Mit nostalgischen Kleinseilbahnen hoch hinaus im Berner Oberland
Mit nostalgischen Kleinseilbahnen hoch hinaus im Berner Oberland
Bei schönem Wetter zieht es viele Naturbegeisterte hinaus ins Grüne. Besonders schön lässt sich die Natur hoch oben in den Bergen geniessen. Ob Wanderer oder Biker, die Fahrt mit einer Kleinseilbahn schont nicht nur müde Beine, sondern ist an sich ein abenteuerliches Erlebnis, das den Ausflug bereichert und zu einer besonderen Erinnerung werden lässt. Im Berner Oberland erwarten Sie wunderschöne Panoramaaussichten und zahlreiche Kleinseilbahnen mit spannender Geschichte und viel Charme.
Text: Anja Rüdin | Fotos: zvg
Für viele Bewohner von Berggebieten sind Kleinseilbahnen von essenzieller Bedeutung, denn sie sind oftmals die einzige Erschliessung und damit der Lebensnerv. Aber auch Besucher und Wanderer können sich am nostalgischen Fahrverhalten entlang von steilen Hängen erfreuen. Welche Bahnen es im Berner Oberland gibt, und was Sie oben angekommen erwartet, erfahren Sie auf den folgenden Seiten. Im Buch «200 Kleinseilbahnen Schweiz» finden Sie zudem viel Wissenswertes zum Thema und zu der Geschichte von Kleinseilbahnen, die es verstreut in der ganzen Schweiz gibt.
Tällibahn und Triftbahn
Die ehemalige Werkbahn Tällibahn transportiert einen von der Sustenpassstrasse hinauf zum Fuss der Gadmer-Dolomiten. Von der gemütlichen Sonnenterrasse des Berghaus Tälli bietet sich Ihnen eine Rundsicht über das Gadmertal, zum Titlis und Sustenhorn, bis hin zum Wetterhorn. Die gutbürgerlichen Gerichte, zubereitet aus regionalen Produkten, überzeugen gleichermassen und laden zum gemütlichen Verweilen ein.
Kinder können im Kraxelpark Steinmannli bauen oder am Natur-Brätelplatz eine Cervelat bräteln. Für die Sportlichen unter uns bietet sich der Tälli-Klettersteig mit Abstieg zum Engstlensee an, dieser ist aber auch für gemütlich Wandernde gut erreichbar: Über das Sätteli führt der Panorama-Bergweg bis hin zum Engstlensee.
Mit der kleinen Luftseilbahn Triftbahn erreicht man ein alpines Wandergebiet etwas weiter vorne im Gadmertal. Von der Bergstation aus erreicht man nach einer etwa zweistündigen Wanderung die bekannte Trift-Hängebrücke, die in 170 Metern über dem Abgrund hängt. Nach einem halbstündigen Aufstieg über den «Ketteliweg» erreicht man von der Brücke aus die Windegghütte des SAC. Für einen gemütlicheren Aufstieg wählt man besser den «Familienweg». Da die Triftbahn besonders in den Sommermonaten äusserst beliebt ist, empfiehlt sich zu dieser Zeit eine Platzreservation.
Anreise
Von Interlaken Ost oder Luzern fährt die Zentralbahn nach Meiringen. Dort steigt man auf die Meiringen-Innertkirchen-Bahn um und fährt bis zum Tourist Center in Grimseltor. Mit dem Postauto fährt man dann in Richtung Sustenpass. Die Anreise ist auch mit dem Auto möglich.
Tickets gibt es online, im Tourist Center Grimseltor oder an den Automaten der Tal- und Bergstation.
Isenfluh-Sulwald
Vom sonnigen Bergdorf Isenfluh fährt eine rote Luftseilbahn mit nostalgischem Charme hinauf zum Weiler Sulwald. In der Kabine können bis zu acht Personen gleichzeitig transportiert werden, oder aber alternativ eine Kuh. Von der auf 1500 bis 1600 Meter über dem Meer gelegenen Alp Sulwald eröffnet sich ein Blick direkt ins Tal von Grindelwald, zur Schynige Platte oder tief hinunter ins Lauterbrunnertal. Auch das Drei-
gestirn des Berner Oberlandes, Eiger, Mönch und Jungfrau, ist von hier aus zu sehen. Es wird gemunkelt, dies sei die schönste Panoramasicht im Berner Oberland überhaupt. Am besten überzeugen Sie sich selbst davon.
Zum Einkehren bietet sich das bei der Bergstation gelegene «Sulwald-Stübli» an. Dieses ist bekannt für seine Käse- und Wildspezialitäten. Zur Erkundung der Alpenlandschaft lohnt sich der Aufstieg zur Lobhornhütte des SAC, zum Sulsseeli oder zur Sulegg. Bergwanderer wird es eher ins Kletterparadies der Lobhörner oder zur Schwalmere ziehen. Dort präsentiert sich der Blick ins Hochgebirge noch überwältigender. Auch die vier Kilometer bergab werden hier zum besonderen Erlebnis: Im Winter saust man mit dem Schlitten und im Sommer braust man auf Monster-Trottis den Hang hinab.
