Erste Hilfe mit frischen Heilpflanzen im Freien
Erste Hilfe mit frischen Heilpflanzen im Freien
Die Natur offeriert eine grosse Anzahl Heilpflanzen zur Linderung akuter Beschwerden, die bei Aktivitäten im Freien leicht auftreten können. So lindern die gequetschten Blätter des Wegerichs Insektenstiche, Sauerklee wirkt kühlend und abschwellend, während das Hirtentäschel blutstillend und wundheilfördernd ist.
Text: Peter Brechbühl | Fotos: zvg
Tägliche körperliche Bewegung in freier Natur hat einen hohen Wert für Geist, Körper und Seele – und kann bei Erkrankungen mithelfen, durch Anregung der Selbstheilungskräfte unseres Körpers auf natürliche Art wieder zur Gesundheit zurückzufinden. Eine einfache Therapieart, fast zu einfach, aber umso wirksamer, kostenlos und nebenwirkungsfrei. Die Natur ist eine unerschöpfliche Energiequelle.
Durch regelmässige Bewegung im Freien werden unsere Muskeln gestärkt, das Herz-Kreislaufsystem und die Durchblutung angeregt und unser Denken erfrischt. Wir erfreuen uns an der Farbe und dem Duft der Blumen, an Vogelstimmen, machen Tierbeobachtungen, geniessen harmonische Landschaften und einen endlos scheinenden Himmel. Die Sorgen des Alltages treten unmerklich in den Hintergrund und sind nicht mehr so wichtig.
Die Natur hält allerdings noch viel mehr positive Kräfte und Wirkungen für uns bereit. Sie offeriert dem Kräuterkundigen – und jeder von uns kann Kräuterkundiger werden – mit zahlreichen lebendigen Heilpflanzen eine grossartige «Natur-Apotheke» zum selber Pflücken. Sei es bei kleineren Unfällen, Insektenstichen, spontanem Unwohlsein oder auch zur Unterstützung bei ernsthafteren Beschwerden.
Tägliche körperliche Bewegung in freier Natur hat einen hohen Wert für Geist, Körper und Seele.
Augentrost (Euphrasia rostkoviana)
Basilikum (Ocimum basilicum)
Das frische Blatt auf der Haut zerrieben ist eine wirksame Insektenabwehr gegen Fliegen und Stechmücken. Langsam gekaut wirkt es gegen Übelkeit und bei Bauchkrämpfen.
Braunelle (Prunella vulgaris)
Frische Blätter kauen bei Schleimhautentzündungen im Mund. Die unscheinbare Wiesenpflanze wirkt blutstillend, adstringierend und antibakteriell.Breitwegerich (Plantago major)
Das zerquetschte Blatt hilft gegen Blasen an den Füssen aufgelegt als kühlendes und schmerzlinderndes Pflaster.
Birke (Betula pendula)
Ein Pflaster aus gequetschten Blättern, Knospen und Blüten mit einer sterilen Kompresse auf Wunden gegeben wirkt antiseptisch, reinigend und entzündungshemmend.Brombeere (Rubus fruticosus)
Die reifen Früchte enthalten die Vitamine A und C, Magnesium und Kupfer. Die Gerbstoffe der Blätter festigen das Zahnfleisch und können bei Zahnfleischentzündungen helfen. Gurgeln mit Brombeerblättertee ist eine gute Mundspülung und lindert Soor.
Erdbeere (Fragaria vesca)
Die älteren Blätter wildwachsender Erdbeeren gequetscht auf Wunden legen als erste Soforthilfe.
Feld-Ahorn (Acer campestre)
Frisch gequetschte Blätter auf geschlossene Augenlider auflegen. Auch kühlend und lindernd bei Schwellungen müder Wander-Gelenke und Füsse.
Frauenmantel (Alchemilla vulgaris)
Frische, gequetschte Blätter eignen sich als provisorischer Verband mit entzündungshemmendem, blutstillendem und wundheilendem Effekt.
Gänseblümchen (Bellis perennis)
Der Saft aus frischen zerriebenen Blättern und Blüten ist wundheilfördernd.
Gänsefingerkraut (Potentilla anserina)
Gänsefingerkraut löst Krämpfe in Muskeln und Waden, zwei bis drei Tassen als Tee getrunken.
Giersch (Aegopodium podagraria)
Diese sehr schmackhafte essbare Wildpflanze ist absolut unbeliebt in Hausgärten da sie kaum auszurotten ist. Häufig in Wiesen anzutreffen hilft das zerquetschte Kraut bei Insektenstichen.
Goldrute (Solidaginis virgaurea)
Gequetschte Blätter frisch als Auflage zur Wundheilung, auch bei eiternden Wunden.
Hirtentäschel (Capsella bursa-pastoris)
Nasenbluten kann gestoppt werden mit dem Pflanzensaft auf Watte. Seine Inhaltstoffe wirken blutstillend, zusammenziehend und wundheilend.
Holunder (Sambucus nigra)
Brei aus den Blüten bei Augenentzündungen ist schmerzlindernd. Bei Kopfschmerzen Blüten in Essig eintauchen und in einem Tüchlein auf Stirne/Nacken auflegen.
