Barbara Lalvani: Die Schmuck-Künstlerin aus Oberhofen

Barbara Lalvani: Die Schmuck-Künstlerin aus Oberhofen

Barbara Lalvani: Die Schmuck-Künstlerin aus Oberhofen

Barbara Lalvani führt in Oberhofen ein kleines Schmuck-Atelier. Die gelernte Goldschmiedin ist in Oberhofen aufgewachsen und lebt hier mit ihrem Mann und den vier Kindern. Der Autor und Journalist Hans R. Amrein sprach mit der 49-Jährigen über Gold, Perlen, Ketten, Broschen, Eheringe und das Leben am See.

Text: Hans R. Amrein  |  Fotos: Hans R. Amrein, zvg

Barbara Lalvani, wie würden Sie Ihr Atelier in Oberhofen umschreiben. Was sind Ihre Spezialitäten? 

 

Vielen Dank, dass ich in Ihrem Magazin die Chance erhalte, mein Atelier vorzustellen! Nun, das Atelier ist ganz einfach wunderschön! Ich habe viele Fenster, durch die den ganzen Tag die Sonne scheint – und ich sehe von meinem Arbeitsplatz direkt auf den Thunersee. Der Raum gibt mir Ruhe, ich kann hier denken und kreativ sein. 

Und was bieten Sie an? Was sind Ihre Spezialitäten? 

 

Es sind individuelle, hochwertige Neuanfertigungen, zum Beispiel aus schönen Edelsteinen. Oft mache ich auch Änderungen von Schmuckstücken, die geerbt wurden oder nicht mehr zu der Person passen. 

 

Wie wird man eigentlich Goldschmiedin? Wie sind Sie auf diesen Beruf gekommen? 

 

Nun, die Ausbildung zur Goldschmiedin dauert vier Jahre. Es ist übrigens nicht einfach, eine Lehrstelle zu bekommen, weil diese sehr dünn gesät sind. Ich hatte das Glück, eine Lehrstelle in St. Gallen bei Richard Lux zu finden. Mein Lehrmeister war super! Ich habe dort alle Techniken gelernt. Wir haben nicht nur mit Gold und Weissgold Schmuckstücke hergestellt, sondern auch mit Platin gearbeitet. Auch das Granulieren, eine sehr alte Technik der Schmuckgestaltung, habe ich dort erlernt.

Was muss eine Goldschmiedin unbedingt können oder beherrschen? 

Sie muss die Fähigkeit haben, ruhig und genau zu arbeiten. Talent braucht man auf jeden Fall, wenn man Schmuckstücke selber entwerfen und anfertigen will. Die Kunst des Handwerks erweitert sich von Jahr zu Jahr bei der Arbeit.

Welches sind die aktuellen Trends, wenn es um Schmuck, Ringe, Ketten oder Armbänder geht?

 

Momentan sind Farben sehr aktuell. Edelsteine sind gefragt, und zwar in den Trendfarben Orange, Bordeaux, Golden Lime, Olive, Grenadine oder Zimt. Meine Kundinnen lieben Ringe und Armbänder in fröhlichen Herbstfarben. So kann gar keine Wintermüdigkeit aufkommen!

 

Welche Edelsteine werden von Ihren Kunden besonders bevorzugt? 

 

Gute Frage, doch das ist sehr individuell – es gibt Kunden, die lieben Opale, andere bevorzugen Brillanten oder Perlen. Der Kundenwunsch steht immer im Vordergrund, auch bei der Wahl des Edelmetalls – ob es nun Platin, Palladium, Gelbgold, Weissgold oder Silber sein soll.

Wo beziehen Sie die Edelsteine? Auf was muss man beim Einkauf von solchen Steinen besonders achten? 

Ich beziehe die Edelsteine und Edelmetalle in der Schweiz. Es gibt auch in unserer Branche Fairtraide (fairen Handel) – vor allem bei Edelsteinen und Edelmetallen. Ich finde es wichtig, auf saubere und faire Produkte zu achten. Und noch etwas: Ich bin Gemmologin, also Fachfrau für Diamant-Zertifizierung. Trotzdem verlasse ich mich lieber auf die Fachleute, die jeden Tag einen Diamanten graduieren. Es gibt leider viele Synthesen und Imitationen.

Gold- oder Silberschmuck? Diese Frage stellen sich wahrscheinlich viele Kundinnen und Kunden. Was läuft besser? 

Das ist gar keine Frage: Gold ist total hip und im Trend. Gold ist immer schön und gediegen, egal ob Gelbgold, Rotgold oder Weissgold. Natürlich ist auch Silber sehr schön! Am liebsten arbeite ich seit etwa drei Jahren mit Palladium. Es ist nicht so teuer wie Platin, sieht aber aus wie Platin. Damit kann ich tolle Schmuckstücke machen, das ist super!

Sie führen ja auch Reparaturen und Änderungen aus. Um was geht es da genau? 

Es gibt immer wieder Colliers, die defekt sind, oder Ringe, die zu klein oder zu gross sind – oder Karabiner, die ersetzt werden müssen. Manchmal muss ich auch Ohr- stecker wiederherstellen, wenn einer verlorengegangen ist, Edelsteine ersetzen oder Perlenketten neu aufziehen oder neu gestalten. Ich mache sehr gerne Änderungen und Reparaturen. Die Kunden strahlen immer beim Abholen der Schmuckstücke und sind glücklich, ihr Lieblingsschmuckstück wieder tragen zu können.

Nehmen wir an, eine junge Frau erbt von ihrer Grossmutter eine alte Goldkette mit Brillanten. Die Kette ist nicht mehr aktuell. Was machen Sie daraus? 

