Unterwegs auf dem Blueschtwäg

Unterwegs auf dem Blueschtwäg

Unterwegs auf dem Blueschtwäg

Auf diesem ausgedehnten Spaziergang geht es gemütlich von Gwatt nach Spiez. Unterwegs laden etliche Stellen rund um die blühenden Kirschbäume zum Innehalten ein. Dem Auge bieten sich herrliche Ausblicke auf die umliegenden Hügel, Berge und natürlich auf den funkelnden Thunersee. 

Text & Fotos: Christine Hunkeler

Wir beginnen mit unserem Frühlingsbummel bei der Bushaltestelle «Chanderbrügg». Wer mit dem Auto anreist, der findet zu Beginn bei der Abzweigung Kanderkies ein paar wenige Parkplätze. Gleich nach der Kanderbrücke im Gwatt gehts, aus Richtung Thun gesehen, zuerst ein kleines, steiles Stück die Stationsstrasse bis zur Höhenstrasse hinauf. Von dort aus führt uns ein meist flacher Weg in rund einer Stunde und zehn Minuten den Wegweisern entlang Richtung Spiez. Sobald man die Häuser im Quartier hinter sich lässt, werden wir von herrlichen Aussichten begleitet. Je nach Blickrichtung können wir die gegenüberliegenden Hügel betrachten oder, etwas in der Ferne, das Dreigestirn von Eiger, Mönch und Jungfrau. 

Bald einmal biegt man links in die Steinacherstrasse ab. Von hier an treffen wir regelmässig immer wieder auf Gruppen von weiss blühenden Kirschbäumen und wer genau hinschaut, kann sogar eine kleine Gruppe von Schwarznasenschafen beobachten.

Anwesen «Le Rüdli»

Wer den offiziellen Wanderweg nicht verlässt, trifft auf der Höhe über dem alten Dorf Einigen auf ein weisses Schlössli. Es ist das Landgut «Le Rüdli» mit seinen verschiedenen Nebengebäuden. Hier wird Altes bewahrt und mit Neuem verbunden. Das ist das Leitmotiv der Gemeinschaft, welche heute hier lebt und arbeitet, inspiriert von der keltisch-christlichen Spiritualität. Das Schlössli und das dazugehörende Anwesen wurde 1878 erbaut und dient seit den 70er-Jahren als Lebens-, Gäste-, Schulungs- und Begegnungszentrum und gehört zum Netzwerk der weltweiten JMEM-Schulungszentren. Hier sollen die Menschen wieder Zugang zu einer ganzheitlichen Lebensweise und zu einer praktisch angewandten Theologie der Gnade und der Hoffnung finden. So ist die Gemeinschaft und das «Le Rüdli» ein Ort, an dem sich Himmel und Erde ein Stück begegnen. Was einmal mit Gastfreundschaft für Menschen begann, hat sich bald einmal ausgeweitet. Das Sich-Einlassen auf ökologischen Gemüse- und Obstgartenbau, die geschenkten Schafe und die daraus entstandene kleine Herde führten dazu, dass die Gemeinschaft seit 2007 auch einen Teil des zum Anwesen gehörenden Landwirtschaftslandes selbst bewirtschaftet. Themen wie Ökologie und nachhaltiger Lebensstil aus biblischer Sicht sowie der Umgang mit Tieren als Teil einer ganzheitlichen biblischen Spiritualität wurden in den vergangenen Jahren immer zentraler und damit auch die Erkenntnis, dass der Hunger in der Welt und die grosse Armut in vielen Ländern dieser Erde nur dann erfolgreich bekämpft werden können, wenn wir bei uns selber eine grundlegende Veränderung in unseren Denkansätzen und unserem Lebensstil geschehen lassen. Für spezielle Anlässe, Hochzeiten und Feste können der Park sowie der Seminarraum und der Saal im Chalet, wo es Platz für bis zu 100 Personen hat, gemietet werden. Für viele Menschen ist es heute auch zu einem Bedürfnis geworden, ein Stück entlang des Pilgerwegs zu gehen. Das Anwesen «Le Rüdli» liegt am Jakobsweg und müden Pilgern wird auf Voranmeldung kostengünstig eine Unterkunft angeboten. Auf Wunsch gibts auch eine Pilgersuppe, ein Gespräch oder die Möglichkeit, den Morgen- oder Abendliturgien beizuwohnen. Nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, um die Umgebung vom «Le Rüdli» inmitten seiner saftig grünen Umgebung kennenzulernen. 

Kirschblüten – der schönste Frühlingsbote 

Der Kirschbaum ist jeweils der Erste unter den Obstbäumen, welcher seine «Bluescht» im Frühling zur Pracht bringt. Wir können fast im Zeitlupentempo beobachten, wie innerhalb weniger Tage die seit einiger Zeit nackten Äste mit üppig weissen Blüten umhüllt werden. Bereits im Herbst werden die doldenförmig gruppierten Knospen angelegt und überwintern. Die Blüte des Kirschbaums signalisiert, dass der Frühling nun definitiv angebrochen ist. Ein derart weisses Blütenkleid ist nur möglich, weil die Kirschbäume zur Blütezeit noch über keine Blätter verfügen. Der blühende Kirschbaum wird bei gutem Wetter von Bienen umschwirrt und das Resultat erfolgt zwei Monate später, wenn man von den herrlich süssen Kirschen naschen kann. Damit die Aktivität der Bienen erfolgreich sein kann, werden in der Regel Temperaturen ab 15 Grad benötigt. Die Befruchtung durch die Bienen kann aber nur geschehen, wenn die Pollen von einem anderen Baum stammen. Ein Kirschbaum, der ganz alleine in der Landschaft steht, kann keine Früchte tragen. Deshalb ist es wichtig, dass immer eine Gruppe von Kirschbäumen beieinandersteht.

Wenn wir uns hier satt gesehen haben, gehen wir weiter. Wir lassen die «Kirschbluescht» hinter uns und bald einmal kommen wir durch ein kleines Stück Wald, begegnen aber vorher noch ein paar glücklichen Hühnern. Über das Spiezmoos mit dem imposanten Niesen auf der rechten Seite erreichen wir die Bushaltestelle «Kreuz» in Spiez. Wir haben hier die Qual der Wahl: zurück zu Fuss, zurück mit dem Bus oder doch noch ein Stück weiter über den Spiezberg und die Rebberge hinunter in die Bucht Spiez, um uns dort noch mit einem kleinen oder grösseren Zvieri zu verwöhnen. Zusätzliche dreissig Minuten, die sich auf jeden Fall lohnen!

Zusätzliche dreissig Minuten, die sich auf jeden Fall lohnen!

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