Zeit zu sa(u)nieren
Zeit zu sa(u)nieren
Es ist Saunazeit! Wussten Sie, dass die Thunerseeregion ein kleines Eldorado für Saunagänger ist? Lassen Sie sich ein auf eine jahrelange Tradition, die Körper und Geist in gleichem Sinne zu verwöhnen vermag – gerade in einer Zeit, in der wir uns selbst besonders viel Beachtung schenken sollten.
Text: Janina Stucki | Fotos: zvg
Es lässt sich nicht mehr leugnen, die kalte Jahreszeit hat eingesetzt. Die Tage sind kürzer und bei manchen Menschen tendiert das Stimmungsbarometer dazu, nach unten zu sinken. Die einen geniessen die Zeit der Besinnlichkeit und erfreuen sich der zunehmenden, inneren Ruhe. Für die anderen bedeutet Kälte und Lichtmangel eine jährliche Herausforderung für Geist und Psyche.
Wenn dem so ist, kann das zu einer grossen und, je nach Dauer des Winters, langen Anstrengung führen. Aus diesem Grund widmen wir uns in dieser Ausgabe einer skandinavischen Tradition, die zwar in unseren Breitengraden mittlerweile auch salonfähig ist, unserer Meinung nach aber noch mehr in Anspruch genommen werden könnte. Die Rede ist vom Saunieren. Der Besuch einer Sauna wirkt sich nicht nur positiv auf Ihren Körper aus, sondern auch auf Ihr Wohlbefinden.
Unsere Ausführungen sollen Ihnen deshalb die «hohe Kunst des Saunierens» näher bringen, denn die Erreichung eines maximalen Wohlbefindens ist eng mit dem richtigen Ablauf verknüpft. Sehr wahrscheinlich wussten Sie auch nicht, dass wir uns hier sozusagen in einer kleinen Hochburg wunderbarer Saunalandschaften befinden, die sich durch unterschiedliche Angebote und Ambiente auszeichnen. Eine Übersicht über lohnenswerte Einrichtungen rund um den Thunersee soll Ihnen den Einstieg gemäss Ihren persönlichen Bedürfnissen erleichtern. Und zu guter Letzt wollen wir Ihnen natürlich auch unsere eigenen Erfahrungen nicht vorenthalten. Unsere Redaktorin hat sich aufgemacht und zwei der Saunas getestet.
Grundlegendes
Der ursprüngliche Sinn des Saunierens liegt in einer gründlichen Reinigung des Körpers.
Sauna
Hotel Beatus Merligen
Preis
(Einzeleintritt Winter)
CHF 28.–
Öffnungszeiten
Täglich
14.00 – 21.30 Uhr
Infrastruktur
Finnische Blockhaus-Sauna, Biosauna mit Lichttherapie, Hamam (türkisches Dampfbad), Blütendampfbad, Fussbäder, Eisbrunnen, Erlebnisduschen, Freiluftmöglichkeit, Ruheraum, Hallenbad
Sauna
Parkhotel Gunten
Preis
CHF 77.–
(Arrangement)
Öffnungszeiten
Montag – Freitag
13.00 – 21.00 Uhr
Samstag – Sonntag
11.00 – 21.00 Uhr
Infrastruktur
Finnische Sauna, Aussenwhirlpool, Dampfbad,
Arrangement: Eintritt ins Spa und den Fitnessraum, leichter Lunch oder Abendessen mit drei Gängen,
1 Cüpli Prosecco, Wellnesskorb mit Bademantel, Duschtuch und Saunatuch zur Benützung
Sauna
Solbadhotel Sigriswil
Preis
CHF 45.–
Öffnungszeiten
Montag – Freitag
13.00 – 21.00 Uhr
Samstag – Sonntag
09.00 – 21.00 Uhr
Infrastruktur
Finnische Sauna, Kräuter-Biosauna, Aussensauna, Kaltwasser & Felsendusche, Erlebnisduschen, Dampfbadgrotte mit Lichttherapie, Hamam (türkisches Dampfbad), Ruheräume mit Tee und Obst, Solbad und Aussensprudelbad
Sauna
Hallenbad/Fitnesspark Oberhofen
Preis
CHF 29.–
Öffnungszeiten
Montag – Freitag
09.30 – 21.00 Uhr
Samstag – Sonntag
08.00 – 21.00 Uhr
(ab Januar)
Infrastruktur
Whirlpool, finnische Sauna, Dampfbad, Kaltwasserbecken, Fussbäder, Freiluftmöglichkeit, Ruheräume, Group-Fitness / Fitnessraum, Hallenbad, Montag bis Samstag werden die Saunas geschlechtergetrennt betrieben
Sauna
