Leben im Alter: «Meitschi müesse nid go studiere…»
Leben im Alter: «Meitschi müesse nid go studiere…»
Ehemals «Wohnungsfürsorge für betagte Einwohner der Stadt Thun»
Das Bereitstellen von Wohnraum für Betagte ist letztlich ein finanzielles Problem. Um dasselbe zu bewältigen, haben gemeinsam mit der Einwohnergemeinde Thun der «Gemeinnützige Frauenverein Thun», der «Gemeinnützige Frauenverein Strättligen», der «Verein für das Alter», der «Arbeitsgeber-Verband Thun», der «Handels- und Industrieverein Thun», der «Gewerbe-Verband Thun», das «Gewerkschaftskartell Thun», das «Angestellten- und Beamtenkartell Thun», der «Katholische Frauen- und Mütterverein Thun», die «Bürgerpartei Thun», die «Freisinnigdemokratische Partei» und die «Sozialdemokratische Partei» am 29. November 1965 im Sinne von Artikel 80 ff. ZGB die Stiftung «Wohnungsfürsorge für betagte Einwohner der Stadt Thun» errichtet.
Diese Stiftung bezweckt die Schaffung von Wohnraum und dessen Vermietung zu ermässigten Mietzinsen an Betagte, vorwiegend weniger bemittelte Einwohner der Stadt Thun, welche mindestens seit fünf Jahren Wohnsitz in der Stadt Thun haben. Zu diesem Zwecke sind Neubauten auf eigenem Land oder im Baurecht zu erstellen, Liegenschaften zu mieten oder zu kaufen, bestehende Gebäude umzubauen, ferner geeignete Wohnungen in Genossenschaftssiedlungen oder in Häusern in Privatbesitz zu mieten und für die Zwecke der Stiftung zu verwenden.
Auszug aus den Statuten, 1965
Die «WiA» heute
Zweck der Stiftung «WiA – Wohnen im Alter» sind die Schaffung und der Betrieb von Wohn- und Betreuungsangeboten für betagte und pflegebedürftige Menschen sowie die Beratung und Unterstützung Dritter, die vergleichbare Leistungen erbringen. «WiA» betreibt heute die Seniorenzentren «Martinzentrum», «Sonnmatt», «Hohmadpark» und «Lädelizentrum Heimberg».Im Leitbild ist zu lesen: «Wir gehören zu den führenden Betreuungs- und Pflegeinstitutionen im Kanton Bern. Dies erreichen wir durch Konzentration der Kräfte auf unsere Zweckbestimmung und durch Nutzung der Synergien unter den Betrieben unserer Gruppe und Dritten. Betreuungs- und pflegebedürftigen Menschen, sowie selbständigen Senioren bieten wir bis zum Austritt bzw. Ableben zeit- und bedarfsgerechte Wohnformen an. Damit erfüllen wir einen wichtigen Auftrag für die Öffentlichkeit. Wir vernetzen uns mit Dritten, die gleiche oder ähnliche Leistungen erbringen. Die individuellen körperlichen, geistigen und seelischen Bedürfnisse unserer Bewohner und Patienten sowie die Ansprüche aller anderen Partner decken wir durch qualitativ hochstehende Dienstleistungen ab. Die uns zur Verfügung stehenden Mittel setzen wir optimal zu diesem Zweck ein, wobei Sicherheit oberste Priorität hat.
Unsere Aufbau- und Ablauforganisation ist klar und verständlich. Als lernende Organisation verbessern wir uns laufend. Die Grundlage unserer Zusammenarbeit sind Offenheit, Ehrlichkeit, Akzeptanz, Wertschätzung und Transparenz. Die Mitarbeitenden werden stufengerecht in die Gestaltung unserer Institution einbezogen. Wir anerkennen unsere Mitarbeitenden sowie die freiwillig Helfenden als wichtigste Ressource. Deshalb fordern und fördern wir sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Die ‹WiA› verfügt über attraktive Infrastrukturen. Im Umgang mit Ressourcen verpflichten wir uns soweit möglich zur Nachhaltigkeit.»
«WiA» betreut heute mit 350 Mitarbeitenden in ihren Seniorenzentren 240 Bewohnerinnen und Bewohner sowie 40 Mieterinnen und Mieter.
