Daniela Liebi: Vom weiblichen Koch zur Frontfrau

Daniela Liebi: Vom weiblichen Koch zur Frontfrau

Daniela Liebi: Vom weiblichen Koch zur Frontfrau

Daniela Liebi ist Besitzerin des Gasthofs Rothorn in Schwanden. Die Frau, die man in der Kochbluse kennt, lebt hier Passion und Tradition in einem.

Text & Fotos: Christine Hunkeler

 

Daniela Liebi hat nach der Schule, wie sie so schön sagt, ganz «klassisch» mit einem Bauernlehrjahr ihren Berufseinstieg begonnen. Danach folgte die dreijährige Ausbildung zum weiblichen Koch. Viele Wanderjahre kamen hinzu: Servicejobs und eine Büroanlehre bei der Bahn vervielfältigen ihren Lebenslauf, bis sie das Restaurant Ziegelei in Steffisburg von ihrer Mutter übernahm und als Gastgeberin so richtig in ihre Rolle schlüpfen konnte. Die Ausbildung zur eidgenössischen Betriebsleiterin hat sie im Mai 2013 in «hohem» Alter abgeschlossen. Daniela Liebi hat im Mai 2012 unverhofft den Gasthof Rothorn in Schwanden übernehmen können. Ein grosses Wagnis, wie sie gesteht, angesichts der schwierigen Wirtschaftslage und den ständig steigenden Kosten, etwa in Zusammenhang mit dem verschärften Landesgesamtarbeitsvertrag, einen eigenen Betrieb zu übernehmen. Ihr Traum, von der Pächterin zur Besitzerin zu wechseln, hat sich erfüllt und die grosse Freude darüber hat sämtliche Bedenken im Wind zerstreuen lassen. Eines Tages nach der Übernahme wurde sie von den Gästen gefragt: «U de, hesch di ygläbt?» Daniela Liebi hat sich in Schwanden nicht eingelebt, sie ist heimgekommen.

Ihre Wissbegierde und die ständige Suche nach Neuem zeichnen Daniela Liebi bis zum heutigen Tag aus. Sie ist nicht nur kulturell und politisch engagiert, man findet sie auch an Schwingfesten und in der «Ländlerszene». Tradition und Ursprünglichkeit haben in ihrem Leben einen hohen Stellenwert. Für sie gibt es nichts Schöneres als eine Schweizer Fahne, die Trachten oder das Brauchtum. Daniela Liebi pflegt das Brauchtum mit Leib und Seele. Bereits das Wort Chästeilet lässt ihr Herz höher schlagen. Ihr Job ist ihre Passion, ihr Leben. Eine Trennung zwischen Job und Freizeit existiert bei ihr nicht. Für sie ist es immer übergreifend. Bekannt geworden ist Daniela Liebi, als der Restaurant-Tester Daniel Bumann sie auf dem Fernsehsender «3+» vorgestellt hat. Daher erkennt man Daniela Liebi in Dubai genau so wie in der Schweiz als die Frau in der Kochbluse.

Rothorn

 

Im Rothorn wird den Gästen das Gefühl vermittelt, zu Hause zu sein. Ganz wichtig für Daniela Liebi ist, dass sämtliches Essen aus der Region stammt. Das Fleisch ist aus Schwanden, wie auch sämtliches Wild in der Jagdsaison. Die Küchenbrigade steht voll und ganz hinter diesem Konzept. Für Daniela Liebi ist das Essen in der Schweiz ein wichtiges Kulturgut. Tischkultur bedeutet für sie: Mit Freunden geniessen und auch Geschäftsbeziehungen pflegen. Ja, im Rothorn ist der Gast noch König! 

Die Mitarbeitersuche ist nicht immer einfach, da nicht jedermann die gleiche Passion wie Daniela Liebi leben möchte. Deshalb fördert sie Teilzeitpensen, erwartet aber von den Leuten Flexibilität. Am Abend am Stammtisch werden in der Gaststube oftmals spontan Jodellieder gesungen oder es wird «gmusiget». «In Schwanden ist es sowieso speziell», sagt Daniela Liebi. Findet zum Beispiel an einem Ort ein Racletteabend des Turnvereins statt, so ist jedermann dort anwesend. Es sind Anlässe, an denen die Einwohner voll und ganz dabei sind. Man macht an diesen Tagen keine anderen Termine ab, pilgert an den Raclette- abend oder – wenn das Feldschiessen in Meiersmaad stattfindet – ans Feldschiessen.

Die vier Wochen Ferien im Jahr verbringt Daniela Liebi mit Maler- und Sanierungsarbeiten rund ums Rothorn. Nicht nur das Rothorn, auch Schwanden ist ihr Zuhause geworden. Für Daniela Liebi ist es wichtig, dass Schwanden traditionell bleibt. Neuzuzüger sind in der Gemeinde eine Seltenheit; oft findet man zwei-bis-drei-Generationen-Häuser. Schwanden ist ein Erholungsort abseits vom grossen Rummel. Dunkle und sternenklare Nächte sind hier nichts Besonderes, Lichtersmog ein Fremdwort und trotz winterlichen Verhältnissen ist auch die Strasse immer gut befahrbar.

«Schürzli umbinden, Plateau und ab»

 

Daniela Liebi ist nicht nur die Gastgeberin des Hauses, sie löst auch in der Küche ab oder ergänzt das Team in der Gaststube. Wenn am Abend das ganze Küchenteam Feierabend gemacht hat, geht sie selbst noch in die Küche. Sie hört sich die Sorgen ihrer Mitmenschen, ob jung oder alt, an, hält einen Schwatz, teilt Freude und nimmt am Leben des Gegenübers Anteil. Sie ist oftmals auch Teil in der «Fyrabebierrunde» am Stammtisch. Viele Arbeiter treffen sich nach Feierabend hier und das Buschtelefon funktioniert so bestens. 

Im Vergleich zum städtischen Leben vergeht das Leben hier oben langsamer. Der Latte macchiato hat sich zum Beispiel erst nach drei Jahren auch im Rothorn etabliert. Stolz ist Daniela Liebi, dass aus jedem Wasserhahn im Rothorn hauseigenes Quellwasser fliesst.

Sie hört sich die Sorgen ihrer Mitmenschen an, hält einen Schwatz, teilt Freude und nimmt am Leben des Gegenübers Anteil. 

Flurnamen

So richtig ins Schwärmen kommt Daniela Liebi, wenn sie über Flur- und Übernamen berichten kann. Zum Beispiel nennt man einen Christian Bühler aus Schwanden nicht Christian Bühler, sondern es ist einfach der Staldner Chrigu. Je nach Adresse; der Nachname ist nicht relevant. Ihre grosse Vision ist, dass eines Tages eine Schule in Schwanden eine Projektwoche zu den Flur- und Übernamen macht, damit diese in einem Buch festgehalten werden können. 

Musik

Es kommen Leute aus nah und fern, wenn im Rothorn Konzertabende stattfinden. Die Jazzkonzerte mit bekannten Bands aus der Schweiz und dem Ausland wie der Redhouse Hot Six Jazzband oder der Freetime Jazzband Thun hat Daniela Liebi von ihren Vorgängern übernommen. Carlo Brunner ist mit seinem volkstümlichen Programm alle Jahre im Rothorn zu Gast. Daniela Liebi hat selbst einen grossen Bezug zur Musik: Zu den Anfangszeiten vom Trio Markus Liebi war sie die Unterstützung mit der Bassgeige. Das Rothorn ist in der Zwischenzeit Stammlokal des bekannten Trio Markus Liebi. 

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