Die Quitte – eine wiederentdeckte Gaumenfreude
Die Quitte – eine wiederentdeckte Gaumenfreude
Die Quitte ist wahrlich keine Frucht zum Reinbeissen. Oft wissen nur Liebhaber sie wertzuschätzen. Der Quittenbaum hat nicht nur einen bemerkenswert hohen Zierwert, sondern findet auch in der Küche mannigfaltige Anwendungen.
Text: Christine Hunkeler | Fotos: Christine Hunkeler, zvg
Auf den ersten Blick sieht der Quittenbaum aus wie ein Apfel- oder Birnenbaum. Optisch liegt die Quitte (Cydonia oblonga) ungefähr zwischen diesen beiden Früchten und wer die Quitte nicht kennt, ist beim ersten Anblick vielleicht zuerst etwas verwirrt. Die Haut der Quitten ist jedoch wollig und so lässt sich die Frucht dann auch deutlich von ihren Verwandten unterscheiden.
Die Quittenfrucht war bis ins 19. Jahrhundert sehr beliebt, geriet aber durch die zunehmende Vielfalt im Obstangebot ein bisschen in Vergessenheit. Nun erfreut sie sich wieder wachsender Beliebtheit und wird verstärkt nachgefragt und selber angebaut. Das ist kein Wunder, denn die leuchtend gelben Quittenfrüchte sind äusserst lecker und in der Küche vielseitig einsetzbar. Die wärmeliebende Frucht beginnt im Mai und Juni zu blühen, geerntet wird ab Mitte September bis einschliesslich November. Das Reifestadium ist an der Ausfärbung und der Flaumschicht gut zu erkennen: Zeit für die Ernte ist es, wenn sich die Schale goldgelb färbt und ihren Flaum verliert. Solange die Früchte keine braunen Stellen bekommen, sollte man sie hängen lassen, denn die letzten herbstlichen Sonnenstrahlen geben den Quitten das vollendete Aroma. Minusgrade wirken sich ungünstig auf den Geschmack aus, daher sollten Quitten sofort geerntet werden, wenn sich der erste Nachtfrost ankündigt. In diesem Fall können die Früchte noch problemlos für einige Wochen auf der Fensterbank nachreifen.
Ein fruchtig-frischer Geschmack
Optisch erinnert die Quitte an eine Mischung aus Apfel und Birne, das Fruchtfleisch ist allerdings roh ungeniessbar. Es gibt über 200 Quittensorten, die weiter in Apfel- und Birnenquitten unterschieden werden. Herb im Geschmack und hart in der Konsistenz ist die eher rundliche Apfelquitte, die längliche Birnenquitte hat ein weiches Fruchtfleisch und ist mild im Geschmack. Die Früchte entfalten ihr fruchtig-zitroniges Aroma erst gekocht, gedämpft oder gebacken. Damit die Vitamine in der Frucht nicht zerstört werden, ist das Garen in einem Dampfkochtopf eine schonende Methode.
Der gelben Frucht wird seit Jahrhunderten eine heilende Kraft zugesprochen und in der Antike und bei den alten Griechen galt sie sogar als Symbol für Fruchtbarkeit, Glück, Liebe, Schönheit und Unvergänglichkeit.
Ein aromatischer Vitaminbooster
Die Quitte wird als Heilmittel zur innerlichen wie auch zur äusserlichen Anwendung geschätzt und sie ist in der Tat eine wahre Powerfrucht. Der gelben Frucht wird seit Jahrhunderten eine heilende Kraft zugesprochen und in der Antike und bei den alten Griechen galt sie sogar einst als Symbol für Fruchtbarkeit, Glück, Liebe, Schönheit und Unvergänglichkeit.
Die Quitte liefert eine Menge Inhaltsstoffe, die das Immunsystem des Körpers stärken und viele Körperfunktionen unterstützen. So ist die symbolträchtige Frucht reich an Vitamin C, Folsäure und neben zahlreichen Mineralstoffen wie Magnesium, Eisen, Kalzium, Kalium und Phosphor auch mit verdauungsunterstützenden Ballaststoffen versehen. Besonders beeindruckend sind die Samen der Quitte, denn sie enthalten eine grosse Anzahl an Schleimstoffen. Bei einer äusserlichen Anwendung kann der Schleim bei entzündeter und rissiger Haut entzündungshemmend und reizlindernd wirken. Trinkt man ihn, so kann das enthaltene Pektin den Cholesterinspiegel senken, den Körper von Schadstoffen befreien und sogar bei Halsschmerzen, Husten und Bronchitis helfen.
