Die Kraft der Homöopathie

Die Kraft der Homöopathie

Die Kraft der Homöopathie

In der Welt der alternativen Heilmethoden hat die Homöopathie seit über 250 Jahren einen hohen Stellenwert. Die Grundidee des deutschen Arztes Samuel Hahnemann war, Ähnliches mit Ähnlichem zu heilen und so den Organismus zur Anregung der Selbstheilungskräfte zu aktivieren. Er hat mit seinen Überlegungen und zahlreichen Selbstver- suchen die Homöopathie begründet.

Text: Peter Brechbühl  |  Fotos: zvg

Die Homöopathie ist bei ihren Anwendern sehr beliebt und zeigt oftmals erstaunliche Wirkungen, sowohl bei Kindern und Erwachsenen als auch bei Anwendungen in der Tiermedizin. Kaum eine alternative Heilmethode hat die Gemüter seit ihrer Begründung bis heute so sehr erhitzt wie die Homöopathie. Von «Wunderheilung» bis zu angeblicher Scharlatanerie wurde die Homöopathie seit ihren Anfängen zum Zankapfel – hauptsächlich, weil ihren Kritikern das Verständnis für eine energetische Heilmethode fehlt, welche nicht auf materiell vorhandener Substanz beruht. So gibt es bis in unsere heutige Zeit Unverständige, welche sich teils mit Berufung auf wissenschaftliche Grundsätze, teils mit Ignoranz vor heute bekannten Tatsachen verschliessen und sich buchstäblich dadurch öffentlich profilieren, dass sie die Homöopathie schlechtreden.

In den letzten Jahren haben Studien aus Japan mit der Aussage «Wasser hat ein Gedächtnis» indirekt bewiesen, dass von dynamisierten Substanzen eine energetische Wirkung zu erwarten ist ohne das Vorhandensein entsprechender materieller Moleküle. Samuel Hahnemann, der Begründer der Homöopathie, würde daran seine helle Freude haben! Oftmals belächelt, verun- glimpft und als unwirksam bezeichnet, erklärt dies einen Teil der Wirkungsweise homöopathischer Mittel.

Welche Überlegungen führten Samuel Hahnemann zur Begründung der Homöopathie? 

Er war Arzt aus ganzer Seele, ein kämpferischer Mensch in seinem ärztlichen Gewissen, und er ging rücksichtslos gegen die von ihm erkannten Missstände innerhalb der Heilkunde seiner Zeit vor. Die Aussage des griechischen Arztes Hippokrates, Lehrer und Vater der abendländischen Heilkunde: «Simila similibus curentur»  =  Ähnliches mit Ähnlichem heilen, wurde für Hahnemann ein Grundpfeiler seiner Lehre. Ebenso die Aussage «Jedes Gift ist sein Gegengift!» des gelehrten Mönches und Jesuiten- paters Athanasius Kircher (1680).

Hahnemann beobachtete in seiner Praxis, dass grobe Arzneidosen auf chemischem Wege oftmals giftig wirkten und dass sie die Selbstregulierungskräfte des Menschen überrannten. Er stellte fest, dass mit zunehmender Verdünnung, beziehungsweise Verkleinerung der Arzneigabe die Heilkraft mehr und mehr aufgeschlossen, «potenziert» wurde. Die Heilkräfte eines Arzneimittels sollten sich mit steigender Potenzierung immer weiter erhöhen, also nicht als grobstofflich-chemische Mittel, sondern energetisch als feinstoffliche Mittel, als «Geist der Arznei» wirken. Hahnemann forderte eine Betrachtung des ganzen Menschen. Seine Heilkunst sollte sich nicht gegen eine Krankheit richten, sondern für die Heilung des ganzen Menschen.

Ein weiterer streitbarer Arzt seiner Zeit, Paracelsus (Theophrastus Bombastus von Hohenheim), der ebenso unerbittlich gegen alte und teils schädliche Heilmethoden seiner Zeit vorging, trug mit seiner These «Allein die Dosis machts, dass ein Ding zum Gift wird!» massgeblich zur Begründung der Homöopathie bei. 

