Sabina von Gunten: Vom Metzgen bis zum «Chäsbrätel»
Sabina von Gunten: Vom Metzgen bis zum «Chäsbrätel»
An einem einzigen Tag wird «gmetzget», die Kühe werden gemolken und mit den Kindern entsteht spontan ein «Chäsbrätel» auf dem offenen Feuer: Sabina von Gunten ist Tierärztin, Bäuerin und Familienfrau. Und sie liebt in und hoch über Sigriswil ihre einzigartigen Berufungen.
Text: Heinz Schürch | Fotos: Christine Hunkeler
Beat Künzi, im Juli wird für Sie ein Kindheitstraum wahr. Sie spielen im Musical-Klassiker CATS mit, der vom 12. Juli bis 24. August auf der Thuner Seebühne aufgeführt wird. Warum ist CATS ein Kindheitstraum?
Ganz einfach: CATS war eines der allerersten Musicals, die ich als Jugendlicher gesehen habe. Ich kannte ja bereits die Musik – insbesondere der Hit «Memory», den die alte Katze Grizabella singt, begleitete mich viele Jahre. Nun selbst in diesem für mich so prägenden Musical auf der Bühne stehen zu dürfen, ist toll! Als Laie in einer professionellen Produktion mitwirken zu dürfen, macht mich sehr stolz. Die Bühne – und insbesondere die Thuner Seebühne – bringt eine riesige Faszination mit sich. Das Gefühl, vor einem so grossen Publikum im Rampenlicht zu stehen, ist einmalig. Und macht süchtig (lacht).
Welche Rolle spielen Sie in CATS?
Ich bin als Chormitglied Teil des Ensembles. Welchen Charakter meine Katze haben wird, wird sich bei den Proben herausstellen. Ich bin sicher, dass sich unsere Regisseurin und Choreografin Kim Duddy etwas Tolles ausgedacht hat.
Im «Schlachthüsli» auf dem Raftplatz in Sigriswil vakuumieren Sabina von Gunten und Res Santschi fein säuberlich Fleisch eines geschlachteten Rindes vom eigenen Hof. «Ich bin froh, dass wir alles hier machen können und es das ‹Schlachthüsli› dank Res überhaupt noch gibt. Denn was gibt es Besseres als frisches Fleisch direkt aus unserer herrlichen Region?», schwärmt Sabina von Gunten während ihrer Arbeit. Aber sie ist doch Tierärztin. Wie kommt sie dazu, hier an der Vakuumierungsmaschine zu stehen? «Ich kombiniere meinen ursprünglich gelernten Beruf mit der damit verbundenen Arbeit», sagt sie und ihre Augen leuchten. Denn die Schaffensfrau liebt genau diese Kombination.
Die Liebe im Doppelpack
Das Management Sabina von Gunten
Natürlichkeit und Landschaftsliebe
Genau so, wie sie mit dem Filmteam umging, fand auch die Reportage für ThunerseeLiebi statt. «Ich mache einfach nichts anderes, als wenn ich arbeiten würde, eine gestellte Szene mit mir will ich nicht», sagt sie. Authentisch und natürlich – so entstanden denn auch die Fotos zu dieser Reportage. Doch trotzdem weiss Sabina von Gunten, dass es nicht unmöglich ist, auch mit der Zeit zu gehen. «Allerdings», mahnt sie, «darf der Wunsch zum Modernen nicht die Verwurzelung der Ureigenheiten der Region zerstören.» Deshalb wünscht sie sich, dass man sich dessen in Sigriswil stets bewusst ist und zu den Dörfern und der herrlichen Landschaft Sorge trägt.
«Schon damals liebte ich die Nähe zu den Bergen, dem Thunersee und zu dieser ursprünglichen Landschaft.»
Familienfrau und Gastgeberin
«Nein, Sophie, nicht mit diesem Beil. Das ist zu gefährlich.» Stets ist Sabina von Gunten wachsam und sieht ständig, was ihre vier Kinder tun. «Als Familienfrau habe ich grundsätzlich die gleichen Aufgaben wie alle anderen Mütter dieser Welt. Doch der Unterschied ist, dass unsere Kinder uneingeschränkt in der freien Natur aufwachsen», sagt sie und ergänzt: «Das prägt Kinder anders – ich bin davon überzeugt, dass sie so selbständiger werden und mehr Eigenverantwortung entwickeln.» A propos: Das Feuer von David ist mittlerweile vorhanden. Zeit für eine Zwischenverpflegung: Sabina von Gunten holt Zweige, Brot und frischen Käse und macht für die Kinder «Chäsbrätel».
Jetzt, wenn der Sommer kommt, wird Sabina von Gunten übrigens noch zusätzlich zur Gastgeberin: Unter dem Motto «Gastfründleche Burehof Schlieregg» (www.schlieregg-burehof.ch) bietet die Familie von Gunten vorwiegend für Gruppen Events mit regionalen und hofeigenen Produkten an.
Doch nun – nach rund zwei Stunden Gespräch – heisst es Abschied von der Schlieregg zu nehmen. «Es wird Zeit zum ‹Zvieri› auf dem Hof und ich werde jetzt das Wasser aufsetzen.» Allerdings etwas gibt es noch für den Verfasser der Reportage: Als Geschenk einen feinen Justistaler Alpkäse und für seine Familie unten in der Stadt Thun kauft er etwas vom frischen Fleisch ein.