Seit 50 Jahren im Dienst von Menschen mit Beeinträchtigung

Seit 50 Jahren im Dienst von Menschen mit Beeinträchtigung

Seit 50 Jahren im Dienst von Menschen mit Beeinträchtigung

Offiziell wurde die SILEA – die Stiftung für integriertes Leben und Arbeiten – am 1. Mai 1967 als «Stiftung Invalidenwerkstätten Region Thun» gegründet. Dieses Jahr feiert man das 50-Jahr-Jubiläum mit vielen Aktivitäten, die bereits stattgefunden haben oder noch stattfinden werden.

Text: Thomas Bornhauser |  Fotos: zvg

Die SILEA steckt in derselben Zwickmühle wie viele sozial tätige Institutionen: Einerseits soll die Öffentlichkeit wissen, was diese Unternehmen Gutes für die Gesellschaft leisten, andererseits will man damit aber nicht hausieren gehen. Nur: Man kann nicht ein bisschen schwanger sein. Und das wiederum heisst auch für die SILEA: Man muss wissen, was die Institution leistet, ohne die unterstützten und begleiteten Menschen ins Schaufenster zu stellen. Ein Balanceakt der schwierigsten Art. Das 50-Jahr-Jubiläum kommt als «Kick-off» für die Öffentlichkeitsarbeit gerade zur richtigen Zeit, weil nämlich grundlegende Änderungen bei der Finanzierung anstehen. Davon wird noch zu lesen sein.

Keine Gewinnmaximierung

Im neuen, vom Stiftungsrat verabschiedeten Leitbild steht unter anderem geschrieben: «Gestützt auf das Behinderten-Konzept des Kantons Bern bietet die SILEA Menschen mit Unterstützungsbedarf aktive Teilhabe und Begleitung in ihrer Lebensgestaltung. Erwachsene Menschen mit kognitiver, psychischer oder mehrfacher Beeinträchtigung finden in der SILEA vielfältige Angebote. Wir stärken Menschen darin, ihre Rechte und Pflichten möglichst selbstbestimmt und kompetent wahrzunehmen. Wertschätzende Zusammenarbeit, Engagement und Mitverantwortung sind Grundlage dazu. Fachpersonal unterstützt und begleitet Menschen in ihrer Lebensgestaltung, der Entwicklung und Erhaltung ihrer Fähigkeiten und Kompetenzen.»

Womit wir bereits voll beim Thema wären: Denn immer und überall ist von allen Unternehmen zu lesen, dass ihre Kunden im Mittelpunkt stehen, dass ihre Mitarbeitenden das wertvollste Kapital darstellen. Man mag es schon beinahe nicht mehr lesen, derart abgedroschen sind diese Phrasen. Unterscheidet sich die SILEA denn von anderen Unternehmen?

«Sie mögen mit dieser Einschätzung sogar Recht haben», sagt Alexander Fiechter, Mitglied des Stiftungsrats, «nur sollten Sie nicht vergessen, dass die SILEA mehr als nur ein gewöhnliches Unternehmen ist. Unser Ziel ist nicht die Gewinnmaximierung. Wir sind auch nicht an der Börse. Unsere Aufgabe besteht darin, Menschen zu unterstützen, die in unserer Hochleistungsgesellschaft nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen, damit sie in den Genuss einer möglichst aktiven Teilhabe kommen.» Unterstützt werden diese Menschen mit einer Beeinträchtigung nicht von auf Umsatz getrimmten Mitarbeitenden, sondern von Leuten, die ihr soziales und fachliches Engagement als Aufgabe ansehen, nicht als Arbeit. Dienst nach Vorschrift hat im Alltag der Mitarbeitenden bei SILEA keinen Platz, im Vordergrund steht das Wohl der Menschen mit Beeinträchtigung.

Gute Stimmung beim Nähen in der Abteilung Aare.

40 Tonnen Wäsche werden pro Jahr verarbeitet.

Spiel und Spass in der Gymnastikhalle.

Veränderungen als Alltag

Und damit auch dies bei gleicher Gelegenheit klargestellt wäre: SILEA geht nicht verschwenderisch mit den zur Verfügung stehenden Geldern um, kann das auch gar nicht. Die Institution stellt ihre Finanzierung durch Leistungsverträge nachhaltig sicher. Innerhalb der vorgegebenen gesetzlichen Möglichkeiten strebt man einen positiven Abschluss an und investiert nur, wenn die Finanzen gesichert sind.

Der Stiftungsrat besteht aus fünf Mitgliedern, zurzeit Heidi Meyer (Präsidentin, Bereich Öffentlichkeitsarbeit/Marketing), Hans-Rudolf Burkhard (Vizepräsident, Finanzen), Alexander Fiechter, Anton Genna und Rolf Wiggenhauser. Drei Mitglieder teilen sich die Geschäftsleitung: Christof Trachsel (Wohnen/Tagesstruktur), Marianne Wälti (Finanzen/Administration) sowie Hans Rudolf Zaugg (Produktion/Infra- struktur).

