Niedliche Exoten am Thunersee

Niedliche Exoten am Thunersee

Niedliche Exoten am Thunersee

Wo Skuddenschafe weiden, Wasserbüffel neue Lebensräume schaffen und Gelbbauchunken glücklich durch Pfützen hüpfen. Oder, weshalb nicht jede Weide als Streichelzoo benutzt werden kann.

Text: Christine Hunkeler  |  Fotos: Verena Wagner, Andreas von Gunten, Adrian Dietrich, Christine Hunkeler, Martin Braun

Von den Flussufern Asiens ins Gwattmoos


Fragen an Verena Wagner, Präsidentin Pro Natura Bern und Initiantin des Ausbaus im Schutzgebiet «Gwattmösli/Gwattmoos».


Verena Wagner, weshalb muss die Naturoase «Gwattmoos» beweidet werden? 

Das neu gestaltete Gwattmoos und das nebenan liegende kantonale Naturschutzgebiet Gwattmösli werden neuerdings beweidet. Die ausgewählten Tiere sind nicht nur genügsame Futterverwerter und brauchen keine Zufütterung, sondern sie sorgen auch für eine gewisse Dynamik im Gelände. Sie halten die Kleingewässer mit dem Fressen von Wasserpflanzen und dem Begehen derselben frei und mit den Trittspuren schaffen sie neue «Pfützen». Damit schaffen sie genau den Lebensraum, der für die Zielart Gelbbauchunke die idealen wasserseitigen Bedingungen schafft. Die Gelbbauchunke ist eine «Pionierart», die vegetationsarme Tümpel braucht. 

Durch die Beweidung ersparen wir uns Mäharbeiten und das Abführen von Material – wir müssen also nicht heuen und emden. Auf der nicht beweideten Fläche bleibt uns noch genügend Handarbeit, die von freiwilligen Helferinnen und Helfern geleistet wird. 

Warum kommen gerade Wasserbüffel und schottische Hochlandrinder zum Einsatz? 

Ich hatte immer einen Traum und der ist mit dieser Art von Beweidung in Erfüllung gegangen. Mir schwebte vor, Wasserbüffel und Schottische Hochlandrinder zur Pflege und zum Unterhalt zusammen auf eine Weide zu bringen. Das ist meines Wissens ein Novum und ein Versuch, der sich nun sehr bewährt. Denn das Gelände ist vielfältig strukturiert mit Klein- und Kleinstgewässern, einem langsam fliessenden Bach und einem alten Röhrichtweiher. Zudem ist der waldseitige Teil vernässt (darum der Name «Gwattmoos/Gwattmösli»), der aufgeschüttete Teil aber auch recht trocken. Wir haben also diverse «Angebote», die den unterschiedlichen Bedürfnissen der Weidetiere sehr entgegenkommen. Interessanterweise haben sich die Hochlandrinder öfter im tiefen Weiher entlang des Steinhaufenwegs aufgehalten und sich an Schilf und Rohrkolben gütlich getan. Die Wasserbüffel waren etwas wasserscheuer!

Entstehen dabei keine Konflikte zwischen 500 Kilo und einigen Gramm wiegenden Kreaturen? 

Es gab Bedenken, dass die schweren «Schotten» und Wasserbüffel allenfalls Amphibien zertreten oder bei einem allfälligen Bad zerquetschen könnten. Wir haben dann schnell gemerkt, dass diese Sorge völlig unnötig war. Ausgerechnet dort, wo die Weidetiere sich am liebsten im und am Wasser aufhalten, fanden wir die meisten Gelbbauchunken und Wasserfrösche. Zusammenfassend kann man also, für uns überraschend und erfreulich, feststellen: «Wo sich Büffel und Hochlandrinder aufhalten, da sind auch Unken.» 

Von welchem Hof stammen die Tiere? 

