Ein herbstlicher Besuch am See

Ein herbstlicher Besuch am See

Ein herbstlicher Besuch am See

Wer eine gute Mischung aus Natur und Stadt sucht, für den ist der Uferweg Thun genau das Richtige. Über hölzerne Stege durch eine Schilflandschaft laufen, das Bergpanorama auf einem Bänkchen geniessen oder zwischen Schiffchen das Ufer entlangschlendern, das alles hat der Uferweg zu bieten. Nehmen wir uns ein paar Stunden Zeit, um die warme Herbstsonne am Thunersee zu geniessen. 

Text: Lars Wyss  |  Fotos: Nina Ruosch, Lars Wyss

Eines schönen Nachmittags tue ich dies, was so viele Thuner gerne an einem schönen Nachmittag tun: Ich begehe den Uferweg. Mich wird die Route aus dem Gwatt nach Thun führen, die meisten werden sich jedoch gewöhnt sein, in Thun zu starten und Richtung Gwatt zu flanieren. Aber das spielt ja keine Rolle. Der Weg ist natürlich in beide Richtungen genauso schön. 

Der Uferweg hat einen ganz eigenen Charakter. Natur und Stadt zugleich. Man schlendert den Thunersee entlang, geniesst die frische Seeluft und das gesellige Zusammensein. Die Natur zeigt sich in kurzen Waldabschnitten und als Schilflandschaft, immer wieder geprägt durch menschliche Einflüsse, seien es Bänkchen, gut gelegte Wege oder der eine oder andere Spielplatz. Manchmal möchte ich mich auf ein Bänkchen setzten, um das Bergpanorama zu geniessen, manchmal möchte ich wieder über einen Holzsteg gehen und eingetaucht im Schilf dieses im Wind sich beugen sehen. Ich treffe Rentner, ich treffe Familien, Kinder und jedermann, der gerne an einem freien Nachmittag die Natur geniessen will. Und mittendrin bin ich irgendwo am Sinnieren. Während ich auf meinem Weg Schwäne, Enten, Blässhühner und Haubentaucher gesehen habe, geniesse ich nun den Blick auf ein phänomenales Bergpanorama: Der Niesen, das Stockhorn, das Schreckhorn und – wer wie ich Glück hat und das Wetter spielt mit – erblickt noch die Alpenkette mit Eiger, Mönch und Jungfrau im Hintergrund.

Der Uferweg hat einen ganz eigenen Charakter. Natur und Stadt zugleich.

Der Uferweg hat einen ganz eigenen Charakter. Natur und Stadt zugleich.

Die Route aus dem Gwatt beschreibt sich folgendermassen: 

Je nachdem wo man im Gwatt startet, wird man schnell im Bonstettenpark landen. Der Landsitz Bellerive, wie sich das spätbarocke Gut nennt, wurde 1763 für einen Urenkel des Postgründers Beat Fischer erbaut. Ursprünglich war das Grundstück jedoch im Besitz der Herren von Strättligen, beziehungsweise wird in einer Urkunde von 1273 ein Rudolf von Strättligen als Besitzer genannt. Emanuel Fischer, der Urenkel von Beat Fischer, liess – neben dem Landsitz Bellerive – entsprechend das Gelände inklusive Gartenanlagen von 1763 bis 1811 ausbauen. Hauptmerkmal der Anlage ist die Hauptachse, geziert mit Baumalleen und Kanal, die das Herrenhaus auf das Dreigestirn Eiger, Mönch und Jungfrau ausrichten. Der Name Bonstettenpark geht auf die Familie von Bonstetten zurück, die 1898 das Gut erwarb; sie erweiterte dann auch den Landsitz um den englischen Landschaftspark am See. Seit 1960 ist das Bonstettengut in öffentlicher Hand und gehört dem Kanton Bern und der Stadt Thun.

Heute ist der Bonstettenpark als Teil des Uferweges als attraktives Naherholungsgebiet beliebt. Direkt am Ufer bietet er Grillplätze und weite Wiesen. Alleen und ein kleines Wäldchen laden zu Spaziergängen ein. Auf dem schönen Kinderspielplatz gleich neben dem Campingplatz können sich die Kinder austoben.

Nachdem man den Bonstettenpark hinter sich hat, läuft man Richtung Thun weiter. Nun erlebt man das beschriebene Bild: eine Vermischung von Natur und Stadt. Hier spazieren die Menschen das Ufer entlang, machen Rast auf den Bänkchen, geniessen die Sonne und die Aussicht. Dieser längere und schöne Uferteil zieht sich bis zum Stadion Lachen, das von 1954 bis 2011 das Heimstadion des FC Thun war. In der Umgebung des Stadions werden Liebhaber von Schiffen und Schiffchen fündig. Immer wieder trifft man auf einen Steg oder eine grössere Ansammlung der meist weiss-blauen schwimmenden Transportmittel.

Auch wenn der Uferweg durch das Stadion Lachen unterbrochen wird, kann man nach einer Abzweigung über das Strandbad beim KKThun noch einen schönen und wichtigen Teil anhängen: einen Abstecher zum Schloss Schadau.

Das Schloss Schadau steht im Schadaupark, einem englischen Landschaftsgarten, in dem sich auch das berühmte Wocher-Panorama befindet. (Das Wocher-Panorama ist ein Rundbild der Stadt Thun, das zwischen 1809 und 1814 vom Basler Künstler Marquard Wocher gemalt wurde. Das Gemälde in der Grösse von rund 7,5×38 Metern ist das älteste erhaltene solche Panorama der Welt.) Das Schloss Schadau wurde 1846 bis 1854 in einem historistischen Stil erbaut; in die Bauart sind sowohl Elemente der Tudor-Gotik sowie der Neurenaissance eingeflossen – das Schloss ähnelt somit stark einem französischen Schloss aus der Loire. Seit 1925 gehört das Schloss der Stadt Thun und beherbergt heute ein Restaurant und ein Hotel.

Hier kann man noch einmal richtig ausspannen. Denn die Wiese vor dem Schloss lädt so richtig zum Sinnieren ein, und die gute Seeluft und das phänomenale Bergpanorama will man hier erst recht geniessen.

So habe ich einen schönen Nachmittag am Ufer des Thunersees erlebt. Was mir bleibt, sind die Stege durch das Schilf, die einladenden Bänkchen und die Baumalleen, die Schiffchen, das schöne Bergpanorama und vieles mehr. Was bei mir jedoch einen besonderen Eindruck hinterlassen hat, ist diese einzigartige Mischung zwischen Natur- und Stadtleben. Selten fühlt man sich so in die Natur entrückt und ist doch so beseelt vom städtischen Flanieren. Hier kommt der Wunsch des Stadtmenschen nach Natur auf, wie auch die Natur vom Stadtmenschen belebt wird. Geachtet wird die Natur auf jeden Fall und so bleibt mir der Uferweg als ein Beispiel eines vorbildlichen Naturerholungsgebiets für den städtischen Menschen in Erinnerung.

In der Umgebung des Stadions werden Liebhaber von Schiffen und Schiffchen fündig.

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