Badeperle in Hünibach

Badeperle in Hünibach

Badeperle in Hünibach

Schon über 20 Jahre bestand die Idee, die Ländtematte neu zu gestalten und Hünibach beziehungsweise der Gemeinde Hilterfingen eine schöne Liegewiese mit modernen WC-Anlagen und Umkleidemöglichkeiten zu schenken. Ende letzten Sommers wurde aus dem Traum Realität: Die neue Ländtematte konnte eingeweiht werden. Nun steht die erste vollständige Sommersaison für die neue Badeperle am rechten Thunerseeufer an.

Text: David Heinen  |  Fotos: Christine Hunkeler 

Das Areal, das sich vor der Ländte Hünibach erstreckt, besteht aus der Ländtematte und der Hirt-Matte. Während die Ländtematte bereits seit 1946 Eigentum der Gemeinde Hilterfingen ist, wurde die Hirt-Matte erst 1998 gekauft. Bereits kurz nach dem Erwerb der Hirt-Matte gab es erste Überlegungen, das Gelände neu zu gestalten und die beiden Bereiche ineinander zu integrieren. Ende der 2000er-­Jahre konnte schliesslich ein erstes Projekt vorgelegt werden, das das Volk jedoch zurückwies. Nicht besser erging es dem zweiten Projekt; auch dieses fand Mitte der 2010er-Jahre keine Mehrheit im Volk. Besonders dringlich war jedoch die Reno­vierung des Spielplatzes – dies war der ­Bevölkerung ein grosses Anliegen. Deswegen entschied der Gemeinderat, möglichst schnell dieses Vorhaben zu realisieren. Bald konnte der rund 60 000 Franken teure Spielplatz eingeweiht werden. Dieser besteht fast ausschliesslich aus Holz und wurde so geplant, dass es gegen den See zu noch genügend Platz für einen allfälligen Neubau der Buvette hatte. Ebenso wurde sichergestellt, dass es genügend Rasenflächen für die Sonnen- und Badehungrigen hat. Dass die Realisation des Spielplatzes so schnell vonstatten ging, nahm dem ganzen Projekt ein wenig die Brisanz, und man konnte sich etwas entspannter dem Rest der Ländtematte widmen.


Grossbaustelle am Thunersee

Nun startete man beim Projekt Ländtematte sozusagen wieder bei null. Das Berner Landschaftsarchitekturbüro Moeri & Partner AG bekam den Auftrag, einen Entwurf für die Parkanlage zu erstellen. Dieses Büro hatte bereits den Bonstettenpark am anderen Thunerseeufer gestaltet und konnte entsprechende Erfahrung in der Realisierung solcher Projekte vorweisen. Es kümmerte sich auch darum, das passende Architekturbüro für den Neubau der Buvette zu finden: Groenlandbasel. Nicht zu unterschätzen ist der Umstand, dass die Bevölkerung Hilterfingens im Rahmen von Workshops in die Planung miteinbezogen wurde. So fanden Anlässe statt, bei denen die Anwohnenden zu den ersten Entwürfen Stellung beziehen konnten. Dabei zeigte sich, dass die Idee einer modernen, langgezogenen, schon fast schiffsartigen Gestaltung der neuen Buvette auf viel Zuspruch stiess. Der Bevölkerung war es wichtig, dass in den Bau WC-Anlagen und Umkleidekabinen integriert werden. Es gab auch Stimmen, die Innenplätze forderten. Doch der Gemeinderat wollte kein Restaurant bauen. Es war nicht die Idee, als öffentliche Hand einen Restaurationsbetrieb zu subventionieren, der mit den privaten Betrieben konkurrieren würde. Nach langem Hin und Her wurde schliesslich im Jahr 2019 der Kredit für das neue Projekt von der Gemeindeversammlung genehmigt.

Obwohl dies ursprünglich nicht geplant war, fiel das Projekt dann zeitlich mit der Realisierung des überkommunalen Regenrückhaltebeckens zusammen, und man konnte beide Projekte parallel bauen. Also gab es eine sehr grosse Baustelle, verbunden mit den entsprechenden Unannehmlichkeiten für die Anwohnenden. So war das Einschlagen der 20 Meter langen Spundwände sicherlich kein akustischer Genuss. Diese waren jedoch nötig, damit die Anlage dem Seedruck standhalten konnte. Doch schuf das parallele Bauen auch Synergien; so musste man beispielsweise nur einmal einen Kran aufstellen. Im Frühling 2021 konnte das Regenrückhaltebecken fertiggestellt werden. Gegen Ende Sommer wurde dann auch der Rest der Ländtematte vollendet.