Die Wasserbüffel stammen von Familie von Gunten aus Amsoldingen, die Hochlandrinder von Familie Braun aus Goldiwil. Beide Tierhalter hatten seinerzeit auf meine Anfrage für eine Zusammenarbeit sehr bereitwillig (und auch etwas neugierig) Hand für diesen Einsatz geboten. Wir stehen während der Weidephase in regem Kontakt. Unsere Erfahrungen und die Ergebnisse aus unseren Erfolgskontrollen werten wir im Dezember aus und legen dabei die Beweidung fürs nächste Jahr fest. Ein Ziel war eine Win-win-Situation für alle Beteiligten – das haben wir bisher erreicht.

«Wo sich Büffel und Hochlandrinder aufhalten, da sind auch Unken.»

Für wie viele Wochen bietet die Weidefläche den Tieren Futter? 

Die Weidedauer hängt sehr vom Stand der Vegetation im Frühling ab. Wärme, Niederschlag, Wetterverlauf sind daher entscheidend für die Dauer des Futterangebots. Bisher haben wir 4 Hochlandrinder (2 einjährige, 1 Muttertier mit Kalb) und 4 zweijährige Wasserbüffel während 6 Wochen im Mai und Juni im Areal gehabt. Dann wurden die Tiere wieder nach «Hause» gebracht. Im Herbst folgt noch einmal ein mehrwöchiger Weidegang. Wie gesagt, alles hängt von der Futtermenge, land- und wasserseitig, ab.

Verlangen die Wasserbüffel zusätzliche Verhaltensregeln für Besucher? 

Wir haben das Gelände eingezäunt und mit einem Elektrozaun gesichert. Wichtig ist, dass niemand den Weidezaun übersteigt und die Tiere nicht gefüttert werden. Sie würden dadurch krank. Hunde müssen unbedingt an der Leine geführt werden. Im persönlichen Verhalten appellieren wir an den gesunden Menschenverstand und die Eigenverantwortung der Spaziergänger/innen. Die spontanen, positiven Rückmeldungen aus der Bevölkerung zeigen uns, dass die Büffel und Hochlandrinder gar manches Herz erfreuen. 

Wasserbüffel

Der Wasserbüffel gehört zu den Rindern und ist die am weitesten verbreitete und bekannteste Art der Asiatischen Büffel. Vielerorts ist er zum Haustier geworden, wilde Wasserbüffel sind heute eine Seltenheit. Wasserbüffel leben in offenen Feuchtgebieten, in Sumpfwäldern und in dicht bewachsenen Flusstälern. Sie halten sich oft im Wasser oder Schlamm auf, um sich vor Insekten zu schützen oder um sich abzukühlen. Es tragen beide Geschlechter auffällige Hörner, die entweder geradlinig zur Seite weisen oder sich halbkreisförmig nach innen krümmen. Die Hörner der Weibchen sind meist etwas kürzer. Sie können ein Gewicht von 600 bis 1000kg auf die Waage bringen. Ein Wasserbüffel ernährt sich in erster Linie von Gräsern, daneben auch fast von jeder Art der Ufervegetation. Menschen gegenüber verhalten sich die Wasserbüffel friedlich und wilde Büffel ergreifen in der Regel vor dem Menschen die Flucht. Ursprünglich wurden die Wasserbüffel zum Pflügen von Reisfeldern und als Lasttiere eingesetzt. Milch, Fleisch und Leder werden ebenfalls genutzt. Wasserbüffel können mit den heutigen Hausrindern bei der Menge von Fleisch und Milch je Tier noch nicht ganz mithalten. Die Büffelmilch hat verglichen mit der Kuhmilch einen doppelt so hohen Fettgehalt und eine längere Haltbarkeit. Mozzarella wurde zu Beginn aus Büffelmilch gewonnen, später aber immer mehr aus Kuhmilch hergestellt. Heute ist der Büffelmozzarella sowie andere Milchprodukte wegen ihres Geschmackreichtums auf dem Vormarsch. 


