Baden und inhalieren mit Heilpflanzen

Baden und inhalieren mit Heilpflanzen

Baden und inhalieren mit Heilpflanzen

Duftende Heilpflanzen erfreuen nicht nur Geist und Seele: Lavendel, Rosenblüte und Eukalyptus sprechen unsere Sinne an und beein- flussen Stimmung und Gesundheit. Die Anwendung ätherischer Öle als Aromatherapie über Haut und Schleimhäute muss aber fachge- recht erfolgen. 

Text: Peter Brechbühl  |  Fotos: zvg

Zum Baden und Inhalieren eignen sich vor allem Pflanzen, die ätherische Öle enthalten. Ätherische Öle sind flüchtige Inhaltstoffe mit charakteristischem Geruch, durch die Pflanze selber produziert und in speziellen Ölzellen eingelagert. Die alten Kulturen wussten um die Heilkraft dieser Pflanzenessenzen und verwendeten sie zum Räuchern, Baden, Parfümieren, als Grabbeigabe der Pharaonen und bei verschiedenen Erkrankungen. So war Lavendelöl bereits Bestandteil im «Balsam der ägyptischen Pharaonen» und im antiken Griechenland räucherten die Menschen ihre Häuser mit ihm. Im Mittelalter badeten die Adligen im Lavendel-Blütenwasser und so ging Lavendel als «das blaue Gold» in die Geschichte ein. Hildegard von Bingen fasste die beruhigende und reinigende Wirkung des Lavendels, dessen Duft Gelassenheit und Geborgenheit vermittelt, in folgenden Spruch: «Sein Duft macht die Augen klar.»

Die Gewinnung ätherischer Öle aus Pflanzen erfolgt meist durch Wasserdampfdestillation, teilweise durch Auspressen von zum Beispiel Zitronenschalen und für ganz empfindliche Blüten wird ein Auszug mittels Fetten gemacht, «Enfleurage» genannt. Die grossen Preisunterschiede bei ätherischen Ölen erklären sich durch die sehr unterschiedliche Ausgiebigkeit bei ihrer Gewinnung. Während Eukalyptusöl aus den Blättern des Eukalyptusbaumes sehr ertragreich gewonnen werden kann und dementsprechend kostengünstig ist, sieht dies beim echten Rosenöl, gewonnen aus den Blütenblättern der «Rosa damascena», ganz anders aus: Für einen Liter reines Rosenöl braucht es 5000 kg frische Rosenblüten und aus 30 Rosenblüten lässt sich ein Tropfen Rosenöl gewinnen. So erstaunt es nicht, dass Rosenöl mit Gold aufgewogen wurde; also 1 Gramm Gold = 1 Gramm Rosenöl!

Kostbare Substanzen unterliegen immer der Gefahr von Fälschungen und ätherische Öle sind die am meisten verfälschten biogenen Produkte. Es gibt Schätzungen wonach 80% aller sich im Handel befindlichen teuren Öle verfälscht sind. Beim Kauf lohnt sich also gute Vorsicht und eine vertrauensvolle Verkaufsquelle, die in der Lage ist, gute fachliche Auskunft über ihr Angebot an ätherischen Ölen zu erteilen.

In fast allen Pflanzen finden sich geringe Mengen an ätherischen Ölen. Speziell reich sind jedoch die Pflanzenfamilien der Zitrusgewächse (Zitrone, Orange), Doldenblütler (Anis, Fenchel), Lippenblütler (Salbei, Thymian), Kieferngewächse (Arve, Fichte) und die Ingwergewächse. Die Bezeichnung Öle ist für diese Pflanzenessenzen eigentlich nicht richtig, da es sich nicht um richtige Öle handelt, obschon sie sich ölig anfühlen. Ätherische Öle sind leicht flüchtig und verdunsten im Gegensatz zu fetten Ölen rückstandslos. 

Fette Öle wie zum Beispiel Leinöl, Olivenöl, Rapsöl, Sonnenblumenöl, Mandelöl oder Jojobaöl werden in beachtlichen Mengen als Nahrungsmittel und in der Kosmetik verwendet. Sie sind in vernünftiger Menge angewendet meist absolut problemlos und durch Kaltpressung gewonnen auch gesundheitsfördernd. Fette Öle werden zudem zur Verdünnung von ätherischen Ölen verwendet, zum Beispiel zu Massagezwecken.

Beim Kauf eines Fläschchens erstaunen und verunsichern oft die angebrachten Warnhinweise wie «vorsicht gefährlich», «hochentzündlich», «gesundheitsschädigend» und «gewässergefährdend». Wieso müssen diese Hinweise, gesetzlich verlangt durch das Bundesamt für Gesundheit BAG, auf den Verpackungen biologisch gewonnener und absolut reiner ätherischer Öle angebracht werden, obschon diese oft zur Verunsicherung des Konsumenten führen? Der Grund ist klar: ätherische Öle sind hochwirksame natürliche Substanzen, welche unsachgemäss angewendet Schaden verursachen können. So dürfen ätherische Öle nicht konzentriert auf Haut und Schleimhäute aufgetragen werden und übertriebenes Inhalieren kann gefährlich sein. Es dürfen nur kleine Mengen eingenommen werden und bei empfindlicher, sowie bei Kinderhaut ist grössere Vorsicht geboten.