FlowerPower
Thun
Preis
CHF 29.–
Öffnungszeiten
Montag – Freitag
06.00 –2 2.00 Uhr
Samstag – Sonntag
08.00–18.00 Uhr
Infrastruktur
Finnische Sauna, Biosauna, Caldarium (römisches Dampfbad), Wärmebank, Ruheraum mit Wasserbetten, separater Damenwellnessbereich
Sauna
Hotel Eden Spiez
Preis
CHF 45.–
Öffnungszeiten
Täglich
08.00 – 22.00 Uhr
(Voranmeldung, Eintritte beschränkt)
Infrastruktur
Hallenbad, Biosauna, Dampfbad, Erlebnisdusche, Sprudelwannen, Fitnessraum (separater Trakt), Bademantel, Badeslipper, Frotteetücher, Wasser, Säfte und Tee
Sauna
Bélvèdere Spiez
Preis
CHF 38.–
Öffnungszeiten
Täglich
15.00 – 21.00 Uhr
Infrastruktur
Schnuppereintritt: gesamtes Angebot, Fitnessraum, Whirl- und Aussenpool, Solarium, Kneippbad, Biosauna, finnische Sauna, Kübeldusche, Erlebnisduschen, Hamam (türkisches Dampfbad), Blütendampfbad
Sauna
Hallenbad Aeschi b. Spiez
Preis
CHF 24.–
Öffnungszeiten
Montag – Freitag
10.00 – 21.00 Uhr
Samstag – Sonntag
10.00 – 18.30 Uhr
Infrastruktur
Finnische Sauna, Biosauna, Dampfbad, Ruheraum, Erlebnisdusche, Eisbrunnen, Kneippbad
Sauna
Bödelibad Interlaken
Preis
CHF 25.–
Öffnungszeiten
Montag
14.00 – 21.30 Uhr
Dienstag – Freitag
09.00 – 21.30 Uhr
Samstag – Sonntag
09.00–18.00 Uhr
Infrastruktur
Hallenbad, Whirlpool, finnische Sauna, Biosauna, Dampfbad, Kneippbad, Erlebnisdusche
Sauna
Victoria-Jungfrau Spa
Preis
CHF 200.–
(freier Eintritt
bei Buchung eines Treatments)
Öffnungszeiten
Montag – Freitag
07.00 – 22.00 Uhr
Samstag – Sonntag
07.00 – 20.30 Uhr
Infrastruktur
Finnische Sauna, Dampfbäder, Biosauna, Candle Lounge, Eisbrunnen; bis auf die finnische Sauna
ist der Bereich geschlechtergetrennt.
Hotel Beatus, Merligen
Das Hotel Beatus in Merligen war einer der ersten Orte, deren Saunaangebote nicht mehr nur zweckmässig, sondern in hohem Masse erlebnisstiftend waren. Seit über fünfzehn Jahren findet sich dort ein Wellnessbereich mit einer fast überfordernden Vielfältigkeit.
Wir beziehen uns hier auf den Bereich, der auch für Nicht-Hotelgäste zugänglich ist und sowohl ein Aussensolbad (35°C), ein Hallenbad (29°C) wie eben auch einen Saunapark beinhaltet. Dieser wiederum glänzt neben einer klassischen, finnischen Sauna in einer separaten Blockhütte unmittelbar neben dem Wellnessbereich mit einer Biosauna, einem Hamam und einem Blütendampfbad. Der Betrieb wird ausschliesslich gemischt geführt. Zeiten, die nur Frauen oder Männern vorenthalten sind, gibt es nicht. Im Eintritt für den Saunapark ist immer auch der Gebrauch des Hallenbads enthalten, das Solbad kostet extra. Im Inneren kümmert sich ein Saunameister um das Wohl der Gäste und den stündlichen, sehr professionell durchgeführten Aufguss in der finnischen Sauna. Obwohl nirgends ausdrücklich vorgeschrieben (ausser für die Saunaräume selbst), halten sich die meisten Besucher im ganzen Bereich nackt oder mit Badetuch oder Bademantel bedeckt auf. Der Innenausbau des Saunaparks hilft dabei, dass man sich nicht ausgestellt oder gar unwohl fühlt. So sind beispielsweise die Erlebnisduschen so konstruiert, dass sich ein natürlicher Sichtschutz ergibt. Die Atmosphäre ist ruhig und sehr angenehm. Unter der Woche abends wird die Sauna häufiger als am Wochenende von – mehrheitlich männlichen – Einzelpersonen besucht. Der Umgang unter den Gästen (verbal und nonverbal) ist respektvoll und beschränkt sich auf ein Minimum. Besonderes Highlight ist hier der Seeanstoss: Das Kaltbad kann also im See genommen werden.
