Unterwegs zwischen Himmel und Erde
Unterwegs zwischen Himmel und Erde
Wegverbindung für die einheimische Bevölkerung, Bestandteil einer Wanderroute oder Studienobjekt für Technik-Begeisterte: Fussgängerbrücken und Aussichtsplattformen liegen im Trend und auch der Nervenkitzel beim Blick in die Tiefe ist ein durchaus erwünschter Nebeneffekt.
Text & Fotos: Milo Häfliger
Sigriswil
Die ideale Brücke für Einsteiger
Informationen
Länge: 340 m, Höhe: 180 m, Gehbreite: 120 cm, Eröffnung: 2012
Die Hängebrücke Sigriswil führt in 180 Meter Höhe über die Gummischlucht und verbindet die beiden Orte Aeschlen und Sigriswil. Einfach zu erreichen, ist sie die ideale «Einsteiger-Brücke». Boden und Seitenwände der Brücke sind fest vermacht und lassen erahnen, dass fester Boden weit entfernt ist. Die vom Thuner Ingenieur Martin Dietrich entworfene und mit dem Schweizer Stahlbaupreis Prix Acier 2014 ausgezeichnete Brücke ist so robust und grosszügig angelegt, dass die Stabilität auch dann nur ganz leicht nachlässt, wenn mehrere Personen gleichzeitig darübergehen. Die 340 Meter lange Hängebrücke erlaubt einen spektakulären Blick auf den Thunersee und die Berner Alpen und ist Teil des Panorama-Rundwegs Thun.
Erreichbarkeit
Die Hängebrücke ist sowohl über Sigriswil wie auch über Aeschlen erreichbar. Einfacher ist es aber über Sigriswil. Parkplätze befinden sich dort nach der Kirche beim Schulhaus Raft. Die STI-Haltestelle der Linien 24 und 25 ab Bahnhof Thun nach Sigriswil befindet sich direkt bei der Kirche. Egal, ob mit Bus oder Auto, einfach die Strasse entlang weitergehen – der Zugang zur Hängebrücke ist ausgeschildert und nicht zu übersehen.
Abstecher
Das Berner Oberland ist Ausgangspunkt zahlreicher Wanderungen. Es bietet sich eine Rundwanderung durch die Gummischlucht an.
In punkto Verpflegung bietet sich in Sigriswil einiges. Zu empfehlen ist das Hotel Restaurant Panorama auf der Seite Aeschlen – wie es der Name schon sagt: wegen der Aussicht (Hotel Restaurant Panorama, Aeschlen).
Begehung
Die Hängebrücke ist ganzjährig geöffnet und kostet pro Person CHF 8.– (Kinder unter 16 Jahren gratis; Familientarife erhältlich). Der Betrag ist entweder beim Brücken-Ranger zu bezahlen oder direkt ins Brückenkässeli einzuwerfen.
Während der Sommermonate, aber auch schon im April und Mai sind vor allem die Wochenenden sehr gut besucht und Parkplätze sowie Terrassensitzplätze können knapp werden.
Stockhorn
Aussichtsplattform: 240-Grad-Aussicht in der Nordwand
Informationen
Fläche: ca. 12 m2, Höhe über Abgrund: ca. 400 m, Eröffnung: 2013, Öffnungszeiten: täglich analog den Betriebszeiten der Stockhornbahn, ausgenommen bei Eisschlaggefahr.
Auf der neuen Plattform in der Stockhorn- Nordwand erlebt man eine wunderschöne 240-Grad-Aussicht in die Berg- und Seen-Welt – kombiniert mit etwas Nervenkitzel. Der weite Blick reicht über das Mittelland in den Jura, zum Neuenburgersee und an klaren Tagen bis in den südlichen Schwarzwald. In der Galerie finden Geologie-Interessierte, Schulklassen oder Familien zahlreiche Informationstafeln vor. Sie geben Einblick in die Geologie des Stockhorngebietes, wo auch der schöne Calzitkristall zu bestaunen ist. Die Panorama-Aussichtsplatt- form bietet, entsprechend dem Motto der Stockhornbahnen AG, «No viel meh gseh!», in der Tat ein atemberaubendes Gipfelerlebnis. Die Stahlkonstruktion der Plattform stellt einen edlen Kontrast zum brachialen Felsgestein der Nordwand dar.
Erreichbarkeit
Die Stockhornbahn führt ab der Talstation Erlenbach in wenigen Minuten zum Panoramarestaurant und der Aussichtsplattform. Erlenbach ist einfach mit dem Auto ab der Autobahn A6 via Bern–Thun–Spiez zu erreichen. Bei der Talstation befinden sich genügend Parkplätze. Alternativ ist Erlenbach mit dem Zug ab Bern bequem und direkt erreichbar.
