Im neuen Gewand den alten Charme bewahren

Im neuen Gewand den alten Charme bewahren

Im neuen Gewand den alten Charme bewahren

Der «Goldene Anker» ist vom Bödeli nicht mehr wegzudenken. Mit einem neuen Eigentümer erhielt das alteingesessene Kultlokal eine Total- sanierung, die den modernen Ansprüchen Rechnung trägt, jedoch auch den früheren Charme bewahren soll.

Text: Laura Spielmann Fotos: zvg

Der «Goldene Anker» hat schon viel erlebt. Lange war er Treffpunkt für allerlei Vereine, für Bauern und Gewerbler, für Arbeiter und Marktfahrer – eine richtige Büezer-Beiz mit Hotelzimmern also. Über mehrere Hände gelangte das Gebäude schliesslich in diejenigen von Jeannette und René Sutter-Ammann, die es 40 Jahre lang führten, bevor sie es 2018 an die Familie Dübendorfer, die Besitzer des benachbarten Hotels Bellevue, verkauften. Der Wandel von der traditionellen Büezer-Beiz zum Kultlokal ist insbesondre den Aufritten verschiedener Künstler zu verdanken. Diese Kontakte kamen dank Jeannette Sutter-Ammanns Bruder Hanery und dessen Musikerkollegen Polo Hofer zustande. So konnte sich das Restaurant schnell in der Szene etablieren. Auf seiner Bühne sind viele Künstler – internationale, nationale, bekannte wie unbekannte – aufgetreten. Insbesondere der Mundart-Rock wurde gefördert. Ein grosses Highlight war das Wiedervereinigungskonzert von Rumpelstilz. Die Bühne rockten zudem auch, um nur einige zu nennen, Gigi Moto, Jimmy Cliff, Krokus, Michael von der Heide, Plüsch, Polo Hofer & Schmetterband, Shaggy, Scream, Stefan Eicher, The Alpinistos, The Wailers und Züri West.
 

Zeit für den Umbau

Als die Familie Dübendorfer das Lokal gekauft hat, hat sie es zuerst so weitergeführt, wie es war. Erst mit der Übernahme des Müllerhauses an der Markt- gasse 55 gleich nebenan haben sich dann verschiedene Möglichkeiten aufgetan. Ein Konzept, aus allen Gebäuden ein Gesamtkomplex zu machen, entstand. Bevor es ans Werk ging, musste jedoch die Denkmalpflege miteinbezogen werden, da die Fassade des Gebäudes erhaltenswert ist und die Denkmalpflege beim Umbau somit ein Wörtchen mitzureden hatte. «Wir haben bei der Denkmalpflege eine Anfrage diesbezüglich gemacht und es gab viele Punkte, die es zu beachten galt», so Thomas Dübendorfer. Zum einen müsse man den vorderen Teil des Gebäudes und das Fassadenbild desjenigen Teils, der an die Strasse grenzt, stehen lassen; die grünen Plättli oder Fliesen, die ursprünglich an der Fassade angemacht waren, müsse man wegnehmen; das «Goldene Anker»-Schild sei zu erhalten und nach dem Umbau wieder anzubringen. Schwieriger wurde es im Innenraum. Die Denkmalpflege wollte nämlich keine Entkernung, die Erdbebensicherheit allerdings sagte, dass es ohne diese nicht geht, da das alte Haus den Anforderungen der Erdbebensicherheit sowie des Energiegesetzes nicht mehr genügt. Da sich diese beiden Behörden deswegen uneins waren, kam es zu einem längeren Baustopp. Auch an weiteren Einzelheiten wie dem Treppengeländer – dort musste die Steigung angepasst werden – oder dem Krüppeldach hielten sie fest. Die Raumhöhe musste ebenfalls so gelassen werden, wie sie war. Nachdem den Anforderungen der Denkmalpflege Folge geleistet wurde, konnte der Innenraum neu gebaut werden: Die Küche, die sich im hinteren Teil des Erdgeschosses des Restaurants befand – dort, wo jetzt die Bühne steht –, wurde neu seitlich in die Restaurantfläche integriert. Die alte Bühne dagegen befand sich auf der gegenüberliegenden Seite. Dort befinden sich heute Sitzmöglichkeiten mit grossen Rundbogenfenstern und Sicht auf die Jungfrau. Die Toiletten befanden sich beim Eingang und wurden nun zusammen mit den Kühlräumen in den Keller versetzt. Dadurch wurde im Erdgeschoss mehr Platz geschaffen. Der Keller wiederum wurde komplett neu erstellt, da dieser zuvor feucht war, man nicht darin stehen konnte und es keinen Sinn ergab, ein neues Gebäude auf einen alten Keller zu stellen.  


Die zuvor erwähnte Treppe führt ins Obergeschoss, wo sich eine Galerie befindet. Davon abgegrenzt entstehen in weiteren Stockwerken nun die Hotelzimmer. Auf zwei Etagen befinden sich je drei grosszügige Doppelzimmer. Zwei weitere kommen im Dachgeschoss dazu. Die beiden Vier-Sterne-Zimmer haben direkten Zugang zum «Bellevue», die neuen Zwei- und Drei-Sterne-Zimmer zur «Alp- lodge». Die neuen Zimmer sollen Jung und Alt sowie internationale und nationale Gäste zu längeren Aufenthalten in Interlaken animieren.  


Beim Müllerhaus wurde der hintere Teil der Liegenschaft abgebrochen, dadurch wurde nicht nur Platz für ein Gartenrestaurant geschaffen, sondern es trägt auch zu einem lichtdurchfluteten Innenbereich bei. Der neue Innenhof besitzt etwa 100 Sitzplätze und soll das Lokal auch im Sommer zu einem Hotspot in Interlaken machen. Atemberaubender Blick auf das Jungfraumassiv inklusive. «Es war ein Auf und Ab. Neben einem laufenden Betrieb einen so grossen Umbau zu machen, ist eine Challenge, weil viel koordiniert werden muss. Nicht nur muss man den Gästen und den Mitarbeitenden, sondern auch den Bauarbeitern gerecht werden», so Timotheus Dübendorfer. Da es wegen des Umbaus an Lagerflächen gefehlt hat, mussten die zu lagernden Dinge immer wieder an andere Orte verlagert werden. «Schlussendlich ist es aber besser gelaufen als erwartet, die Hotelgäste und Bauarbeiter sind gut aneinander vorbeigegangen.» Die eine oder andere Lärmbeschwerde gab es zwar schon, doch dies lässt sich leider nun mal nicht verhindern.


Den Anker für die Zukunft lichten

Insgesamt dauerte der Umbau drei Jahre und der «Goldene Anker» eröffnete am 3. Mai neu. Für viele war dieser Abend eine Art Heimkommen. Da stellt sich natürlich die Frage: Wie möchte sich der «Goldene Anker» in Zukunft positionieren und was ist das Ziel für die Zukunft? «Zum einen möchten wir so gut, wie es geht, den ehemaligen ‹Anker› aufrechterhalten und wieder Veranstaltungen an Land ziehen, zum anderen möchten wir einen coolen Ort schaffen und ein Treffpunkt für sämtliche Generationen sein», teilt Timotheus Dübendorfer mit. Sein Vater Thomas fügt an: «Die Hotelzimmer, die momentan noch im Umbau sind, sollen bald fertig sein, danach wird die ‹Alplodge› erneuert. Ausserdem sind wir in der Planung, wie es mit dem Müllerhaus weitergeht.  Uns wird es also nicht langweilig.»

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