Schottisches Hochlandrind

Das Schottische Hochlandrind (Highland Cattle, Kyloe) stammt aus dem Nordwesten Schottlands und ist eine Rasse des Hausrindes. Die ersten Tiere wurden bereits 1884 registriert. Die auffallendsten Rassenmerkmale des Highland Cattle sind der kurze, breite Kopf mit den weit ausladenden, mächtigen Hörnern und das zottige, aber nicht krause Haarkleid. Dieses besteht aus langem, grobem Deckhaar, das gegen Regen schützt, und aus weichem, wolligem Unterhaar, das die Kälte abhält. Die lebhaften Augen sind zum Teil von einem langen, buschigen Haarschopf überdeckt. Die Vielfalt der Farben gilt als Eigenheit des Highland Cattle: als Hauptfarben findet man rot, gelb, schwarz, weiss, grau und gestromt. Ihr Fressverhalten wird durch ihre dickeren Schleimhäute positiv beeinflusst. Was für andere ungeniessbar ist, gehört bei den Highlandern zum Basismenü. Folgende Pflanzen werden von ihnen verspeist und dadurch zurückgedrängt: Schilf, Seggen, Binsen, Molinia (Pfeifengras), Goldruten, Brennnesseln, Brombeeren, Adlerfarn usw. Das kleinwüchsige und relativ leichte Hochlandrind gilt als gutmütig, robust und langlebig. Geeignet ist es für die ganzjährige Freilandhaltung und kalbt auch ohne menschliche Hilfe leicht und viel. Auch als Lieferanten von qualitativ hochwertigem, gesundem und schmackhaftem Fleisch sind Hochlandrinder geschätzt. Highland Beef ist sehr cholesterinarm und enthält durchschnittlich mehr Eiweiss, jedoch rund zwei Drittel weniger Fett als anderes Rindfleisch. 

www.highlandcattle.ch

Sanfte Wollknäuel auf Sigriswiler Weiden


Fragen an Andreas von Gunten, Besitzer der Grabenmühle in Sigriswil.


Andreas von Gunten, in Ihrem Naturpark tummeln sich unterschiedliche Tiere. Weshalb auch solche aus Südamerika?

Die Alpakas sind Passgänger mit Schwielensohlen, laufen auf zwei Lederballen und verursachen deshalb auch in extremen Hanglagen kaum Trittschäden. Da sie das Gras abbeissen und nicht ausrupfen, wird die Grasnarbe nicht verletzt. Kameliden sind pflegeleicht und nicht anfällig auf die bei Schafherden verbreiteten Krankheiten. Unsere übrigen Tiere sind: Rothirsche, Dam- wild, Mufflons, Heidschnucken, Mufflon-Heidschnucken-Kreuzung, Kamerun- und Burenziegen.

Sie haben vor gut zehn Jahren einen Verein zur Zucht von Alpakas gegründet. Was beabsichtigt der Verein?

Der Verein bezweckt die Förderung des Alpakas in den Bereichen Liebhaber, Zucht und Nutztiere. Er setzt sich für die verantwortungsvolle und tiergerechte Haltung dieser Neuweltkameliden sowie für deren Verbreitung und Steigerung des Bekanntheitsgrades in der Region ein.

Wären nicht einheimische Rinder zur Nutzung der Weidflächen einträglicher? 

Wir erachten die Alpakas als Nischenprodukt und vermarkten ihre Wolle direkt in Form von qualitativ hochstehenden Duvets.

Ihre «Alpaka-Company» ist beeindruckend. Wie viele Zuchterfolge gab es seit den Anfängen? 

Wir haben mit sechs Tieren angefangen. Daraus entstanden ca. 100 Nachzuchttiere.

Einmal im Jahr werden die Tiere geschoren. Was geschieht mit den Haaren? 

