Blaue Kartoffeln und eine Star-Suite

Blaue Kartoffeln und eine Star-Suite

Blaue Kartoffeln und eine Star-Suite

Mit einem herrlichen Blick auf die Berner Alpenkette wacht Fritz Berger nicht nur tagtäglich auf, sondern er wird in Fahrni den ganzen Tag von dieser Kulisse begleitet. Neben dem Getreide- und Kartoffelanbau wird auf dem Hof auf Milchwirtschaft und ganz spezielle Köstlichkeiten gesetzt.

Text: Christine Hunkeler  |  Fotos: Christine Hunkeler, zvg

Vor bald 20 Jahren hat Fritz Berger den Hof in Fahrni von seinen Eltern übernommen. Seit vielen Generationen befindet sich der Hof in den Händen der Familie Berger, und der Blick auf Steffisburg, Thun und die Berner Alpen ist fantastisch. Fritz Berger ist hier auf dem Hof aufgewachsen und ausgebildeter Landwirt. Er bezeichnet sich selbst als «kreativen Chaot», da er auf den Geschmack des Speziellen gesetzt hat. Unkonventionelle Ideen werden geprüft und ­umgesetzt. Der Hofladen und der Produktionsraum wurden nach der Übernahme aufgebaut. Rund zehn Hektaren Land und vier Hektaren Wald gehören zum Betrieb. Unterstützt wird Fritz Berger von seinen Eltern, gelegentlichen «Wochenplätzlern» oder Jugendlichen von Agriviva, die jeweils für zwei Wochen auf den Hof kommen.

Die Hauptbetriebszweige sind der Getreide- und Kartoffelanbau sowie die Milchwirtschaft. Aktuell werden zwölf gehörnte Simmentaler Kühe gehalten, die Milch geht zur Weiterverarbeitung an die Chäsi Scheidweg in Heimenschwand und wird somit regional verarbeitet und verkauft.

Vor über 20 Jahren versuchte sich Fritz ­Berger mit dem Anbau von blauen Kartoffeln, und das Interesse der Kunden war von Anfang an riesig. In der Zwischenzeit werden mehrere Kartoffelsorten, auch rotfleischige, die noch nicht so bekannt sind, angepflanzt. Die Kartoffelspezialitäten werden direkt verkauft. Vom Privatverbraucher bis zum Gourmetkoch werden alle bedient, teilweise auch auf dem Postweg.

Fritz Berger hat den Hof in Fahrni von seinen Eltern übernommen.

Die eigenwillige Knolle

Topinambur gehört zur Familie der Korbblütler und zu der gleichen Gattung wie die Sonnenblume. Die Knolle ist ungefähr so gross wie eine Kartoffel und reift ebenfalls in der Erde heran. Es ist eine anspruchslose Pflanze, die praktisch in jedem Boden gedeiht. Die Stauden schiessen beinahe in den Himmel, manchmal erreichen sie sogar eine Höhe von über drei Metern. Werden die Knollen nicht ausgegraben, überleben sie den Winter im Boden. Sind die Knollen einmal geerntet, so müssen sie vor dem Austrocknen geschützt werden, sonst schrumpfen sie ziemlich rasch zusammen.

Topinambur schmeckt mild nach Nuss und enthält viele wertvolle Mineralstoffe, Kohlenhydrate und Vitamine. Auch für Diabetiker ist sie gut verträglich, da sie viel Insulin enthält. Dieser Ballaststoff macht satt und stillt den Appetit. Das Gemüse kann gekocht, als Suppe, frittiert wie Kartoffeln oder roh als Salat gegessen werden. Gekocht hat sie einen ähnlichen Geschmack wie Artischocken. Für den Verzehr müssen die Knollen nicht geschält, sondern nur gründlich gewaschen und gebürstet werden. Wichtig ist, ob roh oder gekocht: Topinambur sollte so frisch wie möglich verzehrt werden, da sie sich sonst nach dem Schälen und Schneiden nach einigen Minuten bräunlich verfärbt. Die Knolle kann im Kühlschrank für einige Tage gelagert werden. In der Schweiz hat die Topinambur Saison von November bis März. Dieses einheimische Wintergemüse kann bei Fritz Berger ab November bezogen werden, solange der Vorrat reicht. Wer die eigenwilligen Knollen selbst anbauen möchte, kann hier auch Pflanzenknollen beziehen. Diese können bis im Mai ausgepflanzt werden. 

Für den Verzehr müssen die Knollen nicht geschält, sondern nur gründlich gewaschen und gebürstet werden.

Ein Feinschmeckergemüse

Stachys oder Knollenziest ist ein Feinschmeckergemüse mit einem angenehm nussigen Aroma. Viele Jahrzehnte wurde das Knollengemüse nicht beachtet, heute wird es als Delikatesse gehandelt. Für viele Personen sind Stachys ein bislang unbekanntes Wurzelgemüse.

