Matthias Zellweger: Es gibt Orte, wo man wohnt, und andere, wo man zuhause ist.»

Matthias Zellweger: Es gibt Orte, wo man wohnt, und andere, wo man zuhause ist.»

Matthias Zellweger: Es gibt Orte, wo man wohnt, und andere, wo man zuhause ist.»

Heute beginnen wir mit einer neuen Serie, die sich «Hausbesuche» nennt. Als Lesende sollen Sie Einblick in die Welt von interessanten Menschen in ihrem Zuhause erhalten. Den Beginn machen wir mit Matthias Zellweger, der in Architektur-Fachkreisen und in der Politik in und um Thun kein Unbekannter ist. 

Text und Bilder: Thomas Bornhauser

Schmunzeln ist angesagt, als Matthias Zellweger auf die Sekunde genau vor dem Haus an der Niesenstrasse 5 in Thun einfährt, wo der Schreibende schon zweimal erfolglos geklingelt hat. Obwohl der 56-Jährige dem deutsch-schweizerischen Schauspieler Antoine Monot jun., der in der Serie «Ein Fall für Zwei» Rechtsanwalt Benjamin «Benni» Hornberg verkörpert – auch er mit Drahtesel, Umhängetasche und Helm unterwegs – überhaupt nicht ähnlich sieht, erinnert er doch an ihn.

 

Der Bahnhof Thun als Auslöser

 

«Wie kommen Sie eigentlich auf mich als Gesprächspartner?», will Matthias Zellweger wissen. «Sie wurden mir von der Chefredaktorin von ThunerseeLiebi genannt, mehr weiss ich nicht», bekommt er zu hören. Im Laufe der nächsten beiden Stunden stellt sich heraus, weshalb dem so ist: Der gelernte Architekt (siehe Kästchen) wohnt nicht bloss in einer extrem schönen Gegend, sondern in der Parterre-Wohnung eines modernen Dreifamilienhauses, wo Innenraum und Aussenbereich zu einer atemberaubenden Symbiose verschmelzen. Doch davon gleich. 

Zuerst einige Worte zum Seefeld-Quartier, das zwar in unmittelbarer Nähe des Thuner Bahnhofs liegt, aber abgeschottet von den Lärmemissionen der Züge und des Verkehrs. Auffallend, wenn man die Niesenstrasse entlangläuft: Es ist eine eigentliche Baumallee, mit alten Villen beiderseits der Strasse, seinerzeit als «Velomatte» bekannt, als es den Bahnhof Thun noch nicht gab. Und eben dieser Bahnhof der Schweizer Centralbahnen SCB veränderte mit der Eröffnung der Bahnstrecke Bern-Wylerfeld nach Thun am 1. Juli 1859 die Nutzung des umliegenden Gebiets. Die gleichen Investoren, die sich beim Grand Hotel Thunerhof engagiert hatten, erklärten die «Velomatte» zum Entwicklungsschwerpunkt und begannen mit der Parzellierung des Geländes, logischerweise für wohlhabende Bürger, zu denen auch Offiziere des 1819 eröffneten und 1863 dank der Militärschule mit seinen Betrieben stark expandierten Waffenplatzes Thun zählten.

 

Claude Monet hätte seine Freude

 

Merkmal der damals abgesteckten Parzellen: Sie waren für die vorgesehene Klientel gross. Sehr gross, so dass zu jeder Villa auch Vorgarten und Garten gehörten. Im Laufe der Jahrzehnte ging es auch im Seefeld darum, den Wohnungsbau zu verdichten, so dass sich heute sogar Gebäude in den ehemaligen Gärten befinden, weil derart gross bemessen. In den Sechzigerjahren realisierte die New Church of English Christ die Liegenschaft an der Niesenstrasse 5 als ein Gemeinschaftshaus und veräusserte dasselbe Grundstück 2009 – worauf das Haus zurückgebaut und stattdessen das heutige Dreiparteienhaus realisiert wurde. 

Als Käufer und Architekt lag es für Matthias Zellweger auf der Hand, dass die neue Liegenschaft einen «offenen Bezug von Innen- und Aussenraum» haben musste, entsprechend konsequent ist denn auch der Übergang von Wohn- resp. Esszimmer und Gartenanlage. «Das Auge muss Platz haben», sagt er, «der Blick darf nicht durch einen überstellten Raum eingeengt werden.» 

Was er damit konkret meint, lässt sich sowohl im Innen- wie auch im Aussenbereich mit je einem Beispiel feststellen. Der kleine Schwimmteich mit angrenzendem Seerosenteich würde selbst Claude Monet zu neuen Gemälden inspirieren… und an verschiedenen Wänden hängen Werke des Aargauer Malers Adolf Weber, den man möglicherweise im Bärnbiet nicht gut kennt, der jedoch mit seiner einzigartigen Technik – auch mit filigranen Fingerspielereien – extrem eindrückliche Gemälde geschaffen hat. Das Spannende daran: Die zum Teil dick aufgetragene Ölfarbe ist je nach Schicht nicht ausgetrocknet, so dass man beinahe verführt wird, den eigenen Fingerabdruck zu hinterlassen.

 

ThunerseeLiebi – «Dr Thunersee liebi»

 

Zurück in den Garten – besser gesagt, in die Gartenanlage. Matthias Zellweger: «Wir haben bewusst in die Bepflanzung investiert, denn die Möblierung des Aussenraums kennt den gleichen Wert wie der Innenraum, mit dem Umstand, dass der Garten zehnmal grösser ist als der Wohnbereich…» Im gedeckten Bereich fällt ein Töggelikasten auf, dahinter eine gülden geschwungene Verzierung, die sich in den Aussenbereich an der Wand fortführt. Es handelt sich dabei um einen Teil der ursprünglichen Bugzier der alten «Blüemlisalp». Überhaupt ist der Thunersee für den Thuner etwas ganz Spezielles, mit ein Grund, weshalb es ihn nie von Thun weggezogen hat. Nebenbei erwähnenswert: Sein Büro befindet sich im schmalsten Haus der Schweiz, an der Oberen Hauptgasse 75 in Thun, nur zehn Meter hoch und etwas über 2 Meter breit, seine Liegenschaft hat der Architekt 2019 umbauen lassen, und nutzt sie selbst. 

Abschliessend sagt er Nachhaltiges: «Es gibt Orte, an denen man wohnt oder arbeitet – wie an der Oberen Hauptgasse – und Orte, wo man zuhause ist.» Es ist nicht schwer zu erraten, welcher Ort damit gemeint ist.

 

Matthias Zellweger

1967 geboren, spricht der verheiratete Thuner lieber von der Gegenwart und Zukunft als über die Vergangenheit. Dennoch einige Eckdaten: Von 1990 bis 2000 leitete der gelernte Architekt HTL die Firma Zellweger Architekten in Zürich und Thun, die anschliessenden 18 Jahre war er Mitinhaber und Projektleiter bei den Zellweger Architekten in Thun, die heute sein früherer Mitarbeiter leitet. Seit 2018 betreut Matthias Zellweger – «ich hatte Lust, Neues anzugehen» – mit seiner Firma Klienten, die zielorientiert an Herausforderungen arbeiten. Dabei handelt es sich um die Befähigung, einen Beitrag zur Personenentwicklung und zum Unternehmenserfolg zu leisten. Einen persönlichen Sparrings-Partner zu haben, kann enorm hilfreich sein. Er kann den Klienten unterstützen, sich besser wahrzunehmen und zu mehr Authentizität zu gelangen, seine Stärken besser zu nutzen und in den für ihn wichtigen Bereichen zu wachsen.