Die Wolle wird gewaschen, kardiert und in der gewünschten Grösse und Füllung zu Duvets verarbeitet und direkt in der Grabenmühle oder am Markt in Thun verkauft.

 www.grabenmuehle.ch

Alpaka

Das Alpaka (Paco) stammt aus den südamerikanischen Anden und ist eine domestizierte Kamelform. Gezüchtet werden die Alpakas vorwiegend wegen ihrer Wolle. Aufgrund ihres ruhigen und friedlichen Charakters werden sie auch in der tiergestützten Therapie eingesetzt und wir können die Alpakas auch häufig in den Gärten von Alters- und Pflegeheimen beobachten. Alpakas sind soziale Tiere und fühlen sich in der Gruppe am wohlsten. Sie sind Pflanzenfresser und ernähren sich fast ausschliesslich von Gräsern. In der Regel werden sie einmal jährlich geschoren. Die Rohwolle kann zu hochwertigem Alpakagarn verarbeitet werden. Es gibt heute etwa drei Millionen Alpakas; sie leben vorwiegend in Peru, Bolivien und Chile.

«Es sind eben Rinder!»


Fragen an Adrian Dietrich, Landwirt in Aeschi und Leissigen.


Adrian Dietrich, wie sind Sie zur Haltung von Dexter-Rindern gekommen?

1996 besuchte ich die Royal Show in England. In dieser landwirtschaftlichen Ausstellung gab es die verschiedensten Rassen zu bestaunen. Eine davon waren die «Dexter». Es war Liebe auf den ersten Blick! Anschliessend machte ich mich in der Schweiz auf die Suche nach Dexter-Rindern. Allmählich fand ich die Tiere, die ich gewollt hatte; besonders nach einem eigenen Import aus Holland.

Was fasziniert Sie an diesen kleinwüchsigen Tieren? 

Wenn man in der Geschichte zurückblickt, sieht man, dass so kleine Rassen nicht eine neue Züchtung sind. Bei den Ausgrabungen der Pfahlbausiedlungen in Sutz-Lattrigen fand man ein Rinderskelett, welches in etwa die Masse eines Dexter-Rindes hatte. Auch im Berner Oberland gab es Landschläge unserer Rinderrasse, die speziell klein waren. Leider sind diese Landschläge mittlerweile ausgestorben. Deshalb musste ich mir meine kleine Rasse halt ausserhalb suchen. Mich faszinieren die kleinen Rinder, weil sie in ihrem Verhalten – trotz ihrer geringen Grösse – eben Rinder sind!

Sind diese Tiere für Ihre Weiden speziell geeignet? 

Als ich unseren Betrieb von meinem Vater übernahm, machte ich mir Gedanken, wie ich mit meinem Betrieb wachsen könnte. Mir war klar, dass ich zu allererst nur Land bekommen würde, das steil ist und sich schlecht mit Maschinen bewirtschaften lässt. Zum Beweiden von steilen Flächen braucht es ein leichtes Tier. Ziegen brauchen eine aufwendige Umzäunung und Schafe sind nicht unbedingt meine Lieblingstiere. Da drängen sich die Dexter natürlich auf.

Nutzen Sie die Dexter nur zur Fleisch- oder auch zur Milchproduktion? 

Dexter-Rinder haben eine erstaunliche Milchleistung. Ich selber füttere meine Tiere eher extensiv und halte meine Rinder als Mutterkühe. Das heisst, dass jede Kuh jeweils nur ihr eigenes Kalb aufzieht.

Ist die Rasse Dexter besonders geeignet zur Mutterkuhhaltung? 

Mittlerweile gibt es über 40 Rinderrassen in der Schweiz. Es wäre vermessen, wenn ich behaupten würde, dass unsere Dexter-Rinder die einzig richtige Mutterkuhrasse wären. Auf unserem Betrieb halten wir auch noch einige Simmentaler Mutterkühe, weil wir ja nicht nur steiles Weideland bewirtschaften. Aber für unsere steilen Weiden finde ich die Rasse ideal. Weil die Tiere halt klein sind und der Fleischertrag pro Tier nicht mit grossen Rassen verglichen werden kann, ist der Schlachtviehmarkt nicht an Dexter-Rindern interessiert. Sie werfen schlicht zu wenig Fleisch pro Tier ab. Das heisst, dass wir alle unsere Tiere direkt vermarkten dürfen.

Wie kommt das spezielle Weidefleisch bei Ihren Kunden an? 

