Die Region rund um den Thunersee komfortabel entdecken
Die Region rund um den Thunersee komfortabel entdecken
E-Bikes boomen – auch im Thunersee-Gebiet. Hier erfahren Sie, was es für ein sicheres Fahrvergnügen zu beachten gibt, bevor wir Sie auf die vier schönsten Routen um den Thunersee schicken.
Text: Nicole Odermatt | Fotos: Bern Welcome
Durch die erhöhte Geschwindigkeit entstehen Herausforderungen. Bevor wir Sie auf die vier schönsten Routen um den Thunersee mitnehmen, erfahren Sie, was es für ein sicheres Fahrvergnügen zu beachten gilt.
Vom herkömmlichen Velo unterscheidet sich das E-Bike durch die höhere Geschwindigkeit – und somit einen längeren Bremsweg. Vom Erblicken eines Hindernisses (andere Verkehrsteilnehmende, Rotlicht) bis zum Reagieren und Bremsen wird eine grössere Strecke zurückgelegt. Daran müssen Sie sich zu Beginn gewöhnen. Üben Sie zuerst auf verkehrsarmen Strecken und fahren Sie vorsichtiger, bis Sie ein Gefühl für Ihren neuen Drahtesel haben. Bei einer Leistung von 25 bis 45 Kilometern pro Stunde ist das Tragen eines Helms obligatorisch, darunter ist es sehr zu empfehlen.
Da E-Bikes auf den ersten Blick wie normale Velos aussehen, wird das Tempo von anderen Verkehrsteilnehmenden oft unterschätzt. Zudem werden sie wie andere Zweiräder leicht übersehen oder zu spät wahrgenommen, sind sie doch eher schmal. Dies kann zu gefährlichen Situationen im Strassenverkehr führen, welche sich durch aufmerksames und vernünftiges Fahren vermeiden lassen: Schalten Sie lieber einen Gang herunter und fahren Sie nicht zu ruckartig.
Die Sichtbarkeit wird ganz klar durch eine gute Beleuchtung verbessert. Achten Sie bereits beim Kaufen oder Mieten darauf. Auch die Kleider können das ihrige zur Sicherheit beitragen: Leuchtende Farben und reflektierende Materialen helfen, gesehen zu werden.
Wenn Sie diese einfachen Tipps beachten, steht einem sicheren Fahrvergnügen nichts mehr im Weg. Los gehts!
Vom herkömmlichen Velo unterscheidet sich das E-Bike durch die höhere Geschwindigkeit.
Hier darf die junge Kander noch mäandrieren, wie es ihr beliebt, und schlägt darum gelegentlich überraschende Läufe ein. Im Gasteretal kann man einen Fluss erleben, wie er früher war – bevor die grossen Gewässerkorrekturprojekte des 19. und 20. Jahrhunderts die Schweizer Flüsse und Ströme kanalisierten, zähmten und zivilisierten. Als Kind versuchte Adolf Ogi zusammen mit seinem Vater, die Ufer der Kander im Gasteretal aufzuforsten und so den Flusslauf zu stabilisieren. Wenn aber die Kander im Gasteretal stark anschwillt, ist sie kräftig genug, um auch grosse Bäume mitzureissen. Selbst die Hängebrücke bei Selden ist nicht sicher vor dieser Urgewalt und wurde schon mehrmals beschädigt. Eine Wanderung durch das Bachbett der Kander im Gasteretal ist immer auch eine Art Zeitreise, denn «dank der kanalisierten Flussläufe durch stabile, schnurgerade Flussbette sind wir uns heute gar nicht mehr an die zerstörerische Gewalt des Wassers gewöhnt. Ich erinnere mich gut, wie das früher war und welchen Segen die Bach- und Flusskorrekturen für Mensch und Tier darstellten», meint Ogi.
