Südländisches Feeling am Thunersee
Südländisches Feeling am Thunersee
Das idyllisch in Leissigen am See gelegene Häuschen lässt auf den ersten Blick nicht vermuten, dass es als eine von über fünfzig Jugendherbergen in der Schweiz genutzt wird.
Text: David Heinen | Fotos: zvg
Beatenbucht, Beatushöhlen, Beatenberg – der heilige Beatus hat auf der rechten Thunerseeseite deutliche Spuren hinterlassen. Der Legende nach bekam St. Beatus von Petrus die Mission erteilt, nördlich der Alpen das Christentum zu verbreiten. So gelangte er in die Thunerseeregion – und hatte gleich ein gefährliches Abenteuer zu bestehen: In einer Höhle oberhalb des Sees lebte ein furchtbarer Drache, der die Landschaft verwüstete und die Menschen terrorisierte. Doch Beatus liess sich nicht einschüchtern und trat mutig mit dem Kreuz in der Hand dem Drachen entgegen. Dieser floh und stürzte in den Thunersee, wo er sein nasses Grab fand. Bis zu seinem Tod im Jahr 112 lebte Beatus dann in ebendieser Höhle als Einsiedler. Bei einer solchen Heldentat ist es kaum überraschend, dass ihn die Menschen in der Region von da an als Heiligen verehrten und die St.-Beatus-Höhlen zu einem Wallfahrtsort wurden. Die Wallfahrten nahmen in den folgenden Jahrhunderten immer weiter zu, angeblich weil die Kranken in den Höhlen von ihren Leiden befreit wurden. Doch Anfang des 16. Jahrhunderts setzte sich im ganzen Kanton Bern die Reformation durch, und der Berner Obrigkeit war das Treiben bei den St.-Beatus-Höhlen ein Dorn im Auge. Kurzerhand liess sie die Kapelle einreissen und die Höhle zumauern. Doch die Gläubigen liessen sich davon nicht abschrecken, immer wieder wurden die Mauern eingebrochen, und die Verehrung des St. Beatus dauerte fort.
Vom beschaulichen Buffet
zum modernen Restaurant
Genuss mit grandioser Aussicht
Nicht nur Schnitzel und Pommes
Seit Februar 2022 ist Matthias Pfäffli der Betriebsleiter im Seerestaurant Beatenbucht, und er legt grossen Wert auf Saisonales und Selbstgemachtes. Natürlich ist das Lokal erst mal ein Ausflugslokal – also dürfen Schnitzel, Pommes und Fischknusperli nicht auf der Karte fehlen. Bereits erwähnt wurden die Pizzen, für die das Küchenteam Teig und Sugo selbst herstellt. Die Karte bietet zusätzlich einige verspielte Sachen; so findet man darauf beispielsweise eine selbst gemachte Spargeltartelette mit Bärlauchpesto, süss-saurem Rhabarber und frittiertem Ei im Frühlingsangebot. Letztes Jahr war das vegetarische Tatar aus Pilzen, Auberginen und roten Zwiebeln ein echter Renner. Diese Eigenkreationen kommen gut an, und so bleibt die Fritteuse an manchen Tagen auch mal kalt. Klar ist: Das Team vom Seerestaurant Beatenbucht beherrscht die Klassiker genauso wie die moderne Küche. Sie wollen damit nicht nur für Ausflügler, sondern auch für Personen, die einfach gut auswärts essen möchten, interessant sein. Zudem werden immer mal wieder spezielle Anlässe durchgeführt. Vor einem Jahr wurde mit über 200 Gästen ein Rave veranstaltet. Das ganze Interieur wurde rausgeräumt und dafür ein DJ-Pult reingestellt. Solche Events sind noch im Aufbau begriffen, aber Matthias Pfäffli möchte das Konzept weiterverfolgen. Die Location ist schliesslich prädestiniert dafür.
Die Party wäre Beatus als Einsiedler wohl etwas zu viel gewesen, und er war sich wahrscheinlich auch etwas einfachere Kost gewohnt. Doch er hätte sicher Freude daran gehabt, dass sich die nach ihm benannte Bucht in so tollem Licht präsentieren kann – egal ob bei Regen oder Sonnenschein.