Knud Jacobsens ungebrochene Schaffenskraft

Knud Jacobsens ungebrochene Schaffenskraft

Knud Jacobsens ungebrochene Schaffenskraft

Mit Knud Jacobsen hat einer der prägendsten bildenden Künstler der Stadt vor zwei Jahren den Grossen Thuner Kulturpreis erhalten. Der 1928 in Algier geborene Jacobsen besuchte u.a. die Kunstgewerbeschule in Bern. Sein umfangreiches Werk umfasst Zeichnungen, Gemälde, Lithografien, Holzschnitte, Glasfenster, Wandgemälde und Wandreliefs.

Text: Hans Suter

Knud Jacobsen wurde am 5. Februar 1928 in Algier geboren. Der Vater war Däne, die Mutter Thunerin. Knud wuchs in Montreal und Thun auf. Nach dem Schulaustritt absolvierte er eine dreijährige Lehre als Keramiker in Steffisburg. Es folgten eine weitere dreijährige Ausbildung in der Grafikklasse von Eugen Jordi an der Kunstgewerbeschule Bern und ein einjähriger Besuch der Malschule von Max von Mühlenen in Bern.

Von 1949 bis 1954 wirkte Knud Jacobsen in einem eigenen Atelier im nordwestlichen Dachraum des Thunerhofs in Thun mit schöner Sicht auf Schloss und Kirche. Im südwestlichen Dachraum hatte der Malerkollege Fritz Bütikofer sein Atelier. Die Ateliermiete betrug zehn Franken monatlich – ein beispielhaftes Entgegenkommen der Stadtbehörde!

1954 konnte Knud zusammen mit dem Maler Paul Gmünder, dem Holzschneider Etienne Clare, dem Goldschmied und Eisenplastiker Hans Ittig und dem Innenarchi- tekten Gottfried Rösch ins Atelierhaus an der Freienhofgasse 7 einziehen. Das Haus gehörte Dr. med. Werner Roost in Bern. Auch er kam den Künstlern mit einem günstigen Mietzins entgegen. Paul Gmünder, Etienne Clare und Knud Jacobsen wirkten dort während 30 Jahren. Für alle drei war es eine fruchtbare Schaffenszeit, und sie pflegten eine schöne Freundschaft. Oft fanden sie sich unten im Hause im Café Meier ein. Paul Gmünder stellte dies 1968 in einem Ölgemälde mit dem Titel «Malerdiskussion im Café» dar (Abbildung 4). 

 An einem schönen Sommernachmittag begaben sich alle drei mit dem alten Peugeot von Etienne Clare auf die Thuner Allmend. Sie beschlossen, je ein Ansichtsaquarell von verschiedenen Standorten aus zu malen. Zufälligerweise postierten sie sich in einem Dreieck. Nach einer Stunde kamen sie wieder zusammen und stellten fest, dass jeder einen andern malend im Bilde festgehalten hatte…

1958 wurde Knud Jacobsen in die Gesellschaft der Schweizer Maler, Bildhauer und Architekten GSMBA aufgenommen. Von 1954 bis 1974 nahm er regelmässig an den Weihnachtsausstellungen im Kunstmuseum Thun teil. Wesentliche Ausstellungen fanden zudem in der kleinen, aber bedeutenden Aarequai-Galerie von Emil von Gunten statt, an deren Gründung im Jahre 1958 Knud selbst beteiligt war. Oft konnte er auch andernorts ausstellen. Seit 1984 hat er ein Atelier an der Hofstettenstrasse 5 in Thun, wo er auch im Alter von 86 Jahren noch fast jeden Nachmittag kreativ tätig ist.

Knud Jacobsen ist ein ausgesprochen vielseitiger Künstler. Er ist ein guter Beobachter, der rasch Wesentliches in einem Sujet erfassen und in knapp umrissenen Skizzen festhalten kann. Er ist nicht nur ein exzellenter Grafiker und Zeichner, sondern auch ein souveräner Lithograf, Holzschneider, Maler und Gestalter von Glasfenstern, Wandgemälden und Wandreliefs.

