Zu neuem Leben erwacht

Zu neuem Leben erwacht

Zu neuem Leben erwacht

Wer dem rechten Thunerseeufer Richtung Oberland entlangfährt, kommt beim neu renovierten Seehof vorbei, welcher in neuem Glanz erstrahlt und zusammen mit Einkaufsmöglichkeiten den Dorfkern von Hilterfingen aufwertet.

Text: Monica Schulthess Zettel  |  Fotos: Christine Hunkeler, Stefan Sutter, Tabea Reusser

Vor über 100 Jahren, genauer gesagt im Jahr 1908, wurde in Hilterfingen an der Staatsstrasse das Hotel Wildbolz durch den Architekten Albert Gerster gebaut. Nicht nur Gäste aus der Schweiz fanden den Weg hierher an den Thunersee, sondern auch aus dem Ausland, zum Beispiel aus Strassburg, kamen sie angereist. Später wurde es zum Hotel Seehof, und die Gäste nutzten weiterhin die grosszügige Gartenanlage und unternahmen Ausflüge in die Berge. Im Jahr 1942 wurde der Hotelbetrieb aufgelöst und stattdessen Wohnungen eingerichtet, später wurde zudem im Erdgeschoss für einige Zeit ein Restaurant mit Bar geführt. Im Jahr 1968 wurde der Seehof renoviert, doch danach nagte der Zahn der Zeit an dem schützenswerten Objekt.


Der Neubeginn

Die Bauherrengenossenschaft Seehof – zusammengesetzt durch die Firmen IBP Integrale Bauherren- und Projektbetreuung AG, Häsler und Partner AG sowie RB Beteiligungen AG – erwarb den Seehof, um diesen zu renovieren und umzunutzen. Sie sah vor, den Dorfkern von Hilterfingen aufzuwerten, und plante im Seehof Wohnungen sowie Einkaufsmöglichkeiten auf dem Areal zwischen dem Seehof und dem Gemeindehaus. Im Oktober 2010 wurde das erste Baugesuch eingereicht, welches jedoch vom Thuner Regierungsstatthalter nicht bewilligt wurde, sodass das Konzept überarbeitet werden musste. Nachdem die Gemeinde die Überbauungsordnung geändert hatte, wurde das neue Baugesuch vor rund drei Jahren genehmigt.

Das historische Gebäude

Wie die Denkmalpflege des Kantons Bern schreibt, handelt es sich um einen mächtigen Putzbau in malerischem Heimatstil. Das Kellergeschoss ist ein Mauerwerk aus Steinquadern, die in der Fachsprache Bossenquader genannt werden. Ockerfarbige Putzquader findet man an den Ecken im Hauptgeschoss. Die Bedachung des Gebäudes ist vielgliedrig, längsseitig beherrscht von je einem asymmetrischen Querfirst mit regionalistischen Freibünden. Frontseitig hat es eine polygon vorkragende verglaste Terrasse und Balkonbauten. Diverse malerische Details finden sich am Gebäude. Zum Beispiel eine doppelstöckige Eckloggia mit Stichbogen und Eckpfeilerstellung, neogotische, teilweise gestufte Kreuzstockfenster und vielfältige Dachlukarnenformen. Gemäss der Denkmalpflege handelt es sich um ein Gebäude von vielfältiger Qualität, das das Dorfzentrum beherrscht. 

Die Wohnungen

Die Bauherrengenossenschaft hat rund 18 Millionen Franken in das Projekt gesteckt, sodass der Seehof wieder zu altem Glanz zurückgefunden hat, wenn er auch keine Hotelgäste mehr beherbergt sondern Mieter das Gebäude mit Leben erfüllen. Es sind 14 unterschiedlich grosse 2-Zimmer- Wohnungen entstanden, die Nettowohnflächen zwischen 46 und 81 Quadratmetern aufweisen und behindertengerecht umgesetzt wurden, wie die neue Besitzerin der Liegenschaft, die Seehof Hilterfingen AG, eine Tochtergesellschaft der AEK Bank 1826, schreibt. Mit jeweils eigenem Waschturm mit Waschmaschine und Tumbler weisen die Wohnungen Eigentumsstandard auf. Während das Eichenparkett den Boden definiert, sind Wände und Decken in Weiss gehalten, wie auch alle Türen und Fensterrahmen. Einzig farbige Platten bei den Küchen setzen Farbakzente. Wo möglich wurden Holzbalken freigelegt, die zusammen mit Dachschrägen in den oberen Wohnungen einen speziellen Charme vermitteln. Neben den offenen Küchen zu den Wohnzimmern mit Granitabdeckung, Geschirrspüler und Glaskeramikkochfeld, gibt es jeweils ein Schlaf- sowie ein Badezimmer mit Dusche und Toilette, wobei auch letzteres durch den Einsatz von weissen Kacheln in Weiss gehalten ist. Einige der Wohnungen verfügen über Balkone oder sogar Terrassen, von denen aus je nach Lage das Bergpanorama wie auch die Seesicht genossen werden kann.