Bei uns ist es üblich, nackt und geschlechtergemischt zu saunieren. Ausnahmen finden sich dort, wo der Saunabereich zu bestimmten Zeiten nur Frauen oder Männern zugänglich ist. Wer sich dabei unwohl fühlt, kann sich mit einem dünnen Leinentuch bedecken und so Abhilfe schaffen. Grundsätzlich sollte ein grosses Badetuch zum Saunieren und eines für das abschliessende Duschen mitgenommen werden. Saunaanstalten, die sich der Hygiene und Sauberkeit verpflichtet fühlen, machen ihre Gäste darauf aufmerksam, dass keine Körperteile in direkten Kontakt mit den Holzliegen innerhalb der Saunaräume kommen sollten. Traditionell läuft ein Saunabesuch nach einem relativ klaren Schema ab. Die Praxis des Saunierens ist zu einem grossen Teil kulturell bedingt, findet aber ihre Daseinsberechtigung auch in theoretischen Erkenntnissen. Zuerst wird selbstverständlich geduscht. Wichtig nach dem Duschen ist das gründliche Abtrocknen des ganzen Körpers, dadurch wird der Prozess des Schwitzens bereits von Anfang an in Gang gesetzt. Verkürzt gestaltet sich ein Saunagang ungefähr so: Sauna – Frischluft und Abkühlen – Ruhen. In der Sauna selbst sollte man sich nie länger als 15 Minuten aufhalten, für einen ungeübten Kreislauf können aber bereits fünf Minuten genug sein. (Anders ist es in der etwas weniger heissen Biosauna. Wem dies entspricht, kann seinen Saunaaufenthalt auf 15 bis 30 Minuten ausdehnen.) Wer sich von Anfang an für die finnische Sauna entscheidet, sollte sich auf die unteren Sitzbänke konzentrieren. Dort sind die Temperaturen ein wenig – für den Kreislauf aber merklich – tiefer. In den meisten Saunas befinden sich an den Wänden Sanduhren, mit denen man die Zeit im Griff behalten kann. Anschliessend folgt ein kurzer Gang an die frische Luft, denn zu diesem Zeitpunkt kann die Lunge besonders gut Sauerstoff aufnehmen. Nun folgt das Abkühlen des Körpers. Dies kann entweder unter der Dusche oder im Kaltbad stattfinden. Besonders toll ist es natürlich in einem See. Das Abkühlen sollte langsam ablaufen, mit den Extremitäten beginnen und erst zum Schluss die Herzregion mit einschliessen. Die Abkühlphase kann, falls die Möglichkeit besteht, ein Abreiben mit Schnee oder gestossenem Eis beinhalten. Im Anschluss folgt die Ruhephase. Diese sollte circa eine Viertelstunde dauern, mindestens aber so lange wie der vorangegangene Saunaaufenthalt.
Im besten Fall und wenn genügend Zeit vorhanden ist, wird dieser Saunagang mit seinen drei Phasen zweimal wiederholt. Für eine Wiederholung sollte die Zeit aber in jedem Fall reichen.
Parkhotel Gunten
Im Parkhotel in Gunten findet sich ein kleiner, aber feiner Wellnessbereich. Das umfunktionierte Bootshaus beherbergt auf zwei Stockwerken alles, was das Saunaherz begehrt. Für externe Gäste ist ein Besuch im Rahmen eines «DaySpa-Arrangements» möglich.