Vom Billetthäuschen zur modernen Buvette

Noch vor wenigen Jahrzehnten hatte es auf allen Ländten rund um den Thunersee Personal; dieses half den Schiffen beim ­Anlegen und kümmerte sich um den Billettverkauf. Als man die Billetthäuschen schliesslich nicht mehr benötigte, konnten sie umgenutzt und neuen Aufgaben zugewiesen werden. So auch auf der Ländtematte: Im Billetthäuschen war vor der Neugestaltung ein kleiner Gastronomiebetrieb untergebracht gewesen. Auch die WC-Anlagen ­befanden sich darin, und entsprechend ­beengt waren die Platzverhältnisse. Dieses kleine Kabäuschen ist nun einer modernen, ganz in Holz gehaltenen Buvette gewichen, die einen maritimen Flair versprüht. Daran anschliessend befinden sich die nun ganzjährig geöffneten WC-Anlagen und neue Umkleidekabinen. Das Restaurant Chartreuse aus Hilterfingen hat die Buvette als Pächterin übernommen. Das Gastro-Konzept sieht vor, dass von jung bis alt alle etwas finden können. Vieles wird frisch vor Ort hergestellt. Die Gemeinde legte auch Wert darauf, dass frische und gesunde Gerichte angeboten werden. Natürlich gibt es auch Pommes frites, doch solche Speisen sollen nicht das gesamte Angebot bestimmen.

Doch nicht nur die Buvette, sondern die ganze Anlage erstrahlt in neuem Glanz. So erhielt die ganze Bepflanzung eine veränderte Gestalt. Die meisten der alten Bäume konnte man jedoch erhalten, auch wenn einige leider der Baustelle weichen mussten. Dafür wurden viele neue Bäume gepflanzt, die in einigen Jahren zusätzlichen Schatten spenden werden. Vor der Buvette wurde Richtung See ein grösserer Kiesplatz eingerichtet. Zudem ist mit einer kleinen Bucht der Zugang zum See leichter geworden. Der bestehende Damm ist nun dank einem Holzsteg deutlich breiter. Weiter wurden zusätzliche Veloabstellplätze geschaffen, die, sobald die neu gepflanzten Bäume etwas grösser sind, auch im Schatten liegen.  Wer heute auf der vom See aus gesehen rechts gelegenen Hirt-Matte steht, kann es sich kaum mehr vorstellen, doch darunter ruht ein 650 Kubikmeter grosses Rückhaltebecken, auch eine Überlaufleitung in den See musste verlegt werden. Entsprechend wurde auf der Hirt-Matte ein Technikhaus für die Wartung des Rückhaltebeckens erstellt – dieses passt von der Gestaltung perfekt zur Buvette und besteht ebenfalls aus Holz. Gleich daneben befindet sich eine ausladende Liegepritsche für all diejenigen, die nicht auf der Wiese liegen möchten. ­Gegen hinten wird diese von einer Buchenhecke geschützt. Die Investition einzig für die Ländtematte zusammen mit der Buvette beläuft sich für die Gemeinde Hilterfingen auf eine Million Franken. Die Kosten für das Regenrückhaltebecken inklusive der Wiederherstellung der Liegewiese wurden dagegen in unterschiedlichen Anteilen zwischen den Gemeinden Thun, Hilterfingen, Oberhofen und Sigriswil aufgeteilt.

Nach einem sehr langen und teilweise auch steinigen Weg steht nun allen eine wunderschöne Anlage offen. So ist auch Gerhard Beindorff, Gemeindepräsident von Hilterfingen, der Stolz deutlich ins Gesicht geschrieben. Seit Jahren hat er das Projekt betreut und ist nun mehr als zufrieden. Die Rückmeldungen seien durchwegs positiv. Man hat sehr viel Platz, die ganze Anlage sieht einheitlicher aus und ist nicht mehr durch eine Hecke getrennt. Der Umbau hat sich also bewährt. Die Bevölkerung ist glücklich und nutzt die Anlage bereits jetzt rege. Alles in allem: ein voller Erfolg.

Dieses kleine Kabäuschen ist nun einer modernen, ganz in Holz gehaltenen Buvette gewichen, die einen maritimen Flair versprüht.

Hinterlassen Sie einen Kommentar

* Erforderlich