Glücksbringer auf sechs Beinen: der Marienkäfer

Glücksbringer auf sechs Beinen: der Marienkäfer

Glücksbringer auf sechs Beinen: der Marienkäfer

Sobald die Sonne im Frühling an Kraft gewinnt, krabbeln Marienkäfer aus Mauerritzen und Laubhaufen hervor. Die weltweit verbreiteten halbkugeligen Käfer sind anhand ihrer charakteristischen Punkte leicht zu erkennen.

Text: Anja Rüdin  |  Fotos: zvg

«Himelgüegeli», «Liebgottchäferli», «Katriinegüegeli» … Die Liste der verschiedenen Namen von Marienkäfern in lokalen Dialekten könnte noch lange weitergeführt werden. Egal wie man sie nennt, die kleinen Käfer sind in der Bevölkerung als Glücksbringer bekannt und gern gesehen. Die Beliebtheit und Bekanntheit der Marienkäfer lässt sich auf ihr unverkennbares Aussehen und auch ihre Häufigkeit zurückführen: Weltweit zählt man bis zu 4500 verschiedene Arten, alleine in der Schweiz sind es rund 80. In Deutschland und der Schweiz am weitesten ver­breitet ist der Siebenpunkt-Marienkäfer, der klassische Glücksbringer, oder aber der Zweipunkt-Marienkäfer. Mittlerweile sieht man auch den asiatischen Harlekin-Marien­käfer mit insgesamt 19 Punkten sehr häufig.

Mit einer Grösse von einem bis zwölf Millimetern sind Marienkäfer zahlreichen Fressfeinden wie Vögeln, Spinnen, Eidechsen und anderen Insekten unterlegen, aber dennoch nicht wehrlos ausgeliefert. Zum einen dient ihre kräftige Färbung als Warnsignal, und auch ihr Blut ist unangenehm bitter. Zum anderen können Marienkäfer bei Gefahr ein gelbliches Sekret ausscheiden, das nicht nur streng riecht, sondern auch giftig ist. Für uns Menschen ist es nicht schädlich, aber einige Tiere werden damit wirkungsvoll in die Flucht geschlagen.

Invasion der Glücksbringer

In den Herbstmonaten hat es oft Marienkäfer, wohin man schaut. Auf der Suche nach geeigneten Winterquartieren sitzen sie teils in grossen Schwärmen auf Balkongeländern, Hauswänden oder Pflanzen und versammeln sich so für die gemeinsame Winterruhe. Anschliessend machen es sich Marienkäfer in den verschiedensten Hohlräumen wie Dachsparren, Mauerritzen oder auch Laubhaufen gemütlich und überdauern in diesen Massenansammlungen die unfreundliche Jahreszeit in einer Winterstarre.

Sobald dann im Frühjahr die Sonne an Kraft gewinnt, krabbeln die Marienkäfer wieder aus all diesen Hohlräumen hinaus und begeben sich auf Futtersuche. Teils fand die Begattung der Weibchen schon im Herbst statt, teils passiert dies erst im Frühling. Die Eier werden danach an Zweigen oder Blattunterseiten abgelegt. Nach etwa einer Woche schlüpfen bereits die Larven. Diese sind meist langgestreckt und plump, mit schwarzen oder roten Warzen auf ihrem Körper, woraus wiederum borstige Haare oder Dornen entspringen. Übrigens lässt sich in den meisten Fällen von der ­Farbe der Larven auf die Färbung des ausgewachsenen Käfers schliessen.

Schon die Marienkäferlarven ernähren sich ausschliesslich von Blattläusen und sind sehr gefrässig, weshalb sie auch ­«Blattlauslöwen» genannt werden. Wenn die ­Larven genug Blattläuse gefuttert haben, verpuppen sie sich nach einigen ­Wochen. Bald schlüpfen dann die fertigen Marienkäfer, diese sind zunächst aber noch ganz gelb gefärbt. Ihre endgültige Farbe erscheint erst nach einigen Stunden beim Aushärten der Flügeldecken.

