Schöne neue Ufer für den Thunersee
Schöne neue Ufer für den Thunersee
Es ist wieder soweit: Alle vier Jahre findet eine ausserordentliche Absenkung des Thunersees statt. Der tiefe Seespiegel bietet die Möglichkeit, die Ufer des Sees umzugestalten und zu sanieren, was auch dieses Mal mit verschiedenen Projekten genutzt wird. Eines davon wird in Faulensee umgesetzt und verspricht Mensch und Tier ein schönes Seeufer.
Text: Carmen Frei | Fotos: Theodor & Annette Weber
Eine Seeabsenkung des Thunersees wird alle vier Jahre durchgeführt, wenn genügend Gesuche zu Ufersanierungen und -umgestaltungen eingereicht werden. 2020 ist dies durch die verschiedenen Gesuche der Gemeinden gegeben. Die kontinuierliche Absenkung begann bereits im Dezember, im Januar erreichte der Thunersee den Tiefststand von 557.00 m. ü. M. Die Absenkung wird jeweils von vielen Gemeinden genutzt, um die Ufer zu sanieren oder umzugestalten. Die Arbeiten am Ufer gestalten sich dabei oft schwierig, da es sich um Stellen handelt, an die man nur schwer herankommt. An vielen Stellen wird der Bedarf an Sanierung erst offensichtlich, wenn das Wasser abgesenkt wird. Während die Gemeinden, grosse sowie kleine, ihre Gesuche beim Regierungsstatthalteramt in Thun meist schon lange vor einer Seeabsenkung einreichen, folgen die Anfragen von Privatpersonen darum oft erst später. Rund um den Thunersee gibt es nämlich viele Privatpersonen, welche für die Uferabschnitte ihres Grundstücks selbst verantwortlich sind. Die Grundbesitzer am Thunersee erkennen aber oft erst nach der Seeabsenkung, wo an ihren Uferanlagen Schäden entstanden sind. Darum gibt es neben dem langwierigen Verfahren für eine bauliche Bewilligung auch die Möglichkeit, Unterhaltsarbeiten nach erfolgreicher Beantragung einer Fischereibewilligung zu erledigen.
So können wir uns also freuen – bald ist das «Spiezerli» wieder auf dem Thunersee unterwegs. Auf der Website www.spiezerli.ch können Sie sich über den Zeitplan informieren und zusätzliche spannende Informationen zum Dampfer nachlesen. Ausserdem besteht auch immer noch die Möglichkeit, sich durch eine Spende am Projekt zu beteiligen – jeder Franken kann gebraucht werden. Es steht der Thunerseeregion sicherlich gut zu Gesicht, dass ein solches Stück Schifffahrts- und auch Tourismusgeschichte gepflegt wird und nicht finanziellen Überlegungen geopfert wurde. Gute Fahrt!
Arbeiten am Ufer
Die zuständigen kantonalen Fischereiaufseher vom Fischereistützpunkt Faulensee erhalten darum den ganzen Januar durch viele Anfragen zu Ufersanierungen. Auch Mitte Januar trafen noch unzählige Gesuche bei ihnen ein. Eigentlich war es zu diesem Zeitpunkt allerdings schon zu spät; idealerweise hätte man bereits im Dezember oder schon zuvor die Gesuche zu den Sanierungen in den Uferbereichen eingereicht. Im Zeitraum der Seeabsenkung waren aber viele Gesuche für Ufersanierungen dazugekommen, welche auch noch bearbeitet werden müssen. Da die nächste ausserordentliche Seeabsenkung voraussichtlich erst im Jahr 2024 stattfindet, ist man darum bemüht, möglichst alle Sanierungen zu ermöglichen.
Einer, der viele der Sanierungen und Umgestaltungen am Ufer vornimmt, ist Niklaus Zenger. «Chlöisel» freut sich denn auch über einen sehr vollen Terminkalender. Seit über 30 Jahren geht er mit seinen Schreitbaggern dorthin, wo andere Baufirmen nicht hinkommen und erhält im Zuge der Seeabsenkung viele Aufträge. Viele Ufer müssen dabei direkt vom See angesteuert werden, das Material erreicht die Baustelle nur über
das Wasser. Auch von Privatpersonen mit Grundstücken mit Uferanstoss wird Niklaus Zenger oft aufgeboten. Er ist darum im Januar 2020 fast immer an den Ufern des Thunersees anzutreffen. Mit seinen Mitarbeitern bearbeitet er die Ufer für verschiedenste Kunden und ist dabei schon fast ausgebucht. Mitte Januar liess er durchblicken, dass er in seinem Terminkalender nicht mehr für allzu viele Aufträge Platz hat.
