Den unerwünschten Bakterien im Wasser auf der Spur

Den unerwünschten Bakterien im Wasser auf der Spur

Den unerwünschten Bakterien im Wasser auf der Spur

Im Wasserlabor der Stadt Thun kommen Wasser und andere Lebensmittel unter die Lupe. Ein Besuch vor Ort zeigt, wie die unbeliebten kleinen Lebewesen überführt werden können.

Sie sind klein und bestehen aus nur einer Zelle: Bakterien. Während die einen dem Körper dienen, können andere schaden. Das Wasserlabor der Stadt Thun an der Allmendstrasse spürt die für Menschen unerwünschten kleinen Lebewesen auf.

Trinkwasser im Test

Im kleinen Labor sind zahlreiche Geräte zu sehen. Es riecht ähnlich wie in einer Käserei. Warum, wird noch nicht klar. Die zwei Biologielaborantinnen Samira Locher und Alexandra Däppen sind dabei, Petrischalen zu präparieren. Gut 15 Trinkwasserproben, abgefüllt in braune Fläschchen, gilt es zu überprüfen. «Das Thuner Trinkwasser ist zwar qualitativ einwandfrei, aber damit das so bleibt, lässt es die Energie Thun wöchentlich bei uns überprüfen», sagt Samira Locher, Laborantin und Leiterin des Wasserlabors. Es sind Proben des Wassers aus Reservoiren, Pumpwerken oder Brunnen.

Mit Sicherheit sauber

Auch andere Unternehmen, Privatpersonen oder Quellenbesitzende können im Wasserlabor Trinkwasser testen lassen. Jedes Jahr kommen rund 2500 Analysen zusammen. Das Labor prüft die Proben gemäss Trinkwasserverordnung spezifisch auf die beiden Fäkalbakterien E. Coli und Enterokokken und bestimmt die Gesamtkeimzahl, also die Menge aller Bakterien im Wasser. «Die beiden Fäkalbakterien vermehren sich schnell und können Menschen krank machen, insbesondere bei schwachem Immunsystem», erklärt Samira Locher. Im grössten Teil der Trinkwasser-Proben stellt das Wasserlabor keine gefährlichen Bakterien fest. Bei Wasserproben privater Quellen treten in seltenen Fällen Verunreinigungen auf und es müssen entsprechende Massnahmen getroffen werden.

Reproduktion der Bakterien

Zur .berprüfung jeder Bakterienart nutzen die beiden Laborantinnen eine separate Petrischale. Konzentriert nimmt Samira Locher mit einer Pipette einen Milliliter Wasser aus einer braunen Flasche und platziert den Tropfen in der Petrischale. Zunächst bestimmt sie die Gesamtkeimzahl. «Damit die Bakterien einen Nährboden erhalten, kommt nun flüssiger Agar hinzu, ein Geliermittel aus Algen», erklärt sie. In einem Wärmeschrank verfestigt sich der Agar und die Bakterien können sich bei konstant 30 Grad während drei Tagen vermehren. Samira Locher erklärt: «Idealerweise bilden sich nur wenige Bakterienkolonien in der Petrischale. Eine hohe Gesamtkeimzahl wäre ein Indiz für verunreinigtes Wasser.» Unterdessen brodelt es auf einem Kochherd. In heissem Wasser sterilisieren die Laborantinnen Metalltrichter, die sie für die Analyse von E. Coli-Bakterien und Enterokokken benötigen. Auch eine Vakuumpumpe, die Wasser durch ein Filterpapier saugt, kommt zum Einsatz. Zum Schluss landen die Filter mit einem spezifischen Agar ebenfalls in der Wärmekammer.

Zeitintensive Prüfung

«Viele haben das Gefühl, sie bekämen das Ergebnis wie in einer Fernsehserie innert weniger Minuten, doch nach dem Präparieren müssen die Bakterien erst einmal wachsen», sagt Samira Locher. Das kann je nach Bakterium zwischen einem und zehn Tage dauern. Auf einem Tisch liegen verschiedene Petrischalen, eine bunter als die andere. Samira Locher erklärt, dass die Art des Agars die Farbgebung der Punkte beeinflusst und die Bakterien ersichtlich macht. «Ein Punkt in den Petrischalen ist dabei nicht ein Bakterium, sondern eine ganze Bakterienkolonie, die im Prüfprozess gewachsen ist», so die Laborantin.

Mehr als Wasser

Auf dem Tisch sind auch Petrischalen mit Listerien und Salmonellen aus Lebensmitteln zu sehen. Das Wasserlabor untersucht nämlich nicht nur Trinkwasser, sondern auch Badewasser und Lebensmittel. «Im Dusch- und Badewasser sind Legionellen eine potenzielle Gefahrenquelle. Diese Bakterien lösen eine gefährliche Lungenkrankheit aus», erklärt Samira Locher. Eine Analyse von Wasserproben auf Legionellen ist deshalb zum Beispiel im Hotelgewerbe gemäss Branchenleitlinie mindestens jährlich vorzunehmen. Das Wasserlabor prüft unter anderem Proben von Hotels, Altersheimen, Spitälern oder Schwimmbädern. «Je nach Auftrag erheben wir die Proben selbst. Das macht unseren Beruf sehr abwechslungsreich», sagt Leiterin Samira Locher. In der Badesaison besuchen die beiden Laborantinnen beispielsweise einmal pro Monat das Strandbad, um eine Probe des Badewassers zu entnehmen. Ebenfalls gefährlich sind Bakterien wie Listerien oder Salmonellen, die in Lebensmitteln auftreten können. Durchfall oder grippeähnliche Symptome sind die Folge. «Wir untersuchen zum Beispiel frischen Käse aus Alpkäsereien oder vorgekochtes Gemüse aus Restaurants », erklärt Samira Locher. Es sind denn auch mehrere Käselaibe im Labor zu sehen, was den zu Beginn festgestellten Geruch erklärt. Wo Wasserlabor draufsteht, ist also noch mehr als Wasserlabor drin.