Anreise
Zur Luftseilbahn Isenfluh-Sulwald gelangt man am einfachsten mit der Berner-Oberland-Bahn ab Interlaken Ost bis zur Station Lauterbrunnen. Von dort geht es weiter mit dem Postauto nach Isenfluh.
Kandersteg-Allmenalp
Eine kleine Luftseilbahn fährt von Kandersteg über die Felsflueh zur Allmenalp. Die Bahn wird von Wanderern wie auch Gleitschirmfliegern gerne genutzt und ist ein Anziehungspunkt für Besucher mit den unterschiedlichsten Interessen. Die Luftseilbahn war früher nur ein Heuseil, welches 1947 zu einer Materialseilbahn und 1970 schliesslich zu einer Personenbahn ausgebaut wurde. Früher dauerte eine Fahrt noch zwanzig Minuten, heute ist man nach einer knapp fünfminütigen Fahrt auf der Allmenalp angekommen.
Die Alpsennerei und das Allmen-Beizli sind bekannt für die Zvieri-Plättli und den Alpkäse aus eigener Produktion. Beim Verköstigen dieser Leckereien kann man gleichzeitig die grossartige Aussicht zum Oeschinensee, der Blüemlisalp und dem Doldenhorn geniessen. Oder man besteigt den bekannten Kandersteger Klettersteig, eine 350 Meter hohe, durch Pfeiler und Schluchten gegliederte Mauer. Für ängstliche Anfänger ist der Klettersteig mit spektakulären Passagen jedoch nicht zu empfehlen.
Anreise
Mit der Lötschbergbahn gelangen Sie sowohl von Bern als auch von Brig aus nach Kandersteg. Nach einem fünfzehnminütigen Fussweg erreichen Sie die Talstation der Allmenalp-Bahn. Die Anreise bis zur Talstation ist auch mit dem Auto möglich. Entlang der Kander gibt es ein paar Parkplätze.
Schlegelgraben-Grüebli
Diese Luftseilbahn dient als Zubringer zum Bergbauernhof Grüebli. Das Heimetli befindet sich auf 1296 Meter über dem Meer auf einem Egg hinten im Fankhausgraben. Da der Bau einer Zufahrtsstrasse im steilen Nagelfluh-Gelände um einiges teurer gewesen wäre, fährt nun eine einspurige Windenbahn mit einer Kabine für zwei Personen hinauf zum Biohof. Auf einer Bahnlänge von 440 Metern wird eine Höhendifferenz von 209 Metern überwunden.
Der Bergbauernhof befindet sich direkt am bekannten Wanderweg zum Napf und wird von einer Gemeinschaft von zehn Personen geführt, die sich fast vollständig selbst versorgt. Die 12 Hektaren Wiesland und 70 Hektaren Wald werden biologisch bewirtschaftet und von Milchkühen, Schafen, Geissen, Muttersauen und Hühnern bewohnt. In der Hofkäserei werden verschiedene Geisskäse hergestellt und zusammen mit anderen Produkten im Hofladen direkt an Wanderer und Biker verkauft.
Anreise
Der bekannte Wanderweg von Fankhaus via Höhenstalden und Höhstullen zum Napf führt direkt am Bergbauernhof Grüebli mit Hofladen sowie der Bergstation der Seilbahn vorbei. Die Talstation erreichen Sie mit dem Bus ab Trubschachen bis Fankhaus oder mit dem Auto bis zum Bergrestaurant Mettenalp.
Innergsteig-Sanetsch
Die einstige für das Kraftwerk Sanetsch gebaute Werkseilbahn wurde durch eine Acht-Personen-Seilbahn ersetzt und befördert in den Sommermonaten Gäste von Innergsteig hoch zum Sanetsch-Stausee. Die knapp zehnminütige Fahrt führt steil hinauf in eine sanfte Passlandschaft zwischen den Kantonen Bern und Wallis und ist insbesondere bei Bikern und Wanderern sehr beliebt.
Das Sanetschgebiet erstreckt sich zwischen dem Wildhorn und Les Diablerets, hier befindet sich auch die Quelle der Saane. Bergwanderer gelangen von hier aus via Cabanne de Prarochet direkt zum Glacier 3000. Zusätzlich führen Wanderwege um den Sanetsch-See und zur Saanequelle, immer umgeben von der prachtvollen alpinen Flora.
Anreise
Von Gstaad oder Les Diablerets aus fahren Sie mit dem Postauto bis zur Haltestelle Gsteig. Auf einem rund 25-minütigen Fussmarsch gelangen Sie zur Talstation Innergsteig. Wer mit dem Auto unterwegs ist, kann direkt bei der Talstation parkieren. Die Seilbahn fährt jedoch nur in den Sommermonaten, im Winter bleibt sie geschlossen.
Unser Tipp
200 Kleinseilbahnen Schweiz
Autor: Roland Baumgartner, Reto Canale
2., überarbeitete Auflage
356 Seiten, 16,3 × 23,4 cm, gebunden,
Softcover
Mit 447 Abbildungen & 50 Karten.
ISBN 978-3-03818-255-9, CHF 49.– / EUR 44.–