Von Punkt zu Punkt

Die charakteristischen Punkte auf den Flügeldecken der Marienkäfer sind symme­trisch angeordnet. Die Punkte geben aber, entgegen einem weitverbreiteten Irrtum, nicht etwa das Alter an, sondern sind kennzeichnend für die verschiedenen Arten und verändern sich folglich im Laufe des Lebens nicht. Bekannt sind Arten mit 2 bis 24 Punkten. Auch farblich gibt es von Art zu Art starke Variationen, denn wie sich das Glück in verschiedenen Formen zeigt, so ist auch der Marienkäfer sehr formen- und ­artenreich. Marienkäfer kommen in den Farben Rot, Orange, Gelb, Braun und sogar Schwarz vor – jeweils mit oder ohne Punkte. Kopf-, Brust- und Unterseite hingegen sind bei den meisten Arten schwarz gefärbt, nur selten sind hellbraune oder rostbraune Färbungen zu sehen. Die Artenbestimmung ist bei Marienkäfern besonders schwierig, da dieselbe Art in Dutzenden Varianten vorkommen kann.

Marienkäfer bevorzugen warmes Klima und treten dort auch artenreicher auf als in kälteren Regionen. Hauptsächlich kommen sie in den Subtropen und Tropen vor sowie auf tropischen Inseln. Vergleicht man beispielsweise die Artenvielfalt im Norden und Süden Europas, wird die Vorliebe für warmes Klima schnell ersichtlich. Marienkäfer besiedeln Wälder, Wiesen, Trockenrasen, Moore und Heiden, aber auch Parks und Gärten. Ihre Lebensräume hängen oft stark von den benötigten Pflanzen sowie der vorhandenen Nahrung ab. Wer viele Marienkäfer in seinem Garten vorfindet, kann sich glücklich schätzen – denn die gepunkteten Käfer werden ihrem Ruf als Glücksbringer gerecht und treten jeden Frühling zur Blattlausbekämpfung an.

Die charakteristischen Punkte auf den Flügeldecken der Marienkäfer sind symmetrisch angeordnet. Die Punkte geben aber, entgegen einem weit- verbreiteten Irrtum, nicht etwa das Alter an, sondern sind kennzeichnend für die verschiedenen Arten und verändern sich folglich im Laufe des Lebens nicht.

Sechsbeiniger Sympathieträger

Die Beliebtheit der Marienkäfer lässt sich auf die Nützlichkeit im Gartenbau und in der Landwirtschaft zurückführen. Wegen ihres enormen Appetits auf Blattläuse ­werden sie in der biologischen Schädlings­bekämpfung eingesetzt. Es gibt Spezial­firmen, die Marienkäfer züchten und an interessierte Betriebe versenden. Dieser gezielte Einsatz zur biologischen Bekämpfung von Schädlingen führte aber in der Vergangenheit auch dazu, dass einheimische Arten verdrängt wurden und werden. So verbreitete sich beispielsweise der importierte Harlekin-Marienkäfer aus Asien in Europa. Zuerst wurde er nur gewerbsmässig im Gartenbau eingesetzt, inzwischen ist er aber längst in der freien Natur ansässig und mancherorts schon häufiger anzutreffen als heimische Marienkäferarten.

Ihre Eigenschaft als Schädlingsbekämpfer ist schon lange bekannt und soll auch den von der Jungfrau Maria abgeleiteten Namen der gepunkteten Krabbler beeinflusst haben. In ihrem Auftrag nämlich, so glaubte man früher, seien die Käfer in der Schädlingsbekämpfung tätig und sollten zudem vor Hexen und Unheil schützen. Mit der Zeit entwickelten sich Marienkäfer zum allgemeinen Glückssymbol, das zu einem beliebten Motiv auf Glückwunschkarten, Briefmarken oder in der Kunst wurde und auch heute noch ist.

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