Bild links: So wurde früher Buch geführt, im wahrsten Sinne des Wortes…
In der 50-jährigen Geschichte dieser Wohninstitution gab es viele prägende Momente, wie die zum Teil etappierten Eröffnungen, Umbauten und Neubauten der verschiedenen Wohnheime, die heute zur WiA-Gruppe gehören, nämlich «Martinzentrum», «Sonnmatt», «Hohmadpark» und «Lädelizentrum Heimberg». Im Laufe der Jahre wurden frühere Standorte wie der «Falken» in Thun oder die «Untere Mühle» in Steffisburg aufgegeben respektive verkauft. Zu Ihrem Lesevergnügen beschränken wir uns hier auf kleine Vorkommnisse – «Intermezzi» – aus den vergangenen 50 Jahren, gelesen in den Protokollen der verschiedenen Gremien – und von denen gab es etliche, vor allem zu Beginn! Schmunzeln ausdrücklich erlaubt…
1966/67: Beginnen wir doch gleich damit: «25 Mitglieder des Stiftungsrates». Man stelle sich das heute einmal vor: 25 Leute in einer kleinen Institution, alle mit eigenen Interessen, die Entscheide zu fällen hatten... Immerhin: Gleich zu Beginn war man extrem effizient.
Die erste ordentliche Sitzung des Verwaltungsausschuss am 5. August 1966 dauerte gerademal… fünf Minuten! Einziges Thema: «Wahl des Vizepräsidenten». Vermutlich wurde «Wahl» zum Spass zweimal geschrieben, weil der Vize nach dem Präsidenten die Nummer 2 ist…
1966: An einer Sitzung wurde das Projekt des «Frauenvereins Thun» (Architekt Müller-Wipf) über eine Alterssiedlung am Sonnmattweg auf den Strättligen-Grundstücken Nrn. 637, 638 und 639 vorgestellt. Unter «Verschiedenes» im besagten Protokoll ist auch zu lesen: «Die Zuwendung von 500 Franken ist von Frau Schwab-Wirz und Herrn Wirz und nicht von Fräulein Wirz.»
1968: Aus einer Protokollnotiz: «Frau Dr. Hopf orientiert kurz über die telefonische Nachricht, dass die Firma Aeschbacher, Uhrengeschäft, der Siedlung ‹Sonnmattweg› eine elektrische Uhr schenken will. Herr Müller wird sich mit Herrn Aeschbacher in Verbindung setzen, da wir eventuell 2 Uhren benötigen.» Erwähnt wird dann ein Jahr später, dass sogar drei elektrische Uhren gespendet wurden.
1970: Unter anderem ist in den Protokollen der Siedlungskommission «Sonnmattweg» zu lesen: «Die Kommission wünscht, dass im Gemeinschaftsraum das Fernsehprogramm auch auf die Deutschlandsendungen ausgedehnt werden kann. Das Fernsehbild ist zudem zu grell, es wird geprüft, ob das Einbauen einer Mattscheibe Abhilfe schaffen kann. Das angeschaffte Tischchen (Servierboy) für den Fernsehapparat ist zu niedrig. Damit die in der 2. Reihe sitzenden Zuschauer das Bild ohne Körperverrenkungen sehen können, ist der Apparat auf einen normalen Tisch gestellt worden. Diese Lösung ist indessen nur behelfsmässig.»
1977: Fräulein G. wird Mitte Jahr im «Falken» eintreten und möchte ihren Kanarienvogel mitnehmen. Die Heimkommission bewilligt dies, unter der Voraussetzung, dass sämtliche Reinigungsarbeiten, die diesen Vogel betreffen, von der Pensionärin selber ausgeführt werden müssen.
1980: Am 21. November feiert Herr A. seinen 100. Geburtstag. Der Verwaltungsausschuss beschliesst, ihm 100 «Schöppli» Rotwein zu schenken (er trinkt jeden Tag sein Glas Rotwein).
1986: Um die Druckkosten der verschiedenen Jahresberichte der Heime im erträglichen Rahmen zu halten, bittet man, auf die Todesanzeigen zu verzichten.
1995: Die Geschäftsstelle der Stiftung besitzt neu ein Postfach in 3601 Thun.
2001: Aufgrund der Erfahrungen während der Hochwasserperioden wird den Bewohnern der «Sonnmatt» empfohlen, immer einen gepackten Koffer bereitzuhalten.
Stiftung WiA –
Wohnen im Alter
Martinstrasse 8
3600 Thun
Tel. 033 227 27 77
Fax 033 227 27 79
info@wia-thun.ch