Der Kaffeerahm wirkt wie ein Emulgator und ergibt ein herrliches Cremebad, hautpflegend und wohl- duftend.


Korrekt angewendet zum Baden

Ätherische Öle sind sehr schlecht wasserlöslich und können nicht einfach dem Badewasser beigegeben werden, da sie so nur obenauf schwimmen und sich nicht mit dem Badewasser vermischen. Es gibt einen kleinen, effizienten Trick um ätherische Öle in geeigneter Form mit dem Badewasser zu vermischen: Man nehme ein wenig Kaffeerahm und gebe einige wenige Tropfen des gewünschten ätherischen Öls dazu. Nun kann diese Mischung dem Badewasser beigegeben werden. So wirkt der Kaffeerahm wie ein Emulgator – und ergibt ein herrliches Cremebad, hautpflegend und wohlduftend.


Zum Baden geeignete Pflanzen 

Eukalyptus (Eucalyptus globulus): Schleimlösend, desinfizierend und auswurffördernd bei Erkältungskrankheiten. Frisch und klar, für einen hellen «Geist» und bei Antriebslosigkeit.

Fichtennadel (Pinus silvestris): Entspannend und erfrischend, bei verspannter Muskulatur. Waldig, frisch und wärmend für Kraft, Mut und Ausdauer.

Heublumen (Poacea florescens): Durchblutungsfördernd, wärmend, entspannend, bei Gelenkschmerzen und Verspannungen. Blühende Graswiesen vermitteln die Wärme einer fröhlichen Sonne.

Kamille (Matricaria chamomilla): Entzündungswidrig, reizmildernd, hautpflegend, besänftigend und wundheilend. Als Kamillenextrakt sehr vielseitig verwendbar.

Lavendel (Lavandula angustifolia): Entspannend, schlaffördernd, wundheilfördernd und gut für Kinder geeignet. Frisch, zartblumig, luftig, klar und bringt uns das Lächeln der Provence.

Melisse (Melissa officinalis): Beruhigend, entspannend, Balsam für die Seele bei zu starken Einflüssen. Zitronig, frisch, leicht und beflügelnd.

Minze (Mentha piperita): Kühlend, erfrischend, leicht schmerzlindernd und zu klaren Gedanken führend. Minzig, luftig, frisch wie eine kühle Meeresbrise.

Orangenblüte (Citrus aurantium), Orangenschale: Beruhigend, entspannend, vermittelt Wärme, Heiterkeit und Mitgefühl. Blütenduft intensiv fein, Schale fruchtig, warm und süss.

Rose (Rosa damascena): Rose öffnet die Augen für die schönen Seiten im Leben. Blumig, süss, lieblich und betörend.

Rosmarin (Rosmarinus officinalis): Anregend, stärkend, erwärmend und Kraft spendend. Würzig, frisch krautig und winterblühend.

Zum Inhalieren geeignete Pflanzen

Bei Erkältungskrankheiten zum Lösen zähen Schleimes eignen sich: Cajeput, Eukalyptus, Fichte, Minze, Rosmarin und Thymian. Diese Pflanzen verflüssigen zähen Schleim in den Luftwegen, erleichtern das Abhusten und wirken gleichzeitig desinfizierend.


Das «blaue Gold» Lavendelöl

Besondere Erwähnung aus der Reihe der Heilpflanzen mit ätherischen Ölen verdient das Lavendelöl, das «blaue Gold des Mittelalters» – heute ebenso aktuell und beliebt. 

Lavendel gedeiht wild im Mittelmeergebiet und wird seit Jahrhunderten in der französischen Provence angebaut. Die Blüten werden zur Zeit der Hochblüte anfangs Juli gesammelt und das begehrte ätherische Öl wird mittels Wasserdampfdestillation gewonnen. Lavendelöl wirkt beruhigend, entspannend, wundheilfördernd, narbenpflegend, desinfizierend und gehört zu den grossen Seelenpflanzen. Während alle anderen ätherischen Öle zur Anwendung auf der Haut mit fetten Ölen gemischt und somit verdünnt werden sollten, ist das Lavendelöl das einzige mit dem Sonderstatus unverdünnt auf die Haut appliziert werden zu können, ohne dass die Gefahr von Hautreizungen besteht. Das Lavendelöl wird heute wegen seiner Vielseitigkeit auch «die kleinste Apotheke der Welt» genannt. Hier einige Tipps zur angenehmen und gesundheitsfördernden Verwendung.