Immer dabei ist ein Wellnesskorb mit allem, was man an Utensilien benötigt: Bademantel, Saunatuch, Duschtuch und Badeslippers müssen also nicht extra mitgenommen werden. Die günstigste Variante für 77 Franken beinhaltet zudem ein Dreigängemenü und kann entweder als Lunch oder als als Abendessen genossen werden. Die Aufenthaltszeit ist unbeschränkt, die Benützung des Fitnessraums ist ebenfalls inbegriffen.
Der zweistöckige Wellnessbereich bietet eine kleine Biosauna, ein Aromadampfbad und eine Sonnenterrasse, die zu ungestörtem Verweilen einlädt. Die fabelhafte Aussicht kann auch vom Whirlpool aus genossen werden. Highlight ist unbestritten die grosse, finnische Sauna im zweiten Stock mit ebenfalls spektakulärer Aussicht auf den Thunersee. Die Besucher sind mehrheitlich Paare, die im Hotel übernachten. Entsprechend sind die Besucher etwas weniger «in sich gekehrt», Kontakt wird aber nicht gesucht. Die Atmosphäre zeichnet sich durch ein elegantes Interieur aus, ist entspannt und wohltuend. Auch dieser Wellnessbereich wird ausschliesslich gemischt betrieben, die Wahrscheinlichkeit, ihn ganz für sich alleine zu haben, besteht aber je nach Wochentag und Zeit. Auch hier werden die Besucher angehalten, sich nackt in den Saunaräumen aufzuhalten. Wohl aufgrund von sprachlichen Barrieren halten sich aber nicht alle daran. Schlimm ist das nicht, kann aber bei denen, die sich daran halten, im ersten Moment ein unangenehmes Gefühl aufkommen lassen. Die Lage direkt am See ermöglicht den Gästen einen direkten und privaten Seeeinstieg.
Erlebnisbericht
Aller guten Dinge sind zwei
Mein letztes Saunaerlebnis in einer gemischten Anstalt ist einige Jahre her und fand in Frankreich statt. Anfang zwanzig und in Begleitung meines damaligen Freundes fand ich mich in einer riesigen, ehemaligen Badeanstalt mit historischem Charakter mitten in Strassburg wieder. So fest mir die imposanten und scheinbar bedeutungsschweren Räumlichkeiten in Erinnerung blieben, so fest blieb auch das Gefühl des absoluten Unwohlseins. Entsprechend seines Ursprungszwecks bestand die zur Sauna umfunktionierte Badeanstalt aus einem Raum mit beträchtlicher Höhe – und ohne eine einzige trennende Wand. So gross dieser Bereich auch war, umso kleiner schien der darin platzierte Saunakubus. In meiner Erinnerung haben sich also zwei Szenen festgebrannt: In der einen stehe ich nackt in der Mitte des Raumes – oder eher der Halle – unter einem von der Decke hängenden Duschkopf, mit 50 bis 70 Augenpaaren, die zu 50- bis 70-jährigen Männern gehörten, auf mich gerichtet. In der anderen Szene sitze ich in der Sauna, eingepfercht zwischen 30 bis 40 Männern im selben Altersspektrum, wobei mich einer auf Französisch anschnauzte, ich müsse mein Tuch unter meine schwitzenden Füsse ziehen. Noch heute, nach all den Jahren, bin ich davon überzeugt, dass es ihm weniger um meinen bedeckten Fussbereich als vielmehr um den damit entblössten Oberbereich ging. Wie gesagt, die Anstalt war riesig und fasste an diesem Abend weit über hundert Männer – und zwei Frauen, mich inklusive. Noch heute läuft es mir beim Gedanken daran kalt den Rücken herunter und ich bin mir nach wie vor nicht sicher, ob ich das Erlebnis entsprechend verarbeitet habe. Immerhin, ich bin (etwas) älter geworden und habe mich, mit dem Wissen bewaffnet, dass ich in einer ähnlichen Situation rechtsu kehrt machen würde, auf einen erneuten Besuch in einer gemischten Saunaeinrichtung eingelassen. Auf die männliche Begleitung, die sich beim letzten Mal als wenig hilfreich entpuppte, habe ich gleich verzichtet und bin alleine gegangen.
