Waldbaden: Natur tut gut
Waldbaden: Natur tut gut
Herzhafter Harzgeruch, liebliches Bachgeplätscher und fröhliches Vogelgezwitscher – ein achtsamer Spaziergang durch den Wald ist entspannend. Doch was bedeutet «Waldbaden» eigentlich genau und wo kann man in der Thunerseeregion am besten in grünes Dickicht eintauchen?
Text: Esther Loosli | Fotos: Robert Gallmann, zvg
Das Beste am Waldbaden ist, dass es keiner speziellen Fähigkeit, Kondition oder Vorbereitung bedarf und noch dazu gratis ist. Einzig die mentale Einstellung und der Einsatz all unserer Sinne sind elementar, um ein ausgeglichenes, positives und gesundes Gefühl zu erreichen. So besagt eine der zehn goldenen Regeln des Waldbadens, dass man sich voll und ganz auf den Aufenthalt im Wald fokussieren soll. Wer achtlos und in Gedanken versunken durch die Natur geht, lässt die Umgebung nicht an sich heran. Doch bei einem Bad in den Bäumen geht es darum, den Wald mit allen Sinnen zu erleben.
Wie sich die gesundheitlichen Effekte von Shinrin-yoku mit der Freude an der Natur des Kantons Bern verbinden lassen, zeigt das Buch «Waldbaden» auf. Die insgesamt 33 Wandervorschläge führen alle durch Waldgebiete von grosser Schönheit zu Kraftorten mit besonderer Ausstrahlung oder spiritueller Energie. Wir stellen drei Wanderungen vor, bei denen man in der Thunerseeregion ein Bad in den Wäldern nehmen kann.
So können wir uns also freuen – bald ist das «Spiezerli» wieder auf dem Thunersee unterwegs. Auf der Website www.spiezerli.ch können Sie sich über den Zeitplan informieren und zusätzliche spannende Informationen zum Dampfer nachlesen. Ausserdem besteht auch immer noch die Möglichkeit, sich durch eine Spende am Projekt zu beteiligen – jeder Franken kann gebraucht werden. Es steht der Thunerseeregion sicherlich gut zu Gesicht, dass ein solches Stück Schifffahrts- und auch Tourismusgeschichte gepflegt wird und nicht finanziellen Überlegungen geopfert wurde. Gute Fahrt!
Bäume sind Gedichte, die die Erde in den Himmel schreibt. (Khalil Gibran)
Ringoldswil
Erfrischt von der kurzen Pause, wandert man via den Winterberg und den Eggwald weiter nach Heiligenschwendi. Bereits von Weitem ist der Vesuv sichtbar – ein auffällig kegelförmiger Hügel, der einem Vulkan nicht unähnlich sieht. Von dort führt der Weg durch den Brüggliwald, vorbei am Hof Mehlbaumen und am Krindenhof nach Ringoldswil. Ein grandioses Alpenpanorama mit Seeblick lässt sich bis Tschingel ob Gunten und weiter bis nach Aeschlen geniessen. Dort angekommen, bietet sich ein Abstecher zur berühmten Panoramabrücke an. Schliesslich gelangt man vorbei am Weiler Erizbühl durch den Glesichopfwald hinunter nach Oberhofen. Die letzten Meter führt der Weg entlang des Sandgrabens und danach des Riderbachs, der in
den Thunersee mündet. Von da geht es durch den mit Mammutbäumen gesäumten Park des Schloss Oberhofens entlang des Seeufers bis zum Schiffsteg, wo die Wanderung endet.
Wimmis
Dem tiefen Flussbett der Kander folgend, werden Schwindelfreie bei Hani dazu verlockt, die Hängebrücke hoch über der Kanderschlucht zu begehen. Nach dem zusätzlichen Adrenalinschub kehrt man zurück und folgt der Hauptstrasse Richtung Thun. Unmittelbar nach der Autobahnüberführung biegt ein Fussweg nach links ab, der zuerst rund 50 Meter entlang der Autobahn, dann steil den Strättlighügel hinauf zur Burgruine führt. Von hier lässt sich eine fantastische Aussicht auf Thun, den Thunersee und die Berner Alpen geniessen. Zudem werden diesem Ort aufgrund sich kreuzender Energielinien besondere Kräfte nachgesagt. Passend also, um kurz zu pausieren, bevor man wieder zur Hauptstrasse wandert und diese überquert. Danach geht es den steilen Weg hinunter in die Kanderschlucht und über den Strättligsteg, der mit zauberhaften Ausblicken aufwartet. Die Kander hat sich hier tief in den Felsen gefressen, die Wände der Schlucht sind dicht bewaldet und im blauen Wasser liegen grosse Felsen. Der letzte Teil der Wanderung führt entlang des rechten Kanderufers, bevor man nur ein paar Meter weiter flussabwärts die Kander über die Chanderbrügg erneut überquert. Durch das Naturschutzgebiet Kandergrien gelangt man direkt an den Thunersee, wo das Kursschiff zurück nach Thun anlegt.
Grüenebergpass
Weiter geht es durch das Hochmoor zur Hütte am Vorderen Seefeld, wo man dem Weg Richtung Justistal folgt. Er führt zuerst hinauf zum Oberberg, dem höchsten Punkt der Wanderung (1771 m ü. M.), von wo man einen guten Blick auf das eindrückliche Karstfeld am Südhang der Sieben Hengste hat. Keine Pflanze, kein Baum wächst hier, trotzdem geht von dieser öden Landschaft mit den zerklüfteten Kalksteinfelsen eine spezielle Anziehung aus: Die Eintönigkeit hat etwas zutiefst Meditatives und lässt einen gedanklich zur Ruhe kommen. Die Wanderung fortsetzend, steigt man nach rund 300 Metern einen steilen Pfad hinunter ins Justistal. Bei der Hütte Ufem Schopf folgt man dem Weg Richtung Innereriz und erreicht dann die Alp Oberhofner. Von hier ist ein letzter Anstieg von gut 200 Metern hinauf zur Sichle zu bewältigen – belohnt wird man mit einem tollen Ausblick. Schliesslich steigt man von der Sichle wieder hinunter nach Innereriz, wo die Rundwanderung gestartet ist.
Buchtipp
Waldbaden
Autor: Robert Gallmann
und Prof. em. Yoshifumi Miyazaki
256 Seiten, 23 × 27 cm, gebunden,
Hardcover
ISBN 978-3-03922-147-9
CHF 49.– | EUR 49.–