Adrian Amstutz: Frei sein, wie die Väter waren

Adrian Amstutz: Frei sein, wie die Väter waren

Adrian Amstutz: Frei sein, wie die Väter waren

«Frei sein, wie die Väter waren», dichtete Friedrich Schiller einst in seinem Drama Wilhelm Tell. Und das Verlangen nach Freiheit und Unabhängigkeit prägt noch heute das Denken vieler Schweizer – auch wenn Schiller keiner war. Ein Schweizer, der besonders für diese Werte eingestanden ist, ist der Berner Oberländer SVP-Politiker Adrian Amstutz. Lernen wir seine Persönlichkeit genauer kennen.

Text & Fotos: Lars Wyss

 

Adrian Amstutz ist heute ein schweizweit bekannter Politiker. Er blickt auf eine gut 20-jährige politische Laufbahn zurück. In jüngeren Jahren als Gemeinderatspräsident von Sigriswil und Grossrat des Kantons Bern, in mittleren und späteren Jahren als National- und zeitweise Ständerat. Er gehört, wie man weiss, der SVP an, und er hatte von 2012 bis 2017 das Amt des Fraktionspräsidenten inne. Das klingt nach einer beeindruckenden Karriere und ist in der Tat Wirklichkeit, jedoch spüre ich während meines Treffens mit Adrian Amstutz bald, dass ihm diese Titel und Würden nur bedingt etwas wert sind. Viel mehr bedeuten ihm sein Land, seine Herkunft, seine Heimat und natürlich seine Familie.

 

Adrian Amstutz ist in Schwanden ob Sigriswil geboren und es mag kein Zufall sein, dass er auch hier geblieben ist. Er liebe die Berge und den See, erzählt er mir, ja, als er in der Jugend zu Ausbildungszwecken nach Aarau ging, habe ihm vor allem der Nebel aufs Gemüt geschlagen, der blaue Himmel, die Sonne und die schneebedeckten Berge hätten ihm gefehlt. «Hier im Berner Oberland ist es zwar rauer, dass aber den Oberländern die Weitsicht fehle, das ist ein grosser Irrtum – wo Täler sind, da sind auch Berge, und von diesen ist die Weitsicht eben einzigartig», sagt mir Adrian Amstutz.

In Schwanden ob Sigriswil hat er seine Frau kennengelernt und seine Familie gegründet, in Sigriswil hat er als Gemeinderatspräsident auch seine politische Karriere begonnen. Ehrlich gesagt: Ganz angefangen hat es im Landgasthof Rothorn, in dem er schon als Kind dem Stammtisch gelauscht und mitdiskutiert hat; im Familienbetrieb – das Restaurant war im Besitz der Familie – gab es immer etwas zu tun, und da habe er auch die damals noch bürgerliche Zeitung Der Bund gelesen, merkt Adrian Amstutz schmunzelnd an.

«Die Gemeindepolitik ist entgegen der landläufigen Meinung nach wie vor die härteste, aber auch effektivste politische Arbeit», sagt mir Adrian Amstutz. Hier sei man nicht abgekoppelt oben in irgendwelchen Gremien verhaftet, hier würden Beschlüsse umgesetzt, die den Nachbarn und den Freund nebenan betreffen, und wenn es den Leuten nicht passe, komme das in Sigriswil richtigerweise umgehend und direkt im Klartext aufs Tapet.

Adrian Amstutz erinnert sich an eine seiner ersten grossen politischen Aktionen: Damals hat er zusammen mit Margrit Fischer und einer in der ganzen Gemeinde breit unterstützten Petition verhindert, dass das neue Altersheim fernab vom Dorfzentrum, vielleicht mit noch schönerer Aussicht, aber weg vom pulsierenden Dorfleben, gebaut wird. «Es ist wichtig, dass die Alten den Kontakt zu den Jungen nicht verlieren – und umgekehrt; nur im Austausch zwischen allen Generationen lebt die wertvolle Dorfkultur weiter», legt er mir nahe. Auch wenn am fernen Standort die Aussicht auf den Thunersee vielleicht noch ein wenig schöner gewesen wäre, den alten Menschen gehe es sicher um einiges besser, wenn sie weiterhin Herausforderungen spüren und am Puls des Alltags teilhaben könnten.

