«Schlöfle» in Thun hat eine lange Tradition
«Schlöfle» in Thun hat eine lange Tradition
Eislaufen auf dem Thunersee oder im Lachenkanal: Das ist selten möglich, doch vor rund fünf Jahren, im Februar 2012, war es wieder einmal so weit: Das Eis im Lachenkanal war mit 16 Zentimetern dick genug, um Menschen zu tragen. Übrigens: «Schlöfle» in Thun hat eine lange Tradition.
Text: Hans Amrein, Anita Egli | Fotos: Danica Aeschbach, Monica Schulthess Zettel, Stadtarchiv Thun, zvg
Die Eisdicke im Lachenkanal wurde im Februar 2012 täglich gemessen, «dennoch passiert das Betreten der Eisfläche auf eigene Verantwortung», so die Stadtverwaltung in einer Mitteilung. Man forderte die Bürgerinnen und Bürger auf, die Verhaltensregeln zu beachten: «Es gelten die Regeln der Schweizerischen Lebensrettungsgesellschaft (SLRG). Kinder dürfen sich zudem nicht ohne Aufsicht auf der Eisfläche aufhalten», so die Stadtverwaltung.
Thuns Stadtarchivarin, Anita Egli, hat sich des Themas «Eislaufen in Thun» angenommen und die Archive durchforstet. Dabei hat sie festgestellt, dass das «Schlöfle» in Thun eine lange Tradition hat. «Seit 1959 kann man in Thun im Grabengut «schlöfle», dann nämlich wurde die Kunsteisbahn eröffnet. Für den Standort Grabengut sprach damals unter anderem, dass dort bereits Tribünen für den Fussballplatz Grabengut vorhanden waren und man diese für die Kunst-
eisbahn gleich mitnutzen konnte.
Die Geschichte des Eislaufens beginnt in Thun aber nicht 1959, sondern im 19. Jahrhundert – wenn nicht früher: In den 1860er-Jahren macht die Lohner-Eisenhandlung Werbung für die «Schöne Auswahl an Schlittschuhen verschiedener Grösse», mit denen man sich zum Beispiel im Dürrenast auf die «spiegelglatte Eisbahn» wagen konnte, und zwar gratis.
Auch nahe der Stadt war Schlittschuhlaufen im 19. Jahrhundert möglich, nämlich auf der Eisbahn auf dem «Inseli». 1872 wurde eine Gesellschaft für eine Eisbahn beim Inseli gegründet und «durch Abgrenzung einer Fläche vom fliessenden Wasser mittels Spundwänden zwischen Scherzligweg und Inseli stilles Wasser und somit eine Eisfläche geschaffen». Der Eintritt auf die Inseli-Eisbahn kostete für Erwachsene 50 und für Kinder 20 Rappen. Ab und zu wurden Maskeraden abgehalten, dann kostete es das Doppelte.
So können wir uns also freuen – bald ist das «Spiezerli» wieder auf dem Thunersee unterwegs. Auf der Website www.spiezerli.ch können Sie sich über den Zeitplan informieren und zusätzliche spannende Informationen zum Dampfer nachlesen. Ausserdem besteht auch immer noch die Möglichkeit, sich durch eine Spende am Projekt zu beteiligen – jeder Franken kann gebraucht werden. Es steht der Thunerseeregion sicherlich gut zu Gesicht, dass ein solches Stück Schifffahrts- und auch Tourismusgeschichte gepflegt wird und nicht finanziellen Überlegungen geopfert wurde. Gute Fahrt!
Bei Natureis auf Gewässern besteht die Gefahr des Einbrechens im Eis. In der Lokalzeitung tönte das damals so: «Buntes Treiben herrschte am Sonntag auf der Eisbahn beim Scherzligweg. Heute ist das Eis bereits krank.» Auf «krankem» Eis kann nicht Schlittschuh gelaufen werden. Deshalb bemühte sich in den 30er-Jahren eine Eisbahngenossenschaft darum, in Thun ganz in der Nähe der Stadt eine Eisfläche auf festem Boden zu erstellen. So entstand unter anderem die Eisbahn Rosenau. Schlittschuhlaufen und bald auch Eishockey wurden in Thun zum Volkssport.
In der Saison 1952/53 boten sich in Thun folgende Eisbahnen fürs Schlittschuhlaufen an: Trockenplatz beim Stadion Lachen, Eigerturnhalle, Schulhaus Lerchenfeld, auf dem Budenplatz, beim Thunerhof und je nach Witterung auf dem Lachenbassin. Die Eisbahn bei der Eigerturnhalle wurde versuchsweise vom Stadtoriginal Eduard Aegerter betrieben, der offenbar über das Wissen verfügte, mit synthetischen Zusätzen Kunsteis herzustellen, womit sich die Saison verlängern liess. Denn Natureis hat einen Nachteil: Wird es zu warm, schmilzt das Eis.