Abstecher
Wandern in idyllischer Natur mit grandioser Aussicht: Diesem Werbeslogan wird das Stockhorn absolut gerecht. Sehr empfehlenswert ist der anstrengende, aber umso schönere Aufstieg ab Erlenbach via Chlusi–Chrindli–Chummli. Die reine Wanderzeit beträgt dabei rund vier Stunden. Für Familien mit Kindern ist der Alpenblumen-Lehrpfad besser geeignet. Eine geeignete Wanderung für Familien ist auch der anderthalbstündige Klassiker Stockhorn–Stockenfeld–Oberstockenalp. Das Panoramarestaurant lädt nach erfolgreichem Aufstieg mit verschiedenen feinen Speisen zum Geniessen und Verweilen ein. Besonders empfehlenswert sind das Stockhorn-Zmorge und der ganzjährige Sonntagsbrunch.Begehung
Die Begehung der Aussichtsplattform ist ohne weitere Schwierigkeit möglich.
Leissigen
Freie Sicht auf Schlucht und SeeInformationen
Länge: 340 m, Höhe: 180 m, Gehbreite: 120 cm, Eröffnung: 2012
Erreichbarkeit
Die Hängebrücke ist am besten über die Meielisalp auf dem Stoffelberg erreichbar. Ab dem Bahnhof Leissigen einfach dem Schild Richtung Meielisalp oder den weissen Hängebrücke-Wegweisern folgen. Mit dem Auto aus Richtung Interlaken hat es gleich nach der Dorfeinfahrt eine Abzweigung nach links (Achtung: Die Abzweigung befindet sich gleich nach der Einfahrt zur Autostrasse in entgegengesetzter Richtung). Ansonsten ist es auch vom Bahnhof aus ausgeschildert. Beim Restaurant Meielisalp gibt es genügend Parkplätze. Danach ebenfalls den weissen Hängebrücke-Wegweisern folgen.
Abstecher
Der Besuch der Hängebrücke lässt sich wunderbar mit einer Wanderung nach Aeschiried oder Krattigen verbinden. Beide Wanderungen dauern etwa eineinhalb Stunden ab der Hängebrücke. In Aeschiried wie auch in Krattigen fahren stündlich Busse nach Spiez.Das Restaurant Meielisalp, zu welchem auch die Parkplätze gehören, bietet eine wunderschöne Aussicht und besticht mit üppigen Rosen, nicht aber mit einem überzeugenden Preis-Leistungs-Verhältnis (Hotel Restaurant Meielisalp, Stoffelberg, 3706 Leissigen).Begehung
Während der Sommermonate, vor allem an den Wochenenden, finden im Restaurant Meielisalp häufig Anlässe statt.
Harder Kulm
Zwei-Seen-Steg: Die Jungfrauregion aus der VogelschauInformationen
Fläche: 75 m2, Höhe ab Boden: bis 15 m, Auskragung: 17 m, Eröffnung: 2011
Erreichbarkeit
Ab dem Bahnhof Interlaken Ost ist die Talstation Harder Kulm in etwa zehn Fussminuten erreichbar. Die Harderbahn, eine spektakuläre Standseilbahn, führt in acht Minuten zur Bergstation Harder Kulm. Empfehlenswert ist jedoch die rund zweistündige Wanderung, die mehrere Aussichtspunkte mit herrlicher Sicht auf die Stadt Interlaken und die umliegenden Berge bietet. Der breite Wanderweg führt im Zickzack den dicht bewachsenen Berghang hinauf und gewährt immer wieder einen Blick auf Berge und See. Der darauffolgende sonnige Südhang entschädigt für die leichte Anstrengung.
Abstecher
Sehr empfehlenswert ist die Bergtour Harder Kulm–Augstmatthorn–Habkern, welche an der Balmhütte vorbeiführt. Die Aussicht auf die Berge der Zentralalpen und des Berner Oberlandes ist schlichtweg umwerfend. Ab 1800 Höhenmetern wird die Wanderung doch recht alpin, was gutes Schuhwerk und eine gewisse Erfahrung voraussetzt. Vor allem der Abschnitt auf das Augstmatthorn bedingt ein hohes Mass an Konzentration, bietet aber schlussendlich eine wunderbare Atmosphäre. Für erfahrene Bergsteiger ist die Gratwanderung Harder Kulm–Brienzer Rothorn nahezu ein Muss. Die 21 km lange Tour ist ein unbeschreiblich tolles Erlebnis, welches Koordination und Kondition stark fordert. Verpflegen kann man sich entweder direkt bei der Aussichtsplattform (Panorama- Restaurant Harder Kulm, 3800 Interlaken) oder unterhalb des Rothorns im ein paar Schritte von der Bergstation entfernt gelegenen Bergrestaurant (Berghaus Rothorn Kulm, 3855 Brienz).Die Region rund um den Harder Kulm bietet zudem einen wunderbaren Einblick in die Tierwelt. So lässt sich nur gerade zehn Meter entfernt ein Steinbock beim Weiden beobachten – was will man mehr?
Begehung