Ein Besuch im Schlosspark Oberhofen

Ein Besuch im Schlosspark Oberhofen

Ein Besuch im Schlosspark Oberhofen

Der Schlosspark von Oberhofen gehört zu den prächtigsten Gärten der Alpenregion. Wir finden hier am Thunersee eine wunderschöne Oase, in der es sich hervorragend erholen und geniessen lässt.

Text & Fotos: Christine Hunkeler

Der Park sowie das Schloss Oberhofen wurden jeweils von den verschiedenen Besitzern geprägt und gestaltet. Um 1850 begannen die Grafen von Pourtalès mit der Umgestaltung des damaligen Baumgartens, den sie in zwei Bereiche unterteilten: einerseits in einen Park mit Baumgruppen, Wiesen und Wegen, andererseits in einen von geometrisch angelegten Blumenparterres gekennzeichneten inneren Schlossgarten. 

1926 gab es einen Besitzerwechsel: Der amerikanische Rechtsanwalt William Maul Measey wurde Eigentümer des Schlosses. Vierzehn Jahre später überführte er die Liegenschaften und den Park in eine Stiftung und sorgte dafür, dass das Schloss Oberhofen zum Bernischen Historischen Museum kam, das im Schloss ein Wohnmuseum einrichtete und es 1954 der Öffentlichkeit zugänglich machte. Seit 2009 sind das Schloss Oberhofen und der Park unabhängig und als selbständige privatrechtliche Stiftung tätig.


Sonja Zimmermann: Sie sind seit 14 Jahren leitende Gärtnerin vom Schlosspark Oberhofen. Was gefällt Ihnen besonders an dieser Arbeit? 
Besonders gefällt mir die Vielseitigkeit des gärtnerischen Berufes, die hier zum Tragen kommt: das Landschaftsgärtnerische, die Arbeit mit Topfpflanzen sowie während der Schlosssaison das Floristische. Aber auch der historische Aspekt gefällt mir: Ich kann etwas zur Pflege und zum Erhalt eines Parkes beitragen, der geschichtlich einer vergangenen Epoche angehört. 


So ein grosser Park bedeutet sicher viel Arbeit, mit Unkraut jäten ist die Arbeit nicht getan. Wie kann man sich einen Tagesablauf oder die Arbeit hier im Schlosspark allgemein vorstellen? 
Abhängig von Wetter und Saison handelt es sich um sehr unterschiedliche Arbeiten. In den Wintermonaten kümmere ich mich vor allem um Schneidarbeiten und allgemeinen Wegunterhalt. Im Frühling kommen das Jäten, Vorbereiten der Rabatten, Schneidarbeiten an den Buchsgärten und das Anpflanzen dazu. Der Sommer ist die Zeit der Rabatten-Pflege, des Giessens, Rasenmähens und des Behebens von Sturmschäden. Im Herbst geht es vor allem ums Laubrechen und Abräumen der Rabatten. Da der Schlosspark historische Kieswege besitzt, fällt durchs ganze Jahr hindurch ein sehr grosser Teil unserer Zeit deren Pflege zu. Mit den bestehenden Buchsbaumbeständen hat auch die Pflege dieser Bäume in den letzten Jahren stark zugenommen. Vor allem der Buchsbaumzünsler macht uns zu schaffen.


Bis vor Kurzem hatte der Schlosspark seine eigene Gärtnerei. Seit 2019 ist dieser Bereich ausgelagert. Was sind die Gründe für diesen Wechsel?
Diese Auslagerung geschah infolge personeller Sparmassnahmen.


Kommen Sie neben der vielen Gartenarbeit überhaupt dazu, den schönen Schlosspark zu geniessen?
Man erfreut sich vielleicht an anderen Dingen als es der Besucher tut: Es ist immer wieder schön, den ersten Schrei des Turmfalken zu hören, wenn er im Frühling seinen Wohnsitz im Schlossturm bezieht. Auch die Entdeckung einer neuen Wildorchidee ist aufregend. Besonders die Wetterstimmungen sind hier am See immer wieder eindrücklich. Ein Genuss ist es aber vor allem, wenn man fühlt, dass die Besucher diesen Park und dessen Einzigartigkeit schätzen und respektieren.


Wo im Schlosspark fühlen Sie sich besonders wohl? Gibt es einen Grund dafür?

