Ein erhaltenswertes Flachmoor am Thunerseeufer

Ein erhaltenswertes Flachmoor am Thunerseeufer

Ein erhaltenswertes Flachmoor am Thunerseeufer

Teils auf Spiezer, teils auf Thuner Boden liegt das Gwattlischenmoos. Das Naturschutzgebiet ist als Flachmoor und natürliches Seeufer ein wichtiger Ort am Thunersee, welches Tieren und Pflanzen einen einmaligen Lebensraum bietet. Die Naturwissenschaftliche Gesellschaft Thun engagiert sich dafür, dass dies auch so bleibt.

Text: Carmen Frei  |  Fotos: Annette Weber, zvg

Das Gwattlischenmoos ist ein wichtiges Gebiet für den Thunersee. Es zählt zu den Flachmooren, welche sich von der anderen Art der Moore, der Hochmoore, unterscheiden. Die Hochmoore erhalten ihre Feuchtigkeit lediglich durch Niederschlag, haben keinen Zugang zum Grundwasser oder einer anderen Wasserquelle und sind nährstoffarm. Die Flachmoore sind im Vergleich dazu nährstoffreich und haben direkten Zugang zu einer Wasserquelle. Im Fall des Gwattlischenmoos ist dies durch den Anstoss an den Thunersee gegeben. 


Im Naturschutzgebiet stechen meist als erstes die Vögel ins Auge. 

Seltene Flora und Fauna 

Im Naturschutzgebiet stechen meist als erstes die Vögel ins Auge. Man erblickt sie auf dem See oder in der Luft nahe des Gwattlischenmoos. Hier findet man drei verschiedene Arten Möwen: Die Lachmöwe, durch ihren dunkelbraunen Kopf sehr gut zu erkennen, sowie die Sturmmöwe, aber auch die Mittelmeermöwe. Seltenere Arten sind ebenfalls präsent. So zum Beispiel die Kolbenente, deren Bestände in der näheren Vergangenheit in der Schweiz wieder zugenommen haben. Die Reiher, die im Gwattlischenmoos mit dem Grau- und Silberreiher vertreten sind, verweilen gerne auf den Pfosten des neuen und alten Schwemmholzzauns. Im Sommer 2019 wird der Zaun erneut ersetzt, einige Pfosten werden der Vögel wegen belassen. Beim Unterhalt des Gebiets wird allgemein darauf geachtet, dass ein gutes Umfeld für Tiere bestehen bleibt. Der Kanton, welcher dafür zuständig ist, hat hier beispielsweise für die Ringelnattern das gemähte Schilf in Haufen ausgelegt, welche die Tiere für ihre Brut benötigen. Diese Achtsamkeit im Umgang mit dem Moor lockt eine Reihe von Tieren an: Frösche und Biber machen es sich hier gemütlich, Rehe sind regelmässig am Weiden. Diese wandern sehr wahrscheinlich vom Kanderdelta ins Gwattlischenmoos. Das Flachmoor ist ebenfalls eine gute Stätte für seltene Pflanzen. Die botanisch interessanteste Zone ist dabei das sogenannte Kleinseggenried im hinteren Teil des Gwattlischenmooses. Hier findet man zum Beispiel den Lungenenzian, welcher als stark gefährdet gilt. Im Landschaftsbild des Gwattlischenmoos überwiegen aber vor allem die verschiedenen Gräser- und Schilfarten, die zahlreichen Tieren einen Lebensraum bieten.

Das Engagement der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft Thun

Bei der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft Thun (NGT) ist man schon lange bemüht, das Gwattlischenmoos, welches seit 1933 vom Kanton in den Besitz der NGT überging, zu schützen. 1939 wurde dies mit einem ersten Erfolg gekrönt, als der Regierungsrat das Gwattlischenmoos zum Naturdenkmal erklärt hatte. Im Jahr darauf folgte der Bau des Aussichtsturms, welcher noch heute steht. Es dauerte aber noch bis 1962, bis das Gwattlischenmoos unter einheitliche Naturschutzbestimmungen gestellt wurde. Allerdings gab es immer wieder Belastungen für das Gwattlischenmoos – in den Kriegszwischenjahren sowie von 1947 bis 1967 belastete die benachbarte städtische Abfalldeponie das Gebiet mit giftigem Sickerwasser. Die NGT hatte in ihrem Einsatz für das Gwattlischenmoos immer mehr als genug zu tun. Das neuste Projekt wurde 2011 abgeschlossen. Dabei wurden über das Gebiet verteilt kleine Weiher erstellt, die für Tiere neue Lebensräume schaffen sollen. Zudem wurde eine Brutwand für die Eisvögel erstellt. Einige Eisvögel wurden bereits im Naturschutzgebiet gesichtet, zum Brüten hat sich allerdings noch keiner verleiten lassen. Falls man die Tiere und die Natur selbst einmal betrachten möchte, hat man nun die Möglichkeit dies vom «Hide» aus zu tun – einem neu erbauten Versteck am Ost-Rand des Gwattlischenmoos, welches ebenfalls im Zuge der Erneuerungen entstanden ist.

Anliegen Moorschutz

Der Schutz des Gwattlischenmoos ist wichtig und setzt in der heutigen Zeit ein klares Zeichen. Denn die Moore waren lange Zeit weltweit im Rückgang. Dies hatte zweierlei Gründe: Einerseits sah man lange den Nutzen der feuchten Gebiete nicht und legte viele Moore trocken, um sie landwirtschaftlich zu nutzen. Andererseits bestehen die Moore zu einem beachtlichen Teil aus Torf, welcher abgebaut und als Brennmaterial verwendet wurde. Da das Bewusstsein für die Wichtigkeit der Moore in näherer Vergangenheit aber wieder gestiegen ist, werden sie nun intensiver geschützt. Dies ist im Kontext der Umweltentwicklungen sehr sinnvoll – die Moore binden nämlich mit ihren Torfbeständen Kohlenstoffdioxid (CO2). Trocknen Moore aus, wird dieses wieder in die Umwelt freigesetzt. Die Erhaltung der Moore sollte also von zentralem Interesse sein. 


Ein gutes Jahr für Interessierte

In diesem Jahr wird es viele Möglichkeiten geben, das geschützte Flachmoor Gwattlischenmoos näher kennenzulernen: Die NGT veröffentlicht zum Jubiläum einerseits einen Naturführer über das Gebiet, welcher aus einer umfassenden Maturaarbeit entstanden ist. Dieser gibt Auskunft über das Gebiet, seine Pflanzen und Tiere. Andererseits wird auch ein Mitteilungsband mit der Geschichte der NGT und des Gwattlischenmooses, einer Zusammenstellung der Maturaarbeiten einiger Gymnasiasten zu diversen naturwissenschaftlichen Themen, aber auch zum Gwattlischenmoos erscheinen. Die vielen verschiedenen Maturaarbeiten, die in den letzten Jahren in diesem Kontext entstanden sind, zeugen von den Bemühungen der NGT, junge, naturwissenschaftlich interessierte Leute zu unterstützen. Das weiterführende Ziel dieser Publikationen ist, das Gwattlischenmoos einmal mehr ins Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken. Durch die Steigerung des Bekanntheitsgrads des Naturschutzgebiets hofft die NGT auf ein verstärktes Engagement aus der Bevölkerung und setzt sich weiter für den Erhalt des schönen Gwattlischenmoos ein.

Man sah lange den Nutzen der feuchten Gebiete nicht und legte viele Moore trocken, um sie landwirtschaftlich zu nutzen.