Marianne Campiche Weber: Den Kindern ein Lächeln aufs Gesicht zaubern
Marianne Campiche Weber: Den Kindern ein Lächeln aufs Gesicht zaubern
Marianne Campiche Weber, Logopädin aus Oberhofen, hilft kleinen Kindern, die mit einer Gesichtsfehlbildung zur Welt gekommen sind. Nicht bloss in der Schweiz. Die 63-Jährige engagiert sich auch in Bischkek, in Kirgistan. Zusammen mit Ärzten und weiteren Fachleuten ermöglicht sie Kindern mit Lippen-, Kiefer- und Gaumenspalten die Aussicht auf ein einigermassen würdiges Leben in einem bitterarmen Land.
Text: Thomas Bornhauser Fotos: Thomas Bornhauser, Marianne Campiche Weber
Die Frage ist berechtigt, lie- be Lesende: Kirgistan? Wo liegt denn das? Kirgistan oder Kirgisien ist ein Binnenstaat mit rund 5½ Millionen Einwohnern in Zentralasien. Er grenzt im Norden an Kasachstan, im Südosten an China, im Süden an Tadschikistan und im Westen an Usbekistan. Die Hauptstadt ist Bischkek. Am 31. August 1991 erklärte die sowjetische Teilrepublik Kirgistan ihre Unabhängigkeit. In einem Verfassungsreferendum schaffte die Bevölkerung 2010 die Grundlage, als erster Staat Zentralasiens zu einer parlamentarischen Republik zu werden. Die Arbeitslosigkeit beträgt 50%, der Grossteil der Bevölkerung ist arm, es mangelt an allem, auch in den Spitälern. Die landschaftliche Schönheit Kirgistans – auch «die Schweiz Zentralasiens» – birgt ein gewisses touristisches Potenzial, das zur Realisierung aber eine entsprechende, noch nicht vorhandene Infrastruktur voraussetzt. Wunderschöne Landschaften sind zum Teil Sperrgebiet und können nicht betreten werden, weil radioaktiv belastet, zurückzuführen auf den früheren Uranabbau.
«Chunnsch mit?»
Wie aber kommt die Oberhofnerin Marianne Campiche Weber dazu, sich in Kirgistan zu engagieren? Ihre erste Anstellung als Logopädin fand sie 1975 am Inselspital Bern, 1985 eröffnete sie eine eigene kleine Praxis, seit vielen Jahren ist sie Mitglied in zwei LKG-Arbeitsgemeinschaften für Spaltkinder (Lippen, Kiefer, Gaumen) bei der Klinik Siloah Gümligen und beim Spaltteam ASKI. Zu ihrem Engagement in Kirgistan sagt Marianne Campiche Weber: «Die Berner Kinderchirurgin Brigitte Winkler hat mich angefragt, ob ich mich der Stiftung ‹Zuversicht für Kinder› anschliessen und als Logopädin mit nach Kirgistan reisen würde», sagt sie, «das war 2011. Seither bin ich zweimal pro Jahr mit dem Team dabei. Brigitte Winkler ist eine der treibenden Kräfte hinter diesem Projekt.»
Und gleich die anschliessende Frage: Was genau ist denn eine Logopädin? Der Begriff Logopädie bezeichnet den Fachbereich, der die Sprach-, Sprech-, Stimm-, Schluck- oder Hörbeeinträchtigung zum Gegenstand hat. Die Logopädie beschäftigt sich mit Prävention, Beratung, Diagnostik, Therapie und Rehabilitation, Lehre und Forschung auf den Gebieten der Stimme, Stimmstörungen und Stimmtherapie, des Sprechens, Sprechstörung und Sprechtherapie, der Sprache, Sprachstörung und Sprachtherapie sowie des Schluckens, der Schluckstörung und Schlucktherapie. Bevor wir uns mit der Arbeit von Marianne Campiche Weber auseinandersetzen, ist wichtig zu wissen, was vor dem Einsatz einer Logopädin geschieht.
Bild rechts: Der Anblick des kleinen Kajrat ruft bei Sarina Arnold schmerzhafte Erinnerungen an ihre Tochter Felice wach, die mit einer schweren Gesichtsfehlbildung geboren wurde. (© SRF/Sarah Maurer)
Durch das Engagement der Stiftung vor Ort kann jeder Spendefranken direkt eingesetzt werden.
Behandlung der Fehlbildungen
Die Gesichtsfehlbildung kann heute weitgehend korrigiert werden, auch wenn dazu im Laufe der Jahre mehrere Eingriffe nötig werden. Ausschlaggebend ist, dass die erste Operation möglichst schnell stattfindet. In der Regel wird bei einer kompletten Lippen-Kiefer-Gaumenspalte in einem ersten Schritt die Lippenspaltplastik ab dem dritten Lebensmonat und dann die Gaumenspaltplastik innerhalb des ersten Lebensjahres vorgenommen.