Immer kürzere und wärmere Winter verkürzten ab den 50er-Jahren das Sportvergnügen auf den Natureisbahnen, der Ruf nach einer Kunsteisbahn wurde laut, bei der Kältemaschinen für Eis nach Wunsch sorgen. In Thun ging dieser Wunsch 1959 mit der Kunsteisbahn Grabengut in Erfüllung.
Wie verhält man sich richtig beim Eislaufen auf dem See?
Die Eisschicht auf dem See kann unterschiedlich dick sein. Gründe hierfür können Strömungen, Gasbläschen aus schlammigem Untergrund, Bodenwärme und mehr sein. Wo Schilf und Co. wachsen, dauert es grundsätzlich länger, bis eine tragfähige Eisschicht entsteht.
Generell sollte man sich vor dem Betreten einer Eisfläche an einige grundlegende Dinge halten. Dazu gehören das Beachten der Warnschilder, Sperrzonen nicht zu betreten, die Überprüfung der Festigkeit der Eisfläche, Beachtung von Rissen und Sprüngen im Eis – und dass besonders bei Tauwetter äusserste Vorsicht geboten ist.
Versuchen Sie die Eisdicke festzustellen, ohne hierfür das Ufer zu verlassen. Mehr als fünf Zentimeter sollten für einen erwachsenen Menschen ausreichen. Wirklich sicher kann man allerdings erst bei acht bis zehn Zentimetern sein.
Vorsicht, wenn kleine Bäche oder Flüsse in den See fliessen. An diesen Stellen ist das Eis deutlich dünner. Ausserdem sind schneebedeckte Eisflächen dünner als schneefreie.
Seien Sie auf dem Eis am Anfang vorsichtig. Springen Sie nicht gleich herum und klopfen Sie nicht wie wild mit dem Fuss darauf herum. Beobachten Sie vielmehr das Eis: Knackt es bedrohlich, treten gar Risse auf oder wirkt alles einbruchsicher?
Wenn Sie ein Fischereiloch auf sicherem (!) Eis entdecken, sollten Sie in sicherem Abstand Zweige zur Markierung um das Loch herumlegen, um andere Menschen vor dem Loch zu warnen.
Was ist, wenn jemand einbricht?
Rufen Sie sofort Hilfe oder beauftragen Sie einen Passanten, dies zu tun. Die Notrufnummer 112 ist in diesem Fall immer richtig. Beachten Sie, dass die Feuerwehr im Zweifel einen Lotsen zur Unglückstelle braucht. Sprechen Sie also auch hierfür Passanten an. Gehen Sie auf keinen Fall einfach zu dem Eingebrochenen hin, sondern halten Sie sicheren Abstand zum Eisloch und reden Sie ruhig auf ihn ein.
Wenn sich der Eingebrochene nicht mehr halten kann, werfen Sie ihm ein Seil zu, den Ärmel eines langen Mantels oder nähern Sie sich ihm vorsichtig auf dem Bauch liegend, um ihm einen langen Ast zu reichen. Halten Sie aber immer einen respektvollen Abstand, denn das Eis um die Einbruchstelle ist hauchdünn.
Ihre eigene Sicherheit geht vor! Spielen Sie nicht den Helden, sonst müssen vielleicht zwei Leute aus dem Wasser gerettet werden. An vielen Gewässern sind Rettungsringe am Ufer angebracht. Wenn auch Sie diese Möglichkeit haben, werfen Sie dem Eingebrochenen einen Rettungsring zu. Achten Sie bei Ihrem nächsten Spaziergang einmal darauf!
Und wenn Sie selbst im Eis einbrechen
Wenn Sie selbst ins Eis eingebrochen sind, versuchen Sie unbedingt Ruhe zu bewahren und machen Sie auf sich aufmerksam. Bereits nach wenigen Minuten im Wasser werden Ihre Glieder in der Kälte so steif, dass alle Versuche einer Selbstrettung scheitern werden. Versuchen Sie dann nicht in Panik zu geraten und halten Sie sich an der Wasseroberfläche. Es wird Hilfe kommen.
Was ist nach der Rettung wichtig?
Besonders wichtig ist es, den Eingebrochenen nach der Rettung in Decken oder dicke Jacken einzuwickeln, bis der Rettungsdienst eintrifft. Der Körper soll sich langsam erwärmen, da sich bei der Kälte die Blutgefässe zusammengezogen haben, um die Warmhaltung des Körperkerns zu gewährleisten. Gelangt kaltes Blut zu schnell zum Herz, kann dies zu einem Kälteschock führen, der unter Umständen einen Herzstillstand auslöst.
Quelle: Schweizerische Lebensrettungsgesellschaft