Ich kann zum Beispiel einen Ring daraus machen und die Brillanten verwenden. Goldketten sind nicht gut zum Einschmelzen, sie sind zu leicht und haben zu viele Lötstellen. Die Ketten werden dann als Altgold abgerechnet.

Früher waren Broschen bei den Frauen besonders beliebt. Wie ist das heute? 

Broschen werden heute nicht mehr verkauft. Ich weiss auch nicht so genau, warum das so ist. Vielleicht, weil es «altbacken» aussieht. Vielleicht, weil unsere Grosseltern oft Broschen getragen haben und wir es anders möchten. Die jungen Männer tragen ja auch keine Manschettenknöpfe oder Taschenuhren mehr. Die anhaltenden Trends sind Ringe und Armbänder.

Nach wie vor heiraten viele junge Leute. Eheringe sind ein Thema. Was ist hier der aktuelle Trend? 

Einfache, schlichte und moderne Ringe, die Damenringe oft mit einem Brillanten besetzt, die Herrenringe lieber ohne. Die maschinengefertigten Trauringe sind oft überdekoriert mit Mustern in Weissgold und Gelbgold. Diese funktionieren im Alltag aber nicht, das Muster ist nur auf der Oberfläche, deshalb ist es oft nur etwa ein Jahr sichtbar. Handgemachte Trauringe sind von viel besserer Qualität und auch viel schöner.

Sie haben Ihr Atelier/Geschäft in Oberhofen direkt an der Hauptstrasse. Wäre die Stadt Thun nicht der bessere Standort?

Nein, für mich nicht. In Oberhofen gibt es vieles, was mir persönlich sehr gefällt. Die Kundinnen und Kunden fahren meiner Meinung nach gerne aus der Stadt hinaus. Sie können direkt vor meinem Atelier parken. Bei mir ist es viel persönlicher als in der Stadt. Das rechte Seeufer kommt zu mir, weil mein Atelier eben auf dem Weg nach Thun liegt. Auch wohnt meine Familie hier in Oberhofen, ich kann zu Fuss zur Arbeit gehen.

Gibt es ein persönliches Schmuckstück, das Ihnen besonders am Herzen liegt?

Oh, da gibt es viele Stücke, die mir in Erinnerung geblieben sind. Aktuell habe ich einen Anhänger mit Opal am Lager, den ich besonders mag. Der Stein hat eine aussergewöhnliche Farbe und ist sehr schön. Die Fassung in Palladium ist sehr schlicht und der Form angepasst. Oder dieser Armreif hier – ich finde ihn zauberhaft, er ist aus 18 Karat Gelbgold mit Brillanten, alles ist ziseliert.

Gibt es ein Schmuckstück, das Sie sich noch wünschen?

Ich habe vor den Herbstferien viele Brillanten gekauft. Mit diesen mache ich Ohrstecker, Anhänger und Ringe – für die Weihnachtszeit. Sobald ich eine Idee habe, freue ich mich sehr darauf, sie umzusetzen…

Man unterscheidet Modeschmuck und klassische Schmuckstücke. Was ist für Sie Modeschmuck?

Ganz einfach: Modeschmuck sind unechte Schmuckstücke!

Werden die Schmuckstücke, die Sie in Oberhofen verkaufen, alle von Hand und von Ihnen kreiert?

Meine Schmuckstücke sind alle handgemacht. Da ich aber nur drei Tage für das Atelier arbeite, gebe ich einige Arbeiten an meinen Kollegen René Eberhardt weiter.

Wie lange dauert eigentlich die «Produktion» eines eher klassischen Eherings? 

Sie meinen einen geraden und schmalen Trauring?

Ja. 

Ich denke etwa vier Stunden, es kommt natürlich auf das Rohmaterial an. 

Perlen sind ja stets ein Thema. Es gibt qualitativ hochwertige Perlen – und eher billige Ware. Woran erkennt man eine qualitativ hochwertige Perle? 

Je länger die Muschel im Meer war, desto dicker ist die Perlschicht. Dies wirkt sich auf den Glanz, das Lüster und die Grösse aus. Die Farbe wird durch die Muschel bestimmt. Da ich schon 28 Jahre in meinem Beruf arbeite, kann ich die Echtheit der Perlen ziemlich gut einschätzen. Für einen Laien ist dies fast unmöglich. Am besten kommen Sie mit den Perlen zu mir ins Atelier!

Gold ist ja so etwas wie der Rohstoff, den Sie im Atelier verarbeiten. Wo beziehen Sie das Gold?

In einer Schweizer Scheideanstalt. Dort habe ich ein Edelmetallkonto. Ich sende meine «Abfälle» einmal im Jahr an die Anstalt. Sie trennen die Edelmetalle und sie schreiben mir das Gold, Platin und Silber gut. Dann kann ich wieder frisch legiertes Gold beziehen, meistens in Blechform oder Vierkant. Für mich ist dies jedes Mal wie Weihnachten, wenn ich das Gold bekomme. Es gibt auch Grüngold und Blaugold, das sind natürlich nur Nuancen. 

Schlussfrage: Bald ist Weihnachten. Welche Schmuckstücke eignen sich besonders als Weihnachtsgeschenke? 

Die schönsten Weihnachtsgeschenke sind die, die von Herzen kommen!

 

Barbara Lalvani, vielen Dank für das Gespräch!

Kontakt
Barbara Lalvani
Goldschmiedin
Staatsstrasse 11
3653 Oberhofen
Tel. 079 540 63 90

 

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