Wie eine Biene im Schlaraffenland
Obwohl eigentlich begeisterte Saunagängerin – seit dem oben beschriebenen Erlebnis habe ich eine Sauna gefunden, die jeweils montags ausschliesslich Frauen vorbehalten ist – fiel der Saunabesuch in eine etwas hektische Zeit, in der es psychologisch gesehen etwas schwierig für mich war, mir die Zeit für einen entspannenden Abend zu stehlen. Ich bin also theoretisch keine Saunanovizin, und trotzdem kam es mir nach zweijähriger Pause so vor. Aufgehört habe ich übrigens nicht, weil es mir nicht gut getan hätte – im Gegenteil. Mein wöchentliches Ritual wurde durch den Umstand gestört, dass meine Saunafreundin «in andere Umstände kam» und irgendwann die Zeit dazu nicht mehr fand. Interessanterweise habe ich sie dann auch nicht mehr gefunden – die Zeit, nicht die Freundin. Etwas gehetzt und voller Überzeugung, einmal mehr nicht die Zeit dazu zu haben, kam ich also ins Saunaparadies Beatus in Merligen. Der innere Kampf hielt an. In der Umkleidekabine. Beim Duschen. In der Biosauna, wobei es in einer solchen Hitze schon sehr anstrengend ist, sich noch auf einen inneren Kampf zu konzentrieren. Bis ich schliesslich im Ruheraum lag, mit Sicht auf den Thunersee und die dahinterliegenden Berge, und mein Körper sich in wohliger Weise von den Strapazen des vorangegangenen Kampfes unter den saharaähnlichen Bedingungen zu erholen begann. Beim anschliessenden Fussbad (nach dem Ruhen mag ich persönlich ein heisses Fussbad, das erleichtert mir den erneuten Einstieg ins darauffolgende Schwitzen) war mein Kopf endlich so frei, dass selbst ich das wunderbare Ambiente mit den flackernden Kerzen und seiner besinnlichen Ruhe aufzunehmen im Stande war. Und da erinnerte ich mich an mein letztes Erlebnis in einer gemischten Sauna und wie weit davon entfernt ich mich hier befand. Die Architektur der Räumlichkeiten vollbringt in angenehmer Art und Weise den Spagat zwischen Offenheit und Privatsphäre. Zwar war ich auch hier mehrheitlich von Männern umgeben, aber diese schienen sich einzig dem Moment und der eigenen Entspannung zu widmen. Und so sass ich dort, die Füsse im dampfenden Wasser, und liess meinem Kopf endlich Zeit für all die Gedanken, für die ich ihm nie Zeit lasse. Und auf einmal war ich froh, dass einem Saunagang ein zweiter und ein dritter folgt.
Beim zweiten Gang entschied ich denn auch, mich in die richtig heisse, finnische Sauna zu wagen. Gerade rechtzeitig, bevor sich der offensichtlich routinierte Saunameister in fast schon kunstvoller Weise an das Zeremoniell des Aufgusses machte. Als netten und mir gänzlich unbekannten Zusatz kam ich im Zuge dieses Erlebnisses zu meinem ersten Honigpeeling und fühlte mich für fünf Minuten ein wenig wie eine Biene im Schlaraffenland.
Ab dem zweiten Saunagang war Entspannung kein Problem mehr und mir wurde endlich wieder klar, wieso ich so viele Jahre nicht auf meinen wöchentlichen Saunagang verzichten wollte und ihn als festen Bestandteil meines Wochenplans angesehen habe. Die ausgleichende Funktion, das sich völlig auf sich und seinen Körper Konzentrieren, die physiologischen Abläufe: Dies alles führt bei mir zu einer ansonsten schwer zu erreichenden Ruhe. Ein wunderbarer Nebeneffekt ist ein sagenhaftes Körpergefühl, das mir sonst nur nach intensivem Fitnessprogramm beschert ist. Gerade wenn die Zeit knapp ist und ich mich zwischen Fitness und Entspannung entscheiden muss, wähle ich im Winter künftig Letzteres – sozusagen als Beitrag zu meinem Seelenheil.
Als krönenden Abschluss nach der dritten Schwitzeinheit habe ich mich für die Abkühlung im 13 Grad kalten See entschieden, oder besser gesagt dazu überwunden und damit mein Wohlbefinden zusätzlich durch eine grosse Portion Stolz erweitert.
Oder doch drei?