Mit den rasanten Veränderungen in unserer Gesellschaft – angefangen bei der Technik bis hin zur Tatsache, dass wir immer älter werden – haben sich auch die Aufgaben gegenüber Menschen, die handicapiert sind, geändert. Wurden diese noch vor nicht einmal 100 Jahren weggesperrt, sind wir heute dafür verantwortlich, dass sie wahrgenommen und integriert werden. Eine Aufgabe, die sich so leicht zu Papier bringen lässt, im Alltag aber eine gewaltige Herausforderung darstellt – vor allem an die Mitarbeitenden, die sich ebenfalls weiterbilden, um ihrer Aufgabe gerecht werden zu können.

Unser Ziel ist nicht die Gewinnmaximierung. Wir sind auch nicht an der Börse.

«Früher war es so, dass den behinderten Menschen in einem Heim gesagt wurde, wie der Hase läuft, was sie zu tun hatten. Heute geht man viel individueller auf sie ein, will heraushören, was ihnen Freude bereitet, was unter Umständen weniger», sagt Alexander Fiechter, Stiftungsrat der SILEA und Leiter des Domicil Selve Park, den wir auch aus Anlass unserer Reportage über Ernst Scherz treffen (siehe Seiten 78–83 dieser Ausgabe). Was ihm besonders wichtig ist: Man fordert die Menschen mit Beeinträchtigung nicht bloss, man unterstützt und begleitet sie individuell, im Rahmen ihrer ganz persönlichen Möglichkeiten.

Über 240 Erwachsene arbeiten an möglichst normalisierten, angepassten Arbeitsplätzen oder nutzen das Atelierangebot. Das Wohnangebot der SILEA nutzen derzeit 76 Erwachsene in verschiedenen Wohngruppen an verschiedenen Standorten sowie drei weitere Personen in einer Wohnung in Thun. Ein Ferien- und Notfallbett ergänzt das Angebot. Über 130 Mitarbeitende sind für die Stiftung SILEA tätig. Die SILEA ist somit auch ein wichtiger Arbeitgeber in der Region Thun.

Die Hauswirtschaft

Wirtschaft beginnt mit der Hauswirtschaft. Beim Waschen, Putzen, Einkaufen, Essen, Verkaufen, Dekorieren, Anlässe organisieren oder Gäste bewirten: Überall in der Hauswirtschaftsabteilung der SILEA treffen Sie auf Mitarbeitende mit und ohne Beeinträchtigung. Es gibt 28 angepasste Arbeitsplätze in den Bereichen Wäscheversorgung, Verpflegung und Hausdienst. Die Menschen mit Beeinträchtigung werden gemäss ihren Fähigkeiten und Möglichkeiten in eine der Gruppen eingeteilt. Dabei erledigen sie die täglich anfallenden Arbeiten zum Teil selbständig oder mit Unterstützung der jeweiligen Gruppenleitenden.

Wohnen/Tagesstruktur

Allein über diesen Bereich liessen sich problemlos mehrere Seiten füllen. Aus Platzgründen deshalb nur einige der wichtigsten Aspekte zum Wohnen und zur Tagesstruktur. Der SILEA ist es wichtig, dass die Bewohnenden eine Atmosphäre der Geborgenheit, der Wärme und der Offenheit vor- finden, aber auch eine gezielte Unterstützung und Begleitung in allen Lebensbereichen zur Entwicklung und Erhaltung ihrer Fähigkeiten und Kompetenzen. Die SILEA fordert aber auch Eigenverantwortung und Teamarbeit ein. Die Zimmer können individuell eingerichtet werden, für die Gestaltung der Freizeit stehen Therapiebad, Turnhalle und Cafeteria, aber auch ein vielfältiges Freizeitangebot im Sozialraum Thun zur Verfügung.

 In der Schreinerei wird ein Auslauf zum Kleintierstall montiert.

Die Produktion

Im Arbeitsbereich für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung bietet die SILEA 102 Arbeitsplätze und zwei IV-Anlehrplätze an. Für Menschen mit psychischer Beeinträchtigung kommen 37 Arbeitsplätze hinzu. Diesem Bereich ist zusätzlich das Angebot «aareBrügg» angegliedert, konzipiert als Startpunkt zur sozialen Stabilisierung und Integration mit kleinem Arbeitspensum. Die Produktion erbringt Dienstleistungen für Industrie und Gewerbe vorwiegend im Wirtschaftraum Thun, aber auch darüber hinaus. Holzspielwaren, Kleintierställe, Werbe- und Kundengeschenke sowie individuell gefertigte Geschenkartikel aus den Ateliers, die in der eigenen Geschenkboutique an der Gwattstrasse 109 angeboten werden, runden die Produktepalette ab.