Das Treppenhaus

Zum angenehm hell beleuchteten Treppenhaus dank Fenstern und Leuchten gelangt man entweder durch die Garage oder aber durch die schöne hölzerne Eingangstüre, die mit Glas und schönen Ornamenten aus Eisen verziert ist. Besonders erwähnenswert ist der alte Personenlift, welcher nicht durch einen modernen Aufzug ausgewechselt wurde. Die Innenverkleidung der Kabine ist aus Holz und mit Spiegeln versehen, was den Raum grösser erscheinen lässt. Durch die mit Verzierungen versehene Abschrankung aus Gitter kann man dem Lift beim Hinauf- und Herunterfahren zusehen. Zudem windet sich um den Aufzug eine Treppe bis ins Obergeschoss.

Die Umgebung

Für die Mieter wurde ebenerdig eine Autogarage gebaut, die 41 Fahrzeugen Platz bietet. Zudem stehen draussen weitere Parkplätze zur Verfügung. Direkt vor dem Gebäude befindet sich eine STI-Bushaltestelle, und auch bis zur BLS-Schiffstation ist der Weg nicht weit, sodass die Lage wirklich ideal ist. Nebst dem Gemeindehaus findet sich in unmittelbarer Umgebung eine Postagentur wie auch ein AEK-Bancomat. In der Nähe befindet sich das Alters- und Pflegeheim Magda, und ältere Wohnungsmieterinnen und -mieter haben bei Bedarf die Möglichkeit, Dienstleistungen in den Bereichen Verpflegung und Hauswirtschaft zu nutzen. Zudem ist ein Ärztezentrum in Planung, was die Umgebung zusätzlich aufwerten würde. Gleichzeitig mit dem Umbau des viergeschossigen Seehofs wurden eine 500 Quadratmeter grosse Migros-Filiale sowie eine kleinere Denner-Bibite-Filiale gebaut und eröffnet. 

Das TeaRoom

Eine kleine Wohlfühloase wurde mit dem Seehof Caffè erschaffen, das von der AEK Bank 1826 beziehungsweise der AEK Gastro AG betrieben wird und nicht nur von den neuen Wohnungsmietern genutzt wird. Verschiedenste Muster prägen den Raum des Restaurants. Einerseits das Fischgrätmuster des Parketts, aber auch die geblümte Tapete, in Anlehnung an den ursprünglichen Park des Seehofs, von wo aus die Gäste den Ausblick nicht nur auf den See sondern auch auf Wiese und Obstbäume genossen. Mit Erdtönen wie Grün und Dunkelrot wurden Farbakzente gesetzt, und auch Stuckaturen an der Decke lassen Erinnerungen an frühere Zeiten aufkommen. Das charakterische Herzstück des Tearooms ist der Tresen mit klassischem Zementfliesenmuster, welcher in seiner Farbigkeit Bezug zum See aufnimmt. Interessanterweise sind die Stuckaturen nicht am Rand der Decke angebracht, sondern in runder Form oberhalb von Säulen, aber auch bei einigen der kleinen runden Leuchten, die herunterhängen, und sogar künstlerisch umgesetzt einfach so an der Decke. Nebst dem Holzboden sind auch die verschiedenen Stühle aus Holz wie auch die Tischplatten und Regale, wo ein kleines Sortiment an ausgewählten Produkten verkauft wird. Nebst feinem Kaffee werden verschiedene Teesorten angeboten, aber man kann auch auf ein Glas Wein vorbeikommen. Gebackene Süssigkeiten warten hinter der Theke auf Liebhaber, oder man kann sich mit einem Prosecco-Frühstück verwöhnen. Zum Mittagessen stehen jeweils ein Menü mit und ohne Fleisch zur Auswahl, und am Nachmittag ist zum Beispiel ein Seehof-Plättli die richtige Wahl. Es wird dabei viel Wert auf die Verwendung regionaler Spezialitäten gelegt, die unter anderem bei der Gartenbauschule Hünibach bezogen werden. Zudem können die Räumlichkeiten für private Apéros oder andere Anlässe gebucht werden.

Der Charme des Hauses ist zurückgekehrt und der prächtige Seehof ist wieder eine Augenweide.

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