Die zweite Etappe meiner Saunamission führte mich ins Parkhotel Gunten. Frohen Mutes und im Wissen darum, dass ich mich auch mit ausgeschöpftem geistigen Fassungsvermögen einer Auszeit erfreuen kann, hab ich mich also ein Woche später im Bootshaus in Gunten eingefunden. Es beherbergt seit zwei Jahren den damals neu geschaffenen Wellnessbereich des Parkhotels Gunten und bietet diesem ein wahrhaft idyllisches Zuhause. Der Wellnessbereich ist der Grösse des Hotels angepasst und wird von Hotelgästen ebenso frequentiert wie von Auswärtigen. Aus diesem Grund ist ein Besuch des Wellnessbereichs externen Gästen ausschliesslich im Rahmen eines Arrangements möglich. Die Arrangements, in verschiedenen Ausführungen erhältlich, eignen sich übrigens besonders gut als Geschenke für unter den Tannenbaum, denn welche Freundin, Mutter, Schwester, Schwiegermutter oder Schwägerin (und ihre gesamten männlichen Pendants) würden sich nicht über einen Wohlfühltag der Extraklasse freuen?
Meine Saunafreundin schlägt sich eben nach wie vor mit Windeln und Schlafentzug herum und obwohl ich finde, gerade sie hätte es mehr als verdient, sich einen halben Tag Ruhe zu gönnen, schien mir der zusätzliche (Organisations-)Stress kontraproduktiv. Mein Gewissen bewog mich dazu, sie von dieser Verpflichtung zu befreien und stattdessen meine Mama zu bitten, mich zu begleiten. Alleine zu saunieren mag seine Vorteile haben, beim alleine Essen allerdings hört der Spass für mich persönlich auf. Und obwohl unsere Mutter-Tochter-Beziehung selten an mangeln-
der Aufmerksamkeit leidet, gibt es wenig Leute, mit denen ich so etwas lieber teilen würde. Meine Freude an kulinarischen und sonstigen deliziösen Genüssen kommt schliesslich nicht von ungefähr – der Apfel «hängt» quasi noch am mütterlichen Stamm.
Die Entscheidung, der Sauna im Parkhotel einen Besuch in Begleitung abzustatten, war weise. Ich glaube, ich wäre mir ansonsten etwas einsam vorgekommen. Der Vorteil, wenn man zu zweit sauniert: Man hat immer jemanden zum Reden. Über das, was gerade im eigenen Leben ansteht oder im Leben von Freunden oder Verwandten oder Berühmtheiten. Reicht dies nur für die ersten beiden Saunagänge, behilft man sich anschliessend mit Kommentaren zu dem, was gerade passiert. Gestört hat das glücklicherweise niemanden, denn bis auf fünf Minuten Sauna und fünf Minuten Ruhen waren wir immer alleine. Der gesamte Aufenthalt verging wie im Flug.
Der Nachteil am gemeinsamen Saunieren: Man hat immer jemanden zum Reden. So wunderbar sich die Beziehungspflege in der Sauna gestalten lässt, der eigentliche Akt des Saunierens droht ein wenig in den Hintergrund zu geraten. Der Effekt auf den Körper mag derselbe bleiben, der Effekt auf den Geist nimmt mit zunehmender Interaktion ab. Wunderschön ist aber, dass die Eindrücke mit jemandem geteilt werden können. Gerade die Aussicht aus der finnischen Sauna verschlug selbst meiner Mama und mir zwischenzeitlich die Sprache. Das riesige Panoramafenster ermöglicht den Blick über den See und auf die Berge, die aus dem zweiten Stock des Bootshauses zum Greifen nah scheinen. Zum Abkühlen im See konnte ich meine Begleitung zwar nicht bewegen, dafür tauschten wir kompromisslos die abschliessende Ruhephase (wobei auch der Ruheraum mit seiner Aussicht trumpft) gegen ein längeres Verweilen im Whirlpool auf der Sonnenterrasse und genossen eine atemberaubende Sonnenuntergangsstimmung.
Krönender Abschluss war hier sicherlich das wunderbare Dreigängemenü im hoteleigenen Restaurant. Für die einzelnen Gänge stehen jeweils zwei bis drei Varianten zur Auswahl, womit sich für jeden das Passende finden lässt. Fazit: In der Kombination aus Wellness und Menü ist das Arrangement jeden Franken wert.