Die Kunden schätzen den intensiven Geschmack, die gute Qualität und die kleinen Teilstücke. Der Geschmack vom Fleisch der Dexter-Rinder erinnert in seiner Intensität ein ganz klein wenig an Wild. Uns ist es ein Anliegen, dass wir unsere Tiere ohne Stress bis ins Schlachthaus begleiten. So können wir die Fleischreifung und die Qualität bestmöglich beeinflussen.

Wir haben unsere ersten Kunden über Mund-zu-Mund-Propaganda gefunden. Gespräche mit unseren Kunden finde ich sehr spannend. Heute vermarkten wir unser Fleisch auch über unsere Homepage www.weidefleisch.ch. 

«Die Tiere haben eine erstaunliche Milchleistung.»

Dexter-Rinder

Dexter-Rinder wurden erstmals um 1840 in Irland erwähnt. Ein Mr. Dexter suchte aus verschiedenen Bergschlägen die besten Rinder und züchtete daraus eine neue Rasse. Im 19. Jahrhundert galt diese Rasse als die ideale Kuh eines irischen Landhausbesitzers, da sie viel Milch für den Haushalt und jährlich ein Kalb für das Fleisch hergab. In den Siebzigerjahren wäre die kleine und robuste Rasse fast ausgestorben, da die Konkurrenz durch moderne Leistungsrinder grösser wurde. Heute sind die Dexter-Rinder in ihrer Existenz nicht mehr bedroht, gehören aber zu den eher seltenen Rassen. Dexter-Rinder sind in ihrer Haltung eher anspruchslos. Sie finden sich in jeglichem Gelände zurecht und sind auch im Winter am liebsten draussen.

Die Könige des Himalaya im Diemtigtal


Fragen an Beat Balmer, Restaurateur im Bergrestaurant «Chessel», Oey.


Beat Balmer, im «Chessel» ob Oey sind Yaks unterwegs. Haben sie sich verlaufen?

Nein, die Yaks haben sich nicht verlaufen. Sie kommen im Sommer jeweils vom Bielersee zu uns in den «Chessel». Die Yaks fühlen sich im Sommer besser in höheren Lagen, wo es nicht allzu heiss ist.

Ihr Angebot ist sehr kinderfreundlich – gehören diese Grunzochsen zum Streichelzoo? 

Streichelzoo kann man nicht wirklich sagen. Ihr Anblick ist schön und speziell, jedoch sind sie weniger zum Streicheln da. Die Yaks kommen bis an den Zaun, können aber eher nur zufälligerweise über den Kopf gestreichelt werden. In die Weide hineinzugehen ist zu gefährlich. Die Tiere sind sehr lieb und ruhig, aber bei Rummel weiss man nie, wie ein Tier reagiert.

Wem gehören die Tiere und wie lange bleiben sie hier? 

Die Yaks gehören einer Frau, die in der Bielerseeregion zu Hause ist. Die Tiere kommen jeweils anfangs Mai und bleiben bis im Oktober im «Chessel». 

Normalerweise leben Yaks im Himalaya. Fühlen sie sich hier wohl mit ihrem Fell? 

Das Fell ist über dem Rücken nicht so dick. Am Bauch haben sie langes, dickes Fell; es schützt sie vor Fliegen oder im Winter vor der Kälte. Wenn es regnet, kann man die Yaks beobachten, wie sie richtig relaxt auf der Weide liegen.

Werden die Tiere auch gemolken? Was geschieht mit der Milch? 

Diese Tiere werden nicht gemolken, ihre Milch ist für die Jungen bestimmt. Mit Yakmilch kann man aber Käse, Butter und Joghurt produzieren. Die Milch ist viel fetthaltiger als die einer Simmentaler Kuh.

Ist der Umgang mit Yaks ähnlich wie mit Simmentaler Kühen? 

Für uns ist der Umgang mit den Yaks im Sommer sehr angenehm, da sie nicht gemolken werden und immer draussen auf der Weide sind. Eine Simmentaler Kuh wird gemolken, der Umgang ist aber ähnlich wie bei einem Yak.