Die Quitte in der Küche
Am bekanntesten in der Küche ist die Quitte für die Herstellung von Gelee oder Konfi- türe. Die Früchte lassen sich jedoch auch leicht entsaften und werden zu Quittensaft, Quittenlikör oder Quittenwein verarbeitet. Auch in Desserts und Kuchen schmeckt die Quitte besonders gut und verleiht diesen einen fruchtigen Charakter.
Quitten süss-sauer
Ein Rezept wie aus Grossmutters Kochbuch sind diese süss-sauer eingelegten Quitten. Sie passen wunderbar zu Fleischgerichten, aber auch zu Raclette.
Zutaten für 5 Personen: 1,5 kg Quitten, 400 g Zucker, 2 Stück Vanilleschoten, 0,75 l Wasser, 3 EL Essig-Essenz (25%)
Zubereitung
Die Quitten waschen, entkernen, evtl. schälen und in kleine Stücke schneiden. Sofort in Salzwasser legen, damit sie sich nicht verfärben.
Zucker mit aufgeschnittener Vanilleschote, Wasser und Essig-Essenz aufkochen, dann die abgetropften Quittenstücke etwa 10 Minuten weichkochen.
Abgetropft in Gläser füllen. Den Sud zur Hälfte einkochen lassen und über die Quitten giessen. Gläser verschliessen und kühl aufbewahren.
Rüebli-Quitten-Suppe mit Ingwer
Zutaten Für 4 Personen (Vorspeise): 1 kleine Zwiebel, 3 Champignons, 150 g Rüebli, 2 Quitten, 1 TL Butter, 1 EL Ingwer, klein gewürfelt, 2 dl Rüeblisaft, 1 dl Apfelsaft (naturtrüb), 4 dl Gemüsebouillon, 1,5 dl Rahm, Kerbel, Meersalz, Pfeffer, 2 EL Schlagrahm
Zubereitung
Quitten abspülen, abschälen, vierteln, entkernen und in Schnitze schneiden. Im Apfelsaft mit der Hälfte des Rüeblisafts die Quitten weich kochen, 1/3 auf die Seite stellen; dieser wird als Einlage verwendet.
Die Schale von der Zwiebel entfernen und Zwiebel klein hacken. Champignons und Rüebli in kleine Scheiben schneiden. Champignons, Zwiebel, Rüebli und Quittenstücke in Butter andünsten, die kleinen Ingwerwürfel hinzufügen. Mit der andern Hälfte Rüeblisaft und der Gemüsebouillon aufgiessen und rund eine halbe Stunde weich kochen.
Menge mit Stabmixer pürieren. Suppe mit Rahm zum Kochen bringen und mit Salz und frisch gemahlenem Pfeffer kräftig abschmecken. Den Schlagrahm unterrühren.
Die Quitteneinlage auf die Suppenteller gleichmässig verteilen. Die Suppe hinzugiessen und mit fein gehacktem Kerbel garnieren.
Quittencake
Zutaten für 12–15 Stück: Backpapier, Cakeform (26–28 Zentimeter), 200 g weiche Butter, 200 g Zucker, 2 TL Vanillezucker, 1 Prise Salz, 4 Eier, 2–3 Quitten (ca. 400 Gramm, gerüstet, an der Bircherraffel gerieben), 300 g Mehl, 2 TL Backpulver, 75 g erwärmten Quittengelee, 3 EL gehackte Pistazien
Zubereitung
Butter rühren, bis sich Spitzchen bilden. Zucker, Vanillezucker und Salz dazurühren. Eier beifügen und rühren, bis die Masse hell ist. Quitten daruntermischen. Mehl mit Backpulver mischen, dazusieben und darunterrühren. Teig in die vorbereitete Form füllen. In der unteren Hälfte des auf 180°C vorgeheizten Ofens 60–70 Minuten backen. Herausnehmen, etwas auskühlen lassen, dann aus der Form nehmen.
Den Cake mit Quittengelee bestreichen, mit Pistazien bestreuen, auskühlen lassen.
Alternativ lassen sich die Quitten durch Äpfel oder Birnen ersetzen. Den Cake mit Puderzuckerglasur überziehen.
Der Cake lässt sich fünf bis sechs Tage eingepackt kühl aufbewahren.