Christian von Weissenfluh: Ein «Böser» auf dem Kutschbock
Christian von Weissenfluh: Ein «Böser» auf dem Kutschbock
Als wahre Grösse des Schwingsports hat Christian von Weissenfluh in seiner Karriere fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Das Schwingen war für ihn eine Lebensschule, die ihn in vielen Belangen weitergebracht hat. Seit nunmehr fünf Jahren widmet er sich einer neuen Passion, die auf den ersten Blick wenig mit Schwingen gemein hat: Zusammen mit seiner Partnerin bietet er Kutschenfahrten in der Thunerseeregion an.
Text: David Heinen | Fotos: Luca Däppen, Evelyne Gfeller Photography, Photleeuwengraphy
Beat Künzi, im Juli wird für Sie ein Kindheitstraum wahr. Sie spielen im Musical-Klassiker CATS mit, der vom 12. Juli bis 24. August auf der Thuner Seebühne aufgeführt wird. Warum ist CATS ein Kindheitstraum?
Ganz einfach: CATS war eines der allerersten Musicals, die ich als Jugendlicher gesehen habe. Ich kannte ja bereits die Musik – insbesondere der Hit «Memory», den die alte Katze Grizabella singt, begleitete mich viele Jahre. Nun selbst in diesem für mich so prägenden Musical auf der Bühne stehen zu dürfen, ist toll! Als Laie in einer professionellen Produktion mitwirken zu dürfen, macht mich sehr stolz. Die Bühne – und insbesondere die Thuner Seebühne – bringt eine riesige Faszination mit sich. Das Gefühl, vor einem so grossen Publikum im Rampenlicht zu stehen, ist einmalig. Und macht süchtig (lacht).
Welche Rolle spielen Sie in CATS?
Ich bin als Chormitglied Teil des Ensembles. Welchen Charakter meine Katze haben wird, wird sich bei den Proben herausstellen. Ich bin sicher, dass sich unsere Regisseurin und Choreografin Kim Duddy etwas Tolles ausgedacht hat.
Erfolgreich in Sport und Beruf
Christian von Weissenfluh blickt auf eine äusserst erfolgreiche Karriere zurück: Ganze 23 Kranzfestsiege durfte er feiern – die bedeutendsten davon auf der Rigi und dem Brünig. In seiner erfolgreichsten Zeit zwischen 1990 und 2000 hat er überall, wo er angetreten ist, auch den Kranz gewonnen. Insgesamt 86 Kränze erkämpfte er – zwei davon an einem Eidgenössischen Schwingfest. Auch das Erreichen des Schlussgangs beim Unspunnenfest bezeichnet er als einen seiner grössten Erfolge. Für den Titel hat es damals zwar nicht gereicht, doch man merkt dem 58-Jährigen keinerlei Verbitterung an; er blickt stolz und zufrieden auf seine Karriere zurück. Während der ganzen Zeit als Schwinger war Christian von Weissenfluh berufstätig. Das fing schon vor seiner Sportkarriere an: Von klein auf half er jeweils in den Sommerferien seinem Grossvater auf der Alp. Ab der 7. Klasse war er dann während der Ferien auf dem Bau anzutreffen. «Etwas Arbeit hat noch niemandem geschadet», meint er dazu. Nach der Schule trat er in die Fussstapfen des Vaters und absolvierte eine Berufslehre als Maurer – dem Beruf ist er bis heute treu geblieben. So machte er sich schon während seiner Karriere als Schwinger mit der Von Weissenfluh GmbH, die er noch heute führt, selbstständig. Der Schwingsport war für Christian von Weissenfluh eine echte Lebensschule: «Man braucht Wille, Ehrgeiz und Durchhaltevermögen. Wenn man mal verliert, muss man das akzeptieren und wieder aufs Neue kämpfen – das ist in der Berufswelt und allgemein im Leben nicht anders. Auch wenn es schlecht läuft, muss man es durchziehen. Der Sport hat mich gelehrt, nicht sofort aufzugeben.» Auch mit seinem Unternehmen konnte und kann Christian von Weissenfluh von seiner Karriere profitieren: «Die ersten Aufträge habe ich alle wegen meines Namens bekommen, noch heute profitiere ich davon und muss keine Werbung machen.»
In den letzten Jahren hat sich der Schwingsport massiv verändert und wurde zu einem Massenphänomen. Diese Entwicklung sieht Christian von Weissenfluh nicht nur positiv. Er gönnt es jedem Schwinger, wenn dieser Sponsoren hat und vom Sport leben kann. «Das hätte ich damals auch sofort gemacht», betont er. Doch er sieht auch die Gefahr einer Zweiklassengesellschaft, wenn nur etwa zehn Sportler vom Schwingen leben können, der Rest aber nicht. Ob die Veränderung hin zu einem Massenphänomen positiv sei, hänge zu grossen Teilen von den Veranstaltern ab: «Viele wollen immer mehr. Ich bezweifle, ob dies eine gesunde Entwicklung ist. Einige Veranstaltungen sind überdimensioniert, anstatt 60000 Zuschauer würden auch mal 40000 ausreichen.»
Bei einem Wettkampf wurde er Zweiter und erhielt als Preis ein Pferd namens Viktor.
Ein Preis mit Folgen