In der Schweiz werden Stachys nicht im grossen Stil angebaut. Hier erhältliche Stachys kommen meistens aus Frankreich, und die feinen Knöllchen sind deswegen oftmals nicht frisch. Das ist ein Grund dafür, warum Fritz Berger vor Jahren mit dem Anbau dieser Delikatesse begonnen hat. Die Nachfrage steigt stetig und gibt auf dem Hof den Ansporn zum Weitermachen. 

Die Wurzelknöllchen sind etwa vier bis sechs Zentimeter lang und gut ein Zentimeter dick. Die Pflanze liebt sandige Böden und verträgt Trockenheit im Frühling ganz schlecht. Sonst ist sie jedoch anspruchslos. Jeweils im April werden die Knöllchen in den Boden gesteckt. Die Stauden werden im Laufe des Sommers etwa einen halben Meter hoch. Junge Knöllchen bilden sich erst im Herbst. Nach dem ersten Frost stirbt das Kraut ab, die Knollen können jedoch pro­blemlos noch im Boden liegen bleiben. Die Ernte ist eine sehr aufwendige Handarbeit, doch die Mühe lohnt sich. 

Bei Fritz Berger sind die Stachys jeweils frühestens im Dezember und bis ungefähr Februar/März erhältlich. Die Ernte erfolgt im Winter über mehrere Etappen, damit auch wirklich frische Stachys angeboten werden können. 

Links: Im Hasenstall ist immer was los. Mitte: Stachys oder Knollenziest. Rechts: Übernachten unter dem Sternenhimmel in der Star-Suite.

Fritz Berger bietet in seinem Hofladen noch viel mehr: So finden sich zahlreiche selbstgebrannte Wasser vom «Härdöpfeler» bis zum Fenchelgeist. Der «Härdöpfeler» und der «Chrüter» sind bei den Destillaten die Hauptprodukte. In kleineren Mengen wird auch Marc, Gin, Zwetschgen und Kirsch produziert. Dazu gesellen sich noch ganz viele Geiste, zum Beispiel Anis-, Fenchel-, Brombeer-, Holunder- und Wacholdergeist. Die gebrannten Wasser werden in den ­Standardflaschen von zwei Zentilitern bis einem Liter angeboten. Fritz Berger hat sich zum Ziel gesetzt, auch bei den Likören Spezielles und nicht Alltägliches zu produzieren. So sucht man in seinem Hofladen vergebens nach Eier- oder Beerenlikör. Das Sortiment umfasst gut 15 verschiedene ­Likörsorten: von Milch-, Kaffee-, ­Karamell- und ­Haselnusslikör über Blumen- und ­Lavendellikör bis hin zu den speziellen Kräuterlikören. Es werden laufend weitere Liköre entwickelt und verkostet. Die Flaschen gibt es in verschiedenen Grössen, auch als Geschenke zu einem besonderen Anlass. 

Zu den Premiumspezialitäten von Fritz ­Berger gehören auch assor­tierte Fruchtmeringues, Risotto­mischungen wie Bergkräuter- oder Pilzrisotto, Sirupe und spe­zielle Konfitüren wie Trauben- oder Fichten-Brotaufstrich. Auf Wunsch werden auch Spezialitätenkörbe mit den vielen feinen Sachen zusammengestellt.

In den Herbstmonaten werden zudem zehn bis fünfzehn Sorten Tafeltrauben angeboten, und mehrmals pro Jahr kann schmackhaftes und aromatisches Kaninchenfleisch von glücklichen Tieren vorbestellt werden. 

Der Hofladen hat keine fixen Öffnungszeiten. Wer vorbeikommt, klingelt und wird bedient. 

Dieses Jahr hat Fritz Berger bei einem Pilotprojekt mitgemacht, das von August bis Mitte Oktober dauerte und – wenn nicht alle Stricke reissen – nächstes Jahr fortgesetzt wird. Eine Star-Suite (in Form eines Bubble-Zelts) mit Blick auf die Berner Alpenkette lädt auf seinem Grundstück zum gemeinsamen Geniessen des Sonnenuntergangs und Übernachten unter dem Sternenhimmel ein. 

Kontakt
Spezberger
Fritz Berger
Rachholtern 55, 3617 Fahrni b. Thun
Telefon 079 612 34 78
spezberger@bluewin.ch

Label: ÖLN (Ökologischer Leistungsnachweis)

www.spezberger.ch

Aufruf an die Leserinnen und Leser: Wo kaufen Sie ab Hof?
Schreiben Sie uns:
mail@thunersee-liebi.ch

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