Am wohlsten fühle ich mich bei der Orangerie, für mich ist sie wie das Herz des Schlossparkes: ein zentraler Ort mit gutem Überblick über den Park. Das Gebäude bietet Schutz und wir können dort die nicht winterharten Kübelpflanzen überwintern. Die Orangerie ist aber auch ein Ort, an dem Neues entstehen kann. Bis 2018 war sie Produktionsstätte zahlreicher Pflanzen. Nun mit den Schaukästen ist sie ein Ort der Interessen-Vermittlung. Für uns ist die Orangerie ein wichtiger Arbeitsraum. Von hier aus machen wir uns täglich an die Arbeit am Unterhalt und Erhalt dieses einmaligen Parks. 


Bis heute bestimmen exotische Mammutbäume, Nadelhölzer und Laubbäume das Erscheinungsbild des Schlossparks.

Der Schlosspark

Bis heute bestimmen exotische Mammutbäume, Nadelhölzer und Laubbäume das Erscheinungsbild des Schlossparks. Der aus Hainbuche bestehende, 60 Meter lange und begehbare Laubengang am See ist in seiner Art vermutlich einzigartig; nicht nur romantische Gefühle werden geweckt, an heissen Sommertagen spenden die Bäume auch erfrischenden Schatten. Ein so schöner Park benötigt viel Sorgfalt. Deshalb gehören zur Anlage auch Bauten, die mit der Gartenpflege zu tun haben: das 1855/1856 erbaute Gärtnerhaus und die seit 1862 genutzte Orangerie. Das 1853 errichtete Kinderchalet ist den Grafenkindern gewidmet. Das kann man einer Inschrift an der Südfassade entnehmen. Für die heutigen Kinder gibt es auf dem von Linden gesäumten Kiesplatz bei der Pergola verschiedene Spielmöglichkeiten. Im östlichen Teil des Parks findet man das Koniferentälchen, das vom Besitzer W.M. Measey angelegt wurde, und das bekannte Schweizerkreuz am Seeufer. 


Das Schweizerkreuz 

Vom See aus ist das traditionsreiche Schweizerkreuz gut sichtbar. Die dafür bepflanzte Fläche beinhaltet rund 1800 Pflanzen. Sie besteht aus Begonien, Alternantera (rote und grüne Papageienblätter) und Helichrysum (Gnaphalium) und wird jedes Jahr neu angepflanzt. Damit das Schweizerkreuz möglichst präzise aufblüht, braucht es viel Konzentration und Fingerspitzengefühl beim Setzen. Die Bepflanzung dieser Fläche von sechsundzwanzig Quadratmetern ist deshalb enorm zeitaufwendig. Sponsoren helfen mit, das Schweizerkreuz alle Jahre wieder zum Blühen zu bringen. Für fünfundzwanzig Franken kann bereits ein Viertel eines Quadratmeters sichergestellt werden. Sponsorinnen und Sponsoren werden auf der Webseite und auf der Tafel beim Schweizerkreuz genannt, wer will, kann aber auch anonym bleiben.


Baumgalerie im Park 

Ausgewählte Bäume werden durch siebzehn Tafeln genauer vorgestellt. Darauf finden sich Informationen zur Symbolik und zur Heilkraft der einzelnen Baumarten, aber auch passende Gedichte und Sprüche. Zu allen Zeiten wurden Bäume als Kraftfelder erlebt, in denen Schutz, Erholung und Gesundung gesucht werden konnte. Mythen, Geschichten und Traditionen ranken sich um jeden Baum. Auf dem Rundgang durch den Park kann der alte Baumbestand von einer ganz anderen Seite kennengelernt werden. Im Kinderchalet steht zudem eine Kommode mit Schubladen, worin auch Kinder viel Wissenswertes und Märchenhaftes zu den Bäumen finden können.


Besonders die Wetterstimmungen sind hier am See immer wieder eindrücklich.

Kontakt
Stiftung Schloss Oberhofen 
3653 Oberhofen, Telefon 033 243 12 35, info@schlossoberhofen.ch

Öffnungszeiten Schlosspark
17. Mai bis 1. Aug. 9.00–21.00 Uhr

2. Aug. bis 19. Sept. 9.00–20.00 Uhr
20. Sept. bis 24. Okt. 9.00–19.00 Uhr

25. Okt. bis 22. Dez. 9.00–17.00 Uhr

www.schlossoberhofen.ch