Als Grafiker schuf er viele Signete (Logos) für Firmen und Vereine. Sie wirken durch ihre Einfachheit und Prägnanz (z.B. für die Firma Element AG in Tafers, Abbildung 5). Oft durfte er Plakate entwerfen, z.B. für das Eidgenössische Schützenfest von 1969 in Thun. Schweizweit bekannt wurde auch sein Plakat mit dem von ihm stammenden Slogan «Es gibt sinnvollere Geschenke als alkoholische Getränke». Wichtige, ehrenvolle grafische Aufträge erhielt er ferner für das Technorama Winterthur, die MUBA Basel, die OLMA St. Gallen und das Comptoir Lausanne.

Knud Jacobsens Zeichnungen mit dem Bleistift, der Tuschefeder und der Pastellkreide sind klar strukturiert und von sicherem Strich. Es verwundert daher nicht, dass er sich auch als Buchillustrator profilierte (z.B. im Buch von Peter Küffer «Thun, Türme, Tore und Gassen nach 1800 von Johannes Knechtenhofer», herausgegeben vom Verein Schlossmuseum Thun zum 100-jährigen Bestehen, Krebser Verlag AG, Thun 1988. Knud Jacobsen zeichnete darin die gleichen Ansichten im Jahre 1988. Im Bändchen «Vokalpolitisches» illustrierte er träfe, witzige Sprüche und Kommentare des früheren Stadtpräsidenten Ernst Eggenberg, das ebenfalls Markus Krebser herausgegeben hat). 

In einer Broschüre mit gut verständlichen Informationen über eine geeignete Atemtechnik zur Verbesserung von krankheitsbedingten Atembehinderungen fertigte Jacobsen in den Achtzigerjahren in Zusammenarbeit mit Dr. med. Josef Regli, dem ehemaligen Chefarzt der Bernischen Höhenklinik Heiligenschwendi (heute Berner Reha Zentrum), wissenschaftliche Zeichnungen an.

Die Lithografien und Holzschnitte zeichnen sich durch eine Reduktion auf das Wesentliche aus (z.B. Fulehung mit Thuner Kadetten, 1990, Abbildung 6). Für die Feier der 700 Jahre Thuner Handveste im Jahre 1964 konnte der Künstler die Titelseite des Thuner Tagblatts in einem Holzschnitt gestalten (Abbildung 7) und 1979 schuf er während zweier Tage im Auftrag von Buchhändler Markus Krebser im Bälliz, auf einem Podest stehend, sechs grossformatige Holzschnitte mit Thuner Ansichten. Die zum Teil grossformatigen und grosszügig gemalten Aquarelle sind technisch brillant (z.B. Albi, Südfrankreich, 1970, Titelbild), die Ölgemälde sind farbintensiv, kraftvoll, ausgewogen in Form und Farbe (z.B. Mahalia Jackson, 2007, Abbildung 8). Von Reisen in die gerne aufgesuchte Provence, in die Bretagne und in die Loire-Gegend, ins Piemont, aus London und Kalifornien brachte er viele Eindrücke heim, die er im Atelier künstlerisch umsetzte. Oft gestaltete er aber auch eigenständige Ansichten vom Thunersee und seinem geliebten Thun (z.B. Aarequai mit Schloss und Kirche, 2010, Ölbild, Abbildung 9).  

Knud Jacobsens Wandgemälde, seine leuch- tenden Glasfenster (z.B. im Krematorium Thun) und seine Wandreliefs in Holz, Beton oder Metall (z.B. in der Alterssiedlung Sonnmatt in Thun) zeichnen sich durch Einfallsreichtum und Ausgewogenheit aus. Häufig resultierten die Aufträge aus Wettbewerben, in denen er mit dem ersten Preis ausgezeichnet worden war. Mit acht Werken ist er zudem der meistvertretene Künstler der Kunst im öffentlichen Raum der Stadt Thun. 

Während 35 Jahren gestaltete Knud Jacobsen die Gemälde für das Gesslerschiessen der Thuner Kadetten und Kadettinnen und für das Armbrustschiessen der ehemaligen Thuner Prögeler mit dem Bild von Karl dem Kühnen. Auch dies spricht für seine besondere Verbundenheit mit Thun.

Im Jahre 2012 ehrte die Stadt Thun den bescheidenen, frohmütigen und humorvollen Künstler mit der Verleihung des Grossen Kulturpreises für sein glanzvolles künstlerisches Gesamtwerk. Mit ihm freuten sich seine zwei Söhne, die Tochter und  Kathy Dietrich, seine treu besorgte Lebensgefährtin seit über 40 Jahren, sowie viele Freunde und Freundinnen seiner eindrücklichen Kunst.

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