Die Aufgabe der Logopädin ist dann später, einem Kind die korrekte Artikulation beizubringen, damit es dank einer für alle verständlichen Aussprache nicht in der Gesellschaft ausgegrenzt wird. Die Oberhofnerin sieht ihren Schwerpunkt vor allem in der Behandlung der Funktionsstörung des Mun- des, die zu Komplikationen beim Essen und beim Schlucken, bei der Atmung und der Kommunikation führt. Diese Therapie ist unumgänglich für die Erarbeitung der oftmals gestörten Artikulation, der Aussprache und der Stimmgebung, der offenen, gemischten und/oder geschlossenen Nasalität. Nur: Marianne Campiche Weber spricht kein Kirgisisch, kein Russisch. Wie kann sie so auf die kirgisischen Kinder eingehen?
Hintergrund
DOK «Das Model und die Ärztin» Für das Urner Topmodel Sarina Arnold war die Geburt ihrer Tochter ein Schock. Die Kleine hatte eine schwere Lippen-Gaumenspalte. Die Berner Kinderchirurgin Brigitte Winkler will als Seniorin ihr Know-how weitergeben. Die beiden reisen für die Schweizer Stiftung Kinderhilfe zu Kindern mit Gesichtsfehlbildungen ins bitterarme Kirgistan. Helen Stehli Pfister erzählt in ihrer Geschichte aus einem Land mit traumhafter Natur, aber schweren Problemen von versehrter Schönheit, von der Hoffnung auf ein neues Gesicht und von zwei Frauen, dass ihr Hilfseinsatz auch das eigene Leben bereichert. Mona Vetsch wiederum hat in ihrer Sendereihe «Fortsetzung folgt» letzten April mit Sarina Arnold gesprochen, nachdem diese nach längerer Zeit wieder in Bischkek zu Besuch war und zwei Kinder getroffen hat, die bei ihrem ersten Besuch operiert wurden. Informationen zu den beiden Sendungen auf www.dok.sf.tv. Die DVD ist zu bestellen bei www.srf.ch/shop.ch
Die Tierhaltung im Hünegg-Park ist professionell aufgezogen und wurde vom Schloss neu aufgebaut. Etwas vom Wichtigsten ist, ein sauberes Gehege und eine überschaubare Anzahl an tierischen Kollegen zu haben. Im Innenteil verfügt jede Tierart über einen eigenen Bereich. Die Exotik dieser Tiere passt wunderbar zu der Geschichte des Parks. Schon früher wurden hier Pfauen gehalten, und im Park trifft man auch im Bereich Flora auf verschiedene Exoten wie die schöne Libanonzeder.
Toby Adam ist seit ewig ein Tierfreund, wie er im Gespräch erzählt. So wunderts einen nicht, dass er bereits wieder etwas Neues im Köcher hat: Vor einem Jahr begann er weit oben im grossen Rundturm mit dem Bau eines Brutkastens für Turmfalken. Ein Turm ist der ideale Ort, da die Turmfalken in Siedlungsgebieten oft auf herausragenden Bauten wie Kirchtürmen oder auch an hohen Kaminen nisten. Damit die Falken nicht gestört werden, wurde das Ganze mit Schall- und Trittschutz, Spionglas und Kamera ausgerüstet. Nun bleibt das Abwarten und die Hoffnung, dass es bald so weit ist, um den neuen Zuwachs auf Schloss Hünegg zu begrüssen.
Mit Toby Adam und seinem Team sind die Angebote auf Schloss Hünegg stark gewachsen. So gibt es öffentliche, themenbezogene Grossanlässe, Krimiabende, Erlebnisfalkerei, eine Märlibibliothek, Führungen zu verschiedenen Themen, Kindergeburtstage, Team-Events und Team-Bildungsanlässe, Konzerte, Marktzauber im November und vieles mehr. Schloss Hünegg ist auch ein wichtiger Ausbildungsort für Externe geworden und natürlich ein Ort, an dem zahlreiche Märchenhochzeiten stattfinden.
Bild oben: Ein Kleinkind unmittelbar nach einer Operation.
Ausbildung von Logopädinnen
Durch das Engagement der Stiftung vor Ort kann jeder Spendefranken direkt eingesetzt werden, es versanden keine Beiträge in der Administration des Landes, um es einmal politisch korrekt auszudrücken. Es geht auch nicht darum, etwas aufzubauen, nur um dann abzuhauen und die Leute ihrem Schicksal zu überlassen. «Wir realisieren Hilfe zur Selbsthilfe, bilden Leute aus, damit unser Wissen vervielfältigt wird, wenn auch nicht auf westlichem Niveau.» Will heissen: Marianne Campiche Weber gibt ihr Wissen an Einheimische weiter, dank ihrer Übersetzerin. Im März waren es 49 kirgisische Logopädinnen, die sich weiterbilden liessen. Dies gilt nicht nur für die Logopädie an sich, sondern deckt die ganze Behandlung ab, beginnend mit der Untersuchung bis hin zum Spitalaustritt und späteren Eingriffen, denn nur eine ganzheitliche Betrachtung – Medizinisches, Pflege und Logopädie – ist Garantie für den späteren Erfolg.