Johanniskraut (Hypericum perforatum)
Auf Wunden aufgelegt wirken zerquetschte Blätter und Blüten beruhigend, entzündungshemmend und antimikrobiell. Altbewährte Wundheilpflanze der Klostermedizin (siehe Herstellung Johanniskrautöl aus der frischen Pflanze).
Käslikraut, wilde Malve (Malva sylvestris)
Die zerquetschten, frischen Blätter und Blüten als Breiumschlag wirken entzündungshemmend, schmerzlindernd und heilend, zum Beispiel bei Insektenstichen.
Königskerze (Verbascum densiflorum)
Die wohlriechenden Blüten wirken reizlindernd und schleimlösend bei Husten und Katarrh. Bei Ohrenschmerzen die gequetschten frischen Blüten auflegen.
Lavendel (Lavandula angustifolia)
Die frischen Blüten zwischen den Fingern zerreiben und das ätherische Öl auf die Schläfen auftragen bei Stress, Kopfschmerzen und nach Insektenstichen.
Mädesüss (Filipendula ulmaria)
Blüten und die jungen Blätter wirken fiebersenkend, schmerzlindernd und schleimhautabschwellend. Zerquetschte grüne Blätter bei Schnitt- und Stichwunden.
Nachtkerze (Oenothera biennis)
Eine Breipackung der Blätter auf Prellungen, Quetschungen und Blutergüssen lindert.
Odermennig (Agrimonia eupatoria)
Auflagen von frischen, gequetschten Spross-Spitzen und Blättern wirken gegen Bakterien, stillen Blutungen und ziehen die Wunde zusammen.
Pfefferminze (Mentha x piperita)
Kühlend und erfrischend bei Unwohlsein und leichten Kopfschmerzen. Das Blatt zerreiben, daran riechen oder auf die Schläfen auftragen.
Ringelblume (Calendula officinalis)
Blüten, Knospen und Blätter quetschen und Auspressen. Der Saft wirkt entzündungshemmend, abschwellend, schmerzlindernd und beschleunigt viele Heilungsprozesse.
Rosmarin (Rosmarinus officinalis)
Bei Völlegefühl, Unwohlsein und leichtem Schwindel die Blätter zerreiben und daran riechen oder 2 bis 3 Blätter kauen.
Salbei (Salvia officinalis)
Frische Blätter kauen bei Entzündungen im Mund- und Rachenbereich oder mit dem Tee gurgeln und spülen. Salbei wirkt entzündungshemmend, keimabtötend und beruhigend auf die Mund- und Rachenschleimhäute.
Sauerampfer (Rumex acetosa)
Die gehackten oder zerriebenen Blätter auf Wunden wirken kühlend, blutreinigend, zusammenziehend und heilend.
Sauerklee (Oxalis acetosella)
Die kleinen gequetschten Blättchen sind in kleiner Menge essbar und wirken äusserlich angewendet kühlend und abschwellend.
Schafgarbe (Achillea millefolium)
Das ganze blühende Kraut wirkt wundheilend, antibakteriell und desinfizierend. Der Pflanzensaft als das «Jod der Wiese» ist entzündungshemmend, blutgerinnungsfördernd und schmerzlindernd. Eine hochgelobte Heilpflanze seit der Antike!
Spitzwegerich (Plantago lanceolata)
Bei Insektenstichen frisch zerquetschtes Blatt auflegen und bei Reizhusten mit den gewaschenen und geschnittenen Blättern Tee machen. Wirkt reizmildernd, zusammenziehend und antibakteriell. Die ausgezogenen und zusammengerollten Blattnerven lindern Ohrenschmerzen.
Vogelknöterich (Polygonium aviculare)
Der Saft der zerriebenen Blätter und Blüten mit dem kleinen Finger oder einem Ohrenstäbchen auf betroffenen Nasenflügel gestrichen stoppt Nasenbluten.
Vogelmiere (Stellaria media)
Bei schlecht heilenden Wunden das zerquetschte Kraut auflegen.
Wegwarte (Cichorium intybus)
Saubere, zerriebene Blätter als Breiumschlag auf die Augenlider bringt Erleichterung.
Weisstanne (Abies alba)
Die hellgrünen, zarten Knospen sind nicht nur wohlschmeckend, sie helfen langsam gekaut bei Husten und Katarrh.
Grosser Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis)
Seit dem Mittelalter hochgeschätztes blutstillendes Mittel, das zerquetschte Blatt wirkt antibakteriell, entzündungshemmend und wundheilfördernd.
Wundklee (Anthyllis vulneraria)
Das zerquetschte frische Blatt lindert bei Lippenbläschen und ist wundheilfördernd.
Zitronenmelisse (Melissa officinalis)
Bei Lippenbläschen effizient wegen Gehalt an ätherischem Öl und Gerbstoffen, ebenso bei Insektenstichen schmerzstillend und beruhigend.
Heilpflanzen selber sammeln
Pflanzenkenntnisse sind wichtig, bei Unsicherheit lieber verzichten.
Auf saubere Sammelorte achten.
Pflanze wenn nötig vor der Anwendung mit klarem Wasser kurz abspülen.
Vorsicht bei Schädlingsbefall.
Geschützte und seltene Pflanzen stehen lassen.