Homöopathische Arzneimittel werden aus natürlichen Substanzen hergestellt, die in ihrer konzentrierten Form Erkrankungen hervorrufen können, welche mit gerade diesem Mittel als homöopathisches Medikament behandelt werden. Allium cepa, die Zwiebel, kann als wunderbares Beispiel der Homöopathie genommen werden. Schneidet man eine Zwiebel auf, so tränen die Augen und die Nase läuft. Und gerade bei diesen Symptomen hilft dann Allium cepa. Das Prinzip beruht auf Anregung der Selbstheilungskräfte des Körpers mittels solcher Substanzen, welche aber zuerst als homöopathische Mittel aufbereitet werden müssen. 

Herkunft und Herstellung homöopathischer Mittel

Homöopathische Arzneien werden hergestellt aus Pflanzen, wie zum Beispiel Arnica (Arnika), Belladonna (Tollkirsche), Drosera (Sonnentau); andere stammen aus dem Tierreich: Apis (Honigbiene), Cantharis (Spanische Fliege), Lachesis (Schlangengift), und weitere aus Mineralien: Sulfur (Schwefel), Calcium carbonicum (Kalziumkarbonat), Ferrum phosphoricum (Eisenphosphat). Die vierte Herkunftsgruppe wird als «Nosoden» bezeichnet; hierbei handelt es sich um tote und homöopathisch aufbereitete Krankheitserreger, wie zum Beispiel Anas barbariae (Nosode aus Herz und Leber der Ente), im Handel erhältlich als «Oscilococcinum», Influenzinum (Grippenerreger-Nosode), Pertussinum (Keuchhusten-Nosode).

«Allein die Dosis machts, dass ein Ding zum Gift wird!»

Diese Stoffe bestimmen die Qualität des Endproduktes genau gleich wie deren Verarbeitung. Deshalb sind umfassende Kenntnisse dieser Substanzen, die zuverlässige Identifikation und der äusserst sorgfältige Umgang in der Herstellung sehr wichtig. Die Arzneien werden nach den Vorgaben Hahnemanns, beziehungsweise dem gültigen HAB (Homöopathisches Arzneibuch), bis heute teilweise in Handarbeit verdünnt und potenziert. 

Die Ausgangssubstanz zur Herstellung eines homöopathischen Arzneimittels – nehmen wir hier als Beispiel die Arnika-Tinktur – wird im Verhältnis 1:10 (Dezimale = D) mit einem Verdünnungsmittel (zum Beispiel Alkohol-Wasser-Gemisch) verdünnt und die erhaltene Verdünnung wird anschliessend potenziert, das heisst rhythmisch geschüttelt – was einer Dynamisierung entspricht. So erhalten wir das homöopathische Mittel Arnica D1. In weiteren analogen Verdünnungs- und Dynamisierungsschritten wird erst Arnica D2, dann Arnica D3 und so weiter hergestellt. Durch diesen Herstellungsprozess verliert eine ursprünglich giftige Ursubstanz ihre Giftigkeit, während ihre Information auf die Trägersubstanz, in unserem Beispiel ein Alkohol-Wasser-Gemisch, übertragen und durch die Dynamisierung verstärkt wird. Erfolgt die Verdünnung in Schritten von 1:100 (Centimale = C), erhalten wir das homöopathische Arzneimittel als Arnica C1 und bei weiterem analogem Vorgehen Arnica C30 oder in weiteren Schritten Arnica C200 usw.

Wahl des richtigen Arzneimittels

Die Welt der homöopathischen Arzneimittel ist riesengross; es gibt mehrere tausend beschriebene Arzneimittel. Aus diesem Grund ist die Wahl des richtigen Mittels sehr anspruchsvoll und bedarf grosser Erfahrung. Homöopathische Arz- neimittel sollten durch Fachpersonen empfohlen werden, welche über eine entsprechende Ausbildung und Erfahrung verfügen. Eine gute Fachberatung findet sich in darauf spezialisierten Drogerien und Apotheken, bei klassischen Homöopathen und bei ausgebildeten homöopathischen Ärzten der Schulmedizin.