Ufergestaltung für Mensch und Tier
Ein Projekt, an welchem Niklaus Zenger für die Gemeinde Spiez arbeitet, wird beim Fischereistützpunkt in Faulensee umgesetzt. In Planung ist das Projekt der Gemeinde Spiez bereits seit 2018. Die Seeabsenkung kann nun praktisch genutzt werden, um die Böden am Ufer des Sees entsprechend umzugestalten und Leitungen zu legen. Die Abschnitte, welche bearbeitet werden, sind bei Normalstand des Sees unter Wasser und es ist darum schwierig, diese baulich zu bearbeiten. Die Pläne für das Projekt in Faulensee beinhalten zwei verschiedene Ufergestaltungen. Einerseits ist hier ein Kiesbadestrand für die Bevölkerung geplant, andererseits entsteht ein Uferabschnitt, welcher Lebensraum für die Fische bieten soll. Getrennt werden die beiden Bereiche von einer begehbaren Buhne. Zwar wird das Projekt von der Gemeinde Spiez getragen, allerdings wird man finanziell von verschiedenen Seiten unterstützt. Wichtige finanzielle Unterstützung erhält das Unterfangen vom Renaturierungsfonds des Kantons Bern. Er folgt damit seinem Ziel, in Gebieten, welche übermässig verbaut worden sind wieder Lebensräume für Lebewesen zu schaffen. Man setzt sich neben der Renaturierung von Flüssen und Seeufern auch für die Erhaltung von Auengebieten ein.
Die Renaturierung der Ufer ist etwas, was man auch bei den Gemeinden und beim Fischereiinspektorat allgemein anstrebt. Wo immer möglich, werden Ufer, welche saniert werden müssen, nun auf natürliche Weise gestaltet. Renaturierungen werden an verschiedensten Orten durchgeführt. Bei vielen Flüssen, welche man ursprünglich korrigiert und den Verlauf künstlich begradigt hatte, werden diese heute wieder natürlicher gestaltet. Im Fall der Flüsse ist dies auch gut sichtbar. Im Fall eines Sees, wie zum Beispiel dem Thunersee, sind die Renaturierungsmassnahmen oft weniger sichtbar, aber umso wirkungsvoller. Der Grund des Sees und der Flüsse wird hierbei mit Totholz versetzt, um wieder ein natürlicheres Flussbett oder einen natürlicheren Seegrund zu schaffen. Die Ufergegenden werden wieder von Fischen und anderen Lebewesen bevölkert. In Faulensee sieht man zum Zeitpunkt der Seeabsenkung noch gut, wie Baumstrünke und Wurzeln aus dem mit Steinen bedeckten Boden ragen. Sobald der Wasserstand des Sees wieder auf Normalhöhe ist, werden die Fische diese als Lebensräume nutzen können. Es sollen dadurch auch viele Laichplätze entstehen.
Der Badestrand für die Bevölkerung wird auch möglichst natürlich gestaltet, das Ufer wird wieder weniger stark verbaut und die Abgrenzung zum Strandweg wird mit grossen Steinblöcken ausgeführt. Die Leitungen für den Abfluss der Fischzuchtbecken werden neu verlegt. Es entsteht zudem eine öffentliche Toilette, für die neue Leitungen gelegt werden müssen. Der Strand selber wird mit Kies gestaltet und soll einen schönen Zugang zum See ermöglichen. Der See soll so für die Bevölkerung zugänglich sein und gleichzeitig soll das Ufer wieder eine natürlichere Form annehmen. Darum bevorzugt Niklaus Zenger die Arbeit mit Materialien, welche mit dem bereits vorhandenen Umfeld harmonieren. Wo andere bereits auf Beton umsteigen, wählt er lieber sanftere, natürlichere Varianten, welche sich gut in die Seelandschaft einfügen.
Langsamer Anstieg bis April
Beim Fischereistützpunkt Faulensee darf man sich darum auf ein harmonisches Bild eines Seeufers freuen, wenn der Thunersee wieder auf den Normalpegel angehoben worden ist. Dies wird erst wieder im April komplett der Fall sein. An den Steinen rund um den Thunersee und an Bootsanlegepfosten sieht man bis dahin gut, wie hoch der Stand des Thunersees normalerweise ist. Das Fenster für die Bearbeitung der Uferanlagen muss darum effizient genutzt werden. Bis der See wieder steigt, dürften darum sowohl das Fischereiinspektorat wie auch Niklaus Zenger noch einiges zu tun haben.
Die kontinuierliche Absenkung begann im Dezember, im Januar erreichte der Thunersee den Tiefststand.