltsstoffe und Düfte auf den Etiketten der Seifen angegeben. Jede Seife, die bei ihr entsteht, wird zu einer kleinen natürlichen Kostbarkeit.

Im Produktionsraum hat man fast den Eindruck, in einer Backstube zu sein. Da ist ein Mixer, mit dem die Inhaltsstoffe zusammengemischt werden, Cakeformen aus Holz, in die die flüssige Masse hineingegossen wird, aber auch einzelne kleine Formen, um spezielle Seifen zu gestalten, und vieles mehr. Die Seife mit dem Namen «Kakaoschalencake» zum Beispiel sieht einfach zum Anbeissen aus, wie ein Kuchen. Sie enthält Kakaoschalen, die bei der Produktion von Schokolade anfallen. Der Versuch, diese weiterzuverwenden, ist gelungen, bewirken die Schalen doch auch einen angenehmen Peelingeffekt. 

Die Patchouli-Filou-Seife ist ein kleiner Gauner, ein Verführer. Diesen ätherischen Ölen wird nachgesagt, dass sie leidenschaftlich und unwiderstehlich wirken, den Stresspegel senken und erden. Beim «Fichte-Chnorz» ergibt die Arbeit mit Aktivkohle und einer speziellen Giesstechnik wunderschöne Effekte. Jede Seife sieht aus wie ein kleines Gemälde. Ein Chnorz ist ein verdrehtes Wurzelstück oder kann auch einfach ein Mensch sein, der Mühe hat, sich auszudrücken. Manchmal bedeutet ein Chnorz aber auch, dass etwas nicht auf Anhieb gelingt. So hat doch schon manch ein Spaziergang im Wald mit dem Duft der Fichten geholfen, die Gedanken zu klären und den Chnorz zu lösen.

Damit eine Seife verkauft werden darf, muss jedes Rezept auf die Sicherheit bewertet werden. So wird sichergestellt, dass das in Verkehr gebrachte Produkt den Anforderungen der Kosmetikverordnung genügt. Ihre Produkte verkauft sie über den Webshop.

Für die Ausstellung «Johannes Itten & Thun» im Herbst 2020 hat Sandra Rothermann passend zum bekannten Itten-Gemälde «Herbst am Bach» eine Seife kreiert. Diese Seife entstand spontan aufgrund der Anfrage des Kunstmuseums Thun, wo im Museumsshop etwas lokal Produziertes angeboten werden sollte. Wie sie erzählt, war die Produktion ein sehr kreativer Akt mit verschiedenen Techniken und pflanzlichen sowie mineralischen Farben. Es war ein riesengrosser Spass, diese Seife herzustellen. Für die Seife «Herbst am Bach» verarbeitete sie Olivenöl, Kokosöl, Wasser, Natriumhydroxid, Rapsöl, Sojaöl, ätherische Öle (Fichte, Lavendel, Zitronengras), Aktivkohle, Annatto, Kakaopulver, Sanddornöl und mineralische Farben (Weiss, Blau, Grün, Violett). Anhand dieser Aufzählung kann man sich in etwa vorstellen, wie interessant eine Seifenproduktion sein kann.

Kontakt
Sandra Rothermann
Hirseren 5, 3633 Amsoldingen
Telefon 079 239 19 65
srothermann@gmx.ch

www.duftbengel.ch

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