Die Herausforderung

Wie wichtig die öffentliche Wahrnehmung für die SILEA ist, zeigt das folgende Beispiel, das hier sehr vereinfacht wiedergegeben wird: Bis heute ist es üblich, dass die Kantone ihre Beiträge im Rahmen der Leistungsverträge direkt an Institutionen wie die SILEA überweisen. Hier steht aber im Kanton Bern eine entscheidende Veränderung an. Demnach erhalten künftig Menschen mit Unterstützungsbedarf oder ihre Bevollmächtigten die Gelder direkt und können somit selber entscheiden, welche Angebote und Dienstleistungen sie für sich beanspruchen wollen. Sie können also frei wählen. Dass die SILEA deshalb wahrgenommen werden will, ist verständlich, gibt es doch auch in der Region Thun andere Institutionen mit ähnlichen Angeboten und Dienstleistungen.

1969: Erste Arbeitsplätze in der Montage.

1969: Erste Werkstatt an der Eisenbahnstrasse.

«Das Jubiläum ist für die SILEA ein Grund zum Feiern. Dazu gehört nebst dem Blick zurück vor allem auch der Blick in die Zukunft», sagt Stiftungsratspräsidentin Heidi Meyer. Kommende Herausforderungen will man als Chance für Entwicklung und Neu- orientierung nutzen. Den zuvor erwähnten Veränderungen im Behindertenbereich will man «vorausschauend und mit Respekt» entgegentreten. 

Gut zu wissen

Die Seele der Pflanzen – für das Wohlbefinden der Menschen:

Bergamotte, «Lichtblick-Öl»
Frisch, grün-fruchtig, leicht süsslich. Kann körperliche und seelische Spannungen abbauen; Lichtbringer in seelischen Tieflagen.

Eukalyptus, «Schnupfnasen-Öl»
Frisch, klar, krautig. Unterstützend in der kalten Winterzeit und konzentrationsfördernd für einen klaren Geist.

Geranium, «Kommunikations-Öl»
Rosenartig, blumig, leicht frisch. Öffnet die Augen für die Schönheiten des Lebens; bei schlechten Gedanken und unfreundlichen Stimmungen.

Grapefruit, «Freude-Öl»
Fruchtig, frisch, leicht herb, süss. Weckt die Lebensgeister bei Niedergeschlagenheit, vermittelt Leichtigkeit, Lebenslust und Vitalität.

Lavendel, «Nerven-Öl»
Frisch, zart-blumig, luftig, klar. Mildes, gut verträgliches Öl, auch für Kinder, bei Unruhe, Stress und Abgespanntheit. Hautreinigend bei Wunden und Insektenstichen.

Lemongras, «Sonnenschein-Öl»
Spritzig, kräftig, zitrusartig. Bringt Sonnenschein in die Seele, Frische und Klarheit in ermüdende und festgefahrene Situationen.

Orange süss, «Glücks-Öl»
Fruchtig, warm, süss. Vermittelt Wärme, Heiterkeit und Mitgefühl; bei Problemen und schwierigen Gefühlen werden die Gedanken leichter. Für Kinder gut geeignet.

Palmarosa, «Haut-Antistress-Öl»
Blumig, rosenartig, süsslich. Ideal bei leichten Hautproblemen, wirkt entspannend durch Regulierung der Stresshormonproduktion.

Pfefferminze, «Kopfwohl-Öl»
Minzig, luftig, frisch. Zur Erfrischung und bei Wetterfühligkeit, für kristallklare Gedanken.

Rose, «Frauenöl»
Blumig, süss, lieblich, betörend. Rose öffnet die Augen für die Schönheiten des Lebens, bei Angstzuständen und emotionalen Schwankungen.

Rosmarin, «Morgenmuffel-Öl»
Würzig, frisch, krautig. Regt die Lebensgeister an, ideal für Menschen, die den Tag nur mühsam beginnen können.

Tanne weiss, «Rücken- und Gelenk-Öl»
Waldig, frisch, grün. Vermittelt Kraft, Mut und Ausdauer. Die wärmende Wirkung ist ideal bei verspannten Muskeln.

Teebaum, «Hautwunder-Öl»
Würzig, krautig, kampferig. Desinfizierend, hautklärend, kühlend bei hitzigen Köpfen und unterstützend für logisches Denken.

Thymian, «Winter-Öl»
Herb, kräuterartig, würzig. Unterstützend in der Winterzeit, luftdesinfizierend, wärmend, schenkt Mitgefühl für andere.


Duft-Medizin

Ätherische Öle und ihre therapeutische Anwendung

ISBN: 978-3-86191-074-9

CHF 28.90

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