«Ihr Anblick ist schön und speziell.»

Yak

Der Hausyak ist im Himalaya, in der Mongolei und auch im Süden Sibiriens weit verbreitet. Wegen der grunzähnlichen Laute wird der Yak auch Grunzochse genannt. Ein Yak kann sich an die extremsten klimatischen Bedingungen anpassen und ist daher im zentralasiatischen Hochland eine wichtige Lebensgrundlage für viele dort lebende Menschen. Er liefert nicht nur Fleisch und Milch, sondern auch Leder, Haar und Wolle. Das Fleisch ist reich an Eisen und Zink. Der Kot wird als Brennmaterial eingesetzt. Die Hörner wachsen an den Kopfseiten und führen in einer gleichmässigen Biegung nach oben. Sie können bis zu einem Meter lang werden. Yaks sind Wiederkäuer und weisen in ihrer Verdauungsphysiologie viele Gemeinsamkeiten mit dem Hausrind auf. Anders als ein Hausrind sind sie jedoch in der Lage, sich schnell an veränderte Futterverhältnisse anzupassen. Für den Winter bilden sie in Anpassung an ihren Lebensraum eine Körperreserve und können so während Schneestürmen mehrere Tage ohne Futter und Wasser überleben.

Wollige Vierbeiner als Landschaftspfleger


Fragen an Martin Braun, Tierzüchter, Älpler und Ackerbauer in Goldiwil.


Martin Braun, wo liegt der Unterschied zwischen einem Skuddenschaf und einem normalen Hausschaf?

Das Skuddenschaf ist eine sehr alte Schafrasse und in ihrem Ursprung weitgehend erhalten. Daher ist sie anspruchsloser und robuster als unsere bekannten Schafrassen. Vorher züchtete ich schwere Fleischschafe und kenne den Aufwand sehr genau. Insbesondere die Klauengesundheit ist bei den Skudden viel besser, was den Arbeitsaufwand bei der Pflege drastisch reduziert. Die Wollschur erfolgt einmal im Jahr. Das eher leichte Schaf ist im Handling viel angenehmer.

Skudden sind sehr lebhaft und aufmerksam. Der Herdetrieb und die Standorttreue dieser Rasse sind sehr ausgeprägt. Sie sind flink und zeigen ein wildähnliches Verhalten. Unsere gut ausgebildeten Hütehunde sind die treuen Helfer und für mich eine wichtige Voraussetzung für die tägliche Arbeit mit den Schafen.

Aus welcher Gegend stammen die Tiere und wie viele besitzen Sie?

Die ursprüngliche Heimat der Skudden sind Ostpreussen und das Baltikum, also sehr karge, sandige Weideflächen mit Steppengras, Heidekraut, Birken und Kiefern. Die Skudden waren nach den beiden Weltkriegen fast ausgestorben. Im Ursprungsgebiet gibt es heute praktisch keine Bestände mehr. Dank der Initiative von engagierten Hobbyzüchtern konnte die Rasse in ihrem Ursprung erhalten bleiben.

Auf unserem Betrieb halten wir ca. 50 Auen (weibliche Schafe). Sie werden nur einmal pro Jahr gedeckt und kriegen im Durchschnitt 1,6 Lämmer. Im Winter weiden sie auf den begrünten Ackerflächen im Tal und werden nur eingestallt, wenn eine geschlossene Schneedecke das Weiden verunmöglicht. Im Sommer sind sie in 4 Herden aufgeteilt und beweiden diverse kleine Flächen und Hochstammobstgärten. Sie helfen den Arbeitsaufwand auf ein Minimum zu reduzieren.

Stellen die Skudden spezielle Ansprüche an die Haltung? 

Das Weideverhalten der Skudden ist wenig wählerisch. Auch älteres Weidefutter wird gerne und sauber abgefressen. Bäume müssen aber vor dem Verbiss geschützt werden. Sie sind sehr vital, robust und anspruchslos wie vor tausend Jahren. Trotz ihrer Genügsamkeit sind sie weder Hungerkünstler noch Abfallverwerter. Sie können, bei geeignetem Witterungsschutz, Sommer und Winter im Freien gehalten werden.

