Kunstvoll sanieren - Zeitzeugen erhalten – Aus blau mach grün
Kunstvoll sanieren - Zeitzeugen erhalten – Aus blau mach grün
Die Filiale FIT Im Schoren in Gwatt der Confiserie Steinmann war ursprünglich ganz anders geplant. Im Industriegebiet gelegen, sollte hier ein neuer Produktionsstandort entstehen. Doch es kam anders und im Jahr 2018 wurde ein schöner neuer Verkaufs- standort eröffnet. Wie es zur Umwandlung des Gebäudes kam, ist eine längere Geschichte und war eine architektonische Herausforderung.
Text: Carmen Frei | Fotos: Carmen Frei, zvg
Heute ist der Standort Im Schoren unverkennbar derjenige der Confiserie Steinmann. Dabei war alles ganz anders geplant. Das Haus, welches zuvor seinen Platz an dieser Stelle hatte, war dem Minergie-Standard verpflichtet. Als Modell-Haus für ein Minergie-Pilotprojekt gebraucht, wurde es allerdings nie bewohnt. Stattdessen fanden hier vor allem Schulungen statt, der obere Stock des Hauses wurde vermietet. Da das Haus nicht komplett funktionstüchtig war und als Wohnhaus ungeeignet, entschloss man sich, es abzureissen. Doch es kam anders: Das Grundstück wurde von der Confiserie Steinmann erworben und als neuer Produktionsstandort eingeplant. Hierbei war von Anfang an klar, dass man das Haus einer Grundrenovation unterziehen musste. Die Lüftungssysteme und die sanitären Anlagen waren nicht ausreichend für die Pläne der Confiserie Steinmann und die Fluchtwege mussten angepasst werden. Ausserdem sollte die Wiese einer Anlieferung und Parkplätzen weichen, damit genug Platz für die Lieferanten und Mitarbeiter vorhanden war.
Der steinige Weg der Vorgaben
Die Adresse Im Schoren als Produktionsstandort erschien sinnvoll, da sie sich mitten im Industriegebiet befindet. Anstelle des blauen Hauses sollte also eine Produktionsstätte mit Anlieferung und Einstellhalle im Untergrund entstehen. Bereits hier traf man auf die ersten Herausforderungen. So gestaltete sich die Planung einer Anlieferung denkbar schwierig, da es nicht möglich war, eine Durchfahrt zu garantieren. Die Vorschriften sahen aber vor, dass die Produzenten ohne Wenden an den Produktionsstandort heranfahren und diesen wieder verlassen können, also eine direkte Durchfahrt möglich sein muss. Dafür reichte der vorhandene Umschwung des Gebäudes aber nicht aus. Ein weiteres Problem stellte die geplante Einstellhalle dar. Das Minergie-Haus war auf einem Moos-Untergrund gebaut worden, welchen man hätte pfählen müssen, um ihn bebauen zu können. Diese Massnahme hätte aber einen grossen finanziellen Aufwand bedeutet. Angesichts dieser Hindernisse entschloss sich das Team um Marcel und Barbara Steinmann schliesslich dafür, den Standort zu einer weiteren Ver- kaufsstätte umzugestalten.
Ein Anbau, der passt
Nach der Planänderung, am Standort eine weitere Filiale zu realisieren, sahen sich Marcel und Barbara Steinmann allerdings auch wieder mit einigen Schwierigkeiten konfrontiert. Das Minergie-Modellhaus, welches in seiner ursprünglichen Form so nie funktioniert hatte, wies einige Merkmale auf, welche für einen Confiserie-Betrieb so nicht dienlich waren. Die Raumhöhe stellte sich als Problem heraus, die Belüftung und Kühlung der Räume ebenso. Das Haus war nicht sehr massiv gebaut worden, die Isolierung stellte sich für einen Confiserie-Betrieb als unbrauchbar heraus und musste verstärkt werden. Schnell wurde klar, dass man dem Haus auch zusätzlichen Raum hinzufügen musste. Ein Anbau wurde nötig, welcher aber im Einklang mit der ursprünglichen Form des Hauses stehen sollte. Dies veranlasste die Planer, ein Quadrat an das Haus anzufügen, welches in seiner Grundform ebenfalls quadratisch war. Heute verbergen sich hier Küche und sanitäre Anlagen, welche beim vorherigen Bauwerk nicht gebraucht worden waren. Die Lüftungsanlagen konnten schliesslich auch gut unter- gebracht werden, ebenso wie die für den Betrieb notwendige Elektronik.