«Meine Absicht ist es, die Logopädinnen zu sensibilisieren, ihnen Informationen zu vermitteln und diese sich bewusst wiederholenden Informationen ganz praktisch umzusetzen», sagt sie. «Die Zusammenarbeit muss wachsen, ebenso das Vertrauen, denn nur so kann den Kindern mit LKG-Fehl- bildungen optimal geholfen werden und die von uns angestrebte Nachhaltigkeit kann so angestrebt werden.»
Ein Beispiel für dieses überlegte und weitsichtige Vorgehen sei an dieser Stelle erwähnt: Innerhalb der Stiftung ist man zurzeit daran, in der Stadt Osch ein zweites Zentrum zur Behandlung von Gesichtsfehlbildungen aufzubauen, mit dem Resultat, dass dieses Jahr aus der Gegend von Osch weit weniger Patienten nach Bischkek reisen mussten, denn nicht selten sind Mütter mit ihren Kleinen tagelang in die Hauptstadt unterwegs, nur um auf eine Untersuchung zu hoffen, oftmals mit der Erkenntnis, dass andere Buben oder Mädchen eine Operation viel dringender brauchen. Denn noch lange nicht alle Angemeldeten können mit einem Eingriff rechnen, denn dazu reichen weder die Kapazität des Spitals noch des Ärzteteams aus, das dank der Ausbildung der Stiftung selbstständig Operationen im Bereich der Gesichtsfehlbildungen vornehmen kann.
Hoher emotionaler Faktor
Nur noch Ratlosigkeit bleibt zurück, wenn sie davon erzählt, dass Kinder nur bis zum vierten Lebensjahr im Waisenhaus bleiben können. «Wo und wie sie danach untergebracht und betreut werden, ist in vielen Fällen unklar.» Vor allem Kinder mit Gesichtsfehlbildungen werden vermutlich sofort ausgegrenzt. Zum Glück gibt es heute eine Gruppierung von Frauen – den sogenannten Uplift-Frauen, «Uplift» für «Aufwind» –, die regelmässig Kinder- und Waisenheime besuchen und das Möglichste versuchen, um den Kindern und ihren Familien zu helfen, auch mit Rückmeldungen an das Ärzteteam, mit dem Marianne Campiche Weber unterwegs ist. Der emotionale Faktor ist, so Marianne Campiche Weber, «unbeschreiblich», im Guten wie auch im Schlechten.
Untersuchungen, weshalb in Kirgisien viel mehr Kinder mit LKG-Fehlbildungen als in der Schweiz zur Welt kommen, gibt es nicht. Von «Vererbung» sprechen die einen, was durchaus zutrifft, aber auch von mangelnder Ernährung samt fehlender Folsäure, von Infektionen und vor allem von Altlasten beim früheren Uranabbau.
Im Gespräch mit der Berner Logopädin braucht der Zuhörende nicht lange, um festzustellen, mit welchem Engagement, mit welcher Überzeugung sie ans Werk geht. Kirgistan liegt ihr am Herzen, bis in die letzte Faser ihrer Seele. «Wenn mir jemand während meines Aufenthaltes jeweils sagt, dass die Menschen mich hier brauchen – Sie können sich nicht vorstellen, was das für mich bedeutet!» Doch, das kann man.
Marianne Campiche Weber ist auf ihre Übersetzerin angewiesen.
Stiftung Zuversicht, Swiss Life Select
Die Stiftung besteht in Deutschland seit vielen Jahren, das Projekt in Kirgistan läuft seit 2003, die Schweizer Stiftung ist seit 2006 aktiv dabei. Gemeinsam wurde die gesamte apparative Ausstattung für das medizinische Zentrum in Bischkek zur Verfügung gestellt, inklusive aller notwendigen Umbauarbeiten. Inzwischen wurden vom Ärzteteam Hunderte von Kindern operiert und mehrere Hundert Familien beraten. Parallel zu den operativen Eingriffen hat Marianne Campiche Weber die Ausbildung von einheimischen Logopädinnen übernommen. Wenn Sie die Schweizer Stiftung unterstützen möchten:
STIFTUNG KINDERHILFE SCHWEIZ, Credit Suisse Zug,
Konto 164 381-71, IBAN: CH97 0483 5016 4381 7100 0.