Die Anwendung homöopathischer Mittel ist nebenwirkungsfrei. Allerdings können Reaktionen, sogenannte Erstverschlimmerungen, auftreten, welche mit der entsprechenden Fachperson besprochen werden sollten.

Die Homöopathie, zunächst von einigen Aussenseitern getragen, später durch eine grosse volkstümliche Bewegung unterstützt, hat sich bis heute zu einer anerkannten Disziplin innerhalb der modernen Medizin entwickelt.


Die Wahl des richtigen Mittels ist sehr anspruchsvoll und bedarf grosser Erfahrung.

Gut zu wissen

12 wichtige homöopathische Mittel für den Haushalt

Aconitum, «Akutmittel nach Zugluft»: 
Plötzliches hohes Fieber, Angina, Angst, Nackensteife, Nervosität. Akute Beschwerden, plötzlich auftretend, oft mit Angst verbunden.

Allium cepa, «Schnupfenmittel»:
Schnupfen, Heuschnupfen, Bindehautentzündungen, Kehlkopf- und Rachenentzündungen. Bei fliessenden, ätzenden Körpersäften.

Apis, «Hitzige akute stechende Beschwerden»:
Insektenstiche, Allergien, Blasen- entzündung, Heiserkeit, Verbrennungen. Lindernd bei starken Schwellungen mit Röte und Schmerzen.

Arnica, «Verletzungsmittel»:
Blutergüsse, Verletzungen, Wunden, Muskelkater, Schmerzen bei Verletzungen, Operationen. Grosse Wundheilerin unserer Alpen, durch Hildegard von Bingen beschrieben.

Belladonna, «Akutmittel bei Überhitzung»:
Angina, Fieber, Abszesse, Krämpfe, Koliken, Sonnenstich, trockene Augen. Heftige Entzündungen mit ungewöhnlich starker Hitze und Schmerzen.

Chamomilla, «Kindermittel»:
Zahnungsschmerzen, Nervosität, hohe Schmerzempfindlichkeit. Passt gut für empfindsame Naturelle und Kinder.

Drosera, «Hustenmittel»:
Reizhusten, Keuchhusten, Bronchitis, Asthma. Bei starken Hustenanfällen auch nachts..

Euphrasia, «Augentröster»:
Augenbindehaut- und Lidrandentzündungen, Schnupfen, Heuschnupfen. Bei Trockenheit der Lider und Nase, Beissen in den Augen.

Mercurius solubilis, «Schleimhautentzündungsmittel»:
Ohrenschmerzen,  eitrige Erkrankungen, Angina, Aphten, Fieberbläschen. Der Patient reagiert überempfindlich auf Temperaturschwankungen.

Nux vomica, «Katermittel»:
Übelkeit nach fettigem Essen und zu viel Alkohol, Verstopfung stressbedingt, Magendruck. Der Nux-vomica-Patient hat einen Mangel an Lebenswärme.

Pulsatilla, «Frauenmittel»:
Mensbeschwerden, Schwangerschaftsbeschwerden, Zahnen, Magen-Darm-Beschwerden. Passt gut zu empfindsamen Menschen, deren Stimmung sich schlagartig ändern kann.

Rhus toxicodendron, «Sportler- und Rheumamittel, Gelenkschmerzen»:
Gelenkentzündungen, akute rheumatische Beschwerden, Weichteilentzündungen, Fieberbläschen. Bewegung wirkt lindernd, trockene Wärme hilft.

Homöopathische Selbstbehandlung in Akutfällen 
Heidi Grollmann / Urs Maurer
Groma Verlag
ISBN 978-3-9521004-1-7