Arbeit im Team
Der Umbau forderte auch die zuständigen Architekten. Denn vor dem Umbau mussten sie sich mit dem Confiserie-Betrieb vertraut machen. Die speziellen Bedürfnisse der Branche sollten durch eine intensive Zusammenarbeit mit der Familie kennengelernt und umgesetzt werden. Die Teamarbeit der Familie Steinmann und der Architekten stellte zudem sicher, dass das Projekt die Confiserie Steinmann entsprechend repräsentierte. So kam es auch zur Aussengestaltung der Filiale. Das markante Steinmann-Design sollte nämlich auch hier zum Ausdruck kommen. Die Umgebungsgestaltung sollte aber gleichzeitig im Einklang mit dem Umfeld stehen und genug Platz für die Kunden bieten. Es war geplant, dass das vormals in Blau gehaltene Haus komplett im Steinmann-Grün erstrahlen sollte. Die Auflagen der Stadt, welche für die Umgebung gelten, in der das Haus steht, liessen dies allerdings nicht wie geplant zu. Das Projekt musste den Anforderungen entsprechen. In enger Zusammenarbeit mit dem Architekten konnten Stein- manns aber eine Lösung finden, welche die Auflagen erfüllte und gleichzeitig der Confiserie Steinmann gerecht wurde. Nun erstrahlt das Haus in grau und grün, das Gebäude ist nach wie vor nicht zu übersehen und die Gestaltung der Umgebung ist auch unverkennbar im Erscheinungsbild der Confiserie Steinmann gehalten.
«Das Haus erstrahlt in grau und grün, das Gebäude ist nicht zu übersehen und die Gestaltung der Umgebung ist auch unverkennbar im Erscheinungsbild der Confiserie Steinmann gehalten.»
Design innen und aussen
Auch die Innenausstattung ist geprägt vom Design der Confiserie Steinmann. Die Innenräume erstrahlen im Steinmann-Grün: Die Wände und die Sitzplätze wie auch die Lampen sind ebenfalls in grün gehalten. Aber auch das ursprüngliche Gebäude sollte sich in der Konzeption wiederfinden. Die Verkaufstheke nimmt die Form des Gebäudes wieder auf und ist als Quadrat in der Geschäftsmitte positioniert. Die Platzierung der Verkaufsfläche war dabei ebenfalls nicht unproblematisch. Die auffällige Fensterfront verleiht dem Geschäft zwar eine schöne Erscheinung, was aber auch bedeutet, dass sich an sonnigen Tagen die Innenräume stark erhitzen. Die Lüftung musste entsprechend eingerichtet werden, ist nun aber sehr gut in der Decke integriert. Allgemein gibt es in den Verkaufsräumen viel versteckte Technik, es konnten aber schlussendlich alle Anforderungen, welche das herausfordernde Bauprojekt stellte, erfüllt werden.
Nun begrüsst einen die Filiale FIT in grün und grau an der Adresse Im Schoren. Gleich nebenan liegt die Bushaltestelle, aber auch sonst hat sich der Standort als Glücksfall erwiesen. Das Quartier hat seit Planungsbeginn viel an Wachstum verzeichnet und somit hat man auch Kundschaft dazugewon- nen. Der Sitzplatz, welcher die Besucher begrüsst und der Spielplatz für die kleinere Kundschaft laden dazu ein, bei der Filiale zu verweilen. Die grünen Steine, welche sich in der Dekoration der Parkplätze finden, bieten dem Besucher den ersten und letzten Verweis auf die Confiserie Steinmann.