Wie oft bieten Sie Ihrer Kundschaft das Lammfleisch an?

Das Lammfleisch wird dreimal im Jahr ab Hof verkauft. Die genauen Daten sind auf unserer Homepage BeO-Fleisch.ch ersichtlich. Auf besonderen Wunsch sind nach Möglichkeit auch andere Termine möglich.

Hat das Fleisch vom Skuddenlamm spezielle Vorzüge? 

Das Fleisch der Skudden ist einzigartig schmackhaft und besonders wertvoll dank viel mehr ungesättigten Fettsäuren gegenüber anderen Schafrassen. Der Nachteil für die Wirtschaftlichkeit liegt in der geringeren Fleischausbeute. Die reinen Skudden erreichen ein Schlachtgewicht von 8 bis 13 kg, was nicht marktkonform ist. Der Metzger wünscht ein Schlachtgewicht von 18 bis 20 kg. In der Direktvermarktung bleibt der Aufwand gegenüber den schwereren Lämmern in etwa derselbe.

Auf der Suche nach einem Kreuzungspartner mit ähnlicher Fleischqualität und Futterverwertung bin ich auf das Dorperschaf gestossen. Diese Rasse wurde in den Vierzigerjahren in Südafrika gezüchtet. Das Ziel war eine gute Fleischrasse mit gutem Muskelfleischanteil, die sich für extensive Gebiete eignet. Seit vier Jahren belege ich meine reinrassigen Skudden mit einem reinrassigen Dorperbock. Aus dieser Paarung werden kleine Lämmer geboren, die durch rasches Wachstum und guten Fleischansatz auffallen. Die Fütterung erfolgt ausschliesslich auf der Basis von Gras. Das heisst, auf unserem Betrieb setzen wir kein Kraftfutter und keine Leistungsförderer ein. Unsere Lämmer werden im Alter von 8 bis 10 Monaten geschlachtet. Das Fleisch ist von vorzüglichem Geschmack, der nur ganz am Rande an Schaffleisch erinnert.

Ist Ihr Hof auf Schafe spezialisiert? Besitzen Sie auch andere Schafrassen? 

Der Schwerpunkt auf unserem Betrieb liegt nicht in der Schafzucht. Es ist vielmehr ein Nebeneinander von Talbetrieb mit Ackerbau für die Winterweide und Bergbetrieb mit Weiden für Mutterkuhhaltung. In der Mutterkuhhaltung züchten wir das schottische Hochlandrind. Die Schafe beweiden im Sommer alle Flächen, die wir nicht mit den Hochlandrindern bewirtschaften können. Entweder weil die Flächen zu klein sind oder der Baumbestand mit den leichten Schafen besser geschützt werden kann. Zeitweise haben wir auch eine Gemischtweide mit Schafen und Hochlandrindern.

Skuddenschafe

Die Ostpreussische Skudde gehört zu den ältesten und kleinsten Hausschaf-Rassen und steht auf der roten Liste der bedrohten Nutztierrassen. In erster Linie werden Skudden heute zur Landschaftspflege eingesetzt. Sie sind bei der Nahrungsaufnahme nicht wählerisch und verschmähen weder Brennnesseln noch Disteln oder Ampfer. Ein weiterer Grund für die Zucht ist der Erhalt dieser Haustierrasse als Genreserve. Eine Skudde ist frühreif und kann schon am Ende des ersten Lebensjahres erstmals zur Zucht benutzt werden. Sie zählt zu den mischwolligen Schafen, hat harte, gute Klauen, ist vital und wetterunempfindlich. Die Böcke haben ein imposantes schneckenförmiges Gehörn und tragen eine Mähne. Weibliche Skudden sind meist hornlos. Es kann aber vorkommen, dass sie Hornstummeln oder kleine Hörnchen tragen.

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