Die Geschichte des Gasteretals ist aber auch eine Geschichte der Menschen, die seit vielen Jahrhunderten in und mit diesem Tal leben. Noch vor nicht allzu langer Zeit war das wilde Tal sogar ganzjährig bewohnt – so lebte etwa Adolf Ogis Grossmutter Margrit Ogi-Künzi in ihrer Jugend ganzjährig in Selden. Dies ist heutzutage nicht mehr möglich; zu gefährlich sind die Winter im von hohen, steilen Felswänden umringten Trogtal. Aus diesem Grund wird im Oktober auch die einzige Zufahrtsstrasse geschlossen. Im Sommer aber kehrt wieder Leben ein, denn im Gasteretal existieren noch Spuren der uralten halbnomadischen Lebensweise, die den Völkern des Alpenraums einst eigen war. So gibt es hier noch die altehrwürdige Institution des Dorfältesten, in dessen Obhut sich die berühmte, über 300 Jahre alte Gasterebibel und die etwas jüngere Gasterechronik befindet. Der jetzige Dorfälteste Christian Künzi führt nebenher auch das Gasthaus Steinbock, in dem man am knisternden Kaminfeuer den Geist dieses Tales auf sich wirken lassen kann.
Kann man einen Besuch in diesem Naturschutzgebiet aber überhaupt verantworten? Darf man hingehen und etwa mit den eigenen Füssen durch das Bachbett der jungen Kander spazieren? Selbstverständlich, sagt Adolf Ogi, dem das Schlusswort überlassen sei: «Im Grunde unseres Herzens sind wir doch alle noch ein wenig Kantianer und durchaus fähig und willens, Verantwortung für etwas zu übernehmen. Indem ich meine Lieblingsplätze bekannt mache, werden sie in ihrer ganzen Bedeutung als wertvolle Orte in einer intakten Landschaft wahrgenommen und etwas Wertvolles zu schützen, sind die Menschen gerne bereit. Ich bin schon zu lange Politiker, als dass ich den Kräften der Demokratie nicht vertraute. Auch das Tragen von Verantwortung haben wir in den letzten fast hundert Jahren demokratisiert. Wir sind als Gesellschaft durchaus in der Lage, auch mit sensiblen Landschaften umzugehen und zu diesen ganz speziell Sorge zu tragen, das liegt mir sehr am Herzen.»
Interlaken – Thun (über Spiez)
Aare-Route (8)
Etappe 2: Meiringen – Spiez
Länge 50 km
Asphalt 45 km
Naturbelag 3 km
Aufstiege 620 m
Abstiege 600 m
Etappe 3: Spiez – Bern
Länge 50 km
Asphalt 40 km
Naturbelag 10 km
Aufstiege 260 m
Abstiege 340 m
Die flachste und mit 31 Kilometern kürzeste der vier präsentierten Routen führt uns von Interlaken über Spiez nach Thun. Sie ist Teil der Aare-Route, welche die Aare durch die ganze Schweiz begleitet, von der Quelle bis zur Mündung in den Rhein. Für eine Verlängerung bieten sich die Strecken Meiringen – Interlaken und Thun – Bern an, welche ebenfalls zu den Etappen 2 und 3 der Aare-Route gehören.
Der erste Abschnitt unserer Reise bis Leissigen ist eine Kantonsstrasse und daher verkehrsreich: Wir lassen es gemächlich angehen oder umgehen die Strecke per Bahn, Bus oder Schiff. Dem Verkehr kann ebenfalls ausgewichen werden, indem man die Wochenenden vermeidet. Alternativ kann man ab Därligen die seenahe Strasse verlassen und über die Hängebrücke Leissigen fahren, was aber viele zusätzliche Höhenmeter mit sich bringt.
Ab Faulensee folgt eine leichte Steigung, bis wir Spiez erreichen, wo wir rasten und das milde Klima mit den Rebbergen, die Nähe zum Niesen und das Schloss geniessen. Gleichzeitig können wir das E-Bike an der Ladestation auftanken. Anschliessend geht es leicht abwärts, vorbei am Kanderdelta und Gwattlischenmoos, bis zur Endstation Thun. Dort erfrischen wir uns in der Altstadt, in einer der vielen charmanten Terrassen direkt an der Aare oder wagen den Sprung ins kühle Nass.
Steffisburg – Interlaken (über Sigriswil)
Berner Oberland-Route (61)
Etappe 1
Länge 43 km
Asphalt 43 km
Naturbelag 0 km
Aufstiege 1150 m
Abstiege 1150 m
Diese Route ist der Anfang der Berner Oberland-Route und bringt uns über die rechte Seeseite von Thun zurück nach Interlaken. Die ganze Seeumrundung ist mit dem E-Bike in einem Tag machbar, je nach Tempo und Kondition. Mit je gut 1000 Metern Auf- und Abstieg braucht es für diesen Abschnitt eine gute körperliche Verfassung, wobei der Motor natürlich hilft.