«Wenn die jeweils betroffenen Menschen dafür besorgt sind, dass es in ihrer engeren Heimat funktioniert, dann funktioniert es in der ganzen Schweiz», sagt mir Adrian Amstutz. Ist dies vielleicht das politische Credo des SVP-Politikers? So wie eine Gemeinde ihre Interessen hat, hat dies ein Kanton und wiederum das Land. «Die Zentralisierung macht in der Armee sowie beim Eisenbahn- und Autobahnbau sicher Sinn, aber dass Bundesbern im hintersten Bergdorf über die Anzahl Dachfenster bestimmt, ist grundfalsch», verdeutlicht er. Vielmehr sollten die Gemeinden und wiederum die Kantone in ihrer Hierarchie zum Bund die nötige Unabhängigkeit und den entsprechenden Handlungsfreiraum ausnutzen können – aber Gemeinde- und Regierungsräte müssten es dann auch tun. Ja, bei den Themen Unabhängigkeit und Freiheit leuchten die Augen des Berner Oberländers hell auf. Hier ist er in seinem Element. 

«Wenn die jeweils betroffenen Menschen dafür besorgt sind, dass es in ihrer engeren Heimat funktioniert, dann funktioniert es in der ganzen Schweiz.»

Adrian Amstutz erzählt mir, dass es nicht zuletzt die EWR-Abstimmung in den frühen neunziger Jahren war, die ihn mobilisierte, politisch tätig zu werden. So sei es auch das Vermächtnis der SVP, dass sie die Menschen von der Wichtigkeit der Frage nach der Unabhängigkeit unseres Landes zu überzeugen vermocht und somit unsere Freiheit gesichert habe. «Freiheit, Unabhängigkeit, direkte Demokratie und Neutralität sind die Grundpfeiler, auf denen die Schweiz aufgebaut wurde», sagt mir Adrian Amstutz. Als ich ihn frage, ob er als Politiker eher Ideologe oder Rationalist sei, gibt er mir die klare Antwort: «Ich bin vor allem ein überzeugter Demokrat!» Diese direktdemokratischen Werte sieht Adrian Amstutz aber im Inneren immer mehr durch Parlament und Bundesrat ausgehöhlt. Initiativen würden nicht nach dem Volkswillen umgesetzt, Parlaments- und Bundesratsmehrheit stellten sich über den Auftrag des Volkes. Als Beispiel nennt er «die völlige Nichtumsetzung der Masseneinwanderungsinitiative», die ein Verfassungsbruch sondergleichen sei.

Die grösste Herausforderung ergebe sich jedoch aus dem Äusseren. Zum Verhältnis der EU mit der Schweiz meint Adrian Amstutz: «Die Schweiz soll selbstbewusst, nicht überheblich und nicht als Unterhund, das heisst, auf gleicher Augenhöhe ein gutes Verhältnis mit unseren Nachbarländern anstreben. Dabei sind wie in jeder funktionierenden Nachbarschaft auch die Grenzen klar abzustecken und ehrlich zu kommunizieren.» Immer mehr werde von gewissen Interessengruppen aber danach gestrebt, sich dem Grossgebilde EU einzuverleiben, sei es in Form von automatischen Gesetzesübernahmen oder der Voranstellung fremder Richter vor die Schweizer Gesetzgebung. Das gehe definitiv nicht; unsere Unabhängigkeit und unsere direkte Demokratie seien nicht verhandelbar. Oder um es mit den Worten von Adrian Amstutz noch zuzuspitzen: «Hier muss man standhaft bleiben.» Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, Fleiss und Können, gepaart mit hoher Leistungsbereitschaft, und der Forscher- und Entwicklungsdrang, auch das seien Schweizer Werte, mit denen wir diese Standhaftigkeit gewährleisten könnten.

Doch wie können wir diese Werte pflegen? Adrian Amstutz ist optimistisch. Traditionen und Brauchtum seien wieder gefragt, man interessiere sich wieder für unser Land. Insbesondere bei den Jugendlichen beobachte er einen Meinungsumschwung. Während vor einigen Jahren bei Besuchen von Schüler- und Jugendgruppen im Bundeshaus einem SVPler zum Teil Verachtung oder gar Hass entgegengekommen sei, seien heute die jungen Besucher zu Fragen zu der Unabhängigkeit, zu der Migration und zu der Armee anders eingestellt. Dies betrachtet Adrian Amstutz auch als einen der Hauptverdienste der SVP: «Die SVP hat diese Themen immer offen angesprochen, obwohl dies nicht salonfähig war, aber diese Themen mussten eben angesprochen werden.» Etwas humorvoll meint er, dass es schön wäre, wenn es die SVP nicht bräuchte, aber für die Sicherstellung der «Unabhängigkeit in Freiheit und Sicherheit» sei diese Partei eben unabdingbar. In diesem Sinne frage ich Adrian Amstutz zum Schluss des Treffens, was ihm neue Energie für die Zukunft gebe. Und er meint: «Meine Familie – meine Heimat und die grosse Mehrheit unserer Jugend. Es kommt gut!»

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