Wem die zwei Aufstiege zu mühselig sind, kann sich je 500 bis 600 Höhenmeter ersparen, indem bis Heiligenschwendi auf den Bus und bis zum Beatenberg auf die Standseilbahn und Bus ausgewichen wird.
Wer hingegen eine herausfordernde Verlängerung sucht und den Viertausendern näherkommen möchte, nimmt die Etappe 2 nach Meiringen in Angriff, welche über Grindelwald und die Grosse Scheidegg führt.
Die Fahrt beginnt von Steffisburg aus mit einer Steigung. Die Anstrengung wird durch die fantastische Aussicht gemildert: die Viertausender, der See und die Pyramide des Berner Oberlands: der Niesen. Von Heiligenschwendi bis Sigriswil können wir uns etwas ausruhen, bevor es erneut bergauf geht. Dort warten als Belohnung das ruhige Justistal und das sonnige Terrassendorf Beatenberg mit seinen Ausflugsmöglichkeiten. Nach der letzten Erhebung (Waldegg) folgt die Abfahrt bis Unterseen, ein idyllischer Vorort der Tourismushochburg Interlaken.
Laupen – Thun
Etappe 3 (Herzroute 99)
Länge 72 km
Naturbelag 5 km
Höhenmeter 1410 m
Die beiden letzten Strecken sind Teil der Herzroute, welche von Lausanne bis Rorschach durch die voralpine Schweiz führt. Wir folgen der Strecke von Laupen bis Thun und durchqueren so den Naturpark Gantrisch. Auf dieser Route werden 64 Kilometer zurückgelegt und gut 1000 Höhenmeter überwunden, was mit einiger Anstrengung verbunden ist und etwa sechs bis sieben Fahrstunden erfordert.
Wir verlassen das schmucke Altstädtchen Laupen und erreichen nach dem sehenswerten Schloss den Grossen Forst, ein weitläufiges Waldgebiet. Darauf erwartet uns der märchenhafte Scherligraben mit dem Scherlibach. Ab Niederscherli ist fertig geträumt, wir bezwingen den wilden Längenberg. Dafür werden wir mit dem Panorama auf den Jura, die Alpen und den Thunersee belohnt. Nach einer Pause auf der Bütschelegg inklusive Akkuwechsel stürzen wir uns in die Abfahrt in Richtung Riggisberg und Gürbetal. Danach bestaunen wir ein Erbe der Eiszeit: die in sanften Hügeln eingebetteten Moränenseen um Amsoldingen. Dort bietet sich ein Abstecher in das wohl älteste Bauwerk des Kantons Bern an, die Kirche Amsoldingen, bevor wir über Zwieselberg und Gwattberg nach Thun gelangen.
Thun – Langnau
Etappe 4 (Herzroute 99)
Länge: 340 m
Höhe: 180 m
Gehbreite: 120 cm
Dieses Mal verlassen wir das Berner Oberland bei einem Ausflug ins Emmental. Wie bei der dritten Route müssen wir zuerst die Steigung bis zur Heiligenschwendi bewältigen, wo ein einzigartiges Alpenpanorama wartet. Lassen Sie sich anschliessend von den Hügeln und Wäldern des Eriz bezaubern – hier lohnt sich ein Abstecher ins ruhige Eriztal, welches sich im Grenzgebiet zwischen Berner Oberland und Emmental befindet. Gegen Ende der Reise bestaunen wir den historischen Ortskern von Signau. In Langnau ist ein Besuch im Chüechlihus Museum sehr zu empfehlen. Mit 72 Kilometern und gut 1400 zu bewältigenden Höhenmetern ist diese Strecke die anstrengendste der vier porträtierten Routen. Es muss mit einer Fahrzeit von sechs bis sieben Stunden gerechnet werden.
Buchtipp
Gesamtführer Veloland Schweiz
Herausgeber: SchweizMobil
5., überarbeitete Auflage 2021
644 Seiten, 14,4 × 21,4 cm, gebunden,
Softcover
mit 633 Abbildungen.
ISBN 978-3